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Hans Augustin (Schriftsteller)

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Hans Augustin (* 5. Juli 1949 in Salzburg) ist ein österreichischer Schriftsteller. Er lebt seit 1976 in Innsbruck.

Leben

Hans Augustin studierte Klavier, Philosophie und Archäologie und wandte sich schließlich der graphischen Kunst zu. Als Kunstdrucker gründete er 1981 die Hand-Presse in Innsbruck, in dieser Edition wurden gegen den Zeitgeist des Buchdruckes die Texte mit klassischem Bleisatz auf historischen Maschinen gedruckt. Seit 1991 freier Schriftsteller und Journalist. Mitherausgeber der Tiroler Literaturzeitschrift „InN“, Ausstellungen konkreter Poesie.

Werkbeschreibung

Und wohnt mitten unter uns Ein Wort, das nicht gesprochen wird, verflüchtigt sich aus dem Wortschatz. Gott ist so ein Wort, das nach Ansicht von Hans Augustin ziemliche große Lust auf Verflüchtigung hat. In knapp fünfzig Gedichten wird daher Gott wieder in den Sprachgebrauch reanimiert, und das in recht aufregendem Ambiente. „Und wohnt mitten unter uns“ ist der Versuch, Gott als rare Begebenheit mit dem Alltag in Verbindung zu bringen. Dabei werden einige Satzteile aus der Schöpfungsgeschichte und anderen 'Heiligen Schriften' zu einem Gedicht ausgebaut. Daraus ergibt sich jeweils ein interessantes Gebilde, worin Kult und Alltäglichkeit verschmelzen.

Fayum und andere Erzählungen Bei der „Schwarzen Witwe“ denkt man vielleicht an eine gefährliche Spinnenart, aber es geht um eine Frau aus Tschetschenien, die sich in die Luft sprengt. Aus der Innensicht einer Selbstmordattentäterin wird die politische Lage so unerträglich, dass man sich als Leser quasi mitsprengt, um sich aus dieser unerträglichen Situation zu befreien. Zuerst hat man den Mann der späteren Attentäterin umgebracht, dann sie selbst in eine Befreiungsaktion gezwungen. Dabei sind die Gefühle vertraut normal, der Schmerz, als sich die Aktivistin von den Kindern verabschieden muss und irgendwo diese Logik, dass es so sein muss. Diese Erzählung trägt vielleicht emotionell mindestens so viel zum Verständnis von Asylwerbern aus Tschetschenien bei wie das hoffentlich rasche Abwickeln der realen Asylanträge. In „Herzrasen“ spielen Kreislauf, Hormone und virtuelle Erotik die Hauptrollen. Durch eine Erregung der rasenden Art kommt es bei der Ausfahrt zweier Züge zu einer ungeheueren Berührung. In der Erzählung „Mein Land ist das Meer“ verwischen sich im Kopf eines Filmvorführers aus Burkina Faso die Bilder der im Film vorgeführten mit den eigenen. Eigentlich studiert der Held Medizin, aber er muss sich mit Vorführungen den Lebensunterhalt organisieren. Irgendwie wird er stutzig, dass er eine westliche Wohlstandsmedizin studieren muss, um in seinem Land später die Armen gegen völlig andere Krankheiten behandeln zu können. In „Dead End Street“ hat ein Vater mit den Bildern des kleinen Sohnes zu kämpfen, der jetzt hingerichtet wird, weil er in Oklahoma das Amtsgebäude in die Luft gesprengt hat.

Weggelebte Zeit Zwischen dem Ablauf der Zeit und den jeweils neu ausgegebenen Parolen entwickeln sich die Gedichte, manche kommen nur kurz auf und werden dann gleich in niedrigem Wuchs gehalten, andere sind Scharnieren vergleichbar, an denen die Zeit umgelenkt werden kann, und eine dritte Gruppe dokumentiert mehr oder weniger ohne einen sichtbaren Eingriff den lyrischen Ablauf der Tage.

Grosnyj Hans Augustin hat sogenannte Weltnachrichten unter das literarische Mikroskop gelegt und im Serum allerhand seelische Lebenspartikel aufgespürt. Grosnyj entwickelt sich als die Hölle auf Erden. Ein Liebespaar aus St. Petersburg kämpft ohne von ihrem jeweiligen Einsatz zu wissen als Heckenschützen gegeneinander. Das ist überhaupt das Perverseste, was man sich als Schicksal ausmalen kann: Um eine Familie gründen zu können, verdingen sich beide an entfernte Kriegspartner und töten einander wie in einer echten Tragödie.

Sturm in den Achselhöhlen In den Gedichten gegen den Alltag werden aus Reiseprojekten, Weltumrundungen und künstlerischen Meisterwerken schließlich täglich Niederlagen. Vom weißen Schiff bleibt nur der Kran, der Lasten verteilt. „Ich werde die Berge annehmen“, sagt schließlich das lyrische Ich und bleibt verzweifelt.

Werke

Literatur


  • Hans Augustin, Die Anhänglichkeit des Reisenden an den Weg.[1]