Arnold-Janssen-Gymnasium St. Wendel
| Arnold-Janssen-Gymnasium St. Wendel | |
|---|---|
| Schulform | Privatschule |
| Gründung | 1898 |
| Adresse | Missionshausstraße 50 |
| Ort | St. Wendel |
| Land | Saarland |
| Staat | Deutschland |
| Koordinaten | 49° 27′ 51″ N, 7° 11′ 34″ O |
| Träger | Steyler Missionare |
| Schüler | 485 (2012) |
| Leitung | Hans-Georg Frank (weltlich), P. Fabian Conrad, SVD (geistlich) |
| Website | www.ajg-wnd.de |
Das Arnold-Janssen-Gymnasium (AJG, früher Missionshaus St. Wendel) ist eine von der christlichen Ordensgemeinschaft der Steyler Missionare (SVD) gegründete Katholische Privatschule im Saarland.
Geschichte
1899 wurde von Arnold Janssen eine Schule in St. Wendel zum Zwecke der berufsgebundenen Ausbildung nicht mehr schulpflichtiger, katholischer, männlicher Jugendlicher zu Ordensbrüdern für die Missionsarbeit gegründet. Schule waren die landwirtschaftlichen Betriebsgebäude des „Wendelinushofes“, in die Lehrwerkstätten für die handwerkliche, landwirtschaftliche und technische Ausbildung integriert worden waren. Für die gymnasiale Ausbildung zum Ordenspriester wurde von 1900 an das Missionshaus und eine Kirche errichtet. 1904 wurde ein Internat eingerichtet.
Die 1933 an die Macht gekommene nationalsozialistische Regierung sah von Beginn an in den konfessionelle Schulen den geistigen Feind einer Jugenderziehung in ihrem Sinne. „Die Klosterschulen und ähnliche Einrichtungen seien nicht geeignet, nach ihrer geistigen Verfassung ein Ersatz für öffentliche deutsche Schulen zu bilden.“ 1938 verbot das „Reichsministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung“ Geistlichen über einen Religionsunterricht hinaus jegliche Lehrtätigkeit. Pressekampagnen, Hausdurchsuchungen, Verhöre und Verhaftungen klerikaler Lehrpersonen wurden mit öffentlichen Vorwürfen von „[…]Die Lügenfabrik im St. Wendeler Missionshaus […] mit der Herstellung und Verbreitung von Hetzschriften beschäftigt […] begleitet.[1]
Die katholische Kirche und das Missionshaus versuchten auf juristischem Weg die Vorwürfe der Staatsfeindschaft zu widerlegen und bemühten sich „dem neuen Staat gegenüber loyal zu sein.“ Bei der Auswahl des Lehrpersonals wurde zugesagt das Gebot der „politischen Zuverlässigkeit“ zu beachten. Nationalsozialistische Schriften und Zeitungen kamen zur Auslage. Für das Weiterbestehen aller Steyler Missionsschulen wurde vom Orden besonders „die Vermittlung kultureller Werte in den deutschen Kolonien“ hingewiesen.
Die Reichsregierung sah dagegen die Missionarsnachwuchssarbeit „zahlreiche wertvolle Kräfte der deutschen Volksgemeinschaft entziehen.“ Adolf Hitlers Erster Sekretär und Reichsleiter Martin Bormann konnte nicht erkennen, „inwieweit diese Missionsorden für den deutschen Kultureinfluß von Bedeutung sind. […] es sei dies ein selbst vorgebrachtes Argument, die Beseitigung der Missionsschulen zu verhindern“.
1939 forderte die NSDAP-Gauleitung Saar-Pfalz von den Kommunalleitungen die „Beseitigung aller klösterlichen und sonstigen bekenntnismäßig geführten Schuleinrichtungen.“ 1940 wurde die Schule geschlossen und 120 Missionsschüler in die St. Wendeler Oberschule überführt. Verpflegt und wohnen konnten sie weiterhin im Missionshaus. Bereits ab 1938 hatte das Missionshaus Räume für die Deutsche Wehrmacht bereit stellen müssen, die bis zum Beginn des Frankreichfeldzugs im Mai 1940 stationiert blieben.
Im Januar 1941 beschlagnahmte die Geheime Staatspolizei Saarbrücken (Gestapo) das Missionshaus, einschließlich aller Vermögenswerte, wegen „fortgesetzten Verstoßes gegen die Sicherheit des Staates“. Den Ordensangehörigen wurde der Aufenthalt in den Gauen Saar-Pfalz und Moselland untersagt. Sie wurden vorläufig in das Missionshaus St. Augustin bei Bonn gebracht. Die für den „Wendelinushof“ zuständigen Ordensbrüder wurden zur Weiterführung des Betriebs dienstverpflichtet. Das Internat löste sich durch den Weggang der Schüler auf.
Die Öffentlichkeit soll von der Auflösung und Enteignung kaum Notiz genommen haben. In späteren Berichten wird die passive Haltung des Trierer Bischofs Bornewasser zu den Vorgängen in St. Wendel dargestellt.
Ab dem 1. September 1941 bis in den März 1945 war die Schule eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt, auch "Napola" genannt, eine Eliteschule zur Heranbildung des nationalsozialistischen Führernachwuchses. Wie bei der Mehrzahl anderer Napolas, waren mutmaßlich SS-Angehörige die Schulleitung der NPEA St. Wendel.
Am 19. März 1945 besetzten die US-Amerikaner St. Wendel und bezogen bis zum Sommer mit zeitweilig 800 Mann die Anlage. Danach nahm bis Januar 1946 französisches Militär hier Quartier. Zeitgleich wurde wieder ein Internat für Schüler des St. Wendeler Gymnasiums eingerichtet. Auch ein eigener Schulbetrieb wurde wieder aufgenommen.
Im April 1946 hob die französische Militärbehörde die Beschlagnahme auf und die Ordensgemeinschaft erhielt das Verfügungsrecht über die Anlage zurück. Umfangreiche Reparatur- und Ausbauarbeiten – die Kriegsjahre und die Besatzungszeit hatten Spuren hinterlassen – und ein neues Internatsgebäude in den 1960-70er Jahren vergrößerten die Anlage.
Ende der 1960er Jahre aber waren die Schülerzahlen für eine Missionarsausbildung so weit zurückgegangen, dass das Internat geschlossen wurde und die Schule als „Staatlich anerkannte Katholische Privatschule“ weitergeführt wurde. In dieser Zeit wurde wahrscheinlich der Ordensgründer zum Namen „Arnold-Janssen-Gymnasium.“
Im September 1969 zogen 31 externe Schüler in die Räume des Missionshauses. 1984 durften erstmals 35 Mädchen den Unterricht am Arnold-Janssen-Gymnasium besuchen. Inzwischen beträgt der Anteil der Schülerinnen die Hälfte der gesamten Schülerschaft. Die Zahl der neu aufgenommenen Schüler nahm in den folgenden Jahren zu, so dass mit jedem beginnenden Schuljahr vier bis fünf Eingangsklassen gebildet werden (Allerdings gab es im Jahr 2005/2006 nur zwei Eingangsklassen).[2]
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Kirche (2005)
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Internatsgebäude (2005)
Literatur
- Arnold-Janssen-Gymnasium Jahrbuch 2010. St. Wendel 2010.
- Alois Heck: Das Missionshaus St. Wendel unter der NS-Herrschaft. In: Werner Prawdzik (Hrsg.): 100 Jahre Missionshaus St. Wendel. 1898–1998. Bd. 2, Nettetal 2000, ISBN 3-8050-0426-5.
Einzelnachweise
- ↑ Saarbrücker Zeitung. 31. Juli 1937.
- ↑ W. Prawdzik: 100 Jahre..., und mündl. Auskünfte von Ordensmitgliedern.