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Edith Stein

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Edith Stein (* 12. Oktober 1891 in Breslau; † 9. August 1942 im KZ Auschwitz-Birkenau) war eine deutsche Philosophin und katholische Nonne jüdischer Herkunft.

Leben

Kindheit und Ausbildung

Edith Stein wurde als jüngstes von elf Kindern in eine jüdisch-orthodoxe Familie geboren. 1904 gab sie ihren jüdischen Glauben auf und bekannte sich zum Atheismus. An den Universitäten von Breslau, Göttingen und Freiburg im Breisgau studierte sie Deutsch, Philosophie, Psychologie und Geschichte. Nach ihrer Doktorarbeit (1916) mit dem Thema Zum Problem der Einfühlung wurde sie wissenschaftliche Mitarbeiterin ihres Doktorvaters Edmund Husserl in Freiburg. Sie arbeitete über Thomas von Aquin und die Grundlagen des platonisch-thomistischen Denkens.

Konversion und Ordensbeitritt

Den Wendepunkt in Edith Steins Leben bildete die Lektüre der Autobiographie der heiligen Theresa von Ávila. Stein konvertierte daraufhin zum Katholizismus. Am 1. Januar 1922 ließ sie sich in Bad Bergzabern taufen, gab ihre Assistentenstelle bei Husserl auf, siedelte in die Pfalz über und begann eine Lehrtätigkeit in Speyer an einer Mädchenschule der Dominikanerinnen.

Zwischen 1927 und 1933 hatte sie intensiven Kontakt zum Benediktinerkloster Beuron, 15 Aufenthalte sind nachgewiesen. Der Beuroner Erzabt Raphael Walzer hielt sie zunächst von ihrem Plan ab, dem Orden der Karmelitinnen beizutreten, und bat sie, mehr in der Öffentlichkeit zu wirken.

Daher wechselte sie 1932 zum Institut für Pädagogik in Münster. Dort setzte sie sich philosophisch intensiv mit Thomas von Aquin auseinander. 1934 trat sie in Köln in den Orden der Karmelitinnen ein und nahm den Namen Teresa Benedicta a Cruce (deutsche Bedeutung "Theresia, die vom Kreuz Gesegnete") an. Zwei Jahre später, 1936, ließ sich auch Ediths ältere Schwester Rosa (* 1883) taufen.

Verfolgung und Ermordung

Während der Zeit des Dritten Reiches erhielt Edith Stein als gebürtige Jüdin Lehrverbot und musste ihre Stelle in Münster aufgeben.

In einem Brief bat sie Papst Pius XI. um das Einschreiten gegen die Nationalsozialisten. Wie die Nachrichtenagentur ZENIT berichtet, habe der damalige vatikanische "Außenminister" Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli, der spätere Papst Pius XII., in einem Brief vom 4. April 1933 den päpstlichen Nuntius in Deutschland angewiesen, genau das zu tun. Drei Tage vor dem Schreiben wurden jedoch Hilferufe deutscher Bürger zurückgewiesen. Kurz davor hatten die Nationalsozialisten zum Boykott jüdischer Geschäfte aufgerufen.

Um ihren Kölner Heimatkonvent nicht in Gefahr zu bringen, wechselte Edith Stein 1938 in die Niederlande zu einem Karmel im limburgischen Echt. Ein Jahr später folgte ihr Rosa, um der Judenverfolgung durch die Nationalsozialisten in Deutschland zu entgehen. Doch nach der Eroberung der Niederlande wurden beide am 2. August 1942 von der Gestapo verhaftet und in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Dort wurden sie am 9. August 1942 in der Gaskammer ermordet.

Es war Edith und Rosa Stein nicht mehr möglich gewesen, aus Echt in den Schweizer Karmel Le Paquier zu fliehen. Anscheinend hatten die dortigen Nonnen die Gefährdung nicht klar genug erkannt, so dass zuviel Zeit mit der Beschaffung der notwendigen Dokumente und der Unterkünfte verstrich.

Werke

(vollständige Liste s. Weblinks)

  • Zum Problem der Einfühlung. Dissertation, Halle 1917
  • Potenz und Akt. Habilitationsschrift, 1931
  • Endliches und ewiges Sein, Hauptwerk, vollendet 1937, posthum: Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 1950
  • Kreuzeswissenschaft. Studie über Johannes vom Kreuz, Neuauflage: Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2003

Literatur

Bedeutung

Edith Stein ist die erste katholische Märtyrerin jüdischer Abstammung, die kanonisiert wurde. Am 1. Mai 1987 wurde sie von Papst Johannes Paul II. selig und am 11. Oktober 1998 heilig gesprochen. Sie gilt als eine der Patroninnen Europas.

Ehrungen

  • In Wachenheim an der Weinstraße wurde der Neubau der katholischen Kirche nach Edith Stein benannt. Die Grundsteinlegung erfolgte 1987, im Jahr der Seligsprechung, geweiht wurde das Gotteshaus 1989. 2005 wurde in der Kirche eine Skulptur Edith Steins aufgestellt, die ebenfalls von Leopold Hafner stammt.
  • In Lambrecht (Pfalz) ist im Toni-Schröer-Haus eine Edith-Stein-Gedenkstätte eingerichtet.
  • Die Gemeindehalle der Gemeinde St. Martin in Bad Bergzabern, wo Edith Stein getauft wurde, wurde Edith-Stein-Haus genannt.
  • Die katholische Hochschulgemeinde Hl. Edith Stein und deren Kirche an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken wurde nach ihr bennant.
  • Diverse Schulen in deutschen Städten führen den Namen Edith-Stein-Schule.
  • Im Oktober 2006 wird eine 5,80 m hohe Skulptur der Heiligen aus weißem Carrara-Marmor in der letzte leeren Außenkonche des Petersdomes in Rom aufgestellt. Die übrigen Konchen zeigen Figuren der Patroninnen Europas.

Edith-Stein-Preis

Der Edith-Stein-Preis wird an Persönlichkeiten, Gruppierungen und Institutionen verliehen, die sich durch Grenzüberschreitungen in ihrem sozialen, politischen und gesellschaftlichen Engagement in hervorragender Weise ausgezeichnet und bewährt haben. Er besteht aus einer Medaille mit der Inschrift "Unsere Menschenliebe ist das Maß unserer Gottesliebe" und einem zu spendenden Betrag von 5.000 €. Vergeben wird er alle zwei Jahre vom Kuratorium des Göttinger Edith-Stein-Kreises, dem u. a. die evangelische und die katholische Kirche sowie die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit [1] angehören.

Bisherige Preisträger:

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