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Kinjikitile Ngwale

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Der Heiler Kinjikitile Ngwale († 10. August 1905) legte 1904 mit seinem Maji-Maji-Kult in der Deutsch-Ostafrikanischen Kolonie, dem heutigen Tansania, mit seiner Vision vom vereinten Aufstand gegen die deutsche Kolonialherrschaft, die Grundlage für den späteren Maji-Maji-Aufstand.

Um 1902 tauchte Kinjiktile Ngwale in Ngarambe an den Westhängen von Umatumbi auf.

Er wurde als weise, redegewandt und tapfer beschrieben und erfüllte damit alle Eigenschaften eines guten Führers und eines Menschen der lilingu besitzen kann. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich mit der Landwirtschaft. Da er mit mehreren Frauen verheiratet war, hatte er zahlreiche Kinder.

Der Überlieferung nach soll eines Tages im Jahre 1904 ein Geist von ihm Besitz ergriffen haben. „Er fiel auf den Bauch, streckte die Arme von sich, und begann fort zu kriechen.“ So kroch er in einen nahe gelegenen Teich, wovon ihn keiner abhalten konnte und verbrachte darin die Nacht. Aus diesem entstieg er wieder am nächsten Tage mit trockener Kleidung als Prophet. Nun galt er als vom hongo besessen und begann politische Reden zu halten.

Ab diesem Zeitpunkt wurde Kinjikitile als Führer und Prophet angesehen. Er weissagte, dass ein Krieg bevorstehe und dass die Ahnen wiederkommen und ihnen beistehen würden.

Entscheidend aber war, dass er im Besitz einer Maji-Maji-Medizin war, welche die Waffen der Deutschen unschädlich machen und die Deutschen schwächen sollte.

Kurz nach dem Ausbruch der Maji-Maji-Aufstandes war er einer der ersten Opfer, die von der deutschen Schutztruppe gehängt wurden.


Kinjikitiles Botschaft

Kinjikitile verfasste schon seit Beginn seiner Laufbahn als Prophet seine religiöse Botschaft mit politischem Kalkül. Walter Nuhn schreibt in seinem Buch „Flammen über Deutschost“: „Seine [Kinjikitiles] Heilserwartungslehre war nicht nur religiös-kultisch zu verstehen, […] sie war weitreichender, sie hatte […] einen militant-politischen Gehalt: seine Worte »kein Löwe oder Leopard wird Menschen fressen« waren eine allegorische Verkleidung: mit »Löwe« und »Leopard« war der »alles verschlingende«, scheinbar allmächtige weiße Kolonialherr […] gemeint.“

Auch der Zusatz „wir gehören alle zu Sayyid Said … wir allein sind Sayyids Familie. Ob du ein Mpogoro, Mkichi oder Mmatumbi bist, wir gehören alle zu Sayyid Said“ zeigt die Absicht, die Kinjikitile mit seiner neuen Botschaft und auch mit seiner Maji-Maji-Medizin hatte. Ein wichtiger und für die meisten neuer Aspekt seiner Botschaft war also, dass alle außer den Jumben, Akida, Askaris und Deutschen gleich seien und sich nicht untereinander bekriegen sollten, sondern zusammenschließen um gemeinsam gegen die Fremdherrschaft zu kämpfen.

Es ist zu vermuten, dass Kinjikitile sich der religiösen Mittel bediente um seine eigentlich politische Botschaft verkünden und verbreiten zu können


Literatur

  • Vorlage:PND
  • Walter Nuhn: Flammen über Deutschost. Bernhard & Graefe-Verlag, ISBN 3763759697
  • Jigal Beez: Geschosse zu Wassertropfen. Rüdiger Köppe Verlag, Köln, 2003, ISBN 3-89645-450-1
  • Karl-Martin Seeberg: Der Maji-Maji-Krieg gegen die deutsche Kolonialherrschaft. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1989, ISBN 3496004819