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4711

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4711 ist die Kölnisch Wasser Marke von der Firma P&G prestige products.

Die 1881 eingetragenen Firma „Eau de Cologne & Parfümerie Fabrik Glockengasse № 4711 gegenüber der Pferdepost von Ferd. Mülhens in Köln am Rhein“ wurde 1990 in Muelhens GmbH & Co. KG umbenannt und 1994 an die Wella AG in Darmstadt verkauft. Seit 1997 hat Wella seine Kosmetikaktivitäten und somit auch Muelhens unter dem Dach der Cosmopolitan Cosmetics GmbH gebündelt. 2003 wurde die Wella AG ihrerseits von dem amerikanischen Waschmittel- und Kosmetikhersteller Procter & Gamble mehrheitlich übernommen. Seit dem 1. Juli 2005 ist das Duftgeschäft von Cosmopolitan Cosmetics Prestige, Muelhens und P&G Prestige Beauté unter dem Dach der P&G prestige products zusammengefasst.

Geschichte

  • Am 19. August 1803 kaufte Wilhelm Mülhens einem Pseudo Farina aus Italien, der nicht zu der berühmten Kölnisch-Wasser-Familie Farina in Köln gehörte, das Recht ab, seinen Namen als Firma zu führen. Danach verkaufte er den Firmennamen Farina etwa 30 Mal weiter. (Quelle: Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv (RWWA), Köln: Original Notariats-Akten 1803 und Mülhens-Briefe)
  • 1835 wurde dieser Kauf und die Namensverkäufe per Gerichtsurteil für nichtig erklärt. Darauf suchte sich der Sohn von Wilhelm Mülhens erneut einen Namenträger, den er in Italien fand.
  • 1881 musste der Enkel Ferdinand Mülhens den Firmennamen „Franz Maria Farina“ endgültig ablegen. Er wählte daraufhin seine frühere Hausnummer 4711 als Firmen- und Markenbezeichnung.

Quelle: Abt.33, Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv (RWWA), Köln, Original Notariats-Akten 1803 und Briefe W. Mülhens

Geschichte der Hausnummer 4711

Nummerierung von 1794 in Köln

Angesichts der vor Köln stehenden französischen Truppen billigt der Rat am 3. Oktober 1794 den Vorschlag der Wachtkommission, ehe noch der Plan die ganze Einrichtung der Sicherheits-Wacht geendigt werden könnte, „[...] alle Häußer der Stadt ohne Unterscheid numerieren und nach Maasgab der Entlegenheit beleuchten zu lassen. Die Beleuchtung wird für sofort angeordnet, die Nummerierung an die Schickung verwiesen“.

Quelle: HAStK , Bestand 10 (Ratsprotokolle) Nr. 241 Bl. 216v.


Am 6. Oktober 1794 besetzen die Franzosen die Stadt. Am 7. Oktober beschließt der Rat mit den Vierundvierzigern, daß „jeder Bürger-Hauptman eine Verzeichniß deren in seinem Fahnenbezirk befindlichen Bürger und Unbürger binnen 2 mal 24 Stunden einzuliefern hat und [...] der Numerirungs-Punkt deren Häußer zur löblichen Wachts-Kommission verwiesen wird, die also mit der Durchführung beauftragt wird“.

Quelle: HAStK, Bestand 10 (Ratsprotokolle) Nr. 241 Bl. 225v.


Am 20. Oktober 1794 notiere der Ratsverwandte Gottfried von Gall in seinem Tagebuch, daß man mit der vor 8 Tagen begonnenen Nummerierung und Litterierung der Häußer fortfahre: „es wurden alle Hauser numerirt und litterirt, mit diesem bereits 8täg angefangener Arbeit continuirt“.

Quelle: HAStK, Bestand 7030 (Chron.u.Darst.) Nr. 175, Bl. 71v.


Der Drucker Heinrich Josef Metternich (Mitglied des Rates) beantragt die Genehmigung zur Veröffentlichung eines Adress-Kalenders, der unter anderem die inzwischen angebrachten Hausnummern enthalten soll, und zur Erhebung der erforderlichen Angaben. Er betont dabei, „daß durch die von Euer Gnaden veranstaltete Polizey-Einrichtung ... nunmehro alle Häußer hießiger Stadt nach Ordnung der Colonelschafften mit Nummeren bemerkt sind“.

Quelle: HAStK, Bestand 350 (Franz. Verw..) Nr. 306, Blatt 3-6


Als Bewohner des Hauses in der Glockengasse, dass die Nummer 4711 erhalten hat, stand noch im 2. Kölner Adreßbuch von 1797 die Witwe des Wilhelm von Lemmen seel.

Quelle: RWWA Abt.33, 2. Kölner Adreßbuch: Gemeinnütziger...Adresse-Kalender der Stadt Köllen, Köln 1797, Seite 103


3.Kölner Adreßbuch 1797 Seite 179

Erst im 3. Kölner Adreßbuch von 1797 wird Wilhelm Mülhens als Bewohner genannt, als Berufsbezeichnung ist angegeben: „in Speculationsgeschaeften“, unter den Herstellern von Kölnisch Wasser im Branchenverzeichnis wird er noch nicht aufgeführt.

Quelle: RWWA Abt.33, 3. Kölner Adreßbuch: Verzeichnus der stadt-Kölnischen Einwohner, Köln 1797, Seite 179.


1811 wurde die durchlaufende Nummerierung wieder abgeschafft und auf eine straßenweise Nummerierung, wie sie heute üblich ist, umgestellt. Im Vorwort des französischsprachigen Adressbuchs von 1813 behauptet der Verleger Thiriart, vor Ankunft der Franzosen habe es in Köln keine Häusernummerierung gegeben („inconnu á Cologne avant l'arrivée des armées francaises au bord du Rhin“), sie sei 1795 angeordnet worden. Hier beginnt die Legendenbildung.

Quelle: RWWA Abt.33, Itinéraire de Cologne, 1813, Seite 12.


Das Bild des französischen Offiziers, der hoch zu Roß die Hausnummer 4711 auf die Fasade des Hauses in der Glockengasse schreibt, ist ein Produkt der Werbung. Als Vorlage diente ein Gobelin, der in den 1920er Jahren in Auftrag gegeben worden war. In seiner szenischen Umsetzung fand es in den 1950er und 1960er Jahren große Verbreitung.

Quelle: RWWA Abt.33, 160 Jahre 4711, Köln 1952


Quellen: Historisches Archiv der Stadt Köln (HAStK), Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv (RWWA), Köln