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Kapuzinerkloster Waldshut

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Ehemaliges Kapuzinerkloster Waldshut Ansicht von Norden

Das Kapuzinerkloster Waldshut ist ein ehemaliges Kloster des Kapuzinerordens in der Stadt Waldshut am Rhein, Deutschland. Die Grundsteinlegung erfolgte 1654. Die franziskanisch bescheidene materielle Ausstattung, zu der jedoch ein Freskenzyklus von Johann Melchior Eggmann gehörte, und die umfangreiche Bibliothek sind verloren beziehungsweise zerstreut. Der seit der Aufhebung von 1821 mehrfach vollständig umgebaute Gebäudekomplex wird seit 1860 vom Spitalfond Waldshut genutzt.

Geschichte

Gründung

Musterentwurf für das Kloster aus der Handschrift Don 879 in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart
Kapuzinerkloster Waldshut in der heutigen Ansicht von Süden

Die flächendeckende Einrichtung von Kapuzinerklöstern in Vorderösterreich war ein Akt der Gegenreformation, der bereits nach dem Regierungsantritt Leopold V. begonnen wurde. Der Französische Krieg von 1633 bis 1648 und die darauf folgende französische Besatzung der Waldstädte bis in den Dezember 1650 sorgte für eine Unterbrechung des Programmes, das unter Leopolds Sohn Ferdinand Karl wieder aufgenommen wurde. Unter der Maxime Glaube und Treue sollte der weitgehend von protestantischen Gebieten umgebene habsburgische Korridor konfessionell und ideologisch gefestigt werden. 1633 waren die Besatzungen der Waldstädte in großen Teilen zu den Schweden übergelaufen.[1]

Unter der Aufsicht des Basler Fürstbischofs Johann Franz von Schönau übernahm die schweizer Kapuzinerprovinz die Planung, Errichtung und Besetzung der drei Klostergründungen in Rheinfelden, Laufenburg und Waldshut. In Säckingen waren bereits die Franziskanerinnen vertreten. Ein bis etwa 1664 geführter handschriftlicher Kodex aus der fürstenbergischen Hofbibliothek Donaueschingen, der Codex Donaueschingen 879 dokumentiert das scheizerisch-österreichische Gemeinschaftsprojekt. Das Werk wird dem aus Pfullendorf stammenden Ordensbaumeister Probus Heine zugeschrieben.[2] Die wichtigsten Geldgeber und Förderer des Waldshuter Kapuzinerklosters waren die Familie des Statthalters von Marx Jakob von Schönau, der Fürstabt von St. Blasien Franz I. Chullot, der Landgraf im Klettgau Johann Ludwig II. von Sulz und die mit den Schönau verbundene Familie des Freiherren Franz Ludwig von Roll (Bernau). Für den Klosterbau in Waldshut wurden 4203 Gulden und 9 Batzen veranschlagt.

Der letzte Akt der Gründung nach der Errichtung der Klausur war die Weihung der Konventskirche am 7. Juli 1659 unter dem Patronat des Hl. Antonius von Padua durch den Konstanzer Bischof Franz Johann Vogt von Altensumerau und Prasberg.[3]

Wichtige Ereignisse

  • 1656 verstarb der Förderer des Klosters Johann Franz von Schönau kurz vor der Erhebung in die Kardinalswürde in Pruntrut an der Wassersucht. Der Fürstbischof verfügte testamentarisch eine Herzbestattung in einer silbernen Kapsel, die nach seinem Wunsch im Chor der Konventskirche des im Bau befindlichen Waldshuter Kapuzinerklosters einzumauern war.
  • 1659 wurde das Kloster mit acht Patres, die überwiegend aus dem Rheinfelder Kapuzinerkloster abgezogen wurden besetzt.
  • 1664 richteten die Städte Rheinfelden, Laufenburg und Waldshut einen gemeinsamen Gesuch an Erzherzog Sigismund Franz zur Anbindung ihrer Kapuzinerklöster an die Vorderösterreichische Ordensprovinz, da man nicht von den "jeweils abhold gewesten Schweizern" getröstet und geistlich versehen werden wollte.[4]
  • 1668 verfügte Kaiser Leopold I. den Anschluss an die österreichische Kapuzinerprovinz.
  • 1687 Johann Ludwig II. von Sulz verfügt ebenfalls seine Herzbestattung in der Konventskirche.
  • 1688 die Kapuzinermönche vermitteln bei einem Einfall der Franzosen.
  • 1746 das im Erbfolgekrieg durch Franzosen und Bayern im Mitleidenschaft gezogene Kloster wird umfassend renoviert.
  • 1754 erste Erwähnung der Fideliskapelle.
  • 1758 Zwist mit der Stadt wegen der Einrichtung von Kreuzwegstationen in der Laienkirche.
  • 1784 Verwendung der Stadt angesichts der drohenden Aufhebung.
  • 1796 Rückzugsgefechte nach der Schlacht von Hohenlinden greifen auf das Kloster über.
  • 1801 Übertragung des Klosters am den Johanniterorden nach dem Entschädigungsplan gemäß der Frieden von Luneville und Amiens.
  • 1803 Nochmalige Zuweisung an den Johanniterorden durch den Reichsdeputationshauptschluss.
  • 1804 Auf Grund eines Debakels beim Neubau von St. Marien wird die Laienkirche bis 1808 als provisorische Stadtkirche im Schichtbetrieb genutzt.
  • 1806 Übergang des Klosters an das Großherzogtum Baden
  • 1813 Der Konventstrakt wird aufgrund eines Typhusausbruches innerhalb der Schwarzenbergischen Armee in ein Seuchenlazerett umgebaut und erhält den Anbau einer zweistöckigen großen Latrinenanlage an der Westseite.
  • 1821 Das Waldshuter Kapuzinerkloster wird nach dem Tod des letzten Kapuzinermönches aufgehoben.

Aufgaben des Klosters

In der Seeelsorge halfen die Kapuzinerpriester innerhalb des Dekanates Waldshut aus. Seelsorgerisch betreuten sie weiterhin das Spital Waldshut und die Beschäftigten der Hammerwerke in Albbruck. Ab 1670 kam nach der Abschaffung des Pfarrzwanges die Abnahme der Beichte hinzu. In der Folge berichteten die vorderöstereichischen Kapuzinerklöster über jährlich bis zu 800 000 abgenommene Beichten.[5]

Ein weiterer Schwerpunkt lag in der Mission, die sich bis tief in die reformierten Kantone der Eidgenossenschaft erstreckte. Dies führte zu wiederholt Verhandlungen der Eidgenössischen Tagsatzung, so 1735 nach einer scharfen Predigt eines Waldshuter Kapuziners.[6] Wiederholt wurden in der Eidgenossenschaft auffällig gewordene Kapuziner der schweizer Provinz nach Waldshut versetzt. Ein Bruder des Zürcher reformierten Predigers Johann Kaspar Lavater suchte noch 1775 das Waldshuter Kapuzinerkloster mit Konversionsabsichten auf.

Im Auftrag des Waldhuter Kirchenfonds buken die Laienbrüder Hostien. Der letzte Laienbruder Sidonius Fuchs beantragte am 22. September 1822 den Dispens vom Ordensgelübde und verlegte sich mit seiner Gattin erfolgreich auf die Hostienbäckerei.[7]

Zur Volkstümlichkeit der Kapuzinermönche trug der Verkauf von diversen Klosterarbeiten, geweihten Kräuterbüscheln und Geisterbannungen bei. In der lokalen Volkssage vom Schatz und Spuk im Schlosse Homburg tritt ein Waldhuter Kapuziner auf.[8] Bei offentlichen Anlässen, wie 1770 bei der Feyerlichen Uebersetzung der kayserlich-königlich- auch herzoglich-oesterreichischen höchsten Leichen traten die E. W. Väter Kapuziner mit ihrem Tragekreuz auf. Beachtete Veranstalungen waren die Einladung des Kapuzinerpredigers [[Marco d'Aviano] durch den Rat um 1680.

Der Kapuzinerorden erwarb sich große Verdienste bei der Versorgung der Pestkranken in den Epidemien des 16. und frühen 17. Jahrhunderts. Eine Hilfestellung der Waldshuter Kapuziner bei Seuchenausbrüchen und eine Tätigkeit im nahen Leprosenhaus sind anzunehmen.

Wirtschaftliche Situation

Im Gegenzug für seelsorgerische oder pflegerische Tätigkeiten erhielt das Kloster Almosen in Naturalien, die bisweilen kapitalisiert wurden. Das Kloster, das trotz der Lage selbst keinen Weinbau betrieb, erhielt so vom Spitalfond jährlich zwei Saum Weinundweitere vier Saum von der Pfarrei. Diese lieferte auch weitere Naturalien wie das Getreide zum Hostienbacken. Die Stadt übernahm nach der Stadtrechnung von 1731 bis 32 die Kosten für Wachs und Öl und kapitalisierte die Freimahlzeiten der Mönche an Fronleichnam und an den Kirchweihen mit zwölf Gulden. Weitere Einnahmen brachten die Übernahme von Pfründen und die Industrieseelsorge in Albbruck.[9]Hinzu kqamen zahlreiche Stiftungen. Die Freiherrlich Roll'sche Stiftung für das Kapuzinerkloster Waldshut war ab 1809 Gegenstand von langjährigen Auseinandersetzungen der Regierung des Großherzogtums Baden mit dem Kanton Aargau, die nach einer Reihe von Vergleichen 1819 beendet wurden.[10]

Das Kloster in Kriegszeiten

Zu Beginn des Pfälzischen Erbfolgekrieges brachen 200 Reiter und 500 Infanteristen der französischen Festung Hüningen am 10. Dezember 1688 zu einer militärischen Exkursion nach Waldshut auf.[11] Die vorgewarnten Bürger und die Besatzung hatten sich rechtzeitig vor der Ankunft der Franzosen am 22. Dezember über den Rhein abgesetzt und überließen den Kapuzinermönchen die Unterhandlungen. Tatsächlich erzielten die Kapuizner bei ihren Verhandlungen mit dem Befehlshaber Francois-Joseph Comte de Clermont-Tonnere einen zunächst vorteilhaften Abschluß.[12]

Im Österreichischen Erbfolgekrieg und In den Revolutionskriegen wurde das Kloster geräumt und den durchziehenden Truppen als Kaserne zur Verfügung gestellt. Am 4. Oktober 1796 hoben mehrere Hundert Karaczay'sche Chevauxlegers 170 französche Infanteristen, die im Kloster kaserniert waren, nach einem Schusswechsel aus.[13] Am folgenden 19. Oktober überfiel das Giulay'sche Freikorps unterhalb des Klosters die Nachhut des von Hohenlinden zurückkehrenden französidchen Trosses. Erst der Einschlag eine französischen Kanonenkugel in die Mauer des Klosters beendete das Gefecht in dem 50 Franzosen fielen.[14]

Während einer Typhusepidemie zum Ende der Napoleonischen Kriege wurde das Kloster bis 1816 als Seuchenlazarett genutzt. Die Laienkirche diente als Magazin.

Säkularisation und Aufhebung

Kardiotaph des Johann Franz von Schönau auf dem Gottesacker in Waldshut

Der lange Prozess der Säkularisation des Klosters wurde im Februar 1782 in Wien eingeleitet. Nach wiederholten Eingaben der Stadt Waldshut beantragte die Freiburger Regierung 1785 im Kapuzinerkloster Waldshut 13 Priester und 3 Laienbrüder zur Aushilfe in der Seelsorge zu belassen.[15] In den Bestimmungen des Friedens von Lunéville wurde das Kapuzinerkloster Waldshut dem Souveränen Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes von Jerusalem von Rhodos und von Malta aus Ausgleich für verlorenen linksrheinischen Besitz zugesprochen. Die provisorische Zivilbesitznahme durch den Ordenskanzler Ittner aus Heitersheim erfolgte am 15. November 1802. Mit dem Frieden von Pressburg fiel das Kloster dauerhaft an das Großherzogtum Baden, das es weiter auf Aussterbeetat setzte. Der letzte Guardian Werner Fechtig verstarb 1809. Nach dem Tod des letzten Kapuzinerfraters wurde das Kloster nach einer letzten zeremoniellen Handlung am 7. November 1821 endgültig aufgehoben. Am 19. Dezember 1821 wurden die Kirchengerätschäften öffentlich in Waldshut versteigert.

Letzte Ruhestätte der Väter Kapuziner

Der mit der Profanisierung des Kapuzinerklosters Waldshut beauftragte Kaplan der Gottesackerkapelle Achill Beck, ein ehemaliger Ordensgeistlicher des 1820 ebenfalls aufgehobenen Franziskanerklosters Überlingen legte 1822 nahe der Nordwand der Gottesackerkapelle ein unteridisches Beinhaus an, in das die Gebeine der Kapuzinermönche aus dem unter der Fideliskapelle gelegenen Ossuarium transferiert wurden. 1825 erhielt Beck die von Frey-Herosé ausgebrochenen Kardiotaphe und Herzkapseln des Fürstbischofs von Basel und des Landgrafen von Sulz. Achill Beck vermauerte die Kapseln in der Kapellenwand und befestigte davor die Kardiotaphe. Die Gedenkstätte wurde durch von Beck verfasste lateinische Inschriften erläutert. Achill Beck selbst wurde nach seinem Tod neben der Gedenkstätte bestattet. Von der Gedenkstätte hat sich lediglich der Kardiotaph des Fürstbischofes, der nach vorübergehender Verbringung in das Kapelleninnere heute an der Friedhofsmauer aufgestellt ist, erhalten.[16]

Spätere und heutige Nutzung des Gebäudes

Der Rheinhof im ehemaligen Kapuzinerkloster Waldshut
Kapuzinerkloster Waldshut Südflügel in heutiger Nutzung

Die Klosteranlage kam nach 1822 in den Besitz des Aarauer Industriellen Friedrich Frey-Herosé, der in den Gebäuden eine Chemische Fabrik zur Erzeugung von Vitriolöl einrichtete. Frey-Herosé leitete persönlich die Umbauarbeiten, die erhebliche substanzielle Eingriffe zur Folge hatten. Am 21. Juni 1825 erschien Frey-Herosé unangemeldet im Pfarrhaus bei Pfarrer Joseph Benedikt Sohm und ließ die aus der Wand der Konventskirche ausgebrochenen Kardiotaphe des Fürstbischofs von Basel und des Landgrafen von Sulz samt der entnommenen Herzkapseln abladen.

Da sich der Zweitstandort Waldshut für Frey-Herosé mittelfristig nicht rentierte, veräußerte er den Gebäudekomplex an den Gastronomen Josef Hierlinger, der ihn zur zur Gaststätte und Hotel Rheinhof umbaute. Eine Lithogapische Ansicht von Godefroy Engelmann aus den 1840er Jahren zeigt die die baulichen Veränderungen der Fassade, die bis heute kennzeichnend sind. In der Fideliskapelle und der Laienkirche wurde ein Obergeschoss eingezogen. Die Kirchenfenster und die Fenster des Klostertraktes erhielten einheitliche mittlere Größen. Die Giebelkreuze wurden durch Blitzableiter ersetzt und der Dachreiter entfernt. Der Eingangskorridor, die Latrinenanlage aus der napoleonischen Zeit und die Umfassungsmauer wurden vollständig abgetragen.

1857 wurde der Rheinhof vom Spitalfond erworben, der nach zweijähriger Umbauzeit in dem Gebäudekomplex 1859 das erste Waldshuter Krankenhaus eröffnete. Die noch heute bestehende Krankenhauskapelle mit Rundbogenfenstern wurde 1861 in den ehemaligen Kapitelsaal eingebaut. Die ehemalige Konventskirche ist nur im Eingangsbereich angeschnitten.

Die Erweiterungen des Spital Waldshut im 20. Jahrhundert führten zu immer weiteren Nutzungen und Änderungen. Anfang der 1975 Jahren wurde ein Abriss diskutiert. Nach erneuten Umbauten ist der ehemalige Klosterkomplex seit 1985 aufgeteilt und wird vermietet. In der ehemaligen Laienkirche wurde im Erdgeschoss eine Apotheke eingerichtet. In der ehemaligen Klosterküche findet sich heute der Aufenthaltseraum der Notaufnahme mit Teeküche. Im ehemaligen Refektorium stehen der Rettungswagen und der Notarztwagen. In den übrigen Gebäudeteilen sind Arztpraxen und ein Medizinisches Versorgungszentrum in Trägerschaft den Spitals untergebracht. Die Kapelle wurde renoviert und als zweite Krankenhauskapelle beibehalten.

Die Klosterbibliothek

Die Klosterbibliothek wurde aus Buchspenden und Legaten aufgebaut. Auf Buchgaben aus dem Besitz des letzten klettgauer Landgrafen von Sulz kann aus einem Vermerk von Joseph Bader geschlossen werden, der aus Eintragungen im Willkommbuch der Küssaburg mit einem Besitzeintrag des Kaputzinerklosters Waldshut zitiert.[17] Auf einen Bestand an Wiegendrucken verweist eine Basler Ausgabe des Chronicon des Antoninus (Forentinus) von 1491 mit einem Besitzvermerk des Klosters im Katalog der Erzdiözese Rottenburg-Stuttgart.[18] Mit Testament vom 17. Dezember 1730 vermachte der Probst von Wolfegg und frühere Stadtpfarrer von Donaueschingen Johann Theodericus Straubhaar seine Bibliothek dem Kapuzinerkloster seiner Heimatstadt Waldshut.[19]

Anlässlich der Klosterrenovation von 1746 wurde im Folgejahr ein Katalog der gedruckten Bestände des Klosters erstellt.[20] Der Bestand umfasste danach 2200 Titel unterschiedlicher Formate in 19 Rubriken. Zu den hervorzuhebenden Titeln gehören eine Lyoner Holbeinbibel sowie das Glückbuch mit den Illustrationen des Petrarcameisters (Augsburg 1539). Der überwiegende Teil umfasste theologische Titel in lateinischer und deutscher Sprache. Historische Werke (195 Titel), Philosophie (30 Titel), Geistliches und weltliches Recht (43 Titel), Vermischtes (59 Titel) sowie italienische und französische Bücher (124 Titel) umfassten etwa ein Fünftel des Bestandes.

Die Bibliothek wurde nach der Aufhebung des Klosters ab 1822 veräußert. Die Verkaufsliste der Bücher von 1822 beinhaltet überwiegend Drucktitel des 17. und 18. Jahrhunderts.[20] Aus dem Vermerk Baders kann geschlossen werden, dass die bedeutenderen Werke vorab abgegeben wurden.[21]

Künstlerische Ausstattung und Kirchengeräte

Die frühbarocke Ausstattung des Kloster war den Regeln der Kapuziner gemäß zweckdienlich und bescheiden gehalten. Die Altarblätter der beiden Kirchen und der Fideliskapelle sind nicht erhalten.

Fresken

Anlässlich der Renovation von 1746 wurde die Laienkirche durch den Rorschacher Wanderfreskanten Johann Melchior Eggmann mit einer illusionistischen Marienkrönung ausgemalt,[22] eine Thematik, die zum Ende des österreichischen Erfolgekrieges durchaus als politisches Signal zu verstehen ist. Die Fresken fielen den ersten Umbauarbeiten zum Opfer. Eine erneute ( heute übertünchte ) farbintensive Ausmalung der Krankenhauskapelle im ehemaligen Kapitelsaal erfolgte in den 30er Jahren durch den örtlichen Kirchenmaler Bertsche.

Geläut

Die 148 Pfund schwere Glocke des Klosters , 1731 vermutlich in der Giesserei der Waldshuter Familie Grieshaber gefertigte Glocke, mit den Bildnissen des gekreuzigten Heilands, Maria Empfängniss und des Hl. Antonius und der Umschrift S. Antonius Pater Capucinorum, wurde auf der Versteigerung vom 19. Dezember 1821 von der Gemeinde Kadelburg für die neu errichtete Pfarrkirche erworben. Sie ging durch eine Konfiskation im Zweiten Weltkrie verlustig.[23]

Die Herzbestattungen

Die 1825 durch Pfarrer Sohm entnommene innere silberne Herzkapsel des Landgrafen von Sulz wird im Klettgau Museum Tiengen gezeigt. Der Kardiotaph des Fürstbischofs von Basel ist heite am Engang des Gottesackers aufgestellt.

Beschreibung

Lageplan des Erdgeschosses aus der Architectura Capucinorum, um 1656

Außenanlage

Das Klostergelände lag vor dem Unteren Tor und grenzte an den Stadtgraben. Der Gemarkungsplan von Waldshut, erstellt 1775 durch den Geometer Johann Hühnerwadel, zeigt das Gelände in der Form eines Drachenviereck mit Ausziehung nach Südwest. Es war an der Nordseite von der Heerstraße, im Osten vom Stadtgraben, im Süden von der Rheinhalde und im Westen von einer Grünfläche begrenzt. Der nach Aufhebung erstellte Aufriss des Stadtbaumeisters Sebastian Fritschi zeigt das von einer Mauer umgebene Gelände mit nur wenigen Metern Abstand zum Klosterkomplex. Ein kleiner Vorhof gab die Nordfassade und die Eingänge zur Laienkirche und zum zum Korridor des Konventsgebäude frei. Innerhalb der Mauern lagen im Uhrzeigersinn im Osten ein kleiner Baumgarten, auf der Höhe des Chores der Konventskirche der Begräbnisplatz der Kapuziner. Der spitz zulaufende Streifen entlang der Rheinhalde diente als Kräuter- und Heilpflanzengarten. Im Süden schlossen sich der Wirtschaftshof und im Norden die Zufahrt zum Konvent an, die durch ein Tor im Nordwesten erreichbar waren. Am Übergang vom Garten zum Wirtschaftshof stand eine Brunnen mit zwei Trögen.

Laienkirche und Konventskirche

Ausgehend von den bauzeitlichen Plänen für das Waldshuter Kloster in der Architectura Capucinorum stand die rechteckige Laienkirche (1) im Nordosten der Anlage. In dem kleinen ihr südlich angebauten rechteckigen Gebäudetrakt mit zwei Jochen folgten die Konventskirche (2) und nach Süden der Kapitelsaal (3). Die Laienkirche und die Konventskirche waren durch zwei während der Handlungen verschlossene Fenster und eine Trülle verbunden. Die beiden Fenster ermöglichten Beichte und Kommunion. Durch die Trülle wurden die aus liturgischen Gründen benötigten Mittel Wein, Wasser und Brot ausgetauscht. Konventsseitig ermöglichte ein obengelegenes Fenster, den Einblick in die Laienkirche.[24] Die Kanzel der Laienkirche wurde über die im Obergeschoss des Konventstrakts gelegene Bibliothek erreicht. Hinter der Konventskirche nach Süden lag der Kapitelsaal. Nach Osten waren der Konventskirche und dem Kapitelsaal eine kleine Sakristei (4) und ein Flur mit einem Wandbecken (5) angebaut.

Fideliskapelle

1729 wurde der als Erstlingsmärtyrer des Kapuzinerordens angesehene Feldkircher Gurdian Fidelis selig- und am 29. Juni 1746 von Papst Benedikt XIV. zusammen mit Kamillus von Lellis heiliggesprochen. Zum Gedenken seine Martyriums in der Schweiz wurde die 1754 erstmals erwähnte Fideliskapelle (6) an die Ostmauer der Laienkirche im rechten Winkel angebaut. Unter der Fidliskirche wurde ein Ossuarium zur Aufnahme der Gebeine des Klosterfriedhofes angelegt.

Konventstrakt

Der vierflügelige Konventstrakt westlich der Kirchen wurde durch den Eingangskorridor (7) erschlossen. Der verschmälerte Ostflügel (9) beinhaltete die Besucherloge (10) der Konventskirche. Klosterhofseitig (8) war eine halboffene Galerie (9) angelegt. Über eine Tür gelangte man in die geschlossene Galerie (11) des Südflüges, die das Treppenhaus (12) , das Refektorium (13) und die Klosterküche (14) erschloss. Im abgetrennten Westflügel lag eine wiederum geschlossene Galerie (15), die zum Necessarium mit einem Waschraum (17) und den dahintergelegenen Latrinen (18) führte. Die davorgelegene über die Küche erreichbare Speisekammer war über ein zweites Treppenhaus (16) , mit dem Fruchtspeicher und Keller verbunden. Im Nördlichen Flügel, der wiederum durch eine halboffene Galerie (19) erschlossen wurde, lagen westlich das Audienzzimmer (20), der Hostienbackofen (21), Registratur mit Archiv (22) und die Pförtnerloge (23). Im Obergeschoss des Traktes fanden sich zunächst Gästezimmer, Zellen für 26 Mönche, die Bibliothek, sowie das Kranken- und Sterbezimmer mit Fenstern zur Konventskirche.

Heutige Anlage

Bedingt durch die medizichen Nutzung durch das im Westen angebaute Spital ist der Gebäudekomplex von Zufahrten und Parkplätzen umgeben. Die historisch inkorekte farbliche Gestalung setzt den Gebäudekomplex vom Spital ab. An die klösterliche Nutzung erinnern ein kleiner nachempfundener Glockenturm und eine Gedenktafel über dem zurückgesetzten Eingang des ehemaligen Konventstraktes.

Literatur

  • Ernst Adolf Birkenmayer: Das frühere Kapuzinerkloster. In: Freiburger Diöcesan-Archiv. Band 21. Herder’sche Verlagsbuchhandlung, Freiburg 1890, S. 216–218.
Commons: Kapuzinerkloster Waldshut – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Architectura Capucinorum Cod. Don. 879 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Merian, Mathaeus: Theartum europaeum, Band 3, Frankfurt am Main, 1670, S. 97ff.
  2. Mitteilungen des Historischen Vereins des Kantons Schwyz, Band 70, Einsiedler Anzeiger, 1978, S. 47
  3. Birkenmayer, Ernst Adolf: Das frühere Kapuzinerkloster, Freiburger Diöcesan-Archiv, Bd. 21, Freiburg, Herder’sche Verlagsbuchhandlung, 1890, S. 216f.
  4. Vergl. Birkenmayer, Ernst Adolf: Das frühere Kapuzinerkloster, Freiburger Diöcesan-Archiv, Bd. 21, Freiburg, Herder’sche Verlagsbuchhandlung, 1890, S. 217
  5. Vgl. Blickle, Peter: Das Alte Europa: vom Hochmittelalter bis zur Moderne, H.C. Beck, München, 2008, S. 116
  6. Müller, Johann: Der Aargau: seine politische rechts-, kultur- und sitten-geschichte, Band 2, F. Schulthess, Rupperwyl, 1871, S. 210
  7. Allgemeine Kirchenzeitung, Band 4, Karl Wilhelm Leske, Darmstadt, 1825, S. 535.
  8. Vgl. Baader, Bernhard: Schatz und Spuk im Schlosse Homberg, in: Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden, Herscher'sche Buchhandlung, Karlsruhe, 1851, S. 5.
  9. Vergl. Birkenmayer, Ernst Adolf: Das frühere Kapuzinerkloster, Freiburger Diöcesan-Archiv, Bd. 21, Freiburg, Herder’sche Verlagsbuchhandlung, 1890, S. 216-218f.
  10. Vgl. Vollständige Sammlung der Großherzoglich-Badischen Regierungsblätter, Band 1, Punkt 15 in Nr.XXXVI vom 2. September 1809
  11. Vergl. Zurlauben, Beat Fidel: Histoire militaire des Suisses au service de la France, Desaint & Saillant, 1703, Band 7, S.211
  12. Vergl. Birkenmayer, Ernst Adolf: Das frühere Kapuzinerkloster, Freiburger Diöcesan-Archiv, Bd. 21, Freiburg, Herder’sche Verlagsbuchhandlung, 1890, S. 217f.
  13. Vgl. Theimer, Alexander: Geschichte des k.k. siebenten Uhlanen-regiments erzherzog Carl Ludwig von seiner errichtung 1758 bis ende 1868, L. Sommer, 1869, S. 122f.
  14. Baumhauer, A.: Geschichte der Stadt Waldshut, H. Zuimmermann, Waldshut, 1927, 179
  15. Franz, Hermann: Studien zur kirchlichen Reform Josephs II. mit besonderer Berücksichtigung des vorderösterreichischen Breisgaus, Freiburg, Herder'sche Verlagshandlung, 1908, S. 170.
  16. Johann Huber: Geschichte des Stifts Zurzach: Ein Beitrag zur schweizerischen Kirchengeschichte[1]
  17. Bader, Joseph: Badenia, I. Band. Jahrg. 1839 S. 43. Anm.
  18. Katalog der Inkunabeln in Bibliotheken der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Wiesbaden 1993 (Inkunabeln in Baden-Württemberg, Bestandskataloge 1), (INKA 14000070) mit Besitzvermerk des Kapuzinerkloster Waldshuts (um 1700)
  19. Schwenke, Paul: Zeitschrift für Bibliothekswesen, O. Harrassowitz., 1910, S. 205
  20. a b Bibliothek des aufgehobenen Kapuzinerklosters Waldshut, Bestand B 750/14 Nr. 364, im Staatsarchiv Freiburg
  21. Vgl. Bader, Joseph: Badenia, I. Band. Jahrg. 1839 S. 43. Anm.
  22. Schwab, Hanni und Ruffieux, Roland: Geschichte des Kantons Freiburg, Band 2, Kommission zur Publikation der Freiburger Kantonsgeschichte, 1981 - 1155 S. 698
  23. Argovia, Band 4, 1864, S. 53, Anmerkung
  24. Grunder, Karl: Zisterzienserbauten in der Schweiz: neue Forschungsergebnisse zur Archäologie und Kunstgeschichte, Band 1, Verlag der Fachvereine, 1990, S. 253

Koordinaten: 47° 37′ 21,9″ N, 8° 12′ 32,1″ O