Zum Inhalt springen

Quandt (Familie)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. Januar 2006 um 12:57 Uhr durch 84.173.191.159 (Diskussion) (Herbert und Harald Quandt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Quandt ist der Name einer deutschen Industriellenfamilie, die sich um 1700 im brandenburgischen Pritzwalk angesiedelt hatte. Der Tuchfabrikant Emil Quandt (1849-1925) ließ seinen Sohn Günther Quandt (1881-1954) eine Ausbildung in der Textilindustrie absolvieren. Danach trat Günther Quandt als Prokurist in die väterliche Firma ein. Bereits 1909 war er Leiter mehrerer Tuchfabriken in seiner Heimatstadt.


Günther Quandt

In erster Ehe war Günther Quandt mit Antonie Ewald verheiratet, die 1918 an der spanischen Grippe starb. Aus dieser Ehe gingen die beiden Söhne Hellmut Quandt (1908-1927) und Herbert Quandt (1910-1982) hervor.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde Günther Quandt zum Leiter der "Reichswolle AG" ernannt. Seine Firmengruppe wurde Hauptlieferant der Armee. Nach dem Krieg blieb er bis 1922 Referent im Reichswirtschaftsministerium. Ab 1922 engagierte er sich mehr und mehr in der Kaliindustrie, und es gelang ihm, die Aktienmehrheit der Akkumulatoren AG (AFA) zu erwerben - die spätere Firma VARTA.

Zwischen 1921 und 1929 war Quandt mit Magda Rietschel verheiratet. Aus dieser Ehe ging der Sohn Harald hervor, den Günther Quandt nach der Scheidung von Magda bei sich behielt. Magda heiratete später Joseph Goebbels.

Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wurde Quandt 1937 mit der Funktion des Wehrwirtschaftsführers betraut. Die Akkumulatoren der AFA dienten unter anderem U-Booten als Antrieb, die Textilbetriebe lieferten - wie schon im Kaiserreich und in der Weimarer Republik - die Uniformen und Decken, andere quandtsche Unternehmen Waffen und Munition.

Unmittelbar nach Kriegsende wurde Quandt in einem Entnazifizierungsverfahren zum "Mitläufer" erklärt. Es gelang ihm, sich im Zuge des Wirtschaftswunders wieder eine Führungsrolle zu erarbeiten. Seine Kinder, den 1910 geborenen Sohn Herbert und dessen Halbbruder Harald, hatte er zu Nachfolgern erkoren. Er brachte beide in leitenden Positionen in den von ihm kontrollierten Betrieben unter. Gemeinsam mit ihnen führte er das Quandt-Imperium durch die Familiengesellschaft "AG für Industriebeteiligungen" von Stuttgart aus. Günther Quandt starb am 20. Dezember 1954 auf einer Urlaubsreise in Kairo. Das Kapital der millionenschweren Quandt-Holding ging zu je 50 Prozent an seine beiden Söhne.

Herbert und Harald Quandt

Die Söhne verwalteten das Erbe gemeinsam, legten jedoch gewisse Zuständigkeiten fest. Während sich Harald Quandt auf die in der Industriewerke Karlsruhe-Augsburg AG (IWKA) gebündelten Maschinenbau- und Rüstungsaktivitäten konzentrierte, kümmerte sich Herbert Quandt um VARTA, Daimler-Benz und BMW. Letztere, die Bayerischen Motorenwerke in München, sollten sich als eine der größten Herausforderungen im Leben der Quandts erweisen und wurden mit der spektakulären Übernahme der Vorherrschaft bei BMW 1959, mit der die Übernahme durch Daimler-Benz verhindert wurde, ihr wohl größter unternehmerischer Erfolg.

Von großer wirtschaftlicher Bedeutung sind heute vor allem die Beteiligungen von Herbert Quandts dritter Frau Johanna Quandt. Zusammen mit ihren beiden Kindern Susanne Klatten und Stefan Quandt hält sie 46,6 Prozent der Anteile am bayerischen Automobilbauer BMW.

Teile des Familienvermögens wurden in die Quandt Stiftung eingebracht.

Liste der Familienmitglieder

Beteiligungen der Quandts

  • VARTA AG - Batteriehersteller - ehemals mehrheitlich im Besitz der Quandts
  • IWKA AG - von 1928-1980 von der Familie Quandt kontrolliert
  • BMW AG Mehrheitlich von der Familie Quandt kontrollierter Autohersteller
  • Altana AG - mehrheitlich im Besitz von Susanne Klatten
  • Delton Gruppe - Holdinggesellschaft von Stefan Quandt
  • Langenscheidt Verlag - Verlag des Ehemanns von Gabriele Quandt-Langenscheidt
  • GEMPLUS AG - Chipkartenhersteller - zu ca. 19% Beteiligung der Familie
  • Biologische Heilmittel Heel GmbH

Literatur

  • Rüdiger Jungbluth: Die Quandts: Ihr leiser Aufstieg zur mächtigsten Wirtschaftsdynastie Deutschlands. Campus 2002 ISBN 3-593-36940-0