Pickelhaube
Die Pickelhaube (auch Sturmhaube, französisch casque) ist ein Militärhelm.

Die Pickelhaube besaß einen mittelalterliche Vorläufer. Er bestand aus einem offenen Helm ohne Visier. Diese Haube fand auch Verwendung bei den Waffeneinheiten der Pikenieren. Auch trugen die Arkebusiere die Pickelhaube, die Musketiere dagegen den leichteren Hut. Auch die im feindlichen Feuer arbeitenden Sappeure trugen bis ins 19. Jahrhundert eine Art Pickelhaube.
1842 wurde unter König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen für die preußische Armee ein neuer Helm verordnet, der dann 1843 eingeführt wurde. Er war aus gepresstem Leder mit Metallverstärkungen gefertigt. Sein Markenzeichen war die Metallspitze oben auf dem Helm. Sie sollte Säbelhiebe seitlich ablenken, da damals neben Schusswaffen immer noch Säbel eingesetzt wurden. Bei der Artillerie wurde statt der Spitze eine Kugel getragen, da sonst bei der Bedienung der Geschütze das Risiko von Verletzungen bestanden hätte.
Entgegen landläufiger Meinung ist die Pickelhaube nicht nach der charakteristischen Metallspitze benannt; das Wort entstammt dem Mittelhochdeutschen und bezeichnete ursprünglich eine unter dem eigentlichen Helm getragene Blechhaube, aus der dann eine eigene Helmform entstand.
Ob die moderne Pickelhaube wirklich in Preußen erfunden wurde, ist nicht sicher. Der Legende nach sah Friedrich Wilhelm IV. 1842 bei einem Besuch in Russland auf dem Schreibtisch des Zaren ein Vorserienmodell einer russischen Pickelhaube und war davon so begeistert, dass er diese Helmform sofort in Preußen einführte, während Russland erst 1846 folgte. Der Rückgriff auf eine mittelalterliche Helmform entsprach auch der romantisch-idealisierenden Vorstellung Friedrich Wilhelms IV. von dieser Epoche. Angeblich wurde bereits vor 1842 bei einer bayerischen Feuerwehr Helme dieses Typs getragen. Von Preußen ausgehend verdrängte diese Helmform nach und nach bei allen deutschen Staaten andere Helmtypen und den bis dahin üblichen Tschako. 1886 gab letztlich sogar Bayern den für das bayerische Heer so typischen Raupenhelm auf und übernahm die Pickelhaube, auch wenn der Prinzregent aufgrund einer Sonderregelung statt des auch für Generale vorgeschrieben Helms aus Preußen weiterhin den in Bayern üblichen Generalshut trug. In Bayern trug übrigens auch die Artillerie den Helm mit Spitze. Auch in einigen anderen europäischen Ländern, in lateinamerikanischen Staaten und den USA wurde zeitweilig die Pickelhaube getragen.
Im 1. Weltkrieg erwies sich die Pickelhaube als nicht mehr geeignet. Die meisten Kopfverletzungen rührten von kleinen Granatsplittern her, denen das Ledermaterial nicht mehr gewachsen war. Zudem warnte die Spitze der Pickelhaube die gegnerischen Soldaten vor einem bevorstehenden Angriff, da sie meist aus dem Schützengraben ragte. Deshalb ordnete die Oberste Heeresleitung 1915 an, die Spitze beim Fronteinsatz nicht zu tragen. Als verbesserter Kopfschutz wurde 1916 der Stahlhelm eingeführt. Die Pickelhaube blieb nach dem Krieg teilweise noch bei Polizei und Feuerwehr in Gebrauch. In Südamerika wird der Helm heute noch von Paradeeinheiten bei besonderen Anlässen getragen.
Auch der Helm der britischen Bobbys ist eine Abwandlung der ursprünglichen, höheren Version der Pickelhaube. Bei dieser Form wurde jedoch auf das prägende Element, die Spitze, verzichtet.

Die Pickelhaube stand später stellvertretend für alles Deutsche. Sogar in der Gebärdensprache der Gehörlosen symbolisiert der ausgestreckte, nach oben zeigende und über die Stirn gehaltene Zeigefinger die Pickelhaube und bedeutet deutsch.
Literatur
- Die Sammlungen des Wehrgeschichtlichen Museums im Schloss Rastatt, Reihe 5: Kopfbedeckungen. Band 1*:
Ulrich Schiers: Die Verbreitung der Pickelhaube in den deutschen Staaten, Freiburg 1988
- (*weitere Bände gibt es jedoch nicht!)
Weblinks
- www.Pickelhauben.net – Sammlerseite mit zahlreichen Farbphotos (engl.)
- www.Kaisersbunker.com schöne Sammlerseite mit zahlreichen Farbphotos (engl.)
- www.Pickelhaubes.com – engl. Seite mit Forum