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Marie-Louise von Franz

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Marie-Louise von Franz, Tiefenpsychologin, Schülerin und Mitarbeiterin von C. G. Jung, * 4. Januar 1915 in München, + 17. Februar 1998 in Küsnacht bei Zürich.

Leben

Marie-Louise von Franz wurde als Tochter eines österreichischen Barons in München geboren, sie lebte seit 1918 in der Schweiz, wo sie 1932 eingebürgert wurde. Promotion in klassischer Philologie an der Universität Zürich. Ab 1934 Zusammenarbeit mit C. G. Jung (bis zu dessen Tod 1961), besonders im Zusammenhang mit seinen Studien über Alchemie.

Sie ergänzte Jungs Alterswerk «Mysterium Coniunctions» mit einer sorgfältigen Interpretation der «Aurora consurgens», eines christlich-alchemistischen Textes, die 1957 erschien.
Langjährige Dozentin und Lehranalytikerin am C.G.-Jung-Institut in Zürich und Ehrenpräsidentin am Forschungs- und Ausbildungszentrum für Tiefenpsychologie nach C. G. Jung und Marie-Louise von Franz.
1974 gründete sie zusammen mit einigen ihrer Schüler (René Malamud, Willi Obrist, Alfred Ribi, Paul Walder) die Stiftung für Jung'sche Psychologie. Diese bezweckt die Unterstützung der Forschung und die Verbreitung der Erkenntnisse im Gebiete der Jung'schen Psychologie. Im stiftungseigenen Verlag erscheint die Zeitschrift Jungiana.

In ihrem Schaffen lassen sich vier Schwerpunkte ausmachen.

  • Zum einen war es die Alchemie mit ihrem Opus magnum, der Edition samt Übersetzung und Kommentar des dem Thomas von Aquin zugeschriebenen alchemistischen Traktates “Aurora Consurgens”, das als dritter Band von C.G. Jungs “Mysterium Coniunctionis” 1957 erschienen ist. An diesem Werk hat sie nach eigenen Angaben fünfzehn Jahre lang gearbeitet.
  • Gleichzeitig aber hat sie in einem weiteren monumentalen Werk, dem weit über tausend Seiten starken Buch über die “Symbolik des Märchens”, das Ergebnis einer neunjährigen Arbeit, den Grundstein zur Märcheninterpretation im Rahmen der Jungschen Psychologie gelegt. Aus diesem Fundus und ihren vielfältigen Vorlesungen am Jung Institut und anderswo sind mit den Jahren eine ganze Reihe Publikationen auf diesem Gebiet entstanden, wodurch sie auch einem grösseren Publikum bekannt geworden ist.
  • Ab den 1960er Jahren hat ein weiteres, aus ihrer Beschäftigung mit der Alchemie entwachsenes Gebiet, die Unus mundus Idee (d.h. die hinter dem Dualismus von Psyche und Materie zu ahnende Einheitswirklichkeit), ihren Geist bis in die späteste Zeit gefesselt. Daraus ist, neben einer Anzahl von Aufsätzen, ihr drittes grosses Opus “Zahl und Zeit” (1970) entstanden.
  • Der vierte Eckpunkt ihres Schaffens war selbstverständlich ihre psychotherapeutische Praxis, die ihr über Jahrzehnte hinweg einen Siebenstundentag beschert hat. Daraus ist ersichtlich, wie vielen Menschen sie eine Hilfe gewesen ist, und wie viele angehende Analytikerinnen und Analytiker sie als direkte Schülerin C.G. Jungs in den Geist dieser Psychologie initiiert hat.

In ihrer analytischen Arbeit war sie oft von entwaffnender Direktheit (was unter Umständen von gewissen Leuten nicht ertragen wurde) sowie sehr konkret, treffend und diesseitig in ihren Traumdeutungen (eine Kunst, die sie hervorragend beherrschte).
Zugleich war es ihr aber dank ihrer profunden Kenntnis der Strukturen des kollektiven Unbewussten gegeben, jene Rückverbindung zu den archetypischen Wurzeln herzustellen, welch die conditio sine qua non der Heilung psychischen Leidens bedeutet. Ihren Erfahrungsschatz auf diesem Gebiet hat sie in ihrem Buch “Psychotherapie” niedergelegt.

Veröffentlichungen

Ihre zahlreichen Publikationen in englischer und deutscher Sprache gehen Fragen der heutigen Zeit mit pragmatischem und symbolischem Sinn aus der Sicht der Analytischen Psychologie an. Themen ihrer Bücher sind unter anderem Traum- und Märchendeutungen, die mittelalterlichen Gralserzählungen, die Visionen des Niklaus von Flüe, die Probleme der Projektion und über ihre Forschungen zur Synchronizität.

  • 1943 Die ästhetischen Anschauungen der Iliasscholien
  • 1951 Die Passio Perpetuae. Versuch einer psychologische Deutung. / Passio Perpetuae. Das Schicksal einer Frau zwischen zwei Gottesbildern.
  • 1952 Symbolik Des Märchen, Bd. 1: Versuch einer Deutung
  • 1957 Aurora Consurgens. Ein dem Thomas von Aquin zugeschriebenes Dokument der alchemistischen Gegensatzproblematik.
  • 1957 Gegensatz und Erneuerung im Märchen / Symbolik Des Märchen, Bd. 2: Gegensatz und Erneuerung
  • 1957 Symbolik Des Märchen, Bd. 3: Registerband
  • 1958 Meditation in Religion und Psychotherapie
  • 1959 Die Visionen des Niklaus von Flüe
  • 1960 Die Graalslegend in psychologischer Sicht
  • 1968 Der Mensch und seine Symbole
  • 1970 Zahl und Zeit
  • 1971 C. G. Jung und die Theologen. Selbsterfahrung und Gotteserfahrung bei C. G. Jung.
  • 1972 C. G. Jung. Sein Mythos in Unserer Zeit
  • 1977 Die Mutter im Märchen. Deutung der Problematik des Mütterlichen und des Mutterkomplexes am Beispiel bekannter Märchen.
  • 1977 Das Weibliche im Märchen
  • 1978 Spiegelungen der Seele. Projektion und innere Sammlung in der Psychologie C. G. Jungs.
  • 1980 Die Erlösung des Weiblichen im Manne. Der goldene Esel von Apuleius in tiefenpsychologischer Sicht.
  • 1980 Im Umkreis des Todes
  • 1980 Licht aus dem Dunkel: Die Malerei von Peter Birkhäuser.
  • 1983 Die Zofingia Vorträge (1896-1899)
  • 1984 Traum und Tod. Was uns die Träume Sterbender sagen.
  • 1985 Begegnungen mit der Seele. Aktive Imagination, der Weg zu Heilung und Ganzheit.
  • 1985 Der Schatten und das Böse im Märchen
  • 1985 Die Suche nach dem Selbst. Individuation im Märchen.
  • 1985 Träume
  • 1986 Erlösungsmotive im Märchen
  • 1986 Psychologische Märcheninterpretation. Eine Einführung.
  • 1987 Der ewige Jüngling. Der Puer Aeternus und der kreative Genius im Erwachsenen.
  • 1987 Die Katze
  • 1987 Wissen aus der Tiefe. Über Orakel und Synchronizität.
  • 1988 Psyche und Materie. Ausgewählte Schriften.
  • 1989 Bibliographie von Marie-Louise von Franz
  • 1989 Jungiana Reihe A Band 1
  • 1989 Jungiana Reihe A Band 2. Marie-Louise von Franz zum 75. Geburtstag.
  • 1990 Festschrift für Marie-Louise von Franz zum 75. Geburtstag
  • 1990 Psychotherapie. Erfahrungen aus der Praxis.
  • 1990 Schöpfungsmythen. Bilder der schöpferischen Kräfte im Menschen.
  • 1991 Jungiana Reihe A Band 3
  • 1992 Jungiana Reihe A Band 4
  • 1993 Lilith, die erste Eva: eine Studie über dunkle Aspekte des Weiblichen
  • 1994 Archetypische Dimensionen der Seele
  • 1994 Erfahrungen mit dem Tod. Archetypische Vorstellungen und tiefenpsychologische Deutungen.
  • 1995 Jungiana Reihe A Band 5
  • 1996 Jungiana Reihe A Band 6
  • 1997 Jungiana Reihe A Band 7
  • 1997 Jungiana VI. Beiträge zur Psychologie von C. G. Jung.
  • 1998 Jungiana Reihe A Band 8. Marie-Louise von Franz, 4. Januar 1915 bis 17. Februar 1998.
  • 1999 Jungiana Reihe A Band 9
  • 2001 C. G. Jung. Leben, Werk und Visionen
  • 2001 Fenster zur Ewigkeit. Die Malerei von Peter Birkhäuser. / Jungiana Reihe B Band 7
  • 2001 Jungiana Reihe A Band 10, Beiträge zur Psychologie
  • 2001 Jungiana Reihe B Band 7 (siehe: Fenster zur Ewigkeit)
  • 2002 Ein Gespräch mit Marie-Louise von Franz
  • 2002 Jungiana Reihe A Band 11
  • 2002 Puer Aeternus. Ewiger Jüngling und kreativer Genius
  • 2004 Der Goldene Esel. Der Roman des Apuleius in tiefenpsychologischer Sicht