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Scholle (Fisch)

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Scholle

Scholle (Pleuronectes platessa)

Systematik
Ordnung: Plattfische (Pleuronectiformes)
Unterordnung: Pleuronectoidei
Familie: Schollen (Pleuronectidae)
Unterfamilie: Pleuronectinae
Gattung: Pleuronectes
Art: Scholle
Wissenschaftlicher Name
Pleuronectes platessa
Linnaeus 1758

Die Scholle oder der Goldbutt (Pleuronectes platessa) gehört zur Ordnung der Plattfische (Pleuronectiformes) und zur Familie der Schollen und ist ein Speisefisch.

Etymologie

Die hochdeutsch zuerst im 16. Jahrhundert nachweisbare Bezeichnung Scholle für den Fisch wird als Entlehnung aus dem niederdeutschen schulle, scholle angesehen, das bereits im 14. Jahrhundert nachweisbar ist.[1][2] Dieses wird zum allgemeineren Begriff Scholle für ein flaches Stück Erde oder Eis gestellt, wobei eine Übertragung des Namens aufgrund der äußerlichen Ähnlichkeit angenommen wird. Nicht ausgeschlossen wird daneben aber auch ein Zusammenhang mit der lateinischen Bezeichnung solea für Schollen.[3]

Beschreibung

Bei der Scholle wandern die Augen während der Metamorphose auf die rechte Körperseite, damit gehört sie nicht zur Familie der etwas kleineren Butte, welche linksäugig sind. Die Augenseite ist grau-braun gefärbt und mit charakteristischen kreisförmigen rötlichen bis gelblichen Punkten gesprenkelt (namensgebend für die Bezeichnung Goldbutt). Die unten liegende Blindseite ist weißlich. Die Scholle ist in der Lage, ihre oben liegende pigmentierte Körperseite zur Tarnung farblich an den Untergrund anzupassen, weshalb die Sprenkelung nicht immer sichtbar ist. Bei Gefahr gräbt sie sich durch Schlagen der Flossensäume aus Rücken- und Afterflosse oberflächlich in den Sand ein. Die beiden Seiten des Flossensaumes sind nicht mit der Schwanzflosse verwachsen.

Ausgewachsene Schollen erreichen eine Körperlänge von 40 bis maximal 70 Zentimeter. Sie werden bis zu 45 Jahre alt und wiegen dann bis zu sieben Kilogramm. Wissentschaftlicher Name:Pleuronectes platessa

Ernährung

Die Scholle ernährt sich – zumeist nachts auf Nahrungssuche gehend – von Borstenwürmern, Kleinkrebsen, dünnschaligen Muscheln, Schnecken und Wattwürmern. Sie unternimmt ausgedehnte Wanderungen.

Vermehrung

Schollen laichen in den Wintermonaten, in unseren Breiten bei etwa 6 Grad Celsius und einem Mindestsalzgehalt von 10–12 Gramm Salz pro Liter, etwa in der südwestlichen Nordsee. Sie geben zwischen 50.000 und 500.000 Eier mit 1,6 bis 2,1 Millimeter Durchmesser ab, die frei im Wasser schweben. Aus ihnen schlüpfen nach 10 bis 20 Tagen 6 Millimeter lange Larven. Diese haben zunächst eine bilateral-symmetrische Gestalt und ernähren sich schwimmend von Plankton. Erst nach ein bis zwei Monaten verwandeln sie sich zum asymmetrischen Bodenfisch; das linke Auge wandert dabei zur rechten Körperseite hinüber.

Männliche Schollen werden nach 3 bis 4 Jahren bei einer Länge von 18 bis 26 Zentimetern geschlechtsreif, weibliche hingegen erst nach 6 bis 9 Jahren bei einer Länge von 30 bis 40 Zentimetern.

Verbreitung

Ihr Vorkommen erstreckt sich über fast alle europäischen Küsten: vom Weißen Meer bis zur portugiesischen Atlantikküste, aber auch in Nord- und westlicher Ostsee, sowie im westlichen Mittelmeer. Die Scholle lebt schwarmbildend über Sand- und Schlickgrund in Tiefen von 100 bis 200 Meter, im Mittelmeer auch bis 400 Meter Tiefe.

Wirtschaftliche Bedeutung

Die Scholle ist einer der wirtschaftlich wichtigsten Speisefische. Es werden weltweit 100.000 bis 120.000 Tonnen pro Jahr hauptsächlich mit dem Schleppnetz gefangen. Die späte Geschlechtsreife der Fische führt unter der Bedingung der starken Befischung zu ständig abnehmendem Bestand. Früher wurden gelegentlich bis zu 50 Jahre alte Schollen von knapp einem Meter Länge und einem Gewicht von 7 Kilogramm gefangen; heute liegen die durchschnittlichen Fanggrößen hingegen bei 25 bis 40 Zentimeter. Damit werden große Teile der Schollenpopulationen bereits vor der Geschlechtsreife gefangen. Dies führt vielerorts zu einer Überfischung der Bestände. Laut Bundesforschungsanstalt für Fischerei gab es Ende 2006 in den europäischen Seegebieten „noch mindestens 250.000 Tonnen Schollen“.[4]

Die im Frühjahr gefangene Scholle wird im Handel als Maischolle bezeichnet und ist wegen ihrer Zartheit sehr geschätzt.

Gefährdungssituation und Gegenmaßnahmen

Die Weltnaturschutzunion IUCN führt die Scholle in der Roten Liste gefährdeter Arten, bewertet sie allerdings als nicht gefährdet (Least Concern).[5]

Umweltorganisationen sehen offenbar den Fischereidruck wesentlich kritischer. Der „WWF-Fischführer“ stuft den Zustand des Schollen-Bestandes in die höchste Gefährdungsstufe (rote Kategorie) ein.[6] Auch Greenpeace bezeichnet den Verzehr von Scholle (Europa und Pazifik) in seinem Fischratgeber 2009/11 auf Grund der „z. T. schlechten Bestandszustände“ als „nicht vertretbar“.[7]

Einzelnachweise

  1. Artikel 'Scholle' im Etymologischen Wörterbuch des DWDS (nach Pfeifer)
  2. Schiller, Karl: Mittelniederdeutsches Wörterbuch von Karl Schiller und August Lübben. Bremen : Kühtmann [u.a.]. Bd. 4 (1878), S. 148.
  3. Kluge. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearbeitet von Elmar Seebold. 25., durchgesehene und erweiterte Auflage. Berlin/New York : De Gruyter 2011, S. 824.
  4. Pressemitteilung des Senats der Bundesforschungsanstalten im Geschäftsbereich des BMELV vom 22. Dezember 2006 13:44
  5. Pleuronectes platessa in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2009. Eingestellt von: Freyhof, J. u. Kottelat, M., 2008. Abgerufen am 5. Januar 2010.
  6. WWF-Fischführer Scholle (PDF; 33 kB)
  7. Greenpeace Fischratgeber 2010 (PDF)
Commons: Scholle (Fisch) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien