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Pumpspeicherkraftwerke wie hier im Südschwarzwald sind wichtig um schwankende Energieträger einzubindenDas Südlinkprojekt gilt als zentraler Bestandteil derr Energiewende, Trassenverlaufsplan Stand Anfang 2014
Als Energiewende wird das Bestreben bezeichnet, den Energiebedarf für Strom, Wärme und Mobilität mit erneuerbaren Energien darzustellen. Der Begriff geht auf eine 1980 erschienene Publikation des deutschen Öko-Instituts zurück und forderte damals den Ausstieg aus fossiler und nuklearer Energie gleichzeitig. Aufgrund der Nuklearkatastrophe in Fukushima 2011 wurde eine Energiewende zum konkreten Projekt der Regierung Merkel in Verknüpfung mit deren Atom-Moratorium.
Der Begriff gilt im Ausland als spezifisch deutsches Vorhaben,[1] Ausdruck eines erneuten deutschen Sonderwegs[2] und einer energiewirtschaftlichen Planwirtschaft.[2] Annäherungsweise vergleichbare Vorhaben in anderen Ländern sind deutlich kleiner angelegt und betreffen allein den Ausbau bestimmter erneuerbarer Energien oder sind wie der Atomausstieg in Japan auf unbestimmte Zeit verschoben worden.[3] Im Ausland werden unter anderem die Folgen der Verknüpfung der Energiewende mit dem Atomausstieg als Widerspruch interpretiert, da letzterer zwar der Energiewende eine große politische Dynamik verschafft hat, aber gleichzeitig im Gegensatz zur theoretischen Intention den fossilen Energieträgern, insbesondere der Braunkohle erhebliche Zuwächse verschafft hat.[2][4]
Theoretisch wären mehrere parallele Ansätze für eine zügige Umsetzung notwendig. So spielen z. B. die Implementierung von Smart Grids, Energiesparen und die Verbesserung der Energieeffizienz eine große Rolle. Verbesserte Wärmedämmung von Gebäuden ist ein Beispiel für eine wirkungsvolle Energiesparmaßnahme; der Einsatz von Kraft-Wärme-Kopplungen ist ein Beispiel verbesserter Energieeffizienz. Mit intelligenten Stromzählern kann der Energieverbrauch zu Zeiten erfolgen, in denen Strom preiswert angeboten wird. Zudem wurde eine Umstellung der Verkehrsträger auf postfossile Elektromobilität als notwendig erachtet.[5] Ein Paradigmenwechsel zu dezentralen Technologieansätzen und einer fluktuierenden, nicht grundlastabhängigen Energieversorgung wurde dabei anfangs mehrfach propagiert.[6] Zwischenzeitlich wurden aber auch großtechnologische, harte zentralistische Projekte wie das mittlerweile weitgehend gescheiterte DESERTEC-Projekt [7] oder der Bau von (bislang nur in Dänemark oder Großbritannien möglichen) küstennahen Offshore-Windparks oder Biomassegroßkraftwerke im Zusamenhang mit der Energiewende propagiert. Für die Energiewende in Deutschland sind zudem großtechnische Leitungsprojekte wie das Südlinkprojekt und ein Ausbau der Kapazität von Pumpspeicherwerken und Energiespeicherkapazitäten notwendig, bei denen man auf das Einverständnis und die Zuarbeit der Alpenländer und der EU insgesamt angewiesen ist und die regional auf erhebliche Widerstände treffen .[8]
Die Energiewende in Deutschland ist mittlerweile aufgrund von technologischen und projektspezifischen Problemen wie auch politischen Konflikten erheblich verzögert worden. Die mangelnde Zuverlässigkeit der erneuerbaren Energieträger (Flatterstrom), welche mangels ausreichender Stromtransport- und Stromspeicherkapazität die Netzstabilität deutschlandweit in Frage stellen sowie zunehmende Strompreise gelten als erhebliche Probleme.[9] Die nach der Jahrtausendwende propagierte Verteuerung von fossilen Rohstoffen ist ebenso nicht eingetreten, der geplante umfangreiche Ausbau einer postfossilen Elektromobilität hat nicht ansatzweise wie erwartet stattgefunden. [10] Der bereits erfolgte Ausbau der erneuerbaren Energien ist umstritten. Einzelne Aspekte und gesetzgeberische Ansätze der Energiewende haben zu erheblichen Kontroversen, so beim Erneuerbare-Energien-Gesetz geführt.[11] Schätzungen gehen von Mehrkosten aufgrund der deutschen Energiewende zwischen einer und drei Billionen Euro aus.[12]
Geschichte
Der Begriff Energiewende geht auf eine 1980 erschienene Publikation der deutschen DenkfabrikÖko-Institut zurück und forderte damals den Ausstieg aus fossiler und nuklearer Energie gleichzeitig. [13] Diese trug den Titel Energie-Wende. Wachstum und Wohlstand ohne Erdöl und Uran, womit zum ersten Mal der Begriff Energiewende verwendet wurde.[14] Die Ursprünge reichen in die USA der 1970er Jahre zurück, als in den USA unter Präsident Jimmy Carter vor dem Hintergrund der Ölkrise der Wandel des Energiesystems und der Ausbau der erneuerbaren Energien zum Ziel genommen wurde. Insbesondere Amory Lovins wurde mit dem Ausdruck Soft Energy Path führend.[15][16]
Vorstellungen, die Energieversorgung (aus militärischen Gründen) vor allem dezentral und erneuerbar zu gestalten, sind allerdings auchbereits im Umfeld des Generalplan Ost geäußert worden und liegen der heutigen Windkrafttechnik ursächlich zugrunde.[17] Die dazu u. a. im nationalsozialistischen Deutschen Reich betriebenen Studien haben über den damals beteiligten Ulrich W. Hütter die heutige Windkraftanlagentechnik ganz wesentlich vorangetrieben.[18][19]
In den 80er Jahren wurde der Begriff dann von verschiedenen gesellschaftlichen Strömungen aufgegriffen und propagiert, so z. B. von den bundesdeutschen Grünen, linken Sozialdemokraten und der alternativen Presse. In den darauf folgenden Jahrzehnten erweiterte sich der Begriffsumfang; er geht in der heutigen Form wenigstens auf das Jahr 2002 zurück. In jenem Jahr fand am 16. Februar in Berlin die Fachtagung Energiewende – Atomausstieg und Klimaschutz statt, veranstaltet vom deutschen Bundesumweltministerium. Durch die rot-grüne Bundesregierung (1998 -2005) wurde neben dem Begriff Energiewende auch der Ausdruck Agrarwende in der politischen und gesellschaftlichen Debatte verankert und geprägt.[20] Noch zu dieser Zeit wurde die Energiewende von konservativer und liberaler Seite als kein erstrebenswertes Ziel angesehen,[16] jedoch bröckelte in den 2000er Jahren auch in den bürgerlichen Parteien der grundsätzliche Widerstand gegen die Energiewende, wenn auch 2010 die Umsetzung durch die vom Kabinett Merkel II beschlossene Laufzeitverlängerung deutscher Kernkraftwerke in die Zukunft verschoben wurde. Mit der Nuklearkatastrophe von Fukushima und dem danach beschlossenen Atomausstieg bis 2022 befürworten nun alle bedeutenden deutschen Parteien die Energiewende, jedoch herrscht weiterhin Dissens über die Art und Weise der Umsetzung sowie die Geschwindigkeit des Prozesses.
Konzepte und Netzstruktur
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Die Energiewende kann im weiteren Sinn auch die Demokratisierung der Energiegewinnung bedeuten.[21] Während in der traditionellen Energiewirtschaft wenige Großkonzerne mit zentralen Großkraftwerken den Markt beherrschen, können Kraftwerke für erneuerbare Energien dezentral betrieben werden. Über Beteiligungsmodelle wie Bürgerwindparks, Bürgersolarparks und Bürgerenergiegenossenschaften sind viele Bürger direkt an der Energieerzeugung involviert;[22] Photovoltaikanlagen können sogar von Einzelpersonen errichtet werden. Bei Stadtwerken und anderen Unternehmen in öffentlicher Hand sind die Bürger ebenfalls indirekt an der Energieerzeugung beteiligt, während bei der konventionellen Energiewirtschaft vergleichsweise wenige Aktionäre profitieren. Nicht zuletzt ermöglicht die dezentrale Errichtung der Erneuerbaren Energien eine Wertschöpfung in der Region und eine Stärkung des ländlichen Raumes, so dass Kapitalabflüsse aus der Region minimiert und sogar aus den Städten hinzugewonnen werden können. Daher spielen Erneuerbare Energien in der kommunalen Energiepolitik eine zunehmend große Rolle und werden von der Lokalpolitik häufig gefördert.
DESERTEC: Skizze einer möglichen Infrastruktur für eine nachhaltige Stromversorgung in Europa, dem Nahen Osten und Nord-Afrika
Eine klare Trennung in zentralistische Modelle, die durch fossile Großkraftwerke dominiert werden, hin zu dezentralen Netzstrukturen mit einem höheren Anteil an Erneuerbaren Energien (die in Niederspannungs-, Mittelspannungs- und oft auch die Hochspannungsebene einspeisen) ist nicht möglich, da die Grenzen zwischen den Systemen fließend sind. Des Weiteren sollte die Energiewende zwar technisch zunächst über dezentrale Strukturen realisiert werden, die Umsetzung per se ist aber als Bestandteil eines gesellschaftspolitischen Großprojekts im Stile der historischen Great Transformation zu sehen. Sie wird im Gegensatz zu dieser aber nicht vom Bürgertum vorangetrieben, sondern in Form etwa des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen und dessen Bericht Welt im Wandel - Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation von einer regierungsamtlichen Kommission.
Als zugehörige großtechnische Utopie wird beim Desertec-Projekt erwogen, die Erzeugung von Strom aus regelbaren solarthermischen Kraftwerken in Südeuropa, Nordafrika und dem Nahen Osten massiv auszubauen. Durch eine Verknüpfung der Stromübertragungsnetze dieser Regionen soll sichergestellt werden, dass die lokal unstet verfügbare Energie (Wind- und Photovoltaikstrom) durch Windkraft-Überschüsse aus anderen Regionen und Strom aus regelbaren erneuerbaren Energien ergänzt wird. Die Realisierung ist über Vorstudien und eine aufgrund vorhandener Netzleitung an der Meerenge von Gibraltar bereits erfolgte Stromeinspeisung von Sonnen- und Windkraftproduktion aus Marokko nach Spanien im kleineren Maßstab bislang nicht herausgekommen.
Situation in einzelnen Ländern
Derzeit findet in vielen Industriestaaten und auch in Schwellenländern ein massiver Ausbau Erneuerbarer Energien statt. Befürworter der Energiewende halten diesen Ausbau für unvermeidbar angesichts der begrenzten Ressourcen fossiler Energieträger sowie deren konstanter Verteuerung, des Klimawandels sowie der Gefahren der Kernenergienutzung und der weltweit ungelösten Endlagerung.
Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme hat zur Ermittlung, inwieweit die Energiewende in einzelnen Ländern bereits fortgeschritten ist, den sogenannten Energy Transformation Index (ETI) entwickelt. Dieser vergleicht sowohl die Etablierung erneuerbarer Formen der Stromerzeugung wie Photovoltaik als auch die effiziente Nutzung der Energie. Deutschland liegt dabei hinter den Ländern Schweden, Brasilien und Italien gleichauf mit Japan und Großbritannien auf Platz vier. Bei der
Zuwachsrate seit dem Jahr 1990 liegt Deutschland jedoch zusammen mit Großbritannien an Platz 1.[23]
China
China baut gegenwärtig massiv Kraftwerkskapazität auf und hat insbesondere im Bereich der Photovoltaik die europäische und deutsche Industrie in kurzer Zeit überholt und entsprechend konkurrenzfähige Prodktionskapazitäten aufgebaut. Im Vergleich zu 2006 hat China seine Energieeffizienz um 20% gesteigert. Das Land gilt als führend im Bereich der erneuerbaren Energie und installiert im Durchschnitt täglich 36 große Windkraftwerke und baut sein überregionales Stromnetzwerk aus. Im Bereich Elektromobilität wie ÖPNV und Schnellbahnetz wird ebenso nachhaltig investiert. [24][25]
Dänemark
Infolge der Ölkrise 1973, die Dänemark als weitgehend ölabhängigen Staat im Besonderen traf, gab es dort Überlegungen, Kernkraftwerke zu errichten, um die Energieversorgung zu diversifizieren. Es entstand eine starke Anti-Atomkraftbewegung, die die Kernkraftpläne der Regierung heftig kritisierte,[26] was schließlich dazu führte, dass die Regierung im Jahr 1985 in einer Resolution beschloss, keine Kernkraftwerke in Dänemark zu bauen.[27] Stattdessen setzte man in Dänemark auf die Erneuerbaren Energien, vor allem auf die Windenergie. Windkraftanlagen zur Stromerzeugung konnten in Dänemark in ihrer Frühform bereits auf eine längere Geschichte zurückblicken, die bis ins späte 19. Jahrhundert zurückreicht. Bereits 1974 erklärte eine Expertenkommission, „daß es möglich sein müßte, 10 % des dänischen Strombedarfs aus Windenergie zu erzeugen, ohne daß es zu besonderen technischen Problemen im öffentlichen Stromnetz kommen werde“.[28] Parallel zu dieser grundlegenden Forschung wurde die Entwicklung großer Windkraftanlagen aufgenommen; sie war zunächst jedoch wenig erfolgreich (wie auch das Projekt Growian in Deutschland).
Vielmehr setzen sich kleine Anlagen durch, die oft von privaten Eigentümern oder kleinen Unternehmen (z. B. Bauern) betrieben wurden. Die Errichtung dieser Anlagen wurde durch staatliche Maßnahmen gefördert; zugleich begünstigten die gute Windhöffigkeit, die dezentrale Siedlungsstruktur Dänemarks sowie fehlende administrative Behinderungen ihre Verbreitung. Zum Einsatz kamen robuste Anlagen im Leistungsbereich von zunächst nur 50-60 kW, die in der Tradition der Entwicklungen der 40er Jahre standen und die z. T. von Kleinstfirmen in Handarbeit gefertigt wurden; zudem fand bereits ab Ende der 70er Jahre bis in die 80er Jahre hinein eine rege Exporttätigkeit in die Vereinigten Staaten statt, wo die Windenergie ebenfalls einen frühen Boom erlebte. 1986 gab es in Dänemark bereits ca. 1200 Windkraftanlagen,[29] die allerdings erst knapp 1 % zur Stromversorgung Dänemarks beitrugen.[30] Dieser Anteil stieg im Laufe der Zeit deutlich. Im Jahr 2011 deckten die Erneuerbaren Energien 40,7 % des Stromverbrauchs, 28,1 Prozentpunkte davon entfielen auf Windkraftanlagen.[31] Bis 2020 strebt die Regierung einen Anteil der Windenergie von 50 % in der Stromerzeugung an, zugleich soll der Ausstoß von Kohlendioxid um 40 % gesenkt werden.[32]
Am 22. März 2012 veröffentlichte das Dänische Ministerium für Klima, Energie und Bauwesen ein vierseitiges Papier mit dem Titel DK Energy Agreement. Darin werden langfristige Leitlinien der dänischen Energiepolitik formuliert.[33] Ein bemerkenswerter Tag war der 3. Oktober 2013 in Dänemark, als kurzzeitig 90 Prozent des gesamten dänischen Stromverbrauchs durch Windenergie gedeckt wurde.[34] In Zeiten von Windstille kann Dänemark auf Strom aus norwegischen und schwedischen Wasserkraftwerken zurückgreifen.
Seit Anfang 2013 ist in Neubauten der Einbau von Öl- und Erdgasheizungen verboten, ab 2016 wird dies auch für Bestandgebäude gelten. Zugleich wurde ein Förderprogramm für den Heizungsaustausch aufgelegt. Ziel Dänemarks ist es, bis 2020 die Nutzung fossiler Energien um 33 % zu reduzieren. 2050 soll die vollständige Unabhängigkeit von Erdöl und Erdgas erreicht sein.[35] Als Ersatz für Erdgas kann z. B. Biogas benutzt werden. Die eigentliche Alternative ist die Fernwärme, da in Dänemark 2012 bereits etwa die Hälfte der Gebäude mit Fernwärme beheizt werden. Dabei wird Fernwärme in Zeiten günstiger Strompreise oft mit Strom in einem Elektrodenheizkessel zusätzlich erzeugt.
Dänemark fördert massiv den Kauf von Elektroautos. Beim Kauf entfallen die 25%ige Mehrwertsteuer sowie die Zulassungssteuer, die bis zu 180% des Kaufpreises betragen kann. Der Bestand an Elektrofahrzeugen lag im Juni 2012 bei 1160 Fahrzeugen.[36]
Der größte Energieproduzent Dänemarks ist das Unternehmen Dong Energy, welches einen Marktanteil in Dänemark von 49% bei Elektrizität und 35% bei Wärme hat. Es besitzt Anteile an den sehr großen Offshore-Windparks Nysted Havmøllepark, Anholt und Horns Rev. In Dänemark gibt es auch wichtige Produktionsstätten von Windkraftanlagen, wie die von Vestas Wind Systems und Siemens Windenergie. Der dänische nationale Übertragungsnetzbetreiber Energinet.dk für Strom und Erdgas gehört dem Staat.
Obwohl die Energiewende alle drei Bereiche Strom, Wärme und Verkehr umfasst, fokussiert sich die öffentliche Wahrnehmung vor allem auf den Strombereich. Mögliche Erklärungen dafür sind
die Umwälzungen im Strombereich gehen schneller voran als in den anderen Bereichen und sind deutlich umfassender.
der Stromsektor ist infolge des jahrzehntelangen, politisch hoch aufgeladenen Kampfes um die Kernenergie sowie der dezentral aufgestellten und damit auch für alle Menschen sichtbaren Erneuerbaren Energien in der öffentlichen Debatte deutlich präsenter als die eher unscheinbaren und vergleichsweise wenig sichtbaren Veränderungen im Wärme- und Verkehrsbereich.
Eine verengende Fokussierung auf den Sektor Strom kann dazu führen, dass die beiden anderen Bereiche vernachlässigt werden.
Geschichte (seit 1998)
Die ersten großen Schritte der deutschen Politik in Richtung Energiewende ging die rotgrüne Bundesregierung (1998 - 2005, Kabinett Schröder I und Kabinett Schröder II). Zwar hatte es zuvor schon einzelne Fördermechanismen für Erneuerbare Energien wie z. B. das Stromeinspeisungsgesetz gegeben, diese waren jedoch in keinen Gesamtkontext einer Energiewende eingebettet. Auch war weder ein Atomausstieg noch eine Reduktion des Einsatzes fossiler Energien vorgesehen. 1999 wurde das 100.000-Dächer-Programm aufgelegt und im Jahr 2000 fand sich erstmals eine parlamentarische Mehrheit für einen zeitlich gestaffelten Atomausstieg („Atomkonsens“). Nahezu zeitgleich wurde mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ein Fördermechanismus auf Basis von Einspeisevergütungen eingeführt, der den Ausbau der Erneuerbaren Energien deutlich beschleunigen sollte. Noch heute gilt das EEG (mittlerweile mehrfach novelliert) als ein wirkungsvolles Mittel zum Ausbau der Erneuerbaren Energien; kontinuierlich erfolgende Anpassungen an geänderte Marktsituationen werden für notwendig gehalten.[37] Seit im Herbst 2012 bekannt wurde, dass der Strompreis – unter anderem wegen einer zum 1. Januar 2013 stark steigenden EEG-Umlage – steigen würde, ist das EEG verstärkt in der Diskussion. Unter anderem wurde eine Deckelung der EEG-Umlage und/oder der jährlich geförderten Neubaumenge gefordert.
Am 11. März 2011 begann die Nuklearkatastrophe in Japan; sie führte zu einer erneuten Wende in der Energiepolitik: Die deutsche Bundesregierung gab erst ein dreimonatiges Atom-Moratorium bekannt und am 6. Juni 2011 dann den Atomausstieg.[38][39] Am 30. Juni 2011 beschloss der Bundestag in namentlicher Abstimmung mit großer Mehrheit (513 Stimmen)[40] das „13. Gesetz zur Änderung des Atomgesetzes“, das die Beendigung der Kernenergienutzung regelt. Insbesondere erlosch die Betriebsgenehmigung für acht Kernkraftwerke in Deutschland; die Laufzeit der übrigen neun Kraftwerke ist zeitlich gestaffelt: die Abschaltung der letzten Kernkraftwerke ist für 2022 vorgesehen. Auch wurde beschlossen, die Energiewende zu beschleunigen.[41][42]
Obwohl im Jahr 2012 acht Kernkraftwerke weniger in Betrieb waren, verzeichnete Deutschland einen neuen Rekordstromexport. Sogar in den strengen Frostperioden des Winters 2011/2012 während der Tagesspitzenlast blieb Deutschland Netto-Stromexporteur. Im Tagesschnitt wurden 150-170 GWh Strom vor allem nach Frankreich exportiert, das aufgrund seiner vielen mit Strom beheizten Wohnungen eine stark erhöhte Stromnachfrage hatte. Dies entspricht der Produktionsmenge von fünf bis sechs großen Kernreaktoren.[43] Nach Angaben von destatis wurden im gesamten Jahr 2012 66,6 TWh elektrische Energie exportiert, importiert wurden 43,8 TWh, was einen Exportüberschuss von 22,8 TWh bedeutet (entspricht etwas weniger als 4 Prozent der Nettostromerzeugung). Der Exportüberschuss wuchs dabei gegenüber dem Vorjahr auf das Vierfache und erreichte den höchsten Stand der vergangenen vier Jahre. Mit der Stromausfuhr wurden 3,7 Mrd. Euro eingenommen, für die Einfuhr mussten 2,3 Mrd. Euro aufgewendet werden, so dass Deutschland einen Exportüberschuss von 1,4 Mrd. Euro erzielen konnte.[44] Damit betrug der Wert der ausgeführten elektrischen Energie 5,56 ct/kWh, während der Wert der importierten elektrischen Energie mit 5,25 ct/kWh etwas niedriger lag. Die Entwicklung der deutschen Stromhandelsbilanz wird im Artikel Energiemarkt ausführlich dargestellt. Der Grund hierfür ist, dass Frankreich während Zeiten niedrigen Strombedarfs viel elektrische Energie zu dann niedrigen Preisen exportiert, um seinen v.a. aus in der Grundlast laufenden Kernkraftwerken bestehenden Kraftwerkspark nicht drosseln zu müssen. Deutschland exportiert dagegen v.a. zu Zeiten höheren Strombedarfs, also während Mittel- und Spitzenlast, wenn die Strompreise für gewöhnlich höher liegen.[45]
Infolge des Atomausstiegs entbrannte eine öffentliche Debatte über die Versorgungssicherheit in Deutschland, wobei die Gefahr eines Stromausfalles aufgrund nicht ausreichender Erzeugungskapazitäten in Süddeutschland betont wurde (zum Verlauf der Debatte siehe hier). Seit Jahresende 2012 müssen Übertragungsnetzbetreiber und Bundesnetzagentur frühzeitig und verbindlich über die geplanten Stilllegungen von Kraftwerken informiert werden und die endgültige Stilllegung systemrelevanter Kraftwerke kann gegen Bezahlung abgewendet werden. Hinzu kommt, dass ab 2013 die Bundesnetzagentur den Bedarf an Erzeugungskapazität für eine Netzreserve ermitteln und diese dann beschaffen soll. Für den Winter 2011/2012 wurde mit österreichischen Stromkonzernen vereinbart Kraftwerkskapazitäten bereitzuhalten, um notfalls aushelfen zu können (siehe auch Kaltreserve).[46] Auch Russland bot an, ab 2016 bei Engpässen auszuhelfen – mit über Polen geleitetem Atomstrom.[47] Eine weitere Maßnahme ist der Netzentwicklungsplan, in dem der Ausbaubedarf des deutschen Strom- und Gasnetzes in den nächsten 10 Jahren aufgestellt wurde. Unter anderem sind dabei vier große sogenannte „Stromautobahnen“ geplant, wobei bei Zweien eine Teilverkabelung in HGÜ-Technik zulässig ist.[48]
Die wichtigsten politischen Maßnahmen im Bereich Wärme waren Fördermaßnahmen für thermische Solaranlagen und zur Wärmedämmung von Immobilien. Für neu gebaute Häuser ist der Niedrigenergiehaus-Standard gefordert. Im Verkehrsbereich gab es seit den 1990er Jahren vermehrt Biodiesel-Tankstellen. Zum 1. Januar 2007 trat eine Regelung in Kraft, die eine Mindestmenge von Biokraftstoff in Benzin, Diesel oder in Form von reinen Biokraftstoffen festlegt.
Stand und Perspektiven
Im März 2013 teilte das Bundesumweltministerium mit, dass Deutschland voraussichtlich seine Klimaschutzziele bis 2020 verfehlen wird. Ziel war eine Minderung der Treibhausgasemissionen um 40 Prozent; erwartet werde nun eine Reduktion zwischen 33 und 35 Prozent, je nach Wirtschaftsentwicklung. Ursache hierfür sei der derzeit nicht funktionierende EU-Emissionshandel.[49] Durch ein massives Überangebot an Zertifikaten liegt deren Preis bei einem Bruchteil des ursprünglich vorgesehenen Niveaus, wodurch es für Unternehmen kaum Anreize gibt, in emissionsarme Technologien zu investieren. Eine Reform des Emissionhandels, die die Europäische Kommission sowie Altmaier für dringend notwendig halten, lehnt Wirtschaftsminister Philipp Rösler (Stand März 2013) strikt ab.[50] Das deutsche 40-Prozent-Emmissionsminderungsziel ist jedoch lediglich als ein politisches Ziel zu verstehen, die rechtsverbindlichen Vorgaben für Deutschland im Rahmen des EU-Rechts belaufen sich lediglich auf 31-35 Prozent.[51] Vielfach wird deshalb die Forderung nach der Verabschiedung eines verbindlichen nationalen Klimaschutzgesetzes erhoben.
Nach Einschätzung des Bundesverbands Erneuerbare Energie hat die Ausbaudynamik seit 2011 stark gelitten. Die damalige Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes habe den Ausbau von Biogas und Photovoltaik stark gedrosselt. Während 2011 noch 806 Megawatt (MW) Leistung aus Biogasanlagen installiert wurden, waren es 2012 nur noch 255 MW. 2013 rechnet der Verband mit einem weiteren Rückgang der Neubau-Zahlen auf unter 200 MW. Im Bereich der Photovoltaik wurden während 2011 und 2012 jeweils noch rund 7500 MW installiert. Aber 2012 wurde ein neues Vergütungsmodell eingeführt, weshalb die installierte Leistung im ersten Halbjahr 2013 auf knapp 1800 MW und damit weit unter die Hälfte des Vorjahreswertes sank. Statt wie bisher die Förderung nur einmal im Jahr zu senken, gibt es nun eine monatliche Absenkung. Eingeführt wurde auch ein politisch vorgegebener Zubaukorridor oder „atmender Deckel“ für die Photovoltaik von 2,5 bis 3,5 Gigawatt pro Jahr. Je stärker dieses Ziel überschritten wird, umso stärker werden die Vergütungssätze zusätzlich reduziert. Außerdem wurde eine Obergrenze von 52 Gigawatt für die Photovoltaik festgelegt. Auch der Ausbau der Offshore-Windenergie ist stark ins Stocken geraten. Bei der Wasserkraft und der Geothermie findet zurzeit kein relevanter Neubau statt. Geplante Projekte im dreistelligen Millionenbereich wurden auf Eis gelegt. Lediglich die Windenergie an Land liegt im geplanten Ausbaukorridor. Nach 1977 MW installierter Leistung im Jahr 2011 und 2335 MW im Jahr 2012 könnte die Onshore-Windenergie mit 2700 bis 2900 MW Neuinstallation dieses Jahr weiter gestärkt werden und fast an den Wert von 2002 heranreichen (3100 MW). Da in Zukunft allerdings zunehmend alte Windenergieanlagen vom Netz gehen werden, wird ein stetiger Zubau erforderlich sein, um den Netto-Ausbau auf dem erforderlichen Niveau zu halten.[52] Wird am Standort der alten Anlage eine neue Anlage gebaut, nennt sich das Repowering.
Es gibt Forschungs- und Demonstrationsprojekte für neuartige oder stark verbesserte Energiespeicher, die in der Planung, im Bau oder bereits in Betrieb sind. Es wird nach Möglichkeiten gesucht kostengünstig und mit gutem Wirkungsgrad Strom auf unterschiedlichen Zeitskalen, zentral oder dezentral zu speichern. Die ersten sehr schnellen Batterie-Speicherkraftwerke und die ersten Anlagen nach dem Power-to-Gas-Konzept zur Speicherung von billigem Strom im Erdgasnetz und in den Erdgasspeichern werden in Deutschland gebaut. Es gibt Pläne für unterirdische Pumpspeicherkraftwerke in ehemaligen Bergwerken und Druckluftspeicherkraftwerke, z. B. in Staßfurt. Einige Unternehmen verkaufen überschüssige Wärme und liefern sie mit transportablen Wärmespeichern zu den Kunden. Im Solarbereich wird der Eigenverbrauch von Solarstrom ein neues Geschäftsfeld und die Energieversorger kümmern sich um Themen wie Intelligentes Stromnetz, Mikro-KWK und virtuelle Kraftwerke.
In Deutschland gehörten 60 Prozent der installierten Erneuerbaren-Energien-Anlagen Privatleuten, Landwirten und Unternehmen. Den Energieversorgern gehörten 12 Prozent der Anlagen und 13 Prozent gehörten Fonds und Banken (Stand: 2012).[53][54]
Politische Debatte
Im Januar 2012 warnten mehr als dreißig führende Energieforscher Deutschlands in einem offenen Brief vor dem Scheitern der Energiewende in Deutschland. In diesem Schreiben – adressiert an Bundeskanzlerin Angela Merkel, den damaligen Wirtschaftsminister Philipp Rösler und Umweltminister Norbert Röttgen sowie an die Mitglieder des Umwelt- und des Wirtschaftsausschusses des Bundestages – heißt es, das Vorhaben werde nur bei einer „dauerhaften Senkung des Energiebedarfs gelingen“. Überall dort, wo es wirkungsvolle Instrumente zu entwickeln gelte, um den Energieverbrauch zu senken, seien die konkreten Signale bisher „zwiespältig“. Die Forscher fordern, „die Bremsen zu lösen und in allen Handlungsfeldern eine Energieeinsparpolitik zu gestalten, die den selbst gesetzten ambitionierten Regierungszielen gerecht wird“.[55]
In der Wirtschaft wird das Thema Energiewende ambivalent betrachtet. Während der BDI sowie insbesondere die energieintensive Industrie und die etablierten Energieunternehmen der Energiewende traditionell ablehnend gegenüberstehen, betonen andere Unternehmen wie z. B. Siemens und Munich Re, Hersteller der EE-Branche und größere Teile des Handwerks[56] die Vorteile der Umstellung auf Erneuerbare Energien.[57] Mittlerweile sieht auch der BDEW als Lobbyverband der Energiewirtschaft die Energiewende als „unumkehrbar“ an. So sagte Hauptgeschäftsführerin Hildegard Müller im April 2012 den VDI nachrichten in Bezug auf die Energiewende: „Es geht nicht mehr darum, ob, sondern wie sie umgesetzt werden wird.“ Zugleich forderte Müller von der Politik geeignete(re) Rahmenbedingungen für die Transformation der Energiemärkte.[58]
In der Wirtschaftspresse positionierte sich beispielsweise die Financial Times Deutschland in einem Leitartikel klar pro Energiewende, übte jedoch Kritik an der Umsetzung.[59]
Das Thema 'Energiewende' kam stark in den Fokus der Öffentlichkeit, als Bundeskanzlerin Merkel am 16. Mai 2012, drei Tage nach der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen, Bundesumweltminister Norbert Röttgen entließ und Peter Altmaier zu seinem Nachfolger bestimmte. Außerdem ist die Solarförderung in der öffentlichen Diskussion, seitdem im Bundesrat auch CDU-regierte Länder eine Kürzung der Solarförderung ablehnten.
Ende Mai mehrten sich in den schwarz-gelben Koalition und in der Wirtschaft Stimmen, die das bisherige Vorgehen bei der Energiewende in Zweifel zogen. Peter Altmaier bekräftigte daraufhin den Willen der Bundesregierung, an Atomausstieg und Energiewende festhalten zu wollen: „Die Kernenergie in Deutschland ist Geschichte. Der Ausstieg ist beschlossen. Und ich kenne keine ernstzunehmende Kraft in Deutschland, die ihn revidieren will (…). Die Akzeptanz für die Kernenergie war in Deutschland nach Fukushima nicht mehr vorhanden, und es gibt sie auch heute nicht. Deutschland kann als erste Volkswirtschaft in Europa die Energiewende schaffen.“[60] Die Bundesregierung erarbeitete einen Netzentwicklungsplan für den Ausbau neuer Stromstrassen, der am 30. Mai 2012 veröffentlicht wurde.[61]
Bundespräsident Joachim Gauck warnte am 5. Juni 2012 davor, dass die Energiewende nicht „allein mit planwirtschaftlichen Verordnungen“ gelänge und „wohl auch nicht mit einem Übermaß an Subventionen“, sondern vielmehr mit „überzeugenden Innovationen und im fairen Wettbewerb“. Deshalb sei es notwendig, „einen verlässlichen politischen Rahmen zu setzen“, sodass „Schädliches vermieden und Gewünschtes erreicht wird. Marktwirtschaftliche, wachstumsfreundliche Umweltpolitik“ heiße für ihn, „dass Kosten für Umweltbelastungen und Umweltrisiken den Verursachern in Rechnung gestellt werden und nicht den Steuerzahlern. Und dass umweltfreundliche Produktion sich für Unternehmen im Wettbewerb auszahlt.“ Zugleich warnte Gauck davor, die Kosten für die Umweltpolitik nachfolgenden Generationen aufzubürden, da eine solche Haltung „schlicht verantwortungslos“ wäre. Ebenfalls mahnte er, dass sich auf der Erde jedes Leben „im Einklang mit der Natur entfalten“ könne, deshalb sei langfristig „ökonomisch nur sinnvoll, was ökologisch vernünftig“ sei.[62][63]
Im Juli 2012 äußerte der neue Bundesumweltminister Peter Altmaier Zweifel, ob sich der Stromverbrauch wie im Konzept der Energiewende geplant bis 2020 um 10 % senken lässt. „Wenn wir nicht aufpassen, dann kann die Energiewende zu einem sozialen Problem werden“, sagte er. Die Frage der Bezahlbarkeit von Energie sei aus den Augen verloren worden. „Für mich hat höchste Priorität, dass Strom bezahlbar bleibt.“[64]Philipp Rösler, Bundeswirtschaftsminister und FDP-Vorsitzender, äußerte sich kurz darauf ähnlich.[65]
In der SPD schwelt seit längerem ein Streit zwischen Umwelt- und Wirtschaftspolitikern.[66]
Anfang August forderte Umweltminister Altmaier mehr Zurückhaltung bei der Diskussion über die Strompreise. So gingen die bisherigen Preissteigerungen auf die Verteuerung fossiler Quellen wie Öl- und Gas zurück, nicht auf den höheren Anteil Erneuerbarer Energien.[67]
Kritiker monieren, dass die Finanzierung der Energiewende in Deutschland derzeit ungleich verteilt ist.[68][69] So zahlen z. B. arme Haushalte entsprechend einer Studie des Institutes der Deutschen Wirtschaft zufolge relativ bis zu zehnmal mehr für die Subvention von Sonnen- und Windstrom als reiche.[70] Zudem ist die energieintensive Industrie im Gegensatz zu Kleinunternehmen und den meisten Mittelständlern von der Umlage weitestgehend befreit, sodass laut Bundesnetzagentur Großunternehmen, die zusammen 18 % des deutschen Stroms verbrauchen, nur 0,3 % der Umlage tragen müssen (Stand Juni 2012).[71][72] Aufgrund dieser Subvention für Großunternehmen zulasten von Kleinunternehmen und Privatverbrauchern leitete die EU-Kommission im Juni 2012 ein Beihilfeverfahren ein.[73] Auch wird kritisiert, dass die schwarz-gelbe Regierung durch eine starke Ausweitung der Ausnahmen für die Industrie die Kosten für die Energiewende auf immer weniger Schultern, insbesondere Kleinunternehmen sowie Privatbürgern verteilt. Beispielsweise wurde die Schwelle, ab der Ausnahmeregelungen für Unternehmen greifen, von 10 GWh pro Jahr auf 1 GWh reduziert, entsprechend dem Stromverbrauch von ca. 250 Haushalten. Infolgedessen stieg die Zahl der Unternehmen, die die Ausnahmeregelung beantragten, von 813 im Jahr 2011 auf 2.023 alleine bis September 2012 an, 2006 waren es erst ca. 400 Unternehmen gewesen.[74][75] Für 2013 rechnet das Bundesumweltministerium infolge der Ausweitung der Sonderregelungen mit ca. 5.000 Unternehmen, die eine Befreiung von der EEG-Umlage beantragen.[76]
Altmaier kritisierte im Oktober 2012 die Umweltminister vor ihm, also seine Amtsvorgänger: weder Röttgen noch Gabriel noch Trittin hätten ein 10-Jahres-Konzept gehabt bzw. entwickeln lassen.
„Politiker aller Parteien dachten lange, dass es reicht, regenerative Energien zu fördern, und alles andere wird sich von selbst ergeben.“
Den Ärger der Verbraucher wegen der steigenden Stromkosten finde er verständlich.[77]
Im Februar 2013 äußerte der Rat für Nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung, dass es eine Schieflage in der Strompreisdebatte gebe. Obwohl die Energiewende nur für einen Teil der Strompreissteigerungen verantwortlich sei, werde sie oft alleine dafür verantwortlich gemacht. Zudem mache die Stromrechnung weiterhin nur zwei bis drei Prozent der Kosten eines Durchschnittshaushalts bzw. 21 % der Gesamtenergiekosten aus. Dem gegenüber stünden 37 % für Transport (Benzin/Diesel) und 42 % für Wärme. Während die Wärmekosten seit 2007 um 46,7 % gestiegen seien, habe sich der Strom nur um 29 % verteuert; der Anstieg der Wärmekosten werde jedoch im Gegensatz zu den Stromkosten in der Energiekostendebatte nicht thematisiert. Um den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien systemverträglich gestalten zu können, müsse das EEG weiterentwickelt werden, Ausnahmen für die Industrie überprüft werden und zudem auf europäischer Ebene Korrekturen am EU-Emissionshandel durchgeführt werden.[78][79]
Die wachsende Kritik an der Kostenentwicklung war Anlass für eine Analyse des Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft, welche die Förderkosten für erneuerbare Energien, die vermiedenen Kosten für fossile Energien, die Kostendämpfung an der Strombörse und vermiedene Umweltschadenskosten gegenüberstellt. Demzufolge zeichnet sich eine volkswirtschaftlich positive Bilanz der Energiewende ab 2030 ab.[80] Einer 2013 erschienenen Studie des Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge sind zwischen 2014 und 2020 jährliche privatwirtschaftliche Investitionen zwischen 31 und 38 Milliarden Euro für die Energiewende erforderlich. Der Untersuchung zufolge entgehen Deutschland derzeit mind. 0,6% Wachstum des Bruttoinlandsprodukts aufgrund des Investitionsrückstands. Daher seien vor allem verlässliche Investitionsbedingungen notwendig.[81]
Der Fortgang der Energiewende kann auf der Plattform „Agora Energiewende“ anhand tagesaktueller Daten und Grafiken nachverfolgt werden.[82]
Die Internationale Energieagentur (IEA) bezeichnete die deutsche Energiepolitik in ihrem Länderbericht "Deutschland 2013" als fortschrittlich und gab ihre Bedenken gegenüber dem nationalen Atomausstieg auf. Die Bundesrepublik sei „auf dem richtigen Weg“. Als eines der wenigen Länder reduziere Deutschland seine CO2-Emissionen. Bedenklich sei allerdings die klimaschädliche Renaissance von Kohle als Energielieferant. Umso wichtiger seien der Ausbau der Erneuerbaren Energien und die Kostensenkungen bei ihren Technologien, wofür sich insbesondere das Erneuerbare-Energien-Gesetz als erfolgreiches Instrument erweise. Dort müsse perspektivisch nachgesteuert werden, um die Synchronisierung des Ausbaus mit der Infrastruktur voranzutreiben. Für die nächsten Jahre seien Versorgungssicherheit und ausreichende Erzeugungskapazitäten jedoch gewährleistet. In der Kritik steht die starke Strompreissteigerung. Die IEA mahnt die Regierung, „die Kosten, aber auch die Vorteile“ gerecht und transparent zu verteilen und sozialen Ausgleich zu schaffen, um die Verbraucher zu entlasten und die Akzeptanz für die Energiewende zu erhalten. Eine optimale Marktentwicklung sei auf die Balance zwischen Nachhaltigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und Kosteneffizienz angewiesen.[83]
Im Juni 2013 erklärte Weltbank-Präsident Jim Yong Kim mit Hinweis auf die Energiewende, Deutschland sei eine Führungskraft, wenn es darum gehe, Wirtschaftswachstum vom Schadstoffausstoß zu entkoppeln sowie Klimawandel erfolgreich zu bekämpfen.[84]
Am 5. Juni 2013 äußerte Siemens-Vorstandsvorsitzender Peter Löscher, Deutschland könnte bis zum Jahr 2030 150 Milliarden Euro sparen, wenn die Energiewende besser gemanagt würde. Er stellte einen „Drei-Punkte-Plan“ vor (1. Umbau des Strommarktes; 2. Steigerung der Energieeffizienz; 3. Europäische Koordination der Energiewende).[85]
Im Juli 2013 kritisierte Justus Haucap (VWL-Professor, bis 2012 Vorsitzender der Monopolkommission) die hohen Kosten der Energiewende. Man könnte diese viel günstiger haben, wenn man mehr Wettbewerb nutzen würde.
Es sei ordnungspolitisch das beste, allein den CO2-Handel wirken zu lassen. Wenn das nicht erreichbar sei,
„Dann sollte man Erneuerbare technologieneutral fördern. Wir haben inzwischen mehr als 4000 verschiedene EEG-Fördersätze. Die teuerste erneuerbare Stromquelle, die Photovoltaik, wird mit der höchsten Rendite gefördert. Daher gibt es eine massive Überförderung. Mehr als 35Prozent der weltweit installierten Solaranlagen stehen im eher sonnenarmen Deutschland - ein absurder Witz. Viele Ökonomen, etwa der Sachverständigenrat und die Monopolkommission, fordern einen Wechsel vom EEG zu einem Grünstrom-Quotenmodell.“[86]
Im Juli 2013 warnten sowohl die EU als auch das Umweltbundesamt vor Panikmache durch Energiekonzerne. Diese hatten zuvor angekündigt, aufgrund der gesunkenen Börsenstrompreise in großem Stil konventionelle Kraftwerke stilllegen zu wollen, wodurch Stromausfälle drohten. Die EU hält derartige Drohungen für „absichtlich übertrieben“. Diese Ankündigungen würden bewusst von Energiekonzernen gestreut, um über politischen Druck auf Regierungen die Schaffung von Kapazitätsmärkten voranzutreiben. Auf diese Weise könnten Stromkonzerne Subventionen für den Weiterbetrieb von konventionellen Kraftwerken erlangen, obwohl diese nicht notwendig seien. Es bestünde „das Risiko, dass Firmen ihre Intention, Kapazitäten zu schließen, absichtlich übertreiben, um zusätzliche Umsätze zu machen“.[87][88]
Greenpeace forderte im August 2013 eine "Abzockbremse" gegen überhöhte Strompreise. In einem ersten Schritt sollen die Kartellbehörden untersuchen, ob Energiekonzerne oder Stadtwerke mit ihren Grundversorgungstarifen eine marktbeherrschende Stellung missbrauchen. Zweitens sollen die Standardtarife vorab staatlich geprüft werden, wie es bis 2007 gesetzlich gehandhabt wurde. Drittens sollen die Ausnahmeregelungen für die Industrie zurückgefahren werden.[89]
Im September 2013 erklärten in einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der Verbraucherzentrale 82% der Bürger, sie fänden die Ziele der Energiewende "völlig richtig" oder "eher richtig". 45% fanden das Tempo des Ausbaus der erneuerbaren Energien "zu langsam" und 26% "gerade richtig".[90]
Im November 2013 verkündete das Bundesumweltministerium, dass ein Teil der Industrieausnahmen bei der Ökostromumlage gestrichen werden soll. Hintergrund ist das Beihilfeverfahren, das die EU wegen der Vielzahl von Ausnahmen gegen Deutschland eingeleitet hat.[91]
Frankreich
Seit 2012 entwickeln sich in Frankreich politische Diskussionen zum Thema Energiewende und wie die französische Wirtschaft davon profitieren könnte.[92]
Im September 2012 prägte die Umweltministerin Delphine Batho den Begriff „Ökologischer Patriotismus“. Die Regierung begann einen Arbeitsplan für einen möglichen Beginn der Energiewende in Frankreich. Dieser sollte bis Juni 2013 folgenden Fragen nachgehen:[93]
Wie kann Frankreich in Richtung Energieeffizienz und Energieeinsparung gehen? Dies umfasst Überlegungen zu veränderten Lebensstilen, Änderungen in Produktion, Verbrauch und Transport.
Welchen Weg kann man gehen um den angepeilten Energiemix im Jahre 2025 zu erreichen? Die Klimaschutzziele Frankreichs fordern eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 40 % bis 2030 und 60 % bis zum Jahr 2040.
Auf welche erneuerbaren Energien soll Frankreich setzen? Wie sollen die Nutzung von Wind- und Sonnenenergie gefördert werden?
Mit welchen Kosten und Finanzierungsmodellen muss für Beratung und Investitionsförderung für alternative Energien gerechnet werden? Mit welchen für Forschung, Renovierung und Erweiterung der Fernwärme, Biomasse und Geothermie? Eine Lösung könnte eine Fortführung des CSPE sein, eine Steuer, die auf die Stromrechnung aufgeschlagen wird.
Die Umweltkonferenz für nachhaltige Entwicklung am 14. und 15. September 2012 behandelte als Hauptthema das Thema Umwelt- und Energiewende.[94] Dort stellte Präsident Francois Hollande konkrete Ziele der Energiewende vor, die er als "strategische Entscheidung" bezeichnete. Demnach soll der Verbrauch fossiler Brennstoffe bis 2050 halbiert werden, als Zwischenziel strebt die Regierung eine Senkung um 30 % bis zum Jahr 2030 an. Neben einer verstärkten Förderung von Erneuerbaren Energien sowie von Elektrofahrzeugen soll zudem der Anteil der Atomkraft bis 2025 von heute rund 75 % auf dann 50 % reduziert werden. Auch soll 2016 das Kernkraftwerk Fessenheim vom Netz gehen, wie Hollande vor der Wahl versprochen hatte. Zuvor war bereits im August 2013 unter den Regierungsparteien eine Abgabe für umweltschädliche Energien vereinbart worden.[95] Diese soll ab 2014 schrittweise für fossile Brennstoffe eingeführt werden und sich nach den von diesen verursachten Emissionen richten, auch eine Gewinnabgabe für Kernkraftwerke ist geplant.[96]
Japan
Folgende Teile dieses Abschnitts scheinen seit Dezember 2012 nicht mehr aktuell zu sein:
Am 18. Juni 2012 bestätigte der damalige Wirtschafts- und IndustrieministerYukio Edano das ab dem 1. Juli gültige Einspeisegesetz für Erneuerbare Energien nach deutschem Vorbild.[97] Die gewährten Fördersätze liegen erheblich über denen in anderen Ländern, weshalb im Besonderen ein Solarboom ausbrach. Zum 1. April 2013 waren bereits Solaranlagen mit 5,3 GW in Betrieb und zur Einspeisevergütung zugelassen waren zum 31. Mai 2013 rund 17,5 GW Solaranlagen.[98] Japanische Unternehmen sind bei Batterie-Speicherkraftwerken weltweit führend, so dass Japan bereits Demonstrationsanlagen für 20-MWh und 60-MWh baut (Stand Oktober 2013).[99]
Am 14. September 2012 beschloss die japanische Regierung auf einem Ministertreffen in Tokio einen schrittweisen Ausstieg aus der Atomenergie bis in die 2030er-Jahre, spätestens aber bis 2040. Die Regierung teilte mit, man wolle „alle möglichen Maßnahmen“ ergreifen, um dieses Ziel zu erreichen.[100] Wenige Tage später schränkte die Regierung den geplanten Atomausstieg wieder ein, nachdem die Industrie gedrängt hatte, die Pläne zu überdenken. Angeführte Argumente waren, dass ein Atomausstieg die Wirtschaft belasten und es aufgrund des Imports von Öl, Kohle und Gas zu hohen Mehrkosten kommen würde. Daraufhin billigte die Regierung die Energiewende, ließ aber den Zeitpunkt für die Stilllegung der Kernkraftwerke offen.[101]
Im November 2013[102] ging in Japan die erste schwimmende Windkraftanlage mit einer Leistung von zwei Megawatt in Betrieb. Da in Japan nur wenige geeignete Standorte für herkömmliche Offshore-Windparks existieren, gibt es nur mit schwimmenden Anlagen ein nennenswertes Ausbaupotenzial.
Österreich
Holzvergasungsanlage zur Deckung des Wärme- und Strombedarfs in Güssing
Die Energieerzeugung in Österreich ist traditionell auf Grund der geographischen Gegebenheiten stark geprägt durch erneuerbare Energien, insbesondere Wasserkraft. Über 76 % der Inlandsproduktion wurden mittels erneuerbarer Energieerzeugung erreicht, 14 % aus der Verbrennung von Erdgas und 9 % aus der Verbrennung von Erdöl.[103] Auf Grund des Atomsperrgesetzes sind in Österreich keine Kernkraftwerke in Betrieb.
Die inländische Energieerzeugung macht aber in Summe nur 31 % des österreichischen Gesamtenergieverbrauchs(im Verkehr, zur Stromerzeugung, zur Wärmeerzeugung, …) aus. Der Gesamtenergieverbrauch wird gedeckt durch ca. 42 % Öl, 23 % Erneuerbare Energien, 23 % Gas und 12 % Kohle. Relativ zum Gesamtenergieverbrauch erhöhte sich der Anteil erneuerbarer Energieträger in den letzten 20 Jahren nur um zirka einen Prozentpunkt. Er soll nach EU-Vorgaben bis 2020 auf 35 % zulegen.[104] Insbesondere im Bereich der Ökostromanlagen ist jedoch kein Trend zur Energiewende erkennbar – der tatsächliche Ökostromanteil nimmt in Österreich stetig ab. Auch wenn die Stromerzeugung durch Ökostromanlagen laufend wächst (von 37 TWh 1997 auf 45,4 TWh 2010) sinkt der absolute Anteil der Ökostromanlagen am Gesamtenergieverbrauch (von 66 % 1997 auf 61 % 2010). Die von der EU in der Richtlinie 2001/77/EG für Österreich vorgeschriebenen Ziele für den Anteil an erneuerbaren Energien am (Brutto-) Stromverbrauch von 78,1 % für 2010 wurden somit deutlich verfehlt. Österreich droht daher ein Vertragsverletzungsverfahren, welches am 20. November 2013 eingereicht wurde.[105][106]
Eine Energiewende in Österreich kann man in einzelnen Dörfern, Städten und Regionen erkennen. So gilt beispielsweise Güssing im Burgenland als Vorreiter für unabhängige und nachhaltige Energiegewinnung. Seit 2005 erzeugt Güssing bereits bedeutend mehr Wärme (57,5 GWh) und Strom (14 GWh) aus nachwachsenden Rohstoffen als die Stadt selbst benötigt.[107] Das Burgenland plante, basierend auf dem Landtagbeschluss vom 8. Juni 2006, bis 2013 den gesamten Strombedarf mit erneuerbarer Energie abzudecken. Dies wurde hauptsächlich durch die Errichtung weiterer Windenergieanlagen erreicht – nach Umsetzung aller geplanten Projekte sollen Ende 2013 insgesamt 290 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von ca. 520 MW in Betrieb sein.[108][109] Drei Viertel (223 MW) der neu errichteten Windkraftleistung Österreichs wurden alleine 2012 im Burgenland errichtet.[110] Damit wurde im März 2013 im Burgenland erstmals die angepeilte Stromautarkie erreicht.[111] (siehe auch Liste österreichischer Kraftwerke#Windenergie)
Schweiz
Nach dem GAU in Fukushima hat der Schweizer Bundesrat und das Parlament den Atomausstieg im Grundsatz beschlossen. Derzeit sind fünf Schweizer Atomkraftwerke am Netz, verbindliche Abschaltdaten fehlen. Dies gilt auch für das Atomkraftwerk Beznau, welches neben dem Atomkraftwerk Mühleberg (das bis Ende 2019 abgeschaltet werde soll [112]) zu den ältesten auf der Welt gehören. Gemäß Bundesrat sollen die Atomkraftwerke am Netz bleiben, solange sie sicher sind.[113]
Spanien
Mit einem Anteil von 32 % an der Stromerzeugung im Jahr 2012 liegt der Anteil der Erneuerbaren Energien in Spanien europaweit auf hohem Niveau. Dies ist vor allem auf die große Bedeutung der Wasserkraft sowie der Windenergie zurückzuführen. Die Wasserkraft (ohne Pumpspeicher) trug mit 7,6 % zur Gesamtstromerzeugung, die Windenergie (41,8 TWh 2011[114]) kam 2012 auf einen Anteil von 18,2 % und lag damit hinter der Kernenergie (22,1 %) und GuD-Kraftwerken (19,3 %) auf dem dritten Platz in der Erzeugungsstatistik. Vergleichsweise geringe Bedeutung haben dagegen die Erzeugung aus Biomasse (1,8 %) sowie aus Solarenergie (4,3 %), die wiederum in Photovoltaik (3 %) und Solarthermische Kraftwerke (1,3 %) aufgeteilt werden kann.[115]
Im Jahr 2013 war die Windenergie nach vorläufigen Zahlen des Netzbetreibers Red Eléctrica de España der wichtigste spanische Stromproduzent. Mit einem Anteil von 21,1 % lag sie demnach knapp vor der Kernenergie mit 21,0 %, der Kohlekraft mit 14,6 % und der Großwasserkraft (14,4 %).[116]
Die Nutzung der Wasserkraft hat in Spanien wie in vielen Staaten mit entsprechenden Ressourcen eine lange Tradition. Die Entwicklung der Windenergie begann Mitte der 1990er Jahre, als staatliche Förderungen eingeführt wurden. Zudem sind die geographischen Bedingungen für die Windkraft günstig, Widerstände durch die Bevölkerung sind - unter anderem auch durch die geringe Siedlungsdichte - selten.[117] Ende 2012 waren in Spanien Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 22,8 GW installiert, womit Spanien hinter China, den USA und Deutschland weltweit auf dem vierten Rang lag.[118]
Die Photovoltaik, die zuvor ein Nischendasein fristete, erfuhr 2007 einen starken Anstieg, nachdem zuvor von der Regierung Zapatero eine Einspeisevergütung eingeführt wurde, die den Investoren hohe Renditen garantierte. Anschließend wurde die Solarförderung durch ein Moratorium wegen der großen Nachfrage auf eine bestimmte Anzahl von Sonnenstunden pro Jahr und eine Laufzeit von 25 Jahre begrenzt. Ende 2012 führte die konservative Regierung Rajoy eine Stromsteuer auch für Solarenergie ein und kündigte weitere Renditesenkungen an. Laut einem Bericht der EU-Kommission von 2012 sind hierfür jedoch vor allem „exzessive“ Ausgleichszahlungen für bereits abgeschriebene Kernkraftwerke und für die unrentablen spanischen Kohlebergwerke verantwortlich.[119] Zukünftig sollen Betreiber von Erneuerbare-Energien-Anlagen zusätzlich zu den Strommarktpreisen eine zusätzliche Zahlung und eine Investitionszulage erhalten. Damit soll eine „vernünftige Rentabilität“ ermöglicht werden.[120]
Das spanische Unternehmen Gamesa gehört zu den weltweit größten Herstellern von Windkraftanlagen. Die Unternehmen Iberdrola, Acciona und EDP Renováveis sind weltweit aktive Unternehmen, die auch weltweit Windparks entwickeln und betreiben. Außerdem gehören ihnen etwa die Hälfte aller spanischen Windkraftwerke.
Vereinigtes Königreich
In Großbritannien wird unter anderem auf den Einsatz von Windenergie gesetzt, wobei insbesondere der Bau von Offshore-Windparks stark vorangetrieben wird. In diesem Bereich ist das Vereinigte Königreich mit einer installierten Leistung von knapp 4 GW (Stand: 2014), mehr als die Hälfte der weltweit installierten Leistung etwa 7 GW weltweit führend. Insgesamt waren dort Ende 2012 8,4 GW Windenergieleistung installiert, womit es weltweit auf Platz sechs rangierte.[118] Nachdem die Förderung zunächst auf einer Quotenregelung basierte, wobei allerdings die Ausbauziele immer wieder verfehlt wurden, stellte man aufgrund der schlechten Erfahrungen mit diesem System auf Einspeisevergütung um.[121] Die mangelnde Versorgungssicherheit sowie der Ausfall existierender Kraftwerkskapazität sind Gegenstand verschiedener Kontroversen.[122] Großbritannien gibt der Atomenergie einen Anteil an der zukünftigen Energieversorgung, auch um die Versorgungssicherheit zu erhöhen, weshalb zwei neue Reaktoren Hinkley Point C1 und C2 gebaut werden sollen.[123] Ein Mindestpreis für den produzierten Strom von 0,109 EUR/kWh für 35 Jahre plus Inflationsausgleich wurde garantiert.[124] Der ausgewählte Lieferant (die EDF) ist aufgrund der Kosten umstritten, allerdings hält der Umweltaktivist George Monbiot Kernkraft für eine essentielle Notwendigkeit im britischen Energiemix.[125]
Bewertung
Für die Transformation des Energiesystems von zentralistischen Modellen, die durch Großkraftwerke dominiert werden, hin zu dezentralen Netzstrukturen mit einem höheren Anteil an Erneuerbaren Energien (die in Niederspannungs- und Mittelspannungsnetze einspeisen) werden Vorteile und Nachteile angeführt.
Erhöhung der Versorgungssicherheit durch Dezentralität. Die zunehmende dezentrale Stromerzeugung durch die Energiewende erhöht die Netzstabilität. Der Ausfall einzelner, kleiner Erzeugereinheiten kann besser kompensiert werden als ungeplante Ausfälle von Großkraftwerken[126].[127] Da allerdings ein Teil der regenerativen Energierzeuger fluktuierend ins Stromnetz einspeist, können Maßnahmen wie Freileitungs-Monitoring und die Einführung eines Smart Grids notwendig werden, um die Spannung des Stromnetzes stabil zu halten. Auch Virtuelle Kraftwerke, in denen verschiedene regenerative Energieerzeuger sowie gegebenenfalls Abnehmer intelligent vernetzt sind, tragen zur Versorgungssicherheit bei.[128] Zudem können Erneuerbare Energien, insbesondere Photovoltaik, einspringen, wenn konventionelle Kraftwerke im Sommer aufgrund einer zu großen Flusserwärmung durch abgegebenes Kühlwasser gedrosselt bzw. ganz heruntergefahren werden müssen, ein seit längerem bekannter Effekt, der mit Verstärkung der Globalen Erwärmung immer häufiger auftreten wird.[129][130]
Volkswirtschaftliche Vorteile durch eine langfristig betrachtet günstigere Energieversorgung[141]
Erhöhung der inländischen Wertschöpfung durch Verringerung von Energieimporten:[142][143] So betrug die Nettoimportabhängigkeit in Deutschland 2010 laut Bundeswirtschaftsministerium bei der Kernenergie 100 %, bei Naturgasen 81,8 %, bei Mineralöl 97,8 % und bei der Steinkohle 77,0 %.[144] Im Jahr 2011 waren die Erneuerbaren Energien mit einem Anteil von 35 % an der heimischen Primärenergieerzeugung nach der Braunkohle mit 38,5 % Anteil und mit großem Abstand vor Erdgas mit 10,0 % der zweitwichtigste heimische Energieträger.[145] Insgesamt gab Deutschland im Jahr 2012 rund 94 Mrd. Euro für Importe von Energieträgern aus, pro Kopf etwa 1 165 Euro.[146]
Da kleinere Kraftwerke ihre Leistung schnell dem Bedarf anpassen können, das Höchstspannungsnetz entlasten, den Abstand zwischen Verbraucher und Kraftwerk reduzieren und zwangsläufig eine höhere Anzahl von Kraftwerken bedingen, wird zudem die Netzsicherheit verbessert.[147]
Windenergie oder Wasserkraft sind in einer Vollkostenrechnung, die auch externe Kosten mit einbezieht, bereits heute häufig preiswerter als konventioneller Strom.[148] Diese externen Kosten wie z. B. Folgen aus dem Klimawandel oder der Emission von Schadstoffen werden bisher in den Kosten für Strom aus fossilen Energieträgern nicht abgebildet, womit es zu einem Marktversagen zugunsten der konventionellen Energiewirtschaft kommt.[149]
Wirtschaftliche Wertschöpfung durch Produktion und Export von Klimaschutztechnologoien [150]
Photovoltaikanlagen, Sonnenkollektoren und zum Teil auch Windkraftanlagen können als Kleinkraftwerke direkt beim Endverbraucher installiert werden. Wegen der dadurch entfallenden Transportkosten und Steuern müssen die Stromkosten dieser Kraftwerke nicht mit Großhandelsstrompreisen konkurrieren, sondern mit jenen für Endverbraucher.
Der Kraftwerkseigenbedarf der meisten regenerativen Energiewandler liegt deutlich niedriger als bei konventionellen Wärmekraftwerken. Während Windkraftanlagen und Wasserkraftwerke einen Eigenverbrauch von 0,35-0,5 % bzw. 1 % aufweisen, liegen Kohle- und Kernkraftwerke bei 4-10 % bzw. 5-16 %.
Nachteile
PumpspeicherwerkGoldisthal, eine Möglichkeit zur Speicherung von Elektrischer EnergieStrommast mit 110-kV-Freileitung
Die Erzeugung von Strom durch Windkraft-, Solar- und in geringerem Maße von Wasserkraftanlagen ist aufgrund ihrer Wetterabhängigkeit deutlich weniger planbar als die von konventionellen Kraftwerken. Um die real benötigte Leistung zu decken, muss daher bei hohen Anteilen volatiler Energiegewinnungsformen auf Speichertechnologien und eine geographisch weit verteilte Aufstellung der Anlagen zurückgegriffen werden. Die Fachliteratur geht davon aus, dass erst ab einem Anteil von etwa 40 % regenerativer Energien an der Stromerzeugung ein größerer Bedarf an Speichern nötig ist; vereinzelt wird auch ein Anteil von 70 % genannt.[151] Darunter ist ein Ausgleich der Lastgänge mit einem bestehenden konventionellen grundlastfähigen Kraftwerkspark möglich. Allerdings kann es nötig sein in der Übergangszeit bis zu einer regenerativen Vollversorgung (ca. 2050) weitere konventionelle Kraftwerke zu bauen. So wird insbesondere die Abschaltung von Kernkraftwerken in Süddeutschland sowie die unzureichende Netzsituation als Argument für den Neubau von Gaskraftwerken im Süden Deutschlands angeführt. Diese sollen als Brücke dienen, bis genügend Speicher errichtet und die Stromnetze ertüchtigt sind. Allerdings halten die niedrigen Börsenstrompreise die Stromunternehmen derzeit von der Errichtung von Gaskraftwerken eher ab.[152] Seitens der Stromwirtschaft wird hierfür sogar die Zahlung von staatlichen Zuschüssen geltend gemacht.[153]
Einige Speichertechnologien wie Pumpspeicherkraftwerke haben einen großen Flächenverbrauch. Die Wasserstofferzeugung mittels Hydrolyse durch Windenergie und erst recht die anschließende Methanisierung des Wasserstoffs sind derzeit noch relativ ineffiziente und wenig erprobte Speicherverfahren mit technischen Risiken.
Durch eine nur regionale Energiewende kann es zur Verschiebung der Produktion in Staaten mit weniger ambitionierter Energiepolitik kommen (Siehe auch: Allokation (Ökobilanz)). Wenn nur einige Vorreiterländer ihre Energiegewinnung in Richtung CO2-Minimierung oder Vermeidung optimieren, lässt sich dadurch der anthropogene globale CO2-Eintrag in die Atmosphäre nicht reduzieren, falls die Emissionen den Marktbedingungen folgend in andere Staaten mit günstigeren Energiepreisen verlagert werden, beispielsweise durch Verlagerung der Produktionsinfrastruktur Regionen der Schwellen- und Entwicklungsländer. Die hierfür notwendigen Mechanismen des Emissionshandels existieren auf internationaler Ebene jedoch noch nicht in ausreichendem Maße.[154]
Bestimmte Arten der alternativen Energieerzeugungen, insbesondere die Photovoltaik, sind derzeit (2013) noch deutlich teurer als fossile Energien ohne Einberechnung externer Kosten. Bislang sind ihre Preise allerdings stetig gesunken (siehe Einspeisevergütung). Ausgelöst wurde diese Preisreduktion durch eine starke Ausweitung der Produktion, durch daraus resultierenden Skaleneffekte, die starke Konkurrenz und technische Weiterentwicklungen ('Lernkurve'). Man rechnet mit weiter sinkenden Kosten pro erzeugtem Kilowatt, auch durch eine Verbesserung des Wirkungsgrades.[155] Auch die Kosten für Windstrom sind in den letzten Jahren stark gesunken und werden voraussichtlich weiter sinken. Zudem kommen immer mehr WEA in ein Alter, in dem sie abgeschrieben sind und dann aus diesem Grund günstiger Strom produzieren können.[156]
FAO Food Price Index 1990–2012Flächen- und Nutzungskonkurrenz zwischen Nahrungsmittelerzeugung und Energiepflanzenanbau. In den Industrieländern zunehmend verwendeter Biosprit wird als Mitursache für die zeitweilige starke Verteuerung von Nahrungsmitteln Ende 2007 (sogenannte Tortilla-Krise) angesehen. Daher wird der Einsatz einiger Bioenergien (z. B. Biokraftstoffe wie Bioethanol aus Maisstärke) in Frage gestellt bzw. abgelehnt.[157] Eingewandt wird dagegen, dass die Nahrungsmittelpreise nach 2007 auf in etwa vorherige Werte absanken (siehe FAO Food Price Index). Ein weiterer Ausbau der Bioenergien und der steigende Nahrungsmittelbedarf durch die steigende Weltbevölkerung verschärfen jedoch diese Nutzungskonkurrenz. Zudem sind auch ökologische und andere Aspekte von Bedeutung. In der Zeit von 2007 bis Anfang 2012 verteuerten sich in Deutschland landwirtschaftliche Grundstücke im Schnitt um 25 % – in Ostdeutschland sogar um mehr als 85 %, im Westen um rund 13 %. Es findet laut Bauernverband ein Verdrängungswettbewerb zwischen landwirtschaftlicher Nahrungs- und Energieproduktion statt.[158] Andere Experten sehen hingegen im steigenden Fleischkonsum weltweit den zentralen Faktor für steigende Lebensmittelpreise.[159]
An der Strombörse kommt es an Tagen mit wesentlich niedrigerem Stromverbrauch als an anderen Tagen für wenige Stunden zu dem Phänomen, dass die Stromkäufer für die Abnahme von Strom bezahlt werden. Im ersten Halbjahr 2013 waren das 36 Stunden[160] von insgesamt 4383 Stunden. Dies passierte während der sonnigen Jahreszeit häufig am Vor- oder Nachmittag und in der dunklen Jahreszeit häufig in der Nacht. Einen negativen Strompreis gab es beispielsweise am Sonntag, dem 16. Juni 2013, um 15 Uhr und am ersten Weihnachtsfeiertag 2012 um vier Uhr morgens. Der negative Strompreis kommt nicht unerwartet zustande, da die Wettervorhersage recht genaue Vorhersagen für den Energiehandel zur Verfügung stellt, so eine Windleistungsvorhersage für kurze Zeiträume von einigen Minuten bis zu zwei Tagen und eine Mittelfristvorhersage für bis zu acht Tagen.
Debatte um Potential der erneuerbaren Energien und Gesamtenergiebedarf
Jeroen van der Veer, Vorstand des ÖlkonzernsShell AG, hielt es im Jahr 2007 zwar für möglich, 2050 bis zu 30 % des Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen zu decken. In absoluten Zahlen werde 2050 aber sogar mehr Öl, Gas und Kohle konsumiert werden als heute. Die Menschen schätzten seiner Ansicht nach die Dimensionen der für eine Rohstoffwende notwendigen Veränderungen falsch ein.[161] Dem stehen mehrere Argumente entgegen. So sind die Reserven an Öl (siehe Globales Ölfördermaximum) und Erdgas begrenzt. Gegen die verstärkte Nutzung von Kohle zur Bereitstellung von Strom und Wärme sowie als Alternative zu Erdöl (coal-to-liquid (CTL)) sprechen die damit verbundenen überproportional hohen Treibhausgas-Emissionen sowie ein zu erwartender Anstieg der Preise (Kohlefördermaximum).
Um bei der Begrenzung der globalen Erwärmung das 2-Grad-Ziel nicht zu verfehlen und damit unkalkulierbare Klimafolgen zu riskieren, ist eine komplett kohlendioxidfreie Energieversorgung für den Zeitraum 2040 bis 2050 anzustreben.[162] Dieses Ziel wird für Deutschland durchaus als erreichbar angesehen, wenn die Ausbaugeschwindigkeit bei den regenerativen Energien gesteigert wird.[163]
Auch das Potential und die Geschwindigkeit des Ausbaus der erneuerbaren Energien wird unterschiedlich eingeschätzt. In Deutschland, Europa und der Welt wurde dies in zahlreichen Studien massiv unterschätzt, wie eine Analyse der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) aus dem Jahre 2009 zeigt.[164] (siehe Artikel Erneuerbare Energie)
In ihrer Potentialstudie ERNEUERBARE ENERGIEN 2020 – Potenzialatlas Deutschland aus dem Jahr 2010 prognostizierten die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) bzw. der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE), dass bis 2020 ein Anteil der Erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch in Höhe von 28 % bei vertretbarem Flächenbedarf erreichbar ist.
2009 hatte die Bundesregierung 18 % als Ziel genannt.
47 % des benötigten Stroms könnten mit erneuerbaren Energien gedeckt werden (Prognose der Bundesregierung 2009: 30 %), bei der Wärmeversorgung 25 % (Bundesregierung 2009: 14 %) und bei der Mobilität 22 % (Bundesregierung 2009: 12 %).[165]
Schwer einschätzbare Faktoren wie die zunehmende Konkurrenzfähigkeit erneuerbarer Energien durch technische Weiterentwicklung, Preisentwicklung der fossilen Energieträger, unklare Reichweite der fossilen Energieträger, Intensität der Bemühungen zum Klimaschutz und anderes lassen langfristig keine exakten Prognosen zu.
International
Logo von IRENADie Zufeuerung von Biomasse im Kraftwerk Drax hat den effektiven Kohlendioxidausstoß um über 10% reduziert[166]
Die Weltbank hat ein internationales Programm gestartet, das geografische Daten für die Nutzung erneuerbarer Energien in Entwicklungsländern sammeln soll. Die Bank sieht darin einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und zum Zugang armer Bevölkerungsschichten zu sauberer Energie.[167] Das Generalsekretariat der Vereinten Nationen kündigte darüber hinaus an, bis April 2014 genaue Fahrpläne für den Ausbau erneuerbarer Energien in einem Dutzend Entwicklungsländer vorzulegen.[168][169]
Auf internationaler Ebene wurde 2010 die Internationale Organisation für Erneuerbare Energien IRENA gegründet. Sie tritt damit an die Seite der 1957 gegründeten IAEO (Atomenergie) und der Internationalen Energieagentur IEA 1973 (Fossile Energieträger) und versteht sich als „treibende Kraft“ den großflächigen und verstärkten Einsatz und die nachhaltige Nutzung von Erneuerbaren Energien weltweit zu fördern.[170]
Die Koordination und Konkurrenz um erneuerbare Energien ist unter anderem ein Gegenstand der Forschung am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung.[171] Demnach befinden sich die Energiemärkte derzeit in einer Phase tiefgreifenden Umbruchs. Durch die Ölkrisen der 70er Jahre, Nuklearkatastrophen, einer mittlerweile eingetretenen Ernüchterung um die Kernfusion sowie der Einsicht um die klimaschädliche Wirkung fossiler Brennstoffverbrennung seien Leerstellen in soziotechnischer, politischer und ökonomischer Hinsicht entstanden. Allerdings sei es bisher nicht möglich, technische Patentlösungen zu identifizieren, von denen man mit Sicherheit wisse, dass sie moderne Energiebedarfe in Zukunft decken können.[171] Zugleich sei umstritten, wie eine sichere, tragfähige und nachhaltige Energieversorgung aussehen solle und was genau unter den entsprechenden Begriffen zu verstehen sei.[171]
Die Neuordnung der Energieversorgungssysteme moderner Gesellschaften sei dabei weniger ein technisches Entwicklungsprojekt, sondern spiele sich in konfliktträchtigen Koordinationsprozessen zwischen Industrie, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft ab.[171] Eine Sektorstudie beschreibt Verhalten von Marktakteuren der deutschen Solarindustrie. Ein gewichtiger Anteil der dort auftretenden Verteilungskonflikte besteht demnach in konkurrierenden Einflussversuchen auf institutionelle, soziotechnische und kulturelle Marktstrukturen.[171][172]
Während Finnland aufgrund seiner umfangreichen Wälder seit jeher stark auf den Brennstoff Holz setzt, ist der hohe Holzanteil in Polen darauf zu zurückzuführen, dass dort die Erneuerbaren Energien insbesondere im Stromsektor bisher ein Nischendasein fristen.[173] In Deutschland liege der Anteil von Holz am bei etwa der Hälfte. Das Verhältnis von Strom- zu Wärmeerzeugung liegt bei etwa 1 zu 10.[174]
2011 wurde etwa die Hälfte der globalen Pelletproduktion von acht bis zehn Millionen Tonnen in europäischen Kraftwerken verstromt. Nahezu alle großen europäischen Energieversorger wie E.on, RWE, Vattenfall, Electrabel (Belgien), Drax (Großbritannien), Dong (Dänemark) oder Essent (Niederlande) verstromen Holzpellets in Kohlekraftwerken als Beifeuerung oder in umgerüsteten Kohlekraftwerken oder hegen Pläne, dies in naher Zukunft zu tun. German Pellets stieg 2011 in die Produktion in Nordamerika ein.[175]
Filme
Die 4. Revolution – EnergyAutonomy (2010), Der Filmtitel bezeichnet nach der Agrarrevolution, der industriellen Revolution und der digitalen Revolution die Energiewende als vierte Revolution.
arte-Dokumentation Experiment Energiewende - Deutschlands einsame Revolution (74 min), Erstausstrahlung am Dienstag, 3. September 2013 um 20.15 Uhr[176]
Literatur
Klaus-Dieter Maubach: Energiewende. Wege zu einer bezahlbaren Energieversorgung, Springer Fachmedien, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-03357-6.[177]
Heinz-J. Bontrup, Ralf-M. Marquradt: Chancen und Risiken der Energiewende, Arbeitspapier der Hans Böckler Stiftung, Düsseldorf 2012. (online) (PDF; 1,3 MB)
Agora Energiewende: 12 Thesen zur Energiewende. Ein Diskussionsbeitrag zu den wichtigsten Herausforderungen im Strommarkt. Berlin 2013. (online, PDF, 2,97 MB).
GEA: Global Energy Assessment - Toward a Sustainable Future. Cambridge University Press, Cambridge, UK and New York, NY, USA and the International Institute for Applied Systems Analysis, Laxenburg, Austria, 2012, ISBN 978-1-107-00519-8. (Download beim IIASA; Presseerklärung des WBGU vom 12. Dezember 2012; abgerufen am 12. Januar 2013)
Frank Dumeier, Andreas Dangl, Michael Trcka: v=z+s Die letzte Gleichung der Energiewende. Wien, Klosterneuburg 2012, ISBN 978-3-9502962-1-1.
Severin Fischer, Oliver Geden: Die deutsche Energiewende europäisch denken. In: SWP Aktuell. A 47, 2011. (online, PDF).
Conrad Kunze: Soziologie der Energiewende: erneuerbare Energien und die Transition des ländlichen Raums. Stuttgart 2012, ISBN 978-3-8382-0347-8.
Hermann Scheer: Der energethische Imperativ: 100 Prozent jetzt. Wie der vollständige Wechsel zu erneuerbaren Energien zu realisieren ist. München 2010, ISBN 978-3-88897-683-4.
Rob Hopkins: Energiewende. Das Handbuch.Zweitausendeins, 2008. (Originaltitel: „The Transition Handbook: From Oil Dependency to Local Resilience“ (Transition Guides), 2008).
Uwe Fritzsche: Das Energiewende-Szenario 2020. Ausstieg aus der Atomenergie, Einstieg in Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung. Untersuchung im Auftrag der Bundestagsfraktion und der Landtagsfraktion NRW von Bündnis 90/Grüne sowie der Heinrich-Böll-Stiftung. Öko-Institut, Freiburg 1996, ISBN 3-928433-26-1.
Volker Hauff: Energie-Wende – von der Empörung zur Reform. Mit den neuesten Gutachten zum Ausstieg aus der Kernenergie. Droemer Knaur, München 1986, ISBN 3-426-03853-6.
Florentin Krause, Hartmut Bossel, Karl-Friedrich Müsser-Reissmann: Energie-Wende: Wachstum und Wohlstand ohne Erdöl und Uran. Ein Alternativ-Bericht des Öko-Instituts. Fischer, Frankfurt am Main 1980, ISBN 3-10-007705-9.
↑ abcThe German Energiewende Under Attack - is There an Irrational Sonderweg? Erik Gawel, Sebastian Strunz, Paul Lehmann Helmholtz Zentrum für Umweltforschung, UFZ, 2012
↑Environmental Sustainability in Transatlantic Perspective: A Multidisciplinary Approach, Manuela Achilles, Dana Elzey, Palgrave Macmillan, 12.09.2013, S.63ff
↑Weert Canzler, Andreas Knie, Schlaue Netze. Wie die Energie- und Verkehrswende gelingt, München 2013, S. 8.
↑Siehe auch das Energiekonzept 2050: "Damit verbunden ist ein Paradigmenwechsel beim Kraftwerkseinsatz und bei der Markt-, Netz- und Systemintegration der erneuerbaren Energien: weg von der bisherigen Grundlastphilosophie auf der Basis zentraler fossiler und nuklearer Großkraftwerke hin zu einem immer größeren Anteil dezentraler fluktuierender Energien ("Flatterstrom") aus erneuerbaren Quellen, die durch eine Vielzahl von Maßnahmen verstetigt werden sollen. Energiekonzept 2050 (PDF; 4,6 MB). Fraunhofer IBP, Fraunhofer ISE, Fraunhofer IWES, ISFH, IZES gGmbH, ZAE Bayern und ZSW. Abgerufen am 14. April 2013.
↑[1] 30. Juni 2013, Erneuerbare Energien Desertec-Stiftung steigt aus Wüstenstrom-Projekt aus, SZ. Markus Balser
↑[2] Ohne Alpen-Batterie droht Deutschen der Blackout, Die EU will die Gespräche mit der Schweiz über ein Strom-Abkommen stoppen. Doch Europa braucht das Land für seine Energie-Strategie. Und Deutschland riskiert ohne Schweizer Berge die Energiewende. Von Daniel Wetzel, Die Welt, Feb. 2014, [http://www.bfe.admin.ch/themen/00612/00618/index.html?lang=de Energieverhandlungen Schweiz – EU beim Bundesamt für Energie BFE der Schweiz
↑Die Strompreise für Privatkunden sind mittlerweile in Deutschland dreimal so hoch wie in Frankreich, vgl. Statistik nach Eurostat Strompreisentwicklung Deutschland 2002-2010 im europäischen Vergleich.
↑Streit über die EEG-Reform, Einige Änderungen zeichnen sich schon ab, Stuttgarterr Zeitung, von Roland Pichler, 12.02.2014
↑19.09.2013, "Energiewende wird scheitern" , Ohne Not gibt Deutschland eine wirtschaftliche und sichere Energieversorgung auf und steigt um auf ein teures wie instabiles Konzept. Für den Industriestandort birgt das fatale Risiken, Werner Ressing, WiWo
↑Krause, Bossel, Müller-Reißmann: Energiewende – Wachstum und Wohlstand ohne Erdöl und Uran, S. Fischer Verlag 1980, ASIN: B0029KUZBI. (Energy Transition – Growth and Prosperity without Petroleum and Uranium)
↑Krause, Bossel, Müller-Reißmann: Energiewende – Wachstum und Wohlstand ohne Erdöl und Uran, S. Fischer Verlag 1980, ASIN: B0029KUZBI.
↑Erich Hau: Windkraftanlagen – Grundlagen, Technik, Einsatz, Wirtschaftlichkeit. 4. Auflage. Springer, Berlin 2008, Kap. 2 (Strom aus Wind – Die ersten Versuche), insbesondere S. 23–44.
↑Walther Schieber: Energiequelle Windkraft. Berlin (1941)
↑M. Heymann: Geschichte der Windenergienutzung: 1890–1990. Campus Verlag, Frankfurt 1995 (zugl. Diss. Deutsches Museum München)
↑Heinz J. Wiegand: Die Agrar- und Energiewende. Bilanz und Geschichte rot-grüner Projekte, Lang, Frankfurt am Main [u. a.] 2006, ISBN 978-3-631-55713-6
↑Hubertus Bardt, Judith Niehues, Holger Techert: Das Erneuerbare-Energien-Gesetz - Erfahrungen und Ausblick. Studie im Auftrag des. URL ungültigInstitut der deutschen Wirtschaft Köln, Fehler bei Vorlage:Internetquelle, datum=30-03-2012 , abgerufen am 29. Mai 2012: „In den letzten Jahren ist nicht nur der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung und damit die nach dem EEG vergütete Strommenge rasant angestiegen. Auch die durch-schnittliche Vergütung ist unter anderem wegen des Trends zu einem höheren Anteil der Photovoltaik deutlich höher geworden. Die Entwicklung geht nicht hin zu einem verringerten, sondern zu einem erhöhten durchschnittlichen Preis für Strom aus erneuerbaren Quellen. Zuletzt sind die als Subvention einzuordnenden Differenzkosten erheblich angestiegen. 2011 lagen sie bei insgesamt 12,4 Milliarden Euro, nach 9,4 Milliarden Euro im Vorjahr und 5,3 Milliarden Euro 2009. Entsprechend ist auch die EEG-Umlage zu Lasten der Stromverbraucher angestiegen (Abbildung..). Von 2000 bis 2009 stieg sie kontinuierlich von 0,2 Cent je Kilowattstunde auf 1,3 Cent je Kilowattstunde. Danach erhöhte sie sich drastisch auf 2,05 Cent 2010, 3,53 Cent 2011 und 3,592 Cent im Jahr 2012. Für einen typischen Haushalt mit einer Abnahmemenge von 3.500 Kilowattstunden Strom bedeutete dies einen Anstieg der ausgewiesenen EEG-Kosten von 7,0 Euro 2000 über 71,8 Euro 2010 auf 125,7 Euro im laufenden Jahr.“
↑Daniele Ganser: Peak Oil. Erdöl im Spannungsfeld von Krieg und Frieden. Hrsg.: Philipp Rudolf von Rohr, Peter Walde, Bertram Batlogg (= Reihe Zürcher Hochschulforen. Band45). vdf Hochschulverlag an der ETH Zürich, Zürich 2009, ISBN 978-3-7281-3219-2, S.56–72 (danieleganser.ch [abgerufen am 22. Dezember 2011]).Fehler in Vorlage:Literatur – *** Parameterfehler; Band= meint BandReihe= – Vieles deutet indes darauf hin, dass der Irakkrieg ein klassischer Ressourcenkrieg ist, welcher es den USA erlaubt, vor Erreichen des Peak Oil und dem globalen Förderrückgang wichtige Erdölquellen zu besetzen, um dadurch gegenüber den Konkurrenten China, Europa und Russland eine Machtposition aufzubauen.Alan Greenspan, der frühere Direktor der US Federal Reserve, meinte in diesem Kontext: „Ich finde es bedauerlich, dass es politisch unkorrekt ist, zuzugeben, was alle schon wissen: Beim Irakkrieg geht es um das Erdöl.
↑In den 1980ern schrieb man WEA auf 10 Jahre ab; dann auf 12 Jahre; ab 2001 auf 16 Jahre Kosten werden zu Gewinnen. Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW), abgerufen am 16. Mai 2013.
↑ abcdeForschungsprojekte am MPIfG. Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, abgerufen am 16. Mai 2013. als Beispiel unter anderem das Dissertationsprojekt von Timur Ergen, Koordination und Konkurrenz um erneuerbare Energien beim Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln