Evangelische Stadtkirche Lüttringhausen
Die Evangelische Stadtkirche ist der älteste, heute noch bestehende Sakralbau in Lüttringhausen und das Gotteshaus der größten evangelischen Kirchengemeinde im Ort. Aus der Betrachtungssicht vom Westen her stellt sie das dominierende Bauwerk im Altstadtensemble dar.
Lage
Die Kirche liegt im südlichen Ortszentrum von Remscheid-Lüttringhausen, einer bis 1929 selbständigen Kleinstadt im ehemaligen Landkreis Lennep, die heute ein Ortsteil und Stadtbezirk der kreisfreien bergischen Großstadt Remscheid in Nordrhein-Westfalen ist.
Das Kirchengebäude befindet sich etwa dort, wo Richthofenstraße, und Gertenbachstraße aufeinander treffen. Das Kirchenschiff mit Sakristei und Glockenturm überragt die historischen Gebäude der Altstadt von Lüttringhausen. An dem kleinen, zwischen der Kirche und dem Gemeindehaus gelegenen und gepflasteterten Platz befindet sich der Haupteingang. Der Platz wurde nach dem im Ort geborenen evangelischen Pfarrer und Märtyrer der Bekennenden Kirche, Ludwig Steil, benannt. Hinter dem Gemeindehaus befindet sich die Freilichtbühne des Ortes. Das etwa ovale Kirchengelände wird im Osten, Süden und teilweise im Westen von einer Umfassungs- und Stützmauer eingefasst.
Geschichte
Eine Kirche gab es an dieser Stelle bereits im Jahre 1300. Die ursprüngliche mittelalterliche Kirche brannte zweimal ab – zuletzt 1733. Ursprünglich befand sich der „Kirchhof“, (wie man früher den Friedhof nannte), rund um das Kirchengebäude.
Die Kirche gilt weithin als Meisterwerk des „Bergischen Barock“ und wurde als reformatorischer Sakralbau errichtet. Das Gebäude ist im Laufe der letzten 60 Jahre mehrfach baulich repariert worden.
Beschreibung
Der im Barockstil erbaute einschiffige Kirchenbau mit dem im Südsüdwesten stehenden Turm erstreckt sich Richtung Nordnordost. Er wurde aus unverpuzten Bruchsteinen errichtet und besitzt zwei Etagen mit einem schiefergedeckten Satteldach, dass beiderseits jeweils fünf Dachgauben auf zwei Ebenen besitzt.
Der ebenfalls aus Bruchsteinen erbaute und annähernd quadratische Kirchturm überragt das Kirchenschiff deutlich. Die oberste der gemauerten Etagen beherbergt den Glockenstuhl, erkennbar an den Schallöffnungen. Unmittelbar drüber befindet sich die Turmuhr mit Zifferblättern an allen vier Seiten. Über dem aus Mauerstein erbauten Turmschaft erhebt sich die verschieferte Zwiebelhaube mit begehbarer Dachlaterne, die auch als Aussichtsplattform nutzbar ist.
Altar, Kanzel und Orgel liegen wie in vielen bergischen Barockkirchen übereinander. Bemerkenswerte Besonderheiten sind Tafelbilder Jesu und der Apostel. Ebenso sind die Kirchenbänke der ehemaligen Lehnsherren von Bottlenberg noch vorhanden.
Das Portal der Kirche und Seitentüren sind von dem einheimischen Künstler Prof. Ernst Oberhoff geschaffen worden, der im Kirchspiel Lüttringhausen zu Hause war. Während des Neu-Pietismus wurden die Wände und Decken weiß getüncht und drei Leuchter geschwärzt.
Der prächtige Clarenbach-Leuchter stammt aus dem Jahre 1829.
1960 bis 1964 kamen bei Restaurierungsarbeiten die alten Farben wieder ans Tageslicht. Der dreistöckige Turm trägt eine geschweifte Zwiebelhaube und eine achtseitige Laterne sowie einen vergoldeten Hahn. Eine Jahreszahl am Turm erinnert an die Renovierung im Jahre 1861.
Glocken
Die „Ewigkeitsglocke“, die 1736 von dem Kölner Gießer Johann Heinrich Dinkelmayer aus Bronze vor dem Kirchenschiff gegossen wurde, hat alle Kriege überdauert, während man die beiden anderen Glocken für Rüstungszwecke einschmolz und sie erst später von F. W. Rincker aus Sinn ersetzen ließ. Die im 2. Weltkrieg beschlagnahmte Ewigkeitsglocke entging durch einen Zufall dem Einschmelzen. Sie fand sich später in Hamburg auf einem „Glockenfriedhof“ wieder. Seit 1924 werden die Glocken elektrisch bewegt.
Am Heiligen Abend und am Morgen des ersten Weihnachtstages ab 3,30 Uhr gibt es hier immer noch die Sitte des Beierns. Im Rahmen der Ökumene wurde 2012 anlässlich des ökumenischen Gemeindefestes erstmalig an der evangelischen Stadtkirche und an der ganz nahe gelegenen Kirche "Heilig Kreuz" im Wechsel gebeiert.
Denkmalschutz
Das Kirchengebäude wurde am 20. Oktober 1984 als Kulturdenkmal mit der Nummer 294 in die Denkmalliste der Stadt Remscheid eigetragen; im März 1986 erfolgte der Eintrag des Ehrenmals. Im Oktober 2000 wurden der Kirchhof- und die Kirchenmauer unter Denkmalschutz gestellt.[1]
Galerie
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Evangelische Stadtkirche Lüttringhausen mit Heilig Kreuz-Kirche
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Oberhoff: Tür der evangelischen Stadtkirche Lüttringhausen
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Oberhoff: Türgriff der evangelischen Stadtkirche Lüttringhausen
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Fenster
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Wappen der von Bottlenberg
Literatur
- Hans Kadereit: Lüttringhausen wie es war und ist. Historischer Bildband mit heimatkundlichen Erläuterungen. Verlag van Geyt, Wuppertal 1993.
- Hans Kadereit: Wo noch gebeiert, gehaspelt und gedengelt wird, ein historischer Bildband Lüttringhausen, RGA-Buchverlag, 2009, ISBN 978-3-940491-07-7
Weblinks
Einzelnachweise
Koordinaten: 51° 12′ 28,2″ N, 7° 14′ 9,7″ O