Ludwig van Beethovens Klavierwerke
Ludwig van Beethovens Klavierwerke sind in der Klavierliteratur von epochaler Bedeutung. Beethoven war ein hervorragender Pianist, der ausgehend vom Klavier komponierte.
In diesem Artikel werden die Werke für Soloklavier und die Werke für Klavier mit Orchester aufgeführt.
Klaviersonaten
Ludwig van Beethoven hat insgesamt 32 Sonaten für Klavier geschrieben. Sie zählen zu den bedeutendsten Werken der Klavierliteratur.
Musikgeschichtliche Deutung
Liste sortiert nach Opuszahlen
Erste Gruppe – Nr. 1-11 Opus 2 – Opus 22
Drei Klaviersonaten op. 2 (1795)
Klaviersonate Nr. 1 f-Moll op. 2 Nr. 1
- Allegro Noten bei Mutopia
- Adagio Noten bei Mutopia
- Allegretto Noten bei Mutopia
- Prestissimo
Sie wird häufig als kleine Appassionata bezeichnet. Die Gemeinsamkeiten beschränken sich allerdings weitgehend auf die identische Tonart. Im ersten Satz wird ein typisches Merkmal Beethovenscher Musik deutlich: ein rhythmisches Motiv (punktiertes Viertel gefolgt von Sechzehntel-Triole) durchzieht den gesamten Satz. Auch die deutlichen Akzentuierungen und plötzlichen dynamischen Schwankungen sind charakteristisch für Beethovens Musik.
Klaviersonate Nr. 2 A-Dur op. 2 Nr. 2
- Allegro vivace
- Largo appassionato
- Allegretto
- Grazioso
Klaviersonate Nr. 3 C-Dur op. 2 Nr. 3
- Allegro con brio
- Adagio
- Allegro
- Allegro assai
Diese Sonate übertrifft die beiden anderen an Umfang. Der Kopfsatz erinnert an ein Klavierkonzert – er enthält zwei Kadenzen, was den virtuosen Charakter des Werkes unterstreicht.
Klaviersonate Nr. 4 Es-Dur op. 7 (1796)
- Allegro molto e con brio
- Largo con gran espressione
- Allegro
- Rondo: Poco allegretto e grazioso
Wurde von Beethoven als Grande Sonate bezeichnet. In der Tat übertrifft sie ihre Vorgänger zwar nicht unbedingt an Länge aber an innerer Größe. Zeitgenossen nannten sie die verliebte – Beethoven schwärmte zur Zeit der Komposition von seiner Schülerin Comtesse Babette on Kegelvics, der das Werk gewidmet ist. Einzigartig das Largo, ein Satz von unendlicher Ruhe und Meditation.
Drei Klaviersonaten op. 10 (1798)
Klaviersonate Nr. 5 c-Moll op. 10 Nr. 1
- Allegro molto e con brio
- Adagio molto
- Prestissimo
Klaviersonate Nr. 6 F-Dur op. 10 Nr. 2
- Allegro
- Allegretto
- Presto
Klaviersonate Nr. 7 D-Dur op. 10 Nr.3
- Presto
- Largo e mesto
- Menuetto: Allegro
- Rondo: Allegro
Klaviersonate Nr. 8 c-Moll op. 13 Pathétique (1799)
- Grave - Allegro di molto e con brio
- Adagio cantabile
- Rondo: Allegro
Zwei Klaviersonaten op. 14 (1799)
Klaviersonate Nr. 9 E-Dur op. 14 Nr. 1
- Allegro
- Allegretto
- Rondo: Allegro comodo
Klaviersonate Nr. 10 G-Dur op. 14 Nr. 2
- Allegro
- Andante
- Scherzo: Allegro assai
Klaviersonate Nr. 11 B-Dur op. 22 (1800)
- Allegro con brio
- Adagio con molt′ espressione
- Menuetto
- Rondo. Allegretto
Zweite Gruppe – Nr. 12-27 Opus 27 – Opus 90
Dem Fürsten Carl von Lichnowsky gewidmet leitet diese Sonate eine neue Phase Beethoven′scher Klavierkunst ein. Sie wird gesondert beschrieben.
- Andante con variazioni
- Scherzo: Allegro molto
- Marcia funebre sulla morte d'un eroe
- Allegro
Zwei Klaviersonaten op. 27 (1801)
Beide tragen den Beinamen Sonata quasi una fantasia. Die zweite ist unter dem Namen Mondscheinsonate populär.
Klaviersonate Nr. 13 Es-Dur op. 27 Nr. 1
- Andante - Allegro
- Allegro molto e vivace
- Adagio con espressione
- Allegro vivace
- Adagio sostenuto
- Allegretto
- Presto agitato
- Allegro
- Andante
- Scherzo (Allegro assai)
- Rondo (Allegro ma non troppo)
Drei Klaviersonaten op. 31 (1802-1805)
Der vielzitierte Ausspruch Beethovens nach Vollendung der Sonate op. 28: Ich bin mit meinen bisherigen Arbeiten nicht zufrieden, von nun an will ich einen anderen Weg beschreiten gilt bei diesen drei Werken besonders für das Werk in d-Moll, das den Beinamen Der Sturm erhielt. Die drei Sonaten wurden zwischen 1803 und 1805 veröffentlicht.
Klaviersonate Nr. 16 G-Dur op. 31 Nr. 1
- Allegro vivace
- Adagio grazioso
- Rondo. Allegretto
Die Sonate wird relativ selten gespielt und auch häufig – zu Unrecht – gering geschätzt. Doch zeigt der erste Satz bereits Züge der späteren großen Sonaten, etwa der Waldstein-Sonate. Das Thema besteht aus einer absteigenden Sechzehntel-Figur gefolgt von einer Folge von G-Dur-Akkorden. Bei beiden Figuren setzt der der Grundton in der linken Hand um ein Sechzehntel verzögert ein. Dadurch entsteht ein rhythmisches Motiv, das dem Satz einen humorvollen, verspielten, treibenen Charakter gibt. Das Seitenthema beginnt in H-Dur, wie bei Waldstein-Sonate, Dur-Tonart zur Paralleltonart der Dominante D-Dur.
Interessant der zweite Satz, der an ein italienisches Serenade erinnert, bei dem ein reizendes, reichlich mit Trillern ausgestaltetes Thema über einer Pizzikato-Begleitung kunstvoll variiert wird. Das Thema wechselt in die linke Hand, raffinierte Figuren und Läufe werden mit eingeflochten.
Der Schlusssatz ist schlichtes Rondo, doch zeigt Beethoven gerade hier in der Art, wie das Thema in dem sich wiederholenden ersten Abschnitt, ausgestaltet wird, höchste Meisterschaft und Genialität. Dies gilt auch für die polyphone Verarbeitung des Themas im in Moll stehenden Abschnitt und den humorvollen Schluss.
Klaviersonate Nr. 17 d-Moll op. 31 Nr. 2 (Der Sturm)
- Largo. Allegro
- Adagio
- Allegretto
Besonders in der Einleitung beschreitet der Komponist neue Wege, die auf die Musik der Romantik großen Einfluss genommen haben: zwei Motive werden gegenübergestellt: ein arpeggierter A-Dur-Akkord (Largo) der in einer Fermate verklingt und eine unruhige Achtelbegung. Erst nach der Einleitung (die man in gewisser Weise auch als Hauptthema bezeichnen kann) wird die Tonart d-Moll erreicht: begleitet mit Triolen entwickelt sich ein Dialog zwischen aufsteigenden Dreiklängen im Bass und einer chromatischen, klagenden Figur in der Oberstimme, die als Grundlage für das Seitenthema, das wiederum die Achtelbewegung aufnimmt, dient.
Im weiteren Verlauf überrascht erste Satz mit rezitativen Wendungen, schroffen Akkordschlägen und ein in gebrochenen Akkorden verklingenden Schluss.
Klaviersonate Nr. 18 Es-Dur op. 31 Nr. 3
- Allegro
- Scherzo. Allegretto vivace
- Menuetto. Moderato e grazioso
- Presto con fuoco
Das Hauptthema des ersten Satzes ist dreiteilig: nach dem für den Anfang eines Stücks ungewöhnlichen ersten Teil (2 Takte) folgt eine 4-taktige, ruhige, Spannung erzeugende Ritardando-Passage. Das Thema wird abgeschlossen durch einen zweitakige harmonische Auflösung in die Tonika. Zum komplizierten Hauptthema stellt Beethoven ein verspielt präsentiertes, liedhaftes Seitenthema.
Ungewöhnlich das Scherzo in der etwas widersprüchlichen Tempobezeichnung Allegretto vivace mit einem choralartigen Thema mit flotter Staccato-Sechszehntel-Begleitung. Diese Begleitung ist Grundlage des Seitenthemas welches nach überraschenden Fortissimo-Akkordschlägen erscheint.
Das Menuetto mit cantablem Thema ist der Ruhepol der Sonate. Besonders effektvoll ist das Trio, da jeder zweite Ton des Themas eine Oktave höher erklingen.
Das Finale ist ein frischer Kehraus im 6/8-Takt.
Zwei Klaviersonaten op. 49 (1795)
Unter dieser Opuszahl werden zwei Sonatinen geführt, die im Unterricht häufig gespielt werden.
Klaviersonate Nr. 19 g-Moll op. 49 Nr. 1
- Andante
- Rondo: Allegro
Klaviersonate Nr. 20 G-Dur op. 49 Nr. 2
- Allegro, ma non troppo
- Tempo di Menuetto
Klaviersonate Nr. 21 C-Dur op. 53 (Waldstein) (1803)
Sie ist dem Grafen Waldstein gewidmet und wird gesondert beschrieben.
- Allegro con brio
- Introduzione. Adagio molto – attacca
- Rondo. Allegretto moderato
Klaviersonate Nr. 22 F-Dur op. 54 (1804)
- In Tempo d′un Menuetto
- Allegretto
Klaviersonate Nr. 23 f-Moll op. 57 (Appassionata) (1804)
Diese als eines der Hauptwerke Beethoven′scher Klavierkunst angesehene Sonate ist dem Grafen Franz von Brunsvik gewidmet und wird gesondert behandelt.
- Allegro assai
- Andante con moto
- Allegro ma non troppo - Presto
Klaviersonate Nr. 24 Fis-Dur op. 78 (1809)
- Adagio cantabile – Allegro ma non troppo
- Allegro vivace
Klaviersonate Nr. 25 G-Dur op. 79 (1809)
- Presto alla tedesca
- Andante
- Vivace
Klaviersonate Nr. 26 Es-Dur op. 81a (Les Adieux – Der Abschied) (1809)
- "Das Lebewohl": Adagio - Allegro
- "Abwesenheit": Andante espressivo
- "Das Wiedersehen": Vivacissimamente
In unserer Zusammenstellung stellt diese dem Grafen Moritz von Lichnowsky gewidmete Sonate den Schlusspunkt der zweiten Schaffensperiode Beethovens dar; dies ist allerdings diskussionswürdig. Sie wird gesondert behandelt.
- Mit Lebhaftigkeit und durchaus mit Empfindung und Ausdruck
- Nicht zu geschwind und sehr singbar vorgetragen
Die späten Klaviersonaten 28-32 Opus 101 – Opus 111
Die "Kleine Sonate für das Hammerklavier" ist der Freiin Dorothea von Ertmann gewidmet und wird gesondert besprochen.
- Etwas lebhaft und mit der innigsten Empfindung (Allegretto, ma non troppo)
- Lebhaft. Marschmäßig (Vivace alla Marcia)
- Langsam und sehnsuchtsvoll (Adagio, ma non troppo, con affetto)
- Geschwinde, doch nicht zu sehr, und mit Entschlossenheit (Allegro)
"Große Sonate für das Hammerklavier" Dem Erzherzog Rudolph von Österreich gewidmet, Beethovens größte Sonate. Sie wird gesondert beschrieben.
- Allegro
- Scherzo: Assai vivace
- Adagio sostenuto. Appassionato e con molto sentimento
- Largo – Allegro risoluto
Klaviersonate Nr. 30 E-Dur op. 109 (1822)
Die Sonate ist Maximiliane Brentano gewidmet. Die Aufführungdauer beträgt ca. 20 Minuten, mehr als die Hälfte davon nimmt der langsame dritte Satz ein.
- Vivace, ma non troppo – Adagio espressivo
- Prestissimo
- Gesangvoll, mit innigster Empfindung
Klaviersonate Nr. 31 As-Dur op. 110 (1822)
- Moderato cantabile, molto espressivo
- Allegro molto
- Adagio, ma non troppo
- Fuga – Allegro, ma non troppo
Beethovens letzte Klaviersonate ist dem Erzherzog Rudolph von Österreich gewidmet und wird gesondert besprochen.
- Maestoso – Allegro con brio ed appassionato
- Arietta – Adagio molto, semplice e cantabile
Variationen für Klavier Solo
Beethoven hat zahlreiche Variationenzyklen geschrieben.
Fantasien, Rondi, Bagatellen, Sonstiges
Beethoven komponierte auch eine Vielzahl kleinerer Werke, von denen besonders die Bagatelle "Für Elise" und die Kaprice "Die Wut über den verlorenen Groschen" sehr populär sind.
Fantasie op. 77 g-Moll (1809)
7 Bagatellen op. 33 (1802)
Andante Favori F-Dur WoO 57 (1803)
Polonaise C-Dur op. 89 1814
Klavierkonzerte
Beethoven schrieb zudem fünf Klavierkonzerte und ein wahrhaft einmalige Fantasie für Klavier, Chor und Orchester
- Allegro con brio
- Largo
- Rondo: Allegro
- Allegro con brio
- Adagio
- Rondo: Molto allegro
- Allegro con brio
- Largo
- Rondo: Allegro
Das 3. Klavierkonzert nimmt unter den fünf Klavierkonzerten Beethovens einen besonderen Platz ein: Es ist das einzige in Moll stehende Konzert und zeichnet sich durch seine stilistische Geschlossenheit aus. Hinzu kommt die Nähe zu Mozarts Konzert KV 491, das thematisch, formal und atmosphärisch einen entscheidenden Ausgangspunkt für Beethoven bildete.
- Allegro moderato
- Andante con moto
- Rondo: Vivace
Fünftes Klavierkonzert Es-Dur op. 73, (1809)
- Allegro
- Adagio un poco mosso
- Rondo: Allegro
Chorfantasie (für Klavier, Chor und Orchester) in c-Moll op. 80 (1809)
- Adagio
- Finale: Allegro
- Allegretto, ma non troppo
Literatur
- Joachim Kaiser: Beethovens zweiunddreißig Klaviersonaten und ihre Interpreten. Fischer, Frankfurt 1999, ISBN 3596236010
- Siegfried Mauser: Beethovens Klaviersonaten. Beck, München 2001, ISBN 3406418732
- Jürgen Uhde: Beethovens Klaviermusik. Reclam, Stuttgart 2000, ISBN 3150101514