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Hebron

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Die von Soldaten geschützte Siedlung im Zentrum Hebrons.

Hebron (arab. الخليل al-Chalīl, heb. חברון Chewron) ist eine Stadt im Westjordanland (Palästinensisches Autonomiegebiet) mit rund 80.000 Einwohnern (Einwohnerzahl basierend auf Schätzungen). Die Stadt liegt 30 km südlich von Jerusalem in etwa 1.000 m Höhe.

Da sich innerhalb der Altstadt 200 israelische Siedler angesiedelt haben, die unter Schutz der israelischen Armee dort leben, kam es in der Vergangenheit wiederholt zu Konflikten. Die erwähnte Ansiedlung ist der Grund dafür, dass die Stadt nach dem Oslo-Abkommen nicht vollständiger palästinensischer Kontrolle übergeben wurde. Außerdem hat die Stadt für beide Seiten eine große religiöse Bedeutung, da sich in der sogenannten Höhle von Machpela angeblich die Grabstädten der Patriarchen (u.a. Abraham) befinden, auf die sich sowohl Juden als auch Araber zurückführen.

Geschichte

Hebron ist eine der ältesten Städte im Nahen Osten und eine der ältesten ununterbrochen bewohnten Städte der Welt. Zur Zeit der alten Kanaaniter war es eine Königsstadt. Archäologische Funde deuten darauf hin, dass Hebron im 35. Jahrhundert v. Chr. gegründet wurde. Die Stadt wird in der Bibel an zahlreichen Stellen erwähnt.

Eine in der Nähe gelegene Höhle, Höhle der Patriarchen oder Erzvätergrab genannt, (arabisch المسجد الإبراهيمي al-masdschid al-ibrāhīmī, hebräisch מערת המכפלה ma'arat haMachpela), gilt der Überlieferung nach als der Ort, an dem Adam, Eva, Abraham, Sara, Isaak, Rebekka, Jakob und Lea begraben sind. Diese Höhle gilt Juden und Muslimen als heilig. Der israelitische König David wurde in Hebron zum König gesalbt und regierte hier, bis er Jerusalem eroberte und die Hauptstadt dorthin verlegte. Der byzantinische Kaiser Justinian I. baute im 6. Jahrhundert eine Kirche über dem Grab, die später von den Sassaniden zerstört wurde.

638 fiel Hebron unter islamische Herrschaft. Diese dauerte, bis die Kreuzfahrer 1099 Hebron einnahmen. Sie nannten die Stadt Abraham. Nachdem sie 1187 von Saladin geschlagen wurden, erhielt die Stadt den Namen Hebron zurück. Seit der Vertreibung der Juden aus Spanien 1492 gab es in Hebron auch wieder eine starke jüdische Gemeinde mit Hunderten von Mitgliedern. Die Mamelucken regierten die Stadt, bis sie 1516 unter die Herrschaft des Osmanischen Reiches fiel. 1831 bis 1840 übernahm der ägyptische Feldherr Ibrahim Pascha Hebron.

1917, im Zuge des 1. Weltkrieges, wurde Hebron britisch besetzt und Teil des Mandatsgebiets Palästina. 1929 kam es in Palästina zu Pogromen, und in Hebron fand ein blutiges Massaker statt. 1948 fiel Hebron unter jordanische Besatzung und verblieb dort, bis Israel im Sechstagekrieg 1967 die Kontrolle übernahm.

Im Zuge der teilweisen Besiedlung der Westbank verdrängten nationalreligiöse Siedler zunehmend die angestammte arabische Bevölkerung aus der Innenstadt Hebrons. Wegen der isolierten Lage in der Altstadt Hebrons zog nur der militante Rand der Siedlungsbewegung dorthin, deren Gewaltbereitschaft im Wechselspiel mit palästinensischen Terroranschlägen im Massaker von 1994 gipfelte. Daraufhin wurde eine unbewaffnete Beobachtertruppe - Temporary International Presence in Hebron (TIPH) - aufgestellt, um zwischen den arabischen und der jüdischen Bewohnern als Puffer zu dienen. Seit Anfang 1997 ist Hebron in zwei Sektoren aufgeteilt: H1 und H2. H1 wird seither von der Palästinensichen Autonomiebehörde kontrolliert.

Nach der von Ariel Scharon 2005 eingeleiteten Kehrtwende in der israelischen Siedlungspolitik gehen in der Innenstadt nun israelische Sicherheitskräfte gegen illegale Hausbesetzungen durch Siedler entschlossener vor, was auf die harsche Kritik radikaler Siedlergruppen stößt. Die anhaltende palästinensische Gewalt in Hebron (wie z.B. die Ermordung eines zehn Monate alten Babys durch einen palästinensischen Scharfschützen) trägt nicht zu einer Deeskalation der Lage bei. Seit 2006 greifen in Hebron jüdische Siedler auch israelische Soldaten direkt an.

Massaker von 1929

Am 23. August 1929 verbreitete sich unter Arabern in Palästina das Gerücht, Juden hätten in Jerusalem Tausende von Arabern ermordet. Daraufhin kam es auch in Hebron zum Pogrom gegen die hier ansässigen jüdischen Einwohner. Obwohl zahlreiche arabische Bewohner Hebrons ihre jüdischen Nachbarn retteten, wurden dort bis zum folgenden Abend 67 Juden ermordet. Die Überlebenden wurden daraufhin von der britischen Mandatsmacht zwangsweise nach Jerusalem abtransportiert.

Massaker von 1994

Die Abraham-Moschee in Hebron.

Am 25. Februar 1994 tötete in Hebron Baruch Goldstein, ein nationalreligiöser jüdischer Fanatiker, 29 Muslime, die am Grab Abrahams gebetet hatten. Die israelische Regierung und die Mehrzahl der Israelis verurteilten die Tat eindeutig, bei einer kleinen Minderheit gilt Goldstein hingegen bis heute als Held.

Sehenswürdigkeiten

Das archäologische Museum von Hebron besitzt eine Sammlung von Gegenständen aus kanaanitischer bis islamischer Zeit.

Abrahams Eiche, auch Eiche von Mamre genannt, steht an dem Platz, wo der Überlieferung nach Abraham sein Zelt aufschlug (1. Mose 18). Ihr Alter wird auf 5.000 Jahre geschätzt.

Siehe auch: Liste der Städte in den palästinensischen Autonomiegebieten

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