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Berlin-Britz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Britz
Ortsteil von Berlin
Britz auf der Karte von NeuköllnBerlinNeuköllnBritzBuckowBuckowGropiusstadtRudowBrandenburg
Britz auf der Karte von Neukölln
Koordinaten 52° 27′ 0″ N, 13° 26′ 0″ OKoordinaten: 52° 27′ 0″ N, 13° 26′ 0″ O
Fläche 12,4 km²
Einwohner 44.012 (31. Dez. 2024)
Bevölkerungsdichte 3549 Einwohner/km²
Eingemeindung 1. Okt. 1920
Postleitzahlen 12347, 12359
Ortsteilnummer 0802
Bezirk Neukölln

Britz ist ein Ortsteil im Bezirk Neukölln von Berlin, urkundlich erstmals erwähnt 1237. Britz ist baugeschichtlich bekannt geworden durch die Sendeanlage des Deutschlandradios (früher Sendeanlage des RIAS), die Großsiedlung Britz (früher zunächst Fritz-Reuter-Stadt genannt) mit der Hufeisensiedlung und die Großwohnsiedlung Britz-Buckow-Rudow, die seit 2002 einen eigenen Ortsteil Berlin-Gropiusstadt bildet.

Geschichte

Britz wird urkundlich erstmals fassbar 1305 durch die Nennung von Heinricus de Bryzk. Im Landbuch Kaiser Karls IV. von 1375 wird es als Britzik, Brisk, Brysk und Brisck geführt. Der Ursprung des Ortsnamens liegt – wie bei allen märkischen Orten, die mit Bries…, Brietz… und Britz… beginnen, beim slawischen Wort bříza für Birke, vergleichbar mit den parallelen Namensbildungen für Orte, die mit Buch…, Buck… und Bück… beginnen (slaw. buk = Buche) sowie für Orte, die mit Liep… beginnen (slaw. lipa = Linde).[1] 1375 verfügte Britz über 58 Hufen, davon drei Pfarrhufen und eine Kirchenhufe. Der größte Hufenbesitzer war 1375 mit zehn Hufen O. Britzke. Die von Britzke zu Britz sind von 1369 bis 1659/1660 als Dorfherren nachweisbar.

Der nördlich angrenzende Ortsteil Neukölln (damals: Rixdorf) war im 18. Jahrhundert von der Ansiedlung vorwiegend nordböhmischer Handwerker (Glaubensflüchtlinge im 18. Jahrhundert) geprägt wurde, deren Nachkommen auch in die südlichen Vororte Britz, Buckow und Rudow zogen.

Eingemeindungen

Bei der Bildung Groß-Berlins Im Jahr 1920 kam Berlin-Britz als Landgemeinde mit 13.475 Einwohnern zum Bezirk Neukölln.

Nationalsozialismus und Widerstand in Britz

In der Zeit des Nationalsozialismus war die Hufeisensiedlung und die angrenzende Siedlung am Krugpfuhl durch Widerstand in seiner unterschiedlichsten Form geprägt. Durch die Bewohnerstruktur (viele Sozialdemokraten und Kommunisten) war dieser Widerstand in der Großsiedlung Britz besonders stark ausgeprägt. Die Lösches, Hanno Günther, Hanns-Peter Herz oder Erich Mühsam stehen für diese Haltung. Mit der „Machtergreifung“ durch die Nationalsozialisten waren besonders in der Siedlung am Krugpfuhl etliche Bewohner gezwungen auszuziehen, da es sich in den meisten Fälle um Beamte gehandelt hatte. In der Zeit zwischen 1934 und 1938 gehörten auch der Organisator und „industrielle Massenmörder“ Adolf Eichmann und sein Freund Dieter Wisliceny zu den Bewohnern der Siedlung am Krugpfuhl.[2]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Schloss Britz
Gutshof Britz
Hufeisensiedlung

In der Liste der Kulturdenkmale in Berlin-Britz stehen die in der Denkmalliste des Landes Berlin eingetragenen Kulturdenkmale.

Bauwerke

  • Die Dorfkirche Britz, Backbergstraße 40, ist eine Feldsteinkirche der Zeit um 1250. Nach Brandschäden 1948 wiederhergestellt, erhielt die Kirche Glasmalereien von Charles Crodel (Weihnachts- und Tauffenster).
  • Der Gutshof Britz mit historischem Pferde- und Ochsenstall, Alt-Britz 81–89, gehörte wie die Dorfkirche zum ehemaligen Rittergut.
  • Das Schloss Britz mit Gutsgarten, Alt Britz 73, ist das einstige Gutshaus der Britzks. Es geht auf das abgebrannte Gutshaus aus dem 15. Jahrhundert zurück. 1706 wurde das jetzige Herrenhaus unter dem Gutsherrn Feldmarschall Sigismund von Erlach errichtet. 1880 erfolgte die letzte große Umgestaltung nach Entwürfen von Carl Busse, der Ausstattung und Turm im Neorenaissance-Stil hinzufügte.
  • Die Britzer Mühle, eine Holländerwindmühle 1863 erbaut und 1985 im Rahmen der der Bundesgartenschau umfassend restauriert, heute ein produzierendes Denkmal.
  • Die Ideal-Siedlung in Britz wurde 1907 erbaut.
  • Die Großsiedlung Britz mit der Hufeisensiedlung bestand in ihrer ersten Bauphase zwischen 1925 und 1933 nur aus zwei durch die Fritz-Reuter-Allee getrennten Teilsiedlungen, die nach Plänen von Bruno Taut und Martin Wagner beziehungsweise Paul Engelmann und Emil Fangmeyer in industrieller Fertigung erstellt wurden. Dies ist eines der ersten Projekte des sozialen Wohnungsbaus, das später jenseits der Parchimer Allee erweitert wurde. Im Juli 2008 wurde die Hufeisensiedlung zusammen mit fünf weiteren „Siedlungen der Berliner Moderne“ in die UNESCO-Liste des Welterbes aufgenommen.
  • Marktplatz Britz-Süd: Das unter Denkmalschutz stehende Bauensemble stammt aus den 1950er Jahren und gehört ebenfalls zur „Siedlung Britz“.
  • Das ehemalige Krankenhaus Britz (heute Bürgeramt 3) an der Blaschkoallee 32 wurde der Rotklinkerbau in den Jahren 1894 bis 1896 vom Landkreis Teltow erbaut. Städtisches Krankenhaus wurde es dann am 1. April 1924. Seit 2000 wird es als Bürgeramt genutzt.
  • Ein Mietshauskomplex an der Hannemannstraße, genannt die Löwenhäuser, wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf einer früheren Kiesgrube durch den Bauunternehmer Georg Behnke errichtet. Behnke war auch Stukkateur und Bildhauer und schuf als Fassadenschmuck eine 3,50 Meter hohe Löwenfigur an einem der neuen Wohnhäuser. Wegen starker Beschädigung wurde die Figur 1973 abgetragen, aber seit dem Jahr 2010 gibt es eine Löwendarstellung als Mosaikpflaster an der Straße.[3]

Weitere Sehenswürdigkeiten

  • Das Freilandlabor Britz e. V. ist ein – 1987 auf dem Gelände der ehemaligen Bundesgartenschau des Jahres 1985 gegründetes – gemeinnütziges Umweltzentrum.
  • Das Weingut Britz ist ein 2002 angelegter Weingarten und befindet sich im Koppelweg 70. Das nichtkommerzielle Weingut widmet sich der Tradition der Pflege des Weinanbaus in Britz, wo bereits vor 300 Jahren Wein angebaut wurde. Es wird von der Gemeinnützigen Gesellschaft zur Förderung von Bildung, Kultur und Umweltschutz (PA Berlin) mbH betrieben und durch den Verein zur Förderung des Britzer Weinguts unterstützt.

Brunnen, Denkmäler und Gedenksteine

  • Brunnen-Plastik Fette Henne am Britzer Garten.
  • Ein Ensemble aus Zierbrunnen und fünf Schöpfstellen mit Skulpturen sowie die Monumentalfigur Persephone des Bildhauers Max Kruse stehen direkt neben dem Britzer Garten im weitläufigen Parkfriedhof Neukölln.
  • Goldener Esel („Rostesel“): Der Legende nach wurde der Goldene Esel von den Stammgästen einer Kneipe – in Erinnerung an dieselbe – errichtet. Die Kneipe hat sich in einem (zuletzt einzeln stehenden) Wohnhaus am Standort des Denkmals eines Rostesels an der Mohriner Allee Ecke Britzer Damm befunden.
  • In der Hufeisensiedlung – nur wenige Meter von seinem einstigen Wohnhaus entfernt – befindet sich ein Gedenkstein für den politischen Aktivisten und Schriftsteller Erich Mühsam.

Britzer Baumblüte

Britzer Baumblüte

Die „Britzer Baumblüte“ ist ein seit 1954 bestehendes Traditionsfest nahe der Fulhamer Allee mit Bierzelt, Karussells und Schaustellergeschäften.

Großsiedlung Britz

Nach den planerischen Vorarbeiten der Kommune im Winter 1924 / Frühjahr 1925 sollten auf dem Ackerland des ehemaligen Rittergutes Britz mit Hauszinssteuermitteln öffentlich geförderte Wohnungen erstellt werden. Die dabei entstehende Großsiedlung Britz wurde an der trennenden Nord-Süd-Achse („Rote Front“) in zwei in sich geschlossene, aber sich beinahe feindlich gegenüber stehende Siedlungen mit jeweils rund 1000 Wohneinheiten geteilt, die im ersten Bauabschnitt 1925/1926 von zwei unterschiedlichen – erst 1924 neu gegründeten – Wohnungsbaugesellschaften hochgezogen werden:

  • Die Deutsche Gesellschaft zur Förderung des Wohnungsbaus (degewo) erhielt den östlich des Grünen Rings (heute: Fritz-Reuter-Allee) liegenden Bereich zugeteilt und errichtete hier die „Eierteichsiedlung“ oder „Krugpfuhl-Siedlung“ an der Buschkrugallee (Planung: Ernst Engelmann & Emil Fangmeyer);
  • die Gemeinnützige Heimstätten-Aktien-Gesellschaft (GEHAG), eine Tochtergesellschaft der von Martin Wagner geleiteten Deutschen Wohnungsfürsorge Aktiengesellschaft (DEWOG), stellte auf dem westlich der Fritz-Reuter-Allee liegenden Gelände unter der organisatorischen und künstlerischen Leitung Martin Wagners und Bruno Tauts die bekannte „Hufeisensiedlung“ dagegen.

Bei der nach knapp einem Jahr Bauzeit anstehenden Fertigstellung des ersten Bauabschnittes waren „links“ das halbe Hufeisen, die „Rote Front“ und die Einfamilienhäuser im Hüsung und dem nördlich angrenzenden Gelände mit zusammen 500 Wohneinheiten zum 1. September 1926 bezugsfertig; dem stand „rechts“ die schon einige Monate eher begonnene degewo-Siedlung fast abgeschlossen gegenüber.

Über das Belegungsverfahren in der Hufeisensiedlung berichteten die Betroffenen ex post, dass die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft und/oder der SPD Grundbedingung für den Einzug gewesen sei. Eindeutig belegt ist, dass die Mieter der Großsiedlung Britz hauptsächlich aus Anhängern der SPD bestanden; das erste Wahlergebnis von 1928 weist über 50 % der Stimmen für die SPD bzw. fast 70 % für die – aus SPD und KPD bestehende – Linke aus.

Die Mieter der beiden Siedlungsteile schlossen sich unmittelbar nach ihrem Einzug im Herbst 1926 zu zwei getrennten Mietervertretungen zusammen:

  • In der degewo-Siedlung gründete sich der „Siedlerverein am Buschkrug e. V.“: Dieser vertrat die Interessen der unter einem spitzen Dach lebenden Bewohner östlich der Fritz-Reuter-Allee und gab als Informationsorgan das wöchentlich erscheinende Nachrichtenblatt der Großsiedlung Berlin-Britz, im Laufe des Jahres 1928 für kurze Zeit zusätzlich oder wahrscheinlich stattdessen das Informationsblatt Heim am Buschkrug heraus.
  • Auf der anderen Seite der Straße schlossen sich die unter dem Flachdach wohnenden Mieter der Hufeisensiedlung zu einem „Bewohnerausschuss der Gehagsiedlung“ zusammen und gaben im Herbst 1926 die noch im gleichen Jahr wieder eingestellte Zeitschrift Das Hufeisen heraus. An die Stelle dieser reinen Siedlungszeitschrift trat ab März 1927 das wöchentlich erscheinende Organ Die Wohngemeinschaft – Das Blatt der Großsiedlung Britz, Neukölln-Dammweg und des Siedlervereins Neu-Rudow. Diese Zeitschrift erschien bis mindestens Ende 1929, ab Ende 1928 überregional mit dem Untertitel Das Blatt der Großsiedlungen.

Sendeanlage RIAS /Deutschlandradio

Höhendiagramm der Sendemasten der Lang- und Mittelwellensender von Deutschlandradio

Im Jahr 1946 errichtete die amerikanische Militärverwaltung auf dem Areal einer ehemaligen Baumschule eine Sendeanlage für den neu gegründeten RIAS. Die Antenne war zwischen zwei 30 Meter hohen Holzmasten gespannt. 1947 wurde sie durch einen 60 Meter hohen gegen Erde isolierten abgespannten Gittermast ersetzt. Dieser wiederum wurde 1948 von zwei noch heute vorhandenen – gegen Erdung isolierten – abgespannten Stahlfachwerkmasten von je 100 Metern Höhe abgelöst.

In den Folgejahren wurden beide selbststrahlende Sendemasten auf ihre heutigen Höhen von 160 Metern und 144 Metern aufgestockt und auch mit Sendeantennen für UKW versehen.[4]

Ab 1949 wurde von Berlin-Britz aus auch auf Kurzwelle gesendet. Hierfür wurde eine in Ost-West-Richtung orientierte Dipolantenne auf dem Stationsgelände errichtet. Als zweite Kurzwellenantenne kam 1983 ein Ganzwellendipol hinzu.

Zur besseren Rundfunkversorgung der DDR mit dem 1. Programm des RIAS ging 1978 auf dem Stationsgelände eine Kreuzdipolantenne für die Mittelwellenfrequenz 990 kHz in Betrieb. Diese zirkular polarisierte Antenne strahlte steil in die Ionosphäre und ermöglichte so während der Nachtstunden einen guten Empfang dieses Programms in der gesamten DDR. Diese – an fünf 30,5 Meter hohen abgespannten Masten aufgehängte – Sendeantenne musste Ende 1995 aus Gründen der nicht gegebenen elektromagnetischen Umweltverträglichkeit stillgelegt werden. Bis zum 3. September 2013 wurde von hier das Deutschlandradio-Programm gesendet.

Bildungseinrichtungen

  • Albert-Einstein-Gymnasium (AEO)
  • Fritz-Karsen-Schule
  • Alfred-Nobel-Schule
  • Grundschule am Teltowkanal
  • Otto-Hahn-Oberschule
  • Anna-Simsen-Oberschule
  • Annedore-Leber-Berufsbildungswerk
  • Bruno-Taut-Schule (Grundschule)
  • Herman-Nohl-Schule (Grundschule, Sonderschule, Europaschule)
  • Zürich-Schule (Grundschule)
  • Schilling-Schule (Förderzentrum)
  • August-Heyn-Gartenarbeitsschule Neukölln
  • OSZ-IMT (Oberstufenzentrum)

Parks

Der „Kalenderplatz“ im Britzer Garten

Teiche und Wasserflächen

Die aufgeführten Pfuhle sind von unterschiedlich großen Frei- und Grünflächen umgeben.

  • Brandpfuhl (Lage)
  • Britzer Kirchteich (Lage)
  • Fennpfuhl (Lage)
  • Großer Eckerpfuhl (Lage)
  • Hufeisenteich (Lage)
  • Krugpfuhl (Lage)
  • Papenpfuhl (Lage)
  • Roetepfuhl (Lage)
  • Walnußteich (Lage)
  • Teltowkanal zwischen dem Gewerbegebiet am Hafen Britz-West (520 Meter westlich der Wilhelm-Borgmann-Brücke am Tempelhofer Weg, Lage) und dem Hafen Britz-Ost (Lage). Nach Südosten gehört der Teltowkanal zwischen dem Britzer Hafensteig (Lage) und der Ernst-Keller-Brücke einschließlich (Johannisthaler Chaussee, Lage) zu Britz, das (nord-)östliche Ufer ist die Ortsteilgrenze zu Baumschulenweg.
  • Hafen Britz-Ost (Lage)
  • Hafen Britz-West (Lage)
  • Im Britzer Garten: Hauptsee, Östlicher See, Südlicher See, Irissee, Kopfweidenpfuhl, Teichbach.

Öffentlicher Nahverkehr

Busverkehr
U-Bahn

Prominente aus Britz

Siehe auch

Literatur

  • Günter de Bruyn: Zwischenbilanz – eine Jugend in Berlin. Frankfurt am Main 1992.
  • Ronald Kunze: Mieterbeteiligung im Sozialen Wohnungsbau. Entstehung und Entwicklung der Mietervertretungen in den Siedlungen der Gemeinnützigen Wohnungsunternehmen. Kassel 1992.
  • Raymond Wolff: Neuköllner Pitaval. Berlin 1994, S. 50–59 (Zu Eichmann und Wisliceny).
Commons: Berlin-Britz – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Reinhard Fischer: Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin, Band 13 der Brandenburgischen Historischen Studien, be.bra Wissenschaft Verlag, Berlin-Brandenburg&bbsp;2005.
  2. Hans-Rainer Sandvoß: Widerstand in Neukölln. Heft 4 der Schriftenreihe über den Widerstand in Berlin von 1933 bis 1945. Herausgegeben von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin 1990.
  3. Lothar Semmel, Christa Emde: Auf Britzer Sand gebaut – Die Geschichte der Löwenhäuser, Berlin Story Verlag, 2010
  4. Pflichtangabe Typ und/oder ID fehlt, siehe Doku