Zum Inhalt springen

Borderline-Persönlichkeitsstörung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 15. Mai 2003 um 01:28 Uhr durch Kurt Jansson (Diskussion | Beiträge) (Überschriften). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) ist eine schwere Persönlichkeitsstörung, die sich durch sehr wechselhafte Stimmungen, zwischenmenschliche Beziehungen, Selbstvertrauen und Verhaltensweisen äußert. Diese Instabilitäten beeinträchtigen oft Familie und Arbeitsleben, langfristige Lebensplanung und das Selbstbild. Der Name Borderline stammt aus Zeiten, als man dachte es würde sich bei BPS um einen Grenzfall (engl. borderline) zwischen Psychose und Neurose handeln, Menschen mit BPS leiden jedoch an einer Fehlfunktion der Gefühlsregulierung. Obwohl nicht so bekannt wie Schizophrenie oder Bipolare-Störungen (auch manisch-depressive Krankheit) ist Borderline häufiger und betrifft 2 Prozent der Erwachsenen, hauptsächlich junge Frauen. Bezeichnend sind häufige Selbstverletzungen ohne Selbstmordabsicht, wie auch Selbstmordversuche und in schweren Fällen sogar vollendeter Selbstmord. Patienten mit BPS benötigen oft umfangreiche psychische Betreuung und belegen etwa 20 Prozent der psychischen Behandlungsplätze. Mit Hilfe kann jedoch vielen langfristig zu einem eigenständigen und sinnvollen Leben verholfen werden.

Syptome

Während bei einer Person mit Depressionen oder Bipolarer-Störung eine Stimmung für mehrere Wochen anhalten, kann ein Mensch mit Borderline intensive Schübe aus Angst, Depression oder Wut erleben, die nur wenige Stunden oder bis zu einem Tag andauern. Diese können in Verbindung mit impulsiver Aggression, Selbstverletzung und Drogen- oder Alkoholmissbrauch auftreten. Wahrnehmungs- und Bewusstseinsstörungen können zu häufiger Änderung von Langzeitzielen, Karriereplänen, Berufen, Freundschaften, Geschlechtsidentität oder Werten führen. Manchmal enpfinden sich Menschen mit BPS als grundsätzlich schlecht oder wertlos. Sie fühlen sich ungerechtfertigterweise unverstanden oder schlecht behandelt, gelangweilt, leer und haben keinen Sinn dafür, wer sie sind. Solche Symptome treten verstärkt auf, wenn sich Menschen mit Borderline einsam oder isoliert fühlen und können zu verzweifelten Versuchen führen zu vermeiden alleine gelassen zu werden.

Die zwischenmenschlichen Beziehungen von Menschen mit Borderline sind oft höchst instabil. Während sie intensive Verbindungen aufbauen können, können Sichtweisen gegenüber Familienmitgliedern, Freunden oder Liebespartnern plötzlich von Idealisierung (starke Bewunderung und Liebe) in Abwertung (intensive Wut und Hass) umschlagen. Sie können eine sofortige Bindung eingehen und die andere Person idealisieren, tritt jedoch eine kleine Trennung oder ein Konflikt auf, können sie unerwartet auf das andere Extrem umschalten und den anderen wütend beschimpfen, dass er sich doch überhaupt nicht um sie kümmere. Auch in Bezug auf Familienmitglieder sind Menschen mit BPS sehr empfindlich auf Ablehnung und reagieren auch auf vergleichsweise kleine Trennungen wie Urlaub, Geschäftsreisen oder einer plötzlichen Planänderung mit Wut und Verzweiflung. Diese Angst verlassen zu werden scheint in Beziehung zu stehen mit Schwierigkeiten sich gefühlsmäßig mit Schlüsselpersonen verbunden zu fühlen wenn diese nicht anwesend sind, was dann zu einem Gefühl des Verlassenseins oder der Wertlosigkeit führt. Selbstmorddrohungen und -versuche können in Verbindung mit Gefühlen des Verlassenseins oder der Enttäuschung auftreten.

Menschen mit Borderline zeigen auch andere impulsive Verhaltensweisen, wie z.B. übermäßiges Geldausgeben, Völlerei und riskante Sexualpraktiken. BPS tritt oft in Verbindung mit anderen psychischen Problemen auf, hauptsächlich Bipolaren-Störungen, Depressionen, Angststörungen, Süchten und anderen Persönlichkeitsstörungen.

Behandlung

Die Behandlungsmöglichkeiten für das Borderline-Syndrom haben sich in den letzten Jahren verbessert. Gruppen- und Einzelpsychotherapie sind für viele Patienten zumindest teilweise erfolgreich. In den letzten fünfzehn Jahren wurde eine neue vielversprechende psychosoziale Behandlungsmethode namens DBT (engl. dialectical behavior therapy) entwickelt. Pharmakologische Behandlungen werden häufig entsprechend den spezifischen Zielsymptomen des einzelnen Patienten verschrieben. Antidepressiva und Stimmungsstabilisatoren können bei depressiven und/oder labilen Stimmungen sinnvoll sein. Antipsychotische Medikamente können bei Denkstörungen benutzt werden.

Ursachen

Obwohl der Grund des Borderline-Syndroms unbekannt ist, glaubt man, dass sowohl Umwelt- als auch genetische Faktoren Gründe für die Veranlagung für BPS sind. Studien zeigen, dass viele, aber nicht alle BPS-Patienten, eine Vorgeschichte aus Missbrauch, Vernachlässigung oder Trennung im jungen Alter aufweisen. Vierzig bis 71 Prozent der BPS-Patienten berichten von einem sexuellen Missbrauch, meistens von einer Person, die nicht unmittelbar an der Erziehung beteiligt ist. Forscher glauben, dass BPS aus einer Kombination von individueller Verletzlichkeit gegenüber umgebenden Stress, Vernachlässigung oder Missbrauch als kleines Kind und einer Reihe von auslösenden Ereignissen im jungen Erwachsenenalter verursacht wird. Erwachsene mit BPS sind auch wesentlich häufiger Opfer von Gewalt, einschließlich Vergewaltigung und anderen Verbrechen. Dies mag sowohl durch schädigende Umgebungen sowie durch Impulsivität und einer ungünstigen Partner- oder Lebensstilwahl bedingt sein.