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Graphotherapie

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Graphotherapie – im deutschen Sprachraum ist häufiger von Schreibbewegungstherapie die Rede – wird zur Behandlung von Schreibschwächen eingesetzt. Sie ist in allgemeinem Sinne eine durch den graphischen Ausdruck bwz. die graphische Betätigung unterstützte Therapie. Im speziellen Sinne ist die Beeinflussung von Bewegungsabläufen durch gezielte Bewegungsübungen, insbesondere das Nachfahrenlassen von bestimmten Schriftzügen[1].

Grundlagen

Die Graphotherapie stützt sich auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse, dass die Graphologie als Ausdruckswissenschaft seelischen Gehalt, seelisches Wesen und charakterliche Beschaffenheit des Schreibers widerzuspiegeln vermag[2].

Die Ursprünge gehen auf Erkenntnisse französischer Forscher zurück. Im deutschen Sprachraum hat Magdalene Heermann Pionierarbeit geleistet. Sie hat ihre Schreibbewegungstherapie nach Anregungen von Trillat[3] und aufgrund ihrer graphologischen Erfahrungen in Zusammenarbeit mit Nerven- und Kinderärzten entwickelt. Entscheidend für sie waren die Kenntnisse des Bewegungsvorganges bzw. des Bewegungsablaufes, welche durch die Arbeiten von Rudolf Pophal und Robert Heiss gewonnen wurden[4].

Graphotherapie basiert auf drei Prinzipien:

  • Die Kenntnis der Bewegungsabläufe
  • Anleitung zur Verbesserung der Motorik
  • Bewusstes Anvisieren des gewünschten Zieles

Damit können die beeinträchtigten schreibmotorischen Vorgänge normalisiert werden. In der Regel geht damit eine Lockerung der gesamten psychischen Situation einher, die zu einer Entfaltung der Persönlichkeit führt[5].

Methodik

Die wesentlichen Elemente der Schreibbewegungstherapie von Magdalene Heermann sind:

  • Finden des Eigenrhythmus[6]. Dies bedingt individuelles Vorgehen in der Graphotherapie.
  • Lockerungsübungen: Sie erleichtern die persönliche Expansion, wodurch die Antriebskräfte mobilisiert werden.
  • Konzentrationsübungen: In Ergänzung zu den Lockerungsübungen bewirken diese eine intensive Rhythmisierung, was sich auch auf den Atem auswirkt.

In der Graphotherapie wird als erstes versucht, Verspannungen zu lösen. Beachtet werden die Körperhaltung, die Art, wie das Schreibzeug gehalten wird, die Einzelformen der Buchstaben und ganz generell die Feinmotorik. Die Übungen werden mit Musik unterstützt. Oft gehören dazu auch Sequenzen, in denen der gesamte Körper bewegt wird. Gearbeitet wird mit großformatigem Papier, mit verschiedenen Schreibgeräten, auch mit Pinsel und Farbe[7]

Anwendungsmöglichkeiten

Kinder und Jugendliche

In erster Linie wird Graphotherapie bei Kindern und Jugendlichen mit Schreibschwächen unterschiedlicher Art angewendet. Ursache dieser Schwächen können sein

  • ungenügende Anleitung beim Schreibenlernen. Häufig sind dann auch eine schlechte Körperhaltung und unpassende Haltung des Schreibzeuges zu beobachten.
  • Schwierigkeiten, die mit anderen Beeinträchtigungen einhergehen, insbesondere mit Legasthenie.
  • Beeinträchtigungen der Sehleistung oder des Gehörs
  • Funktionelle Dystonie, auch Schreibkrampf genannt
  • Hochbegabung: wenn die Gedanken viel schneller sind als geschrieben werden kann

Erwachsene

Im Zusammenhang mit Krankheiten, welche sich auf den Bewegungsapparat auswirken. Im Wesentlichen sind das Parkinson-Krankheit sowie Alterserscheinungen. Magdalene Heermann hat ihre Methode enwickelt und verfeinert, um ihre Mutter nach einem Schlaganfall zu therapieren.

Literatur

  • Magdalene Heermann: Schreibbewegungstherapie für entwicklungsgestörte und neurotische Kinder und Jugendliche, Bielefeld, 1965
  • Ragnhild Oussoren-Voors: Schreibtanz 1. Von abstrakten Bewegungen zu konkreten Linien, Dortmund, 2009. ISBN 978-3-8080-0374-9
  • Ragnhild Oussoren-Voors: Noch mehr Schreibtanz, Dortmund, 2009. ISBN 978-3-8080-0630-6
  • Raymond Trillat, Huguette Masson: Expérience de graphothérapie en psychopédagogie. Méthode de relaxation graphique. Préface de M. Georges Mauco, Paris, 1957.

Einzelnachweise

  1. Friedrich Dorsch: Psychologisches Wörterbuch, Bern, 1976
  2. Magdalene Heermann: Schreibbewegungstherapie für entwicklungsgestörte und neurotische Kinder und Jugendliche, Bielefeld, 1965
  3. Raymond Trillat, Huguette Masson:Expérience de graphothérapie en psychopédagogie. Méthode de relaxation graphique. Préface de M. Georges Mauco, Paris, 1957
  4. Magdalene Heermann: Schreibbewegungstherapie für entwicklungsgestörte und neurotische Kinder und Jugendliche, Bielefeld, 1965, S. 111
  5. Magdalene Heermann: Schreibbewegungstherapie für entwicklungsgestörte und neurotische Kinder und Jugendliche, Bielefeld, 1965, S. 111
  6. Sulamit Samuleit: Über die Wahrnehmung des Eigenrhythmus, GraphologieNews, Februar 2009. http://graphologie-news.net/cms/upload/archiv/eigenrhythmus.pdf
  7. Magdalene Heermann: Schreibbewegungstherapie für entwicklungsgestörte und neurotische Kinder und Jugendliche, Bielefeld, 1965, S. 21 ff.