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Kehl

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Wappen Deutschlandkarte
Kehl
Deutschlandkarte, Position der Stadt Kehl hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 34′ N, 7° 49′ OKoordinaten: 48° 34′ N, 7° 49′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Freiburg
Landkreis: Ortenaukreis
Höhe: 139 m ü. NHN
Fläche: 75,07 km2
Einwohner: 39.458 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 526 Einwohner je km2
Postleitzahl: 77694
Vorwahlen: 07851, 07854 (Goldscheuer)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: OG, BH, KEL, LR, WOL
Gemeindeschlüssel: 08 3 17 057
Stadtgliederung: Kernstadt und 10 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Hauptstraße 85
77694 Kehl
Website: www.kehl.de
Oberbürgermeister: Günther Petry (SPD)
Lage der Stadt Kehl im Ortenaukreis
KarteFrankreichLandkreis RastattBaden-BadenLandkreis CalwLandkreis EmmendingenLandkreis FreudenstadtRheinau (Baden)Lauf (Baden)SasbachLandkreis RastattLandkreis RottweilSchwarzwald-Baar-KreisAchernAchernAchernAppenweierBad Peterstal-GriesbachBerghauptenBiberach (Baden)DurbachEttenheimFischerbachFriesenheim (Baden)GengenbachGutach (Schwarzwaldbahn)Haslach im KinzigtalHausachHofstetten (Baden)HohbergHornbergKappel-GrafenhausenKappel-GrafenhausenKappelrodeckWillstättKehlKehlKippenheimKippenheimKippenheimLahr/SchwarzwaldLauf (Baden)Lauf (Baden)Lautenbach (Ortenaukreis)MahlbergMahlbergMahlbergMeißenheimMühlenbach (Schwarzwald)Neuried (Baden)NordrachOberharmersbachOberkirch (Baden)Oberkirch (Baden)Oberkirch (Baden)Oberkirch (Baden)OberwolfachOffenburgOhlsbachOppenauOrtenberg (Baden)Ottenhöfen im SchwarzwaldRenchenRenchenRingsheimRingsheimRust (Baden)Rheinau (Baden)Rheinau (Baden)Rheinau (gemeindefreies Gebiet)SasbachSasbachSasbachSasbachwaldenSchuttertalSchutterwaldSchwanauSeebach (Baden)Seelbach (Schutter)Steinach (Ortenaukreis)WillstättWillstättWolfachZell am Harmersbach
Karte
Blick auf Kehl vom Weißtannenturm

Kehl ist eine Stadt im Westen Baden-Württembergs am Rhein, gegenüber von Straßburg (Strasbourg) etwa gleich weit (etwa 64 km) zwischen Karlsruhe im Norden und Freiburg im Breisgau im Süden gelegen. Sie ist nach der Kreisstadt Offenburg und nach Lahr/Schwarzwald die drittgrößte Stadt des Ortenaukreises und bildet ein Mittelzentrum im Bereich des Oberzentrums Offenburg. Seit 1. Januar 1971 ist Kehl Große Kreisstadt. Als ehemaliger Brückenkopf zu den linksrheinischen Gebieten war Kehl oft ein Ort kriegerischer Handlungen und wurde mehrfach zerstört. Die heutige Struktur der Stadt und etliche Gebäude sind jedoch noch immer von der Handschrift Friedrich Weinbrenners geprägt.

Geographie

Geographische Lage

Die Kernstadt Kehl liegt in der Oberrheinischen Tiefebene rund drei Kilometer südlich der Mündung der Kinzig in den Rhein. Daher hatte die Stadt schon von jeher Bedeutung als Hafenstadt. Sie liegt im früheren Überschwemmungsgebiet von Rhein, Kinzig und Schutter.

Nachbargemeinden

Folgende Städte und Gemeinden grenzen an die Stadt Kehl. Sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Norden genannt:
Rheinau, Appenweier, Willstätt, Offenburg, Schutterwald und Neuried (alle Ortenaukreis). Im Westen bildet der Rhein die Grenze zu Frankreich mit der Hauptstadt des Elsass, Straßburg.

Stadtgliederung

1910 wurden die alte Stadt Kehl und das Dorf Kehl, zu dem auch Sundheim gehörte, zur neuen Stadt Kehl vereinigt. Innerhalb dieses Gebietes bestehen heute neben der Kernstadt die Wohnsiedlungen Niedereich, Sölling, Wolfsgrube, Kronenhof und Kommissionsinsel.

Im Rahmen der Gebietsreform der 1970er Jahre eingegliedert wurden die Gemeinden Auenheim, Bodersweier, Goldscheuer (mit Marlen und Kittersburg), Hohnhurst, Kork, Leutesheim, Neumühl, Odelshofen, Querbach und Zierolshofen. Alle diese Ortschaften haben eine eigene Ortsverwaltung.

Zu einigen Ortsteilen gehören teilweise weitere oft auch räumlich getrennte Wohngebiete oder Wohnplätze mit eigenem Namen, die oft nur sehr wenige Einwohner haben und deren Grenzen teilweise auch nicht genau festgelegt sind. Hierzu gehören Kittersburger Mühle, Rheinwärterhaus und Wohnhaus Uhl in Goldscheuer, Auenheimer Mühle, Korker Mühle und Ziegelei in Kork sowie Honau und Leutesheimer Mühle in Leutesheim.

Raumplanung

Kehl bildet ein Mittelzentrum im Bereich des Oberzentrums Offenburg der Region Südlicher Oberrhein. Zum Mittelbereich Kehl gehören neben der Stadt Kehl noch die Stadt Rheinau und die Gemeinde Willstätt. Verflechtungen gibt es auch mit dem Raum Straßburg in Frankreich.

Geschichte der Stadt Kehl

Der Kehler Wasserturm

Gründung bis 1800

Kehl wurde im Jahr 1038 erstmals urkundlich erwähnt. 1333 wurde mit dem Bau einer ersten Rheinbrücke, der Langen Bruck, zwischen Kehl und Straßburg begonnen und ab 1388 bestand eine permanente Verbindung zwischen beiden Orten. Von jeher war Kehl ein Bestandteil der Verteidigung Straßburgs. Im 15. Jahrhundert gab es drei Siedlungen, das eigentliche Kehl (Brückenkopf), das sogenannte „Mitteldörfel“ (Nachkommen der wegen Überschwemmungen aufgegebenen Orte Iringheim, südwestlich und Hundsfeld, südlich der heutigen Kernstadt) und das Dorf Sundheim. Die Siedlungen gehörten zu verschiedenen Herrschaften, darunter die Herren von Geroldseck und von Böcklin, von Nassau, Grohstein und Bock, die sich die Rechte teilten. 1497 gelangte die Hälfte des Besitzes an die Markgrafen von Baden.

Nachdem Kehl 1678 unter Ludwig XIV. von Frankreich eingenommen wurde, begann 1683 der Bau der neuen Festung Kehl durch den Militär-Architekten Sébastien Le Prestre de Vauban. Diese Festung wurde 1698 wieder badisch und gehörte ab 1771 zur Markgrafschaft Baden-Durlach. Im Osten der Festung Kehl hatten die Bewohner des alten Dorfes Kehl ein neues Dorf Kehl gegründet, das bis 1910 eine eigenständige Gemeinde blieb. 1774 wurden der innerhalb der Festung gelegenen Gemeinde Kehl durch Markgraf Karl Friedrich von Baden die Stadtrechte verliehen.

1800 bis 1953

Nach mehreren Wechseln zwischen Frankreich, Baden und Österreich wurden die Festungsanlagen 1815 bei der Rückgabe an Baden (Pariser Friede) zurückgebaut. Stadt und Dorf Kehl (mit Sundheim) gehörten dann zum Amtsbezirk Kehl, dessen Sitz damals in Kork war. Zwischen 1842 und 1847 wurde die erste Hafenanlage durch die Badische Staatseisenbahnverwaltung angelegt. Durch den Bau der Eisenbahnbrücke über den Rhein 1861 war es zum ersten Mal möglich direkt von Paris nach Wien mit dem Zug zu reisen. Die hierfür notwendigen Lokwechsel wurden in Kehl durchgeführt.

Während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 wurde die Stadt erneut Ziel französischer Angriffe und zerstört.

1881 wurde der Sitz des Amtes Kehl von Kork nach Kehl verlegt. Im späten 19. Jahrhundert wurde zur Verteidigung Straßburgs gegen Frankreich ein Netz bestehend aus zwölf Biehlerschen Einheitsforts angelegt. Das Fort „Blumenthal bei Kehl-Auenheim wurde im Ersten Weltkrieg zerstört. Die beiden anderen „Kehler“ Fort „Bose und Fort „Kirchbach wurden nach dem Zweiten Weltkrieg gesprengt. Zwischen 1919 und 1930 war Kehl von Frankreich besetzt.

1924 wurde der Amtsbezirk Kehl in den Landkreis Kehl überführt, der 1936 nach Aufhebung des Landkreises Oberkirch noch einige Gemeinden erhielt. Kehl lag in der sogenannten „Roten Zone“ am Westwall, die bei Kriegsausbruch geräumt wurde. In der Nacht vom 3. auf den 4. September 1939 wurde die Bevölkerung mit Sonderzügen in den Schwarzwald evakuiert und durfte erst nach der Besetzung Frankreichs durch deutsche Truppen zurückkehren. Kehl wurde dann Vorort von Straßburg. Dieser Status blieb auch nach dem Ende der Zeit des Nationalsozialismus erhalten. Die Freigabe Kehls erfolgte gemäß dem Washingtoner Abkommen in 42 Teilfreigaben vom 29. Juli 1949 bis zum 8. April 1953. In jener Zeit (1945 bis 1953) war Sundheim eine eigenständige Gemeinde, die dann wieder mit der Stadt Kehl vereinigt wurde. Die Stadt und der gesamte Landkreis Kehl gehörten danach zum Regierungsbezirk Südbaden innerhalb Baden-Württembergs.

1960 bis heute

1960 wurde die Europabrücke über den Rhein nach Straßburg eröffnet. Die Einwohnerzahl der Stadt Kehl überschritt 1971 im Rahmen der Gemeindereform die 20.000-Einwohner-Grenze. Daraufhin stellte die Stadtverwaltung den Antrag auf Erhebung zur Großen Kreisstadt, was die Landesregierung von Baden-Württemberg dann mit Wirkung vom 1. Januar 1972 beschloss. Bei der Kreisreform zum 1. Januar 1973 wurde der Landkreis Kehl aufgelöst und sein Gebiet überwiegend dem neu gebildeten Ortenaukreis zugeteilt.

In den 2000er Jahren nahm die Entwicklung Kehls für eine Stadt ihrer Größe ungewöhnliche Ausmaße an. Eine städtebauliche Verflechtung zwischen Straßburg und Kehl war bis in die 90er Jahre durch die Nachkriegs- und Grenzzeit gar nicht oder kaum vorhanden. Während früher die Bundesstraße 28 lediglich als Durchfahrtsstraße nach Frankreich bekannt war, wurden entlang der Bundesstraße Großprojekte verschiedenster Art verwirklicht. Die Straße sollte nicht mehr als Grenze zum anliegenden Industriehafen dienen, sondern als Boulevard verstanden werden.

In den 1990er Jahren war es vor allem das Bankwesen, der Einzelhandel, Tankstellen und die Fastfood-Branche, die Brachland von ehemaligen Industrie- und Speditionsunternehmen entlang der B 28 erwarb.

2004 war der nächste städtebauliche Schub in Kehl und speziell an der Bundesstraße zu spüren. Ein privater Investor erwarb die Immobilien des Kehler Bahnhofs von der Deutschen Bahn und sanierte die Anwesen zur Nutzung von Ämtern, Gewerbe und Hotelanlagen. Parallel vollzog die Stadt Kehl große Umbaumaßnahmen des Bahnhofvorplatzes (mit der Schaffung des sogenannten Ortenauplatzes) und einen weiten Teil der durch Kehl führenden B 28 bis zur Europabrücke. Gegenüber dem Bahnhof wurde 2004 außerdem ein mehrstöckiges Gebäude erworben, und zu einem Drei-Sterne-Hotel umfunktioniert. Ende 2007 war Spatenstich für ein 10.000 m² großes Einkaufszentrum (City Center Kehl) am Nordrand der Innenstadt, welches ebenfalls entlang der B 28 empor wuchs und im April 2009 eröffnete. Gegenüber von diesem Einkaufszentrum entstand ab 2010 auf einer der letzten brachliegenden Flächen entlang der B28 ein weiteres Autohaus.

Seit dem Vorlage:Datum – die Form mit drei unbenannten Parametern oder anderen einzelnen Zeiteinheiten ist veraltet und wird nicht mehr unterstützt. Bitte gib das Datum einfach im Klartext an. gehört Kehl zu dem Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau.

Ein weiteres Projekt ist die von Kehl erhoffte Rheinüberquerung der Straßenbahn Straßburg (Tram). 2008 gaben die Städte Straßburg und Kehl eine Machbarkeitsstudie in Auftrag. Ende 2009 wurde ein Vertrag für eine Entwurfsplanung unterschrieben. Die damit geplante Verlängerung der Tramlinie D soll den Straßenverkehr (35.000 Fahrzeuge/Tag) und den Linienbusverkehr (22.000 Fahrgäste/Jahr) zwischen den Städten entlasten. Dazu wäre eine vierte Rheinbrücke bei Kehl erforderlich. Die Gesamtkosten werden auf 75 Millionen € kalkuliert. Die Stadt Kehl hält eine Vollendung des Projekts bis 2015 für möglich.

Ebenso begann man in Straßburg mit der Aufwertung des Stadtgebietes Port du Rhin in Richtung Kehl. 2012 starteten beide Städte einen europaweiten städtebaulichen Wettbewerb, der die Entwicklung der brachliegenden Zoll-Areale beider Städte fördern sollte. Beide Areale liegen sich am Rhein gegenüber und sollen einheitlich grenzüberschreitend entwickelt werden.[2]

Geschichte der Stadtteile Kehls

Auch die Stadtteile Kehls haben eine lange Geschichte:

Auenheim wurde 888 als Ouuanheim und Hohnhurst 1295 erstmals erwähnt. Die Orte gehörten zum Amt Willstätt der Grafschaft Hanau-Lichtenberg und kamen 1803 an Baden. Danach waren sie Gemeinden im Amtsbezirk Kork bzw. Kehl.

Bodersweier wurde 884 als Bothalaswileri, Leutesheim 1233 als Lutensheim und Zierolshofen 1295 erstmals erwähnt. Alle drei Orte gehörten später zur Grafschaft Hanau-Lichtenberg und waren Teil des Gerichts Rheinbischofsheim im Amt Lichtenau. 1803 kamen die Orte an Baden und wurden dem Amt Rheinbischofsheim zugeordnet. Bei dessen Auflösung 1857 kamen sie zum Amt Kork bzw. Kehl. Von der NS-Diktatur wurden die Juden des Stadtteils verfolgt und 17 von ihnen ermordet. Seit 1984 erinnert auf dem Friedhof ein Gedenkstein an diese Opfer der Shoa.[3]

Goldscheuer wurde 1425 als Goldschure erstmals erwähnt. Es war ein Ausbauort von Marlen, zu dem es stets gehörte. Marlen wurde 1282 als Marheim erstmals erwähnt. Der zugehörige Ort Kittersburg wurde 1283 als Kuterschburg erstmals erwähnt. Alle drei Orte gehörten im Laufe der Geschichte zu wechselnden Herrschaften. Teile gehörten zur Grafschaft Hanau-Lichtenberg und zur Grafschaft Ortenau. 1803 kamen die Orte an Baden und bildeten die Gemeinde Marlen im Oberamt Offenburg. 1936 wurde der Name der Gemeinde in Goldscheuer geändert und diese dem Bezirksamt bzw. Landkreis Kehl zugeordnet.

Kork wurde 778 als „villa“ in einem Schenkungsbrief an das Kloster Eschau erstmals erwähnt. Kork war Hauptort und Sitz des Schultheißenamtes einer Waldgenossenschaft für weitere Gemeinden des Umlandes. Es war Lehen der Herren von Fürstenberg, später gehörte es zur Grafschaft Hanau-Lichtenberg und war Sitz des Gerichtes im Amt Willstätt, dessen Sitz Anfang des 18. Jahrhunderts nach Kork verlegt wurde. Auch nach dem Übergang an Baden blieb Kork noch Sitz des Amtes, bis dieses 1881 nach Kehl verlegt wurde.

Neumühl wurde 1271 als apud novum molendinum, Odelshofen 1310 als Otolzhofen und Querbach 1372 erstmals erwähnt. Alle drei Orte waren Ausbausiedlungen von Kork und teilten daher die Geschicke Korks. Sie gehörten zum Gericht Kork im Amt Willstätt der Grafschaft Hanau-Lichtenberg. Nach dem Übergang an Baden gehörten sie weiterhin zum Amtsbezirk Kork bzw. Kehl. Neumühl war ab 1919 Teil des französischen Brückenkopfs Kehl.

Eingemeindungen

Folgende Gemeinden wurden in die Stadt Kehl eingegliedert:

  • 1. Januar 1910: Dorf Kehl (zu dem auch Sundheim gehörte)
  • 1. Juli 1971: Neumühl, Odelshofen
  • 1. Dezember 1971: Goldscheuer, Kork, Querbach
  • 1. Januar 1973: Hohnhurst
  • 1. Januar 1975: Auenheim, Bodersweier, Leutesheim, Zierolshofen

Religionen

Die Gemeinde Kehl gehörte anfangs zum Bistum Straßburg. 1519 wurde der erste lutherische Geistliche in Kehl angestellt. Seither ist die Stadt mehrheitlich evangelisch. Ab 1682 gab es in der Festung Kehl wieder katholische Gottesdienste und 1783 wurde eine eigene Pfarrei gegründet. Die Gottesdienste beider Konfessionen wurden in der Kirche am Marktplatz abgehalten, die somit simultan genutzt wurde, bis die katholische Gemeinde 1914 ihr eigenes Gotteshaus, die Kirche St. Nepomuk, erhielt. 1960 entstand eine weitere katholische Kirche St. Maria. Beide bilden heute eine gemeinsame Seelsorgeeinheit. Seit 1821 gehören die Katholiken Kehls zum Erzbistum Freiburg. Sie sind dem Dekanat Offenburg zugeordnet. Auch in den Stadtteilen Kork (Herz-Jesu-Kirche) und Marlen (St. Arbogast) gibt es jeweils eine katholische Gemeinde und Kirche. Die Gemeinde Kehl betreut auch die Katholiken in Auenheim, die Gemeinde Marlen die Gemeindeglieder aus Goldscheuer und Hohnhurst und die Gemeinde Kork die Katholiken aus Neumühl, Odelshofen und Querbach. Die Stadtteile Leutesheim und Zierolshofen werden von der Pfarrei St. Michael in Rheinau-Honau betreut.

Alle evangelischen Kirchengemeinden im Stadtgebiet Kehls gehören heute zum Kirchenbezirk Kehl der Evangelischen Landeskirche in Baden. Die erste Pfarrkirche in der heutigen Kernstadt Kehl war die Christuskirche. 1917 wurde auch die Friedenskirche zur Pfarrei erhoben. Sie ist heute Sitz des Dekans des Kirchenbezirks Kehl. Weitere evangelische Kirchengemeinden in der Kernstadt sind die Martin-Luther-Gemeinde (gegründet 1955 durch Teilung der Christusgemeinde) und die Johannesgemeinden (gegründet 1972 mit Gemeindezentrum von 1979). Diese vier Kirchengemeinden bilden die Gesamtkirchengemeinde Kehl. Als landeskirchliche Gemeinschaft existiert die AB-Gemeinde. In den Stadtteilen Auenheim, Bodersweier, Kork, Leutesheim, Neumühl (seit 1972 eigene Pfarrei mit Kirche von 1956) und Goldscheuer (Markusgemeinde) gibt es weitere evangelische Kirchengemeinden mit jeweils einer Kirche. Die Gemeindeglieder aus Odelshofen und Querbach werden von der Gemeinde Kork, die von Zierolshofen von der Gemeinde Bodersweier und die Gemeindeglieder der Evangelischen Kirchengemeinde Hohnhurst vom Pfarramt der Nachbargemeinde Goldscheuer betreut.

Neben den beiden großen Kirchen gibt es in Kehl auch Freikirchen, darunter eine Freie Christengemeinde, eine Freie evangelische Gemeinde und eine Mennoniten-Gemeinde sowie eine Adventgemeinde. Auch die Neuapostolische Kirche ist in Kehl vertreten.

Seit 1980 besteht ein Islamischer Kulturverein, der dem DİTİB-Verband angeschlossen ist. 2012 wurde unweit des Bahnhofs eine große Moschee mit angeschlossenem Kulturzentrum eingeweiht.[4]

Kehler Aleviten haben zusammen mit Glaubensschwestern und -brüdern aus Rheinau, Willstätt, Achern, Rheinmünster und Bühl das Alevetische Kulturzentrum Bühl-Hanauerland in den 80er Jahren gegründet. Seit April 2013 wird an der Kehler Falkenhausenschule ein alevitischer Religionsunterricht angeboten, zu dem 16 Grundschüler aus verschiedenen Gemeinden des Hanauerlands angemeldet wurden.

In Kehl wird Ökumene sehr intensiv gelebt, was sich beispielsweise am gemeinsamen Internetauftritt der evangelischen und katholischen Gemeinden zeigt.[5] Feierlicher Höhepunkt bildet die von allen Kehler Pfarrern gestaltete Osternachtsfeier, bei der an einem gemeinsamen Feuer die Jahreskerzen aller Gemeinden entzündet werden und Taufen von Kindern beider Konfessionen stattfinden. In der Dokumentation "Zölibat und Zukunftangst" geht Tilman Jens ausführlich auf die enge überkonfessionelle Zusammenarbeit ein, die er als «Kehler Weg» bezeichnet. Er vertritt im Bezug auf die Kehler Ökumene und orthopraktische dogmatische Auslegungen die Auffassung: «Soviel wie hier ist in keinem anderen Flecken Deutschlands möglich»[6] Die gelebte Ökumene geht über die intensive evangelisch-katholische Kooperation hinaus: Seit den 80er Jahren werden enge Beziehungen mit der armenischen Gemeinde gepflegt, die regelmäßig in der katholischen Kirche St. Maria Gottesdienst feiert. Im Mai 2012 organisierten die Kehler Kirchen eine Reise nach Armenien.[7] Des Weiteren wurde Anfang der 1990er Jahre der Dialogkreis Christen-Muslime gegründet, der sich jedes Trimester trifft, dem die Pfarrer, der islamische Geistliche, Mitglieder des Gemeinderäte und Religionswissenschaftler angehören.

Einwohnerentwicklung

Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand (bis 1852 Stadt Kehl, 1871–1905 Dorf Kehl mit Sundheim, ab 1910 vereinigte Stadt Kehl). Die Zahlen sind Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der jeweiligen Statistischen Ämter (nur Hauptwohnsitze).

Jahr Einwohnerzahlen
1740 900
1774 1.500
1820 450
1852 1.257
1. Dezember 1871 1.791
1. Dezember 1880 ¹ 2.067
1. Dezember 1890 ¹ 3.234
1. Dezember 1905 ¹ 8.094
1. Dezember 1910 ¹ 8.858
8. Oktober 1919 ¹ 8.439
16. Juni 1925 ¹ 9.467
16. Juni 1933 ¹ 11.574
Jahr Einwohnerzahlen
17. Mai 1939 ¹ 12.199
13. September 1950 ¹ 3.540
6. Juni 1961 ¹ 13.121
27. Mai 1970 ¹ 16.030
31. Dezember 1975 29.861
31. Dezember 1980 29.924
27. Mai 1987 ¹ 28.557
31. Dezember 1990 30.389
31. Dezember 1995 33.137
31. Dezember 2000 33.509
31. Dezember 2005 34.579
31. Dezember 2007 34.747

¹ Volkszählungsergebnis

Basierend auf den Zensusdaten von 2011 wurden 33.991 Bewohner für den 31. Dezember 2012 hochgerechnet [8] Von den rund 27.800 Wahlberechtigten sind fast 3200 nicht-deutsche EU-Bürger [9]. Ca. 1.500 Bewohner sind muslimischen Glaubens. Menschen aus über 100 Nationen leben in der Kleinstadt am Rhein [10].

Politik

Gemeinderat

Die Kommunalwahl am 7. Juni 2009 brachte folgendes Ergebnis:

1
6
2
2
5
3
7
Insgesamt 26 Sitze
Kommunalwahl in Kehl 2009
 %
30
20
10
0
25,7 %
21,3 %
9,6 %
11,9 %
18,2 %
9,4 %
4,0 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2004
 %p
   4
   2
   0
  −2
  −4
  −6
  −8
−7,6 %p
−0,5 %p
+1,5 %p
+3,2 %p
−0,6 %p
+0,1 %p
+4,0 %p

Bürgermeister

An der Spitze der Stadt Kehl standen zunächst Vögte der jeweiligen Herrschaften. Seit 1797 gab es sowohl in der Stadt als auch im Dorf Kehl jeweils einen Bürgermeister. Seit der Erhebung zur Großen Kreisstadt 1972 trägt das Stadtoberhaupt die Amtsbezeichnung Oberbürgermeister. Dieser wird heute von den Wahlberechtigten auf acht Jahre direkt gewählt. Er ist Vorsitzender des Gemeinderats. Sein allgemeiner Stellvertreter ist der 1. Beigeordnete mit der Amtsbezeichnung „Bürgermeister“.

Stadtverwaltung

Die Stadtverwaltung Kehl, an deren Spitze seit 1998 Oberbürgermeister Dr. Günther Petry steht, ist in zwei Dezernate gegliedert, die sich wiederum in drei Fachbereiche unterteilen. Zum Dezernat I des Oberbürgermeisters gehören die Bereiche Zentrale Steuerung (geführt durch Martin Lutz) und Finanzen sowie Bürgerdienste und Soziales (Nanine Delmas). Dem Dezernat II des 1. Beigeordneten Harald Krapp sind der Fachbereich Bauwesen und der Eigenbetrieb Technische Dienste Kehl (TDK) unterstellt.

Jugendgemeinderat

Das Statut des Kehler Jugendgemeinderat sieht vor, dass er bei allen Angelegenheiten mit wirkt, die im Zuständigkeitsbereich der Stadt Kehl liegen und die Jugend betreffen. Dies gilt vor allem für Bildungs-, Sozial- und Umweltfragen, aber auch für alle sonstigen Themenbereiche. Die zu behandelnden Punkte sollen grundsätzlich aus den Reihen des Jugendgemeinderates kommen. Der Gemeinderat soll alle jugendrelevanten Themen an den Jugendgemeinderat verweisen. Aktuelle Themen können auch von der Verwaltung eingebracht werden. Zum JGR gehören jeweils Schüler aus den städtischen Haupt- und Realschulen, des Gymnasiums und der beruflichen Schulen. Der JGR-Kehl wirkte bereits mehrfach bei der Stadtentwicklung mit, unter anderem bei Themen wie (Schul)Bushaltestellen, Beleuchtung von Sport- und Skaterplätzen, legalen Sprayflächen für Graffiti sowie der Veranstaltung von Jugendfußballturnieren.

Stadtoberhäupter Kehls seit 1842

  • 1842–1848: Martin Gaß
  • 1848–1849: Gustav Roos
  • 1849–1853: Martin Gaß
  • 1853–1872: Schmidt
  • 1872–1882: Benz
  • 1882–1888: Fingado
  • 1888–1902: Schneider
  • 1902–1908: Beutter
  • 1908–1914: Hermann Dietrich (Nationalliberale Partei)
  • 1914–1925: Gustav Weis
  • 1925–1929: Emil Kraus
  • 1929–1933: Hans Luthmer
  • 1933–1934: Alfred Held
  • 1934–1945: Alfred Reuter
  • 1945–1951: Friedrich Geroldt
  • 1951–1960: Ernst Marcello (während dessen Suspendierung: 1952–1955 Fritz Koch, 1955–1957 Erich Burger und 1958–1960 Trudpert Müller)
  • 1960–1975: Trudpert Müller
  • 1975–1998: Detlev Prößdorf
  • 1998–2014: Dr. Günther Petry

Oberhäupter des Dorfes Kehl bis 1910

  • bis 1869: Lieber, Georg Kehret, Math. Silber, Jakob Frech und Georg Schanz
  • 1869–1871: Gustav Walter
  • 1871: Rehfus
  • 1871–1872: Durain
  • 1872–1906: Georg Kübler
  • 1906–1910: Mathias Krauß

Wappen und Flagge

Das Wappen der Stadt Kehl zeigt in Silber einen schwarzen Anker, beseitet von zwei roten Rosen. Die Stadtfarben sind Rot-Weiß.

Das Wappen taucht bereits in den Stadtsiegeln von 1829 auf. Der Anker weist auf die Lage am Rhein (Hafenstadt) hin. Weshalb die Rosen im Wappen zu finden sind, ist nicht bekannt. Sie wurden womöglich als Schmuck beigefügt. Seit 1910, als die Stadt mit dem Dorf Kehl vereinigt wurde, hatte Kehl ein anderes Wappen. Neben dem Anker war das Dorfzeichen von Kehl-Dorf, ein vierspeichiges Rad im Wappen abgebildet, doch verwendete man ab 1934 wieder das alte Wappen mit den Rosen, das auch nach der Gemeindereform weiterhin Gültigkeit hat. Eine offizielle Verleihung gab es nicht.

Wappen der Ortsteile

Städtepartnerschaften

Die Stadt Kehl unterhält seit 1968 mit Montmorency in Frankreich, seit 1995 mit Dinefwr (heute Carmarthenshire) in Wales und seit 2000 mit Kotor in Montenegro eine Städtepartnerschaft.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Theater

Theaterdarbietungen gibt es vor allem in der Stadthalle. In Kehl gibt es außerdem eine Mundart-Theatergruppe, das „Alemannische Theater Kehl“.[11]

Museen

Mutter Kinzig
von Franz Xaver Reich

Das Hanauer Museum zeigt die Ur- und Frühgeschichte im Raum Kehl. Im Handwerksmuseum Kork findet man zahlreichen Exponate fast ausgestorbener Berufe, aber auch Ausstellungen zur Dorfgeschichte, zur Fischerei am Oberrhein, zum Münsterbau im Mittelalter, zur Zeitmessung, mit alten Spielzeugen und über den Fachwerkbau. Es ist eines der größten Museen der Region.

In Goldscheuer befindet sich in der Alten Schule ein Heimatmuseum.

Symbolfigur Mutter Kinzig

Der Bildhauer Franz Xaver Reich schuf die Eisengussfigur „Mutter Kinzig“. Sie stand ursprünglich als Symbol für den Fluss Kinzig in einer Turmnische der 1861 eingeweihten Eisenbahnbrücke. Bei der teilweise Sprengung der Brücke 1870 versank die Skulptur im Rhein, konnte aber später geborgen werden. Sie wurde dann zweckentfremdet als Teil eines Kriegerdenkmals vor dem ehemaligen Rathaus der Stadt aufgestellt.

Bauwerke

Wohn- und Amtsgebäude

Das Rathaus wurde 1910 in einem ab 1815 als Kaserne und Wohnhaus benützten Gebäude eingerichtet und 1921 erweitert. Es zählt zu den schönsten Beispielen für die Verquickung KlassizismusNeoklassizismus in Baden. Beide Bauphasen wurden konsequent im Weinbrenner-Stil ausgeführt. Die auffälligste Partie, der monumentale Mittelrisalit entstammt der Bauphase von 1921. Im Jahr 1999 wurden im Giebel des Rathauses Wappen der Kehler Stadtgeschichte von dem Freiburger Restaurator Andreas Bauernfeind neu angebracht.

Als ältestes Gebäude der Innenstadt gilt das sog. Weinbrennerhaus aus dem Jahr 1816, das von Friedrich Weinbrenner und seinem Schüler Friedrich Frinz entworfen wurde. Das ursprünglich als Wohnhaus geplante Gebäude diente von 1886 bis 1916 als amerikanisches Konsulat, heute sind städtische Ämter dort untergebracht.

Auf dem Sockel einer ehemaligen Befestigungsanlage der Eisenbahnbrücke wurde 1914 die Villa Schmidt erbaut. Sie gilt als hervorragendes Beispiel eines aufwändig gestalteten Bürgerhauses und steht daher unter Denkmalschutz. Bis 1944 diente die Villa als Wohnhaus der Familie Ludwig und Agnes Schmidt. 1945 bis 1992 beherbergte sie die französische Militärverwaltung, heute ein Restaurant.

Sakrale Bauten

Die evangelische Pfarrkirche Kehls im alten Dorf Kehl war ursprünglich die Christuskirche, die 1822 von Friedrich Weinbrenner anstelle eines Vorgängerbaus errichtet wurde. In der Stadt Kehl gab es auf dem Marktplatz eine 1635 erbaute Filialkirche, die 1678 zerstört wurde. 1817 wurde an dieser Stelle eine Notkirche errichtet, die 1874 abgebrochen wurde. Ihr gegenüber entstand 1874 die heutige evangelische Friedenskirche, die bis 1914 simultan genutzt wurde und seit 1917 evangelische Pfarrkirche ist. 1914 erhielt die katholische Kirchengemeinde eine eigene Kirche St. Nepomuk nahe dem Altrhein. Der neoromanische Bau wurde von Johannes Schroth errichtet, dem Leiter des Erzbischöflichen Bauamts in Karlsruhe. Eine weitere katholische Kirche ist St. Maria. Weitere evangelische Kirchen sind in Sundheim die Lutherkirche von 1955 und in Kronenhof die Johanneskirche mit Gemeindezentrum von 1980.

In den Stadtteilen gibt es folgende Kirchen und Kapellen: Evangelische Kirche Auenheim (erbaut im 17. Jahrhundert mit älterem Turm), evangelische Kirche Bodersweier (romanische Chorturmkirche, 1616 erneuert), katholische Filialkapelle zur Heiligen Maria Kittersburg (erbaut 1928 nach Plänen des Karlsruher Architekten Hermann Alker anstelle eines Vorgängerbaus), katholische Pfarrkirche Marlen (erbaut 1767), evangelische Filialkirche Hohnhurst (erbaut 1855), evangelische Kirche Kork (erbaut 1731/32 mit teilweise gotischem Chor), katholische Herz-Jesu-Kirche Kork (erbaut 1906/07 im neoromanischen Stil), evangelische Kirche Leutesheim (erbaut vor der Reformation, 1740 barockisiert) und evangelische Kirche Neumühl (erbaut 1956).

2007 wurde der Grundstein für die Kehler Moschee gelegt, die sich unweit vom Bahnhof befindet. 2012 fand die Eröffnung des im neo-osmanischen Stil gestalteten Kuppelbaus mit zwei 31 Meter hohen Bleistiftminaretten statt.

Brücken, Wasser- und Aussichtstürme

Weißtannenturm auf dem Kehler LGS-Gelände

Der Wasserturm gilt als Wahrzeichen der Stadt.

Am 23. April 2004 wurde die 387 Meter lange Passerelle des deux Rives eingeweiht. Die 21 Millionen Euro teure Brücke für Fußgänger und Radfahrer verbindet Kehl mit Straßburg im „Zwei-Ufer-Garten“. Eine Plattform mit Sitzgelegenheiten stellt die Mitte der Brücke dar.

Für die Landesgartenschau 2004 wurde in Kehl der 44 Meter hohe Weißtannenturm errichtet.

Parks

Nahe der Fußgängerzone liegt am Kopfende eines innerstädtischen Altrheinarmes der sogenannte Rosengarten, in dem sich ein Denkmal für das Badische Pionier-Bataillon Nr. 14 befindet, das 1881 bis 1918 in Kehl stationiert war.[12]

Ein weiteres parkähnliches Gebiet ist der „Garten der zwei Ufer“, welcher sich an den Rheinufern Kehls und Straßburgs erstreckt und durch die Passerelle des deux Rives über den Rhein verbunden ist. Der Garten der zwei Ufer war Bestandteil der Landesgartenschau 2004. Südlich des Stadtgebietes befindet sich das Kulturwehr, welches einen naturbelassener Pfad für Wanderungen darstellt.

Sport

Der größte Sportverein Kehls und des Hanauerlands ist die Kehler Turnerschaft von 1845 e. V. Der Verein hat 2000 Mitglieder und unterhält die zehn Abteilungen Aikidō, Badminton, Baseball (Kehl Mosquitos), Handball, Judo, Karate, Kunstturnen, Radsport, Tischtennis und Volleyball. Der Verein nutzt mit der „KT-Halle“ und der „KT-Arena“ (welche 199 Tribünenplätze besitzt) zwei Turnhallen, so wie den so genannten „KT-Platz“, der Spielflächen für Baseball und Volleyball bietet.[13][14]

Der Kehler Fußballverein 07 e. V. (KFV) spielt seit der Saison 2008/09 in der Oberliga Baden-Württemberg, welche die fünfthöchste Spielklasse im deutschen Fußball darstellt. Der Kehler FV trägt seine Heimspiele im 12.000 Zuschauer fassenden Rheinstadion in Kehl aus.

Kehl besitzt zwei Freibäder und ein Hallenbad.

Regelmäßige Veranstaltungen

Der Kehler Messdi, mit inzwischen über 50.000 Besuchern jährlich, ist die größte Veranstaltung Kehls. Der Messdi ist ein Volksfest, dessen Angebot aus einer Mischung aus Kultur, Musik und Kulinarischem besteht. Das dreitägige Volksfest findet seit über 40 Jahren statt.

Weitere Veranstaltungen:

Wirtschaft und Infrastruktur

Schifffahrt

Der Rheinhafen Kehl wurde ab dem Jahre 1842 durch die Badische Staatseisenbahnverwaltung als kleine Hafenanlage erbaut und ab 1896 zu einem Umschlaghafen ausgebaut.[15] Der 320 Hektar große Hafen besitzt drei Hafenbecken mit einer Uferlänge von 12 Kilometern, 16 Kilometern Straße und 42 Kilometern Gleisanlage. 2011 steuerten ca. 3500 Schiffe die Hafenanlage an. Der wasserseitige Güterumschlag betrug 3,9 Millionen Tonnen, davon 65,7% Stahl- und Eisengüter.[16] Die eigene Rekordmarke von 4 Millionen Tonnen wurde im Dezember 2012 erreicht.[17]

Verkehr

Europabrücke

Auf Grund der Grenzlage ist Kehl im Jahr Durchgangsort für etwa 20 Millionen Menschen entweder per Auto oder per Bahn. Der Bahnhof stellt den zentralen Verkehrsknotenpunkt Kehls dar. Er liegt auf der Magistrale für Europa, einer Hochgeschwindigkeitsstrecke, welche von Paris über Straßburg, Stuttgart, München und Wien nach Budapest führt. Der Bahnhof ist vor allem für die Ortenau-S-Bahn, die Richtung Straßburg und in umgekehrter Fahrtrichtung nach Offenburg bzw. Hausach fährt, und den Metro-Rhin der französischen SNCF Haltepunkt. Anschlüsse an den Schnellverkehr von ICE und TGV gibt es in Offenburg bzw. Straßburg. Ebenfalls im Bahnhofsbereich befinden sich ein Busbahnhof, so wie seit 2004 ein Park and ride-Platz. Ab 2015 soll der Bahnhof Kehl zusätzlich einen Haltepunkt der Straßburger Straßenbahn erhalten.[18]

Auf seiner letzten Fahrt am 12. Dezember 2009 hat der Orient-Express seinen letzten Halt am Kehler Bahnhof eingelegt. Agatha Christies Roman Mord im Orient-Express und James Bond haben ihm zu weltweiter Bekanntheit verholfen.

Die Stadt wird von den Bundesstraßen 28 (von Straßburg über den Schwarzwald (unter anderem Freudenstadt) nach Ulm) und 36 (von Mannheim nach Lahr/Schwarzwald) durchzogen. Über die B 28 ist die Anschlussstelle 54 Appenweier für die Bundesautobahn 5 zu erreichen. Die K 5373 (von Auenheim nach Diersheim) wird jedes Frühjahr zur "Narzissenstraße". Zwischen den Ortschaften säumen hunderte Osterglocken links und rechts den Weg. Einige Zwiebelblumen, insbesondere die Tête-à-Tête-Narzissen, wurden von Privatpersonen gesetzt.

Kehl gehört zum Tarifverbund Ortenau. Den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) bedienen neben der oben erwähnten Ortenau-S-Bahn und dem Metro-Rhin mehrere Buslinien der SWEG, des DB-Tochterunternehmens Südwestbus sowie der Stadtwerke Straßburg. Direkte Verbindungen bestehen unter anderem nach Rheinau, Offenburg, Lahr/Schwarzwald, Willstätt und Straßburg. Bis 2015 soll eine Linie der Straßenbahn Straßburg über eine neue Rheinbrücke durch die Kehler Innenstadt bis zur Stadthalle verlängert werden. Durch die räumliche Nähe zur Agglomeration Straßburg gilt Kehl als Übergangsbereich zum Verkehrsnetz der Stadtwerke des Stadtverband Straßburg und profitiert von Sondertarifen.

Kehl liegt am rechtsrheinischen Teil des Rheinradweg. Die Ortsgruppe Kehl des Schwarzwaldvereins unterhält im Hanauerland ein Netz von ausgeschilderten Wanderwegen von insgesamt über 100 km Länge.[19]

Ansässige Unternehmen

Kehls Industriehafen bietet derzeit für über 100 Unternehmen mit mehr als 4000 Arbeitsplätzen Platz. Unter anderem sind das die Badischen Stahlwerke, die Koehler GmbH (Papiererzeugung), das Unternehmen Bürstner (Caravanbau), PressTrade (Druck&Presstechnik), ein Raiffeisen-Kraftfutterwerk, Kehler Druck (Druckerei), Energiecontracting Heidelberg (Holzpellets und Heiztechnik). Weiter in Kehl angesiedelt sind unter anderem die Unternehmen Nussbaum (Hebetechnik), Maja (Maschinenbau), Sparkasse Hanauerland (Hauptsitz in Kehl), Gartner KG (Speditionsbranche), Ada (Kosmetik).

Medien

In Kehl erscheint als Tageszeitung die „Kehler Zeitung“, eine lokale Ausgabe der in Offenburg ansässigen „Mittelbadischen Presse“. Die „Kehler Zeitung“ erscheint für das Gebiet der Städte Kehl und Rheinau sowie für die Gemeinde Willstätt. Sie wurde 1863 von dem Verleger August Morstadt gegründet und gehört heute zu „reiff medien“ in Offenburg.

Daneben unterhält der ebenfalls in Offenburg ansässige Stadtanzeiger-Verlag in Kehl eine Lokalredaktion. Hier entstehen die Lokalausgaben von Stadtanzeiger (mittwochs) und Der Guller (sonntags), zwei wöchentlich erscheinenden und anzeigenfinanzierten Zeitungen in der Teilausgabe Kehl, Rheinau und Willstätt.

Kehl ist seit 1863 Sitz des Morstadt Verlages. Dieser war bis 1978 Verlag der „Kehler Zeitung“.

Gerichte und Behörden

Amtsgericht

Kehl ist Sitz eines Amtsgerichts (das auch als Rheinschifffahrtsgericht zuständig ist) und eines Notariats, die zum Landgerichtsbezirk Offenburg gehören. Ferner gib es ein Finanzamt und eine Außenstelle des Landratsamts Ortenaukreis (unter anderem mit Kfz-Zulassungsstelle). Die Stadt ist auch Sitz des Kirchenbezirks Kehl der Evangelischen Landeskirche in Baden.

Kehl ist Sitz eines „Europäischen Kompetenzzentrums“ mit zentralen Einrichtungen für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit, darunter die Oberrheinkonferenz, das deutsch-französische Polizeizentrum, das deutsch-französische Verbraucherschutzzentrum (Euro-Info-Verbraucher e. V.), die deutsch-französische Beratungseinrichtung „Infobest Strasbourg-Kehl“ sowie die deutsch-französische Fortbildungseinrichtung „Euroinstitut“.

Bildung

In Kehl befindet sich seit 1971 eine der beiden Hochschulen für öffentliche Verwaltung des Landes Baden-Württemberg (die andere ist in Ludwigsburg). Die Hochschule Kehl ist ein Aushängeschild der Stadt am Rhein.

Kehl hat zwei Gymnasien (Einstein-Gymnasium und Wirtschafts-Gymnasium), eine Realschule (Tulla-Realschule), eine Förderschule (Albert-Schweitzer-Schule), drei Grund- und Hauptschulen mit Werkrealschule (Hebelschule, Grund- und Hauptschule Goldscheuer und Grund- und Hauptschule Kork), zwei Hauptschulen (Hauptschule Bodersweier und Wilhelm-Hauptschule) sowie sechs Grundschulen (Falkenhausen-Grundschule und Sölling-Grundschule sowie jeweils eine in den Stadtteilen Auenheim, Leutesheim, Marlen und Sundheim). Im April 2006 wurde das neue Schulgebäude der Tulla-Realschule fertiggestellt.

Der Ortenaukreis ist Träger der Beruflichen Schulen Kehl. Dieser Schulverbund ist 2002 aus einem Zusammenschluss der Kaufmännischen Schule Kehl und der Gewerblichen Schule Kehl hervorgegangen. Die Beruflichen Schulen Kehl umfassen eine Berufsschule, das Berufsvorbereitungsjahr, Berufsfachschulen mit verschiedenen Fachrichtungen, ein Berufskolleg und das oben erwähnte Wirtschaftsgymnasium.

Die Privatschulen „Heilerziehungs- und Krankenpflegeschule Kehl“ sowie „Oberlinschule – Schule für Körperbehinderte am Epilepsiezentrum Kork“ runden das schulische Angebot Kehls ab.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Persönlichkeiten, die vor Ort gelebt / gewirkt haben

Siehe auch

Literatur

  • Erich Keyser (Hrsg.): Badisches Städtebuch. Bd 4. 2. Teilband des Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte – Im Auftrage der Arbeitsgemeinschaft der historischen Kommissionen und mit Unterstützung des Deutschen Städtetages, des Deutschen Städtebundes und des Deutschen Gemeindetages. Stuttgart 1959.
  • Franz Friedrich Brost (Hrsg.): Kehl. 2. erg. Aufl. Morstadt, Kehl 1980. ISBN 3-88571-028-5.
  • Hartmut Stüwe: Evakuierung, Besetzung, Freigabe, Kehler Stadtgeschichte 1944–1953. Ausstellungskatalog. Kehl 2003.
  • Hartmut Stüwe: Kehl im Dritten Reich, Stadtgeschichte 1933 bis 1945. Kehl 1997.
  • Das besondere Schicksal der Stadt Kehl im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg 1939/1946. Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte, Bonn 1968.
  • Johannes Andreas Silbermann: Local-Geschichte der Stadt Straßburg, Straßburg 1775, S. 229–232 in der Google-Buchsuche
Commons: Kehl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Kehl – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2023 (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2022) (Hilfe dazu).
  2. europaweiter städtebaulicher Wettbewerb
  3. Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation. Bd 1. Bonn 1995, S. 51. ISBN 3-89331-208-0.
  4. [1]
  5. Gemeinsamer Internetauftritt der evangelischen und katholischen Gemeinden in Kehl [2]
  6. NDR-Dokumentation von Tilman Jens: Zölibat und Zukunftsangst ausgestrahlt im Ersten am 25. Mai 2008; Zitat in der ca. 36. Minute
  7. Ökumene mit der armenischen Kirchengemeinde [3] konsultiert am 13. April 2013
  8. Zahlen von destatis.de, Januar 2014
  9. Jeder neunte Wahlberechtigte ist EU-Ausländer, Badenonline.de, Jan. 2014
  10. Stadtportrait auf Kehl.de
  11. Alemannisches Theater Kehl
  12. kehl.de: Der Garten der zwei Ufer, Zugriff am 16. Februar 2010
  13. Geschichte der Kehler Turnerschaft
  14. Nutzung des KT-Platzes
  15. Geschichte des Kehler Hafens
  16. Hafenbericht 2011 (PDF; 85 kB)
  17. Hafen erreicht 4-Mio. Marke
  18. Zeitplan des Ausbaus der „Tram“
  19. Das Wegenetz des Schwarzwaldvereins Kehl