Otto March

Otto March (* 7. Oktober 1845 in Charlottenburg; † 1. April 1913 ebenda) war ein deutscher Architekt.
Leben
Otto March war ein Sohn des Tonwarenfabrikanten Ernst March, der im Berlin des 19. Jahrhunderts für seinen keramischen Bauschmuck bekannt war. Er studierte an der Berliner Bauakademie und später in Wien, zu seinen Lehrern zählten Heinrich Strack und Heinrich von Ferstel. 1878 absolvierte er das 2. Staatsexamen zum Regierungsbaumeister.
1888 sammelte er auf einer Englandreise wichtige Eindrücke von der als fortschrittlich angesehenen englischen Landhaus-Architektur, die sein weiteres Schaffen maßgeblich beeinflussten. Am 30. Oktober 1889 heiratete er in Bonn Anna Maria Vorster (* 1863), die Tochter des wohlhabenden Kölner Chemieindustriellen Julius Vorster; in der Folge erhielt er zahlreiche Aufträge auch im Rheinland, so etwa die 1897 von ihm geplante zweigeschossige Zuschauertribüne der Galopprennbahn im Weidenpescher Park in Köln.
Ab 1899 war er Mitglied der preußischen Akademie des Bauwesens in Berlin, gehörte ab 1907 dem „Ausschuß Groß-Berlin“ an und war seit 1912 Senatsmitglied der preußischen Akademie der Künste. In diesen Funktionen gingen von ihm Initiativen für die rechtzeitige städtebauliche Planung einer Groß-Gemeinde Berlin aus.
March erhielt zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen, darunter der nichtakademische Titel „Geheimer Baurat“ und die Ehrendoktorwürde (Dr.-Ing. E.h. sowie 1912 die Medaille für Verdienste um das Bauwesen in Gold.[1]
Seine Söhne Werner March (1894–1976) und Walter March (1898–1969) (unter William Van Alen wirkte er 1928–1930 am Bau des Chrysler Building mit) wurden ebenfalls Architekten, sie waren später für die Errichtung des Deutschen Sportforums, des Olympischen Dorfes und des Olympiastadions in Berlin verantwortlich. Otto Marchs Neffe Werner Hegemann war als Herausgeber der Zeitschrift Städtebau ein einflussreicher Architekturkritiker der Weimarer Republik.
Bauten und Entwürfe


Zahlreiche Wohn- und Geschäftshäuser, großbürgerliche Landhäuser und auch evangelische Kirchen in Berlin und ganz Deutschland wurden nach Marchs Entwürfen ausgeführt. Als Direktor der Landhaus-Baugesellschaft Pankow war er zugleich Immobilienunternehmer.
- 1872–1875: Villa für Clara Benda in Berlin-Westend, Ahornallee 4 (unter Denkmalschutz)[2]
- 1881–1882?: Villa Holt in Berlin, Ahornallee 18–22[3]
- 1890: Büro- und Geschäftshaus Zum Hausvoigt in Berlin-Mitte, Hausvogteiplatz 8/9 (1955 stark verändert; unter Denkmalschutz)[4]
- 1890–1891: Frauenwohnheim „Marienheim“ in Berlin-Mitte, Borsigstraße 5 (unter Denkmalschutz)[5]
- 1890–1891: Villa Kolbe in Radebeul (Die Maurerarbeiten wurden durch die ortsansässigen Gebrüder Ziller ausgeführt, die bereits mit der Tonwarenfabrik des Vaters Ernst March in guten Geschäftskontakten standen.)
- 1891–1894: Villa Vorster für Fritz Vorster in Köln-Marienburg (1904 erweitert)
- 1892–1893: evangelisch-reformierte Bergkirche in Osnabrück (Fertigstellung des Turmes 1896)
- 1893: Landhaus für Christoph Schreckhas in Berlin-Grunewald, Fontanestraße 21/23 (unter Denkmalschutz)[6]
- 1894–1895: Büro- und Geschäftshaus-Gruppe Kaufhaus Köln und Kaufhaus Stettin in Berlin-Mitte, Rosenstraße / Neue Friedrichstraße (unter Denkmalschutz)[7]
- 1894–1895: Villa in Berlin-Grunewald, Bettinastraße 3 (ursprünglich zur Selbstnutzung vorgesehen; bewohnt durch Hermann Rietschel, danach durch Hermann Sudermann; unter Denkmalschutz)[8]
- 1895: verschiedene Gebäude der Chemischen Fabrik Schering in Berlin-Charlottenburg, Max-Dohrn-Straße 8/10 (unter Denkmalschutz)[9] und Tegeler Weg 33 (unter Denkmalschutz)[10]
- 1895: Konfirmandensaal und Pfarrhaus für die evangelische Marienkirche in Duisburg-Duissern
- 1896–1897: evangelisch-reformierte Kirche auf der Insel Borkum
- 1896–1897: Wohnanlage Amalienpark in Berlin-Pankow, Amalienpark / Breite Straße[3] (Vorgärten unter Denkmalschutz)[11]
- 1896–1897: Umbau und Erweiterung von Haus Horst in Hilden bei Düsseldorf
- 1898-1911: Haus Calmuth für Maximilian von Guilleaume bei Remagen (mehrere Bauphasen)
- 1898–1900: Amerikanische Kirche in Berlin-Schöneberg, Motzstraße, nahe Nollendorfplatz (errichtet für die unabhängige American Church in Berlin; im Zweiten Weltkrieg zerstört)
- 1899–1900: Hofmann-Haus für die Deutsche Chemische Gesellschaft in Berlin-Tiergarten, Sigismundstraße 4 (nach schweren Kriegsschäden abgebrochen)
- um 1900: Invalidenheim der Kaiser-Wilhelm-Stiftung in Neubabelsberg (heute: Deutsche Vermögensverwaltung)
- 1900–1901: Villa Meyer-Leverkus in (Wuppertal-) Elberfeld, Katernberger Straße 163 (nicht erhalten)
- vor 1903: Landhaus für Julius Vorster (heute Itzel-Sanatorium) in Oberkassel
- 1903–1905: evangelische Christuskirche in Köln-Dellbrück (teilweise gestiftet von Paul Andreae auf Gut Mielenforst; unter Denkmalschutz)
- 1903–1905: evangelische Reformationskirche in Köln-Marienburg (nach dem Zweiten Weltkrieg verändert wieder aufgebaut)
- 1904: Schloss Torgelow
- 1904: Wettbewerbsentwurf für das Schillertheater in Berlin-Charlottenburg (nicht ausgeführt)
- 1904–1905: Wohnhaus für F. Holtz in Berlin-Charlottenburg, Marchstraße 8 (unter Denkmalschutz)[12]
- vor 1905: Landhaus von Luttitz in Aachen-Steinebrück
- 1905: Erweiterung der Berliner Französischen Friedrichstadtkirche (mit Überformung des schlicht calvinistischen Inneren nach wilhelminischem Zeitgeschmack)
- 1905–1907: Mehrfamilienhaus-Gruppe in Berlin-Charlottenburg, Bismarckstraße 79/80 / Wilmersdorfer Straße 39 (unter Denkmalschutz)[13]
- 1906–1909: Tribünenbau der Rennbahn Grunewald
- 1907–1908: Geschäftshaus in Berlin-Mitte, Charlottenstraße 55 (unter Denkmalschutz)[14]
- 1908: evangelische Kirche in Oberkassel
- 1908–1909: Evangelisches Pfarr- und Gemeindehaus von St. Georg in Frankfurt (Oder)
- 1909–1911: Landhaus Heinenhof für Carl Friedrich von Siemens in Neu Fahrland bei Potsdam
- 1910–1911: Gebäude für das Arbeiterversicherungsschiedsgericht in Berlin, Straße des 17. Juni 116–118
- 1912: erster Preis im Wettbewerb zur Neugestaltung des Königsplatzes vor dem Reichstagsgebäude[15]
- 1912–1913: Deutsches Stadion in Berlin-Charlottenburg (Vorläufer des Berliner Olympiastadions)
- 1912–1913: evangelisch-reformierte Kirche in Borssum
sowie undatiert:
- Villen Ahornallee 13 und Ahornallee 44–45 in Berlin
- Geschäftshaus Leipziger Straße 7/8 in Berlin-Mitte
- Geschäftshaus der Auskunftei W. Schimmelpfeng in Berlin-Mitte, Charlottenstraße 23
- Büro- und Geschäftshaus Zur Mauerkrone in Berlin-Mitte, Leipziger Straße 19 / Mauerstraße[16]
Literatur
- Wolfram Hagspiel: Köln. Marienburg. (= Stadtspuren, Denkmäler in Köln, Bände 8.I und 8.II.) J. P. Bachem Verlag, Köln 1995, ISBN 3-7616-1147-1. S. 880 u.a.
- Birgit Jochens, Doris Hünert (Hrsg.): Von Tonwaren zum Olympistadion. Die Berliner Familie March. ... eine Erfolgsstory. Edition Berlin, Metropol Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-932482-94-8, bes. S. 80-109 und 169-182.
- Uwe Kieling: Berlin, Bauten und Baumeister. Quintessenz, Berlin 2003, ISBN 3-8148-0095-8, S. 307–308.
- Hans Schliepmann: Otto March. In: Berliner Architekturwelt, 15. Jahrgang 1913, Heft 2, S. 45–83. (Nachruf mit vielen Abbildungen) (urn:nbn:de:kobv:109-opus-6214)
- Josef Stübben: Otto March †. In: Zentralblatt der Bauverwaltung, 33. Jahrgang 1913, Nr. 29 (vom 12. April 1913), S. 199–200. (Nachruf) (urn:nbn:de:kobv:109-opus-46847)
- Hans-Henning Zabel: March, Otto. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, ISBN 3-428-00197-4, S. 110 f. (Digitalisat).
Weblinks
- Literatur von und über Otto March im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ [Ehrung, Im Centralblatt der Bauverwaltung, Nr. 54, 27. Januar 1912, S. 9, abgerufen am 21. Dezember 2012
- ↑ Eintrag 09096063 in der Berliner Landesdenkmalliste
- ↑ a b Helmut Engel, Peter-Alexis Albrecht, Gerhard Wolf, Christa Wolf: Meisterwerke Berliner Baukunst. Der Amalienpark in Pankow und sein Architekt Otto March. Berliner Wissenschaftsverlag, Berlin 2007, ISBN 3-8305-1351-8.
- ↑ Eintrag zu Otto March (Obj.-Dok.-Nr. 09030005) in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen
- ↑ Eintrag zu Otto March (Obj.-Dok.-Nr. 09080454) in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen
- ↑ Eintrag zu Otto March (Obj.-Dok.-Nr. 09046447) in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen
- ↑ Eintrag zu Otto March (Obj.-Dok.-Nr. 09011055) in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen
- ↑ Eintrag zu Otto March (Obj.-Dok.-Nr. 09046393) in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen
- ↑ Eintrag 09020771 in der Berliner Landesdenkmalliste
- ↑ Eintrag 09020772 in der Berliner Landesdenkmalliste
- ↑ Eintrag 09046060 in der Berliner Landesdenkmalliste
- ↑ Eintrag 09096343 in der Berliner Landesdenkmalliste
- ↑ Eintrag 09096106 in der Berliner Landesdenkmalliste
- ↑ Eintrag 09075005 in der Berliner Landesdenkmalliste
- ↑ Siehe Abb. 1 in: Werner Hegemann: Turmhaus am Reichstag?! In: Städtebau, XXV. Jahrgang (Herausgeber: Werner Hegemann) (PDF; 5,0 MB), S. 97
- ↑ Uwe Kieling: Berlin, Bauten und Baumeister. Quintessenz, Berlin 2003, S. 307–308
Personendaten | |
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NAME | March, Otto |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Architekt |
GEBURTSDATUM | 7. Oktober 1845 |
GEBURTSORT | Charlottenburg |
STERBEDATUM | 1. April 1913 |
STERBEORT | Charlottenburg |