Zum Inhalt springen

Richard Wagner

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 12. Mai 2004 um 01:31 Uhr durch Karl-Henner (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Richard Wagner
Richard Wagner

Wilhelm Richard Wagner (*22. Mai 1813 in Leipzig; † 13. Februar 1883 in Venedig, Palazzo Vendramin) war ein deutscher Komponist.

Allgemeines

Wagner wurde berühmt durch seine Musikdramen (Opern), in denen er vor allem Motive aus der Mythologie / Sagen behandelte, mit Schauplätzen in Norwegen (Holländer), Deutschland (Tannhäuser), Großbritannien (Tristan) und Spanien (Parsifal).

Seine Texte schrieb er selbst und verwendete dabei mitunter den altertümlich klingenden Stabreim (Alliteration.) Die Hauptpartien seiner Musikdramen erfordern besonders kräftige Stimmen (Wagnerstimme), (Gesang). Er verwendete einen Orchesterapparat mit großer Besetzung, erweiterte die Klangsprache des Orchesters und ließ Instrumente nach eigenen Vorstellungen konstruieren (Wagnertuben).Außerdem verfaßte er umfangreiche Schriften zur Musiktheorie und sonstigen Themen aller Art.

Biographische Daten

Der Komponist wurde am 22. Mai 1813 in Leipzig als neuntes Kind des Juristen und Laienschauspielers Carl Friedrich Wagner (1770-1813) und der Bäckerstochter Johanna Rosine Wagner (1774-1848) geboren. Sechs Monate nach seiner Geburt, am 23. November 1813 starb der Vater an Typhus. Im August 1814 heiratete Wagners Mutter den Schauspieler und Dichter Ludwig Geyer, der sich der Familie nach dem Tod des Vaters angenommen hatte. Spekulationen, wonach Geyer der leibliche Vater Richard Wagners gewesen sei, sind weder bewiesen, noch klar widerlegt. Noch 1814 übersiedelte die Familie nach Dresden. Mit 16 Jahren erlebte Wagner 1829 Wilhelmine Schröder-Devrient in "Fidelio". Von nun an stand für ihn fest, Musiker zu werden, und er verfasste bald erste Sonaten, ein Streichquartett sowie den unvollendeten Opernversuch "Die Hochzeit".

1833 wurde Wagner von den Ideen des Schriftstellers und Publizisten Heinrich Laube und seines "Jungen Deutschland", einer liberal-demokratischen Bewegung des Vormärz beeindruckt. Gleichzeitig begann er mit der Komposition der "Feen", nachdem er als Chordirektor an das Würzburger Theater engagiert worden war. In Laubes "Zeitung für die elegante Welt" erschien bald darauf sein Aufsatz "Die Deutsche Oper". Als musikalischer Leiter der Sommersaison in Bad Lauchstädt und des Theaters in Magdeburg lernte er die Schauspielerin Minna Planer (*5.9.1809 Oederan, † 25.1.1866 Dresden) kennen, die er 1836 heiratete.

Am 1. April 1837 wurde Wagner Musikdirektor in Königsberg: Der Theaterbetrieb brach allerdings kurz darauf wegen Zahlungsunfähigkeit der Direktion zusammen. Wagner geriet in Schulden. Im Juni 1837 gelang es ihm, eine Dirigentenstelle in Riga zu erlangen, wo er vor seinen deutschen Gläubigern sicher war. Hier entstand 1838 der Text und der Beginn der Partitur des "Rienzi".

1839 verlor Wagner jedoch seine Stellung in Riga. Aus Furcht vor seinen Gläubigern überschritt er heimlich die russisch-ostpreußische Grenze und fuhr auf dem kleinen Segelschiff "Thetis" nach London. Die stürmische Überfahrt brachte erste Inspirationen für den "Fliegenden Holländer".

Wagner verbrachte die Jahre 1840 und 1841 unter ärmlichen wirtschaftlichen Bedingungen in Paris: Er vollendete den "Rienzi" (1840) und den "Fliegenden Holländer" (1841). In diese Zeit fiel auch die Beschäftigung mit Ludwig Feuerbachs atheistischer Philosophie und den Theorien des Frühsozialisten Pierre Joseph Proudhon, die auf seine ersten Vorstellungen vom Nibelungendrama abfärbten.


1843 wurde Wagner zum Königlich-Sächsischen Kapellmeister an der Dresdner Oper ernannt. Hier befreundete ers sich mit dem russischen Anarchisten Michail Bakunin. 1849 mußte er als Revolutionär wegen der Teilnahme an einem politischen Aufstand fliehen und wurde von der Polizei steckbrieflich gesucht.

Von seiner ersten Frau Minna Wagner trennte er sich, nachdem sie seine schwärmerische Freundschaft zur verheirateten Mathilde Wesendonck aufgedeckt hatte.Während dieser unruhigen Zeit entstand Tristan und Isolde. Wagners zweite Frau war Cosima Wagner, die Tochter von Franz Liszt.

König Ludwig II. von Bayern gehörte zu seinen Bewunderern, seitdem er zum erstenmal Lohengrin gehört hatte. Der König finanzierte jahrelang Wagners verschwenderischen Lebensstil und unterstützte den Bau des Festspielhauses in Bayreuth. Dort finden in jedem Sommer, Ende Juli bis Ende August, die weltberühmten Richard-Wagner-Festspiele statt.

Kompositorisches Schaffen

Kein anderer Komponist hat die Struktur der Oper stärker verändert als Richard Wagner. Gleichaltrig mit Giuseppe Verdi, der wie er von der Grundform der romantischen Oper nach dem musikalischen Drama strebte, dieses Ziel jedoch auf anderen Wegen erreichte, leitete Wagner schon mit seinen frühen Werken eine Reform der Oper ein, wie sie zu Beginn des "romantischen" 19. Jahrhunderts noch undenkbar war.

Wagners Fernziel war von Anfang an das "Gesamtkunstwerk", bei dem alle Sparten der Kunst unter dem Primat der Musik zusammenwirken sollten, um die ihm vorschwebende Vollkommenheit des Dramas zu erreichen. Auch seine Texte schrieb er daher grundsätzlich selbst.

Wagners musikalischer Beginn orientierte sich an den anerkannten Werken seiner Jugendzeit. Sind die ersten Versuche - "Die Feen" (1834) und "Das Liebesverbot" (1836) - noch von den französischen Vorbildern eines Auber oder Cherubini beeinflusst, und enthält "Rienzi" (1842) noch Züge Meyerbeers, so lassen sich von nun an keine fremden Einflüsse mehr erkennen. Mit dem "Fliegenden Holländer" (1843) stellt sich Wagners Bühnenschaffen als völlig eigenständige konsequente Weiterentwicklung der deutschen romantischen Oper Heinrich Marschners und Carl Maria von Webers in Richtung des angestrebten Musikdramas dar. Daran ändert nichts, dass Wagner seinen eminenten Sinn für Bühnenwirkung von Meyerbeer und die Aufwertung der Funktion des Orchesters von Berlioz herleitet. Er entwickelte, beginnend mit dem "Holländer" bis zu seinem letzten Bühnenwerk "Parsifal" (1882), in jedem seiner Dramen ein so unverkennbares Klangbild, dass selbst bei nur oberflächlichem Hinhören nicht nur "Wagner" als Komponist, sondern das betreffende Werk sofort zu identifizieren ist.

Insgesamt erhält das Orchester bei Wagner im Zuge der Ausbildung der Leitmotivtechnik eine dominierende Stellung: Es bildet in stets zunehmendem Maß nicht bloße Begleitung der Singstimmen, sondern für diese einen gleichwertigen Partner und charakterisiert die jeweilige Stimmung bzw. Situation (Meer, Wald usw.). Die Leitmotive sind keine Erfindung Wagners, sondern kommen - meist als so genannte Erinnerungsmotive - schon in Werken des 18. Jahrhunderts vor. Es handelt sich dabei um bestimmte Tonfolgen, die Personen, Gegenstände oder Gedanken symbolisieren und entweder gleichzeitig mit dem versinnbildlichten Objekt auftauchen, dieses ankündigen oder den Hörer dazu anleiten sollen, Gedankenverbindungen selbst herzustellen.

In der Musik Wagners entwickelt sich das Leitmotiv vom bloßen Erinnerungsmotiv bis hin zur kunstvollen Verflechtung einer Vielzahl feststehender musikalischer Floskeln, aus denen - wie etwa beim "Ring des Nibelungen" - schließlich der ganze Orchestersatz zusammengefügt wird. Diese Leitmotivtechnik trug durch ihre Prägnanz wesentlich zur Popularisierung von Wagners Werken bei.

Die überdimensionale Kompliziertheit der symphonisch ausgearbeiteten Partituren nahm Wagner erst bei "Parsifal" zurück. Der Klang des Orchesters erscheint in diesem Werk trotz Beibehaltung der Motivtechnik auf weite Strecken durchsichtiger und einfacher strukturiert. Während Verdi in seiner letzten Oper "Falstaff" in Abkehr von seinen Gewohnheiten zu einem komplizierten, am Schluss sogar zur reinsten Form der absoluten Musik, der Fuge, führenden Orchestersatz findet und sein Bühnenschaffen mit der komödiantischen Parole "Alles ist Spaß auf Erden" beschloss, beendete Wagner sein Opernwerk in sanfter Abgeklärtheit und christlicher Semantik.

Rezeptionsgeschichte

Bis 1945 (Zweiter Weltkrieg) waren die Wagner-Aufführungen noch ganz dem Gedanken des Illusionstheaters verpflichtet: das Bühnengeschehen sollte eine möglichst vollkommene Entsprechung in Dekoration, Personenführung und Lichtregie finden. Wagner selbst hatte dieses Desiderat beschrieben, als er erklärte, was die Musik töne, solle man auf der Bühne erschauen.

Das "Neue Bayreuth" setzte ab 1951 verstärkt auf Abstraktionen und eine suggestive Lichtregie verbunden mit einer eher statuarischen Personenführung, vor allem unter dem Einfluss des Enkels Wieland Wagner.

Seit dem Ende der Siebziger Jahre verstärkten sich Tendenzen, den Text und die Regieanweisungen zu Richard Wagners gänzlich ignorieren. Da solche Versuche teilweise sehr weit gingen, kam es zu heftigen Auseinandersetzungen über die Eingriffe und Verfremdungen durch das Regietheater.

Bekannte Wagnerfreunde

Zu Wagners kritischen Bewunderern gehörten der Philosoph Friedrich Nietzsche (er war zuerst mit Wagner befreundet, brach aber in seinen letzen Lebensjahren völlig mit ihm), der Arzt und Theologe Albert Schweitzer, die Schriftsteller Gabriele d'Annunzio, George Bernard Shaw, Thomas Mann, die Komponisten Giacomo Puccini, Giuseppe Verdi und Gustav Mahler. Er war der Lieblingskomponist des Königs Ludwig II. und des Diktators Adolf Hitler. Deshalb, und aufgrund seiner Äußerungen bezüglich der Juden (dokumentiert in den Tagebüchern seiner Frau) wurden Versuche, seine Musik in Israel aufzuführen, bisher stets von heftigen Protesten begleitet. Zahlreiche jüdische Künstler wie der Dirigent Daniel Barenboim setzten sich jedoch für den Komponisten ein.

Einzelne Orte

Luzern Das Richard-Wagner-Museum in Luzern zeigt interessante Lebenszeugnisse und Autographen. Richard Wagner arbeitet während verschiedener Aufenthalte in Luzern. Hier heiratete er Cosima von Bülow (geborene Liszt) und sein einziger Sohn Siegfried wurde ebenfalls hier geboren.

Werke

Musikdramatische Werke

Nur die folgenden zehn Werke wählte Wagner für Aufführungen in Bayreuth aus:

Schriften

Wagner hat zusätzlich zu den Inhaltsentwürfen, Textfassungen und Analysen seiner Musikdramen zahlreiche musiktheoretische, philosphische, politische und belletristische Schriften verfasst, u.a. "Oper und Drama", (1851), ein Essay über die Theorie der Oper, und "Das Judentum in der Musik" (1850), eine Polemik gegen Jüdische Komponisten. Er schrieb auch eine Autobiographie "Mein Leben" (1880).

  • Zum Inhalt der nachfolgenden Links ein paar Stichworte:

Die "Deutsche Richard-Wagner-Gesellschaft" will dazu motivieren, Werk und Ideenwelt Wagners neu zu überdenken und durch geeignete Beiträge für das kulturelle Leben der Gegenwart fruchtbar zu machen. Ist Theater – wie heute vielfach behauptet – nur Reflex gesellschaftlicher Strukturen und Prozesse? Oder führt dieses Denkmodell nicht doch in politische Bevormundung, künstlerische Sterilität und kulturelles Banausentum? Was bedeutet demgegenüber Werkgerechtigkeit und wie ist sie zu definieren?

Hier findet man Informationen zu den Vorfahren Richard Wagners:

Das folgende "Wagnerforum" kommt direkt aus Bayreuth, von der Tageszeitung "Nordbayerischer Kurier". Im Internet ist das die lebhafteste Diskussionsrunde im deutschsprachigen Raum über den Komponisten Richard Wagner, außerdem über Opern und Klassische Musik.