Evangelische Kirche Albach


Die evangelische Kirche ist ein denkmalgeschütztes Kirchengebäude in Albach, einem Ortsteil der Gemeinde Fernwald im Landkreis Gießen (Hessen).
Der Saalbau mit einem schlanken Dachreiter wurde von 1773/74 nach einem Entwurf des Licher Bauverwalters Rockstroh errichtet. Sie prägt das Ortsbild und ist hessisches Kulturdenkmal.[1]
Geschichte
Kirchlich gehört Ober-Albach ursprünglich zur Pfarrei Winnerod, erlangte im 14. Jahrhundert aber die Selbstständigkeit.[2] Eine erste Kapelle in Albach ist für das Jahr 1332 nachgewiesen, die am Standort der heutigen Kirche oder in dessen Nähe errichtet war. Im Zuge der Reformation wechselte Albach in der erste Hälfte der 1530er Jahre zum evangelischen Bekenntnis. Im weiteren Verlauf änderte sich die Zugehörigkeit mehrmals. Seit 1838 ist Albach bei der Evangelischen Kirche Steinbach eingepfarrt.[3]
Der Dreißigjährige Krieg hatte der Kirche schwer zugesetzt. Zwischen 1632 und 1656 sind verschiedene Wiederherstellungsmaßnahmen bezeugt. So wurden 1639 die Glasfenster und 1648/49 die Glockenstühle erneuert und 1650 ein neues Kirchengestühl angeschafft. Im Jahr 1696 erfolgt eine umfassende Sanierung für 220 Gulden.[4] Eine erste Orgel wird 1735 eingebaut.
Nachdem die Kirche im Laufe des 18. Jahrhunderts immer abgängiger und reparaturanfälliger geworden war, entschloss sich die Gemeinde zu einem Neubau. Von dem alten Gotteshaus ist ein Gewölbe-Schlussstein mit Rippenansätzen erhalten.[2] Die heutige Kirche entstand 1773/74 als Nachfolgebau des mittelalterlichen Gotteshauses und wurde am 23. Oktober 1774 eingeweiht. Im Jahr 1866 wurde die Turmspitze aufwändig renoviert, da das Holz teils verfault war, abermals 1929, als ein neue Uhr mit vier Zifferblättern installiert wurde. Ein Koksofen wurde im Jahr 1896 eingebaut, weil der Organist sich weigerte, in der kalten Kirche Orgel zu spielen.[5] Auf den Öl-Warmluftofen folgten Heizstrahler, die 1987 durch eine elektrische Heizung ersetzt wurden.
Im Jahr 1928 wurde die Kirche elektrifiziert, von 1950 bis 1953 erfolgte eine Innenrenovierung. Drei neue Glocken samt Glockenstuhl und elektrischer Läutvorrichtung wurden 1958 angeschafft, die mittelalterliche große Glocke 1959 in Sinn umgeschmolzen, um sie den neuen Glocken anzupassen. Zu den Renovierungsmaßnahmen zwischen 1968 und 1974 gehörte die Sanierung des Dachreiters, der eine Kupferkuppel erhielt. 1972 wurde die Kirche neu verputzt und die farbliche Fassung von 1774 durch Kurt Scriba wieder hergestellt.[6]
Architektur
Die annähernd geostete einschiffige Saalkirche auf rechteckigem Grundriss steht auf einem erhöhten Gelände am nordwestlichen Ortsrand. Sie ist außen weiß verputzt und wird von einem Schopfwalmdach abgeschlossen. An der Ostseite befindet sich der dreigeschossige, vollständig verschieferte Dachreiter. Das kubusförmige Untergeschoss dient als Glockenstuhl und hat an allen vier Seiten zwei schmale Schalllöcher. Das achteckige Mittelgeschoss leitet mittels einer geschweiften Haube zu einem kleinen achteckigen Oberteil über, das von einem kleinen Spitzhelm mit Turmknopf, Kreuz und Wetterhahn bekrönt wird. Zwei rundbogige Portale an der Süd- und Westseite ermöglichen den Eingang. Über ihnen ist jeweils ein kleines Rundfenster eingebaut. Drei große Rundbogenfenster an der Nordwand und zwei an der Südwand belichten die Kirche, die an der Ostseite fensterlos ist.
Ausstattung
Der Innenraum wird von einem Deckengewölbe abgeschlossen, das in den vier Ecken durch Medaillons mit Engel- und Blumenmotiven verziert wird, die der Licher Meister Hisgen schuf.[1]
Die achteckige Kanzel an der Südseite, die in einen Pfarrstuhl übergeht, stammt aus der Erbauungszeit der Kirche. Der Schalldeckel wird von einem großen, geschmiedeten, stark stilisierten Schwan gehalten.[7] Der Altar wurde teils aus dem Vorgängerbau übernommen.[1] Ein hölzerner Taufständer wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gefertigt.
An allen vier Seiten sind Emporen eingebaut. Die kurze Südempore ist aber nicht durchlaufend, da hier die Kanzel angebracht ist. An den Emporenbrüstungen hängen Ölgemälde mit 19 Darstellungen aus dem Alten und 14 Szenen aus dem Neuen Testament, sieben an der Orgelempore, 26 an der Hauptempore. Untertitel erklären die Bilder; nur zwei, die mittels Wolken das Nichts darstellen, aus dem heraus Gott alles erschaffen hat, bleiben ohne Unterschrift.[8] Sie wurden in Frankfurt von der bürgerlichen Gemeinde erworben und zeigen Menschen in zeitgenössischen Trachten.[9] Die Gestühlsseiten und die Brüstungen im Bereich des Altars sind mit Blumenmalereien geschmückt, die ebenfalls von Hisgen stammen.[2]
Die linksspielige Brüstungsorgel wurde im Jahr 1863 von Johann Georg Förster hinter einem neuromanischen Prospekt für 1225 fl. geschaffen. Sie verfügt über acht Register auf einem Manual und Pedal, über Kegelladen und eine mechanische Traktur. Im Jahr 1979 erfolgte eine Überholung durch Förster & Nicolaus Orgelbau. Die vollständig erhaltene Disposition lautet wie folgt:[10]
|
| ||||||||||||||||||||||||||||||
Literatur
- Folkhard Cremer (Red.): Dehio-Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Hessen I: Regierungsbezirke Gießen und Kassel. Deutscher Kunstverlag, München / Berlin 2008, ISBN 978-3-422-03092-3, S. 3.
- Wilhelm Diehl (Hrsg.): Baubuch für die evangelischen Pfarreien der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. (= Hassia sacra; 5). Selbstverlag, Darmstadt 1931, S. 393f.
- Richard Koch: Albach und seine Kirche. In: Bild- und Geschichtsband des Ortsteiles Albach. Herausgegeben anläßlich des 750jährigen Jubiläums 1989. Fernwald 1989, S. 83–96.
- Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.), Karlheinz Lang (Bearb.): Kulturdenkmäler in Hessen. Landkreis Gießen III. Die Gemeinden Allendorf (Lumda), Biebertal, Heuchelheim, Lollar, Staufenberg und Wettenberg. (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland). Theiss, Stuttgart 2010, ISBN 3-8062-2179-0, S. 98f.
- Peter Weyrauch: Die Kirchen des Altkreises Gießen. Mittelhessische Druck- und Verlagsgesellschaft, Gießen 1979, S. 6f.
Weblinks
- Foto der Kirche
- Geschichte und Foto
- Ober-Albach. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 21. August 2013.
Einzelnachweise
- ↑ a b c Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Hessen. 2010, S. 99.
- ↑ a b c Weyrauch: Die Kirchen des Altkreises Gießen. 1979, S. 6.
- ↑ Ober-Albach. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 22. August 2013.
- ↑ Koch: Bild- und Geschichtsband des Ortsteiles Albach. 1989, S. 83.
- ↑ Koch: Bild- und Geschichtsband des Ortsteiles Albach. 1989, S. 87f.
- ↑ Koch: Bild- und Geschichtsband des Ortsteiles Albach. 1989, S. 90.
- ↑ Koch: Bild- und Geschichtsband des Ortsteiles Albach. 1989, S. 86.
- ↑ Weyrauch: Die Kirchen des Altkreises Gießen. 1979, S. 7.
- ↑ Dehio, Cremer: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Hessen I. 2008, S. 3.
- ↑ Franz Bösken, Hermann Fischer: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 3: Ehemalige Provinz Oberhessen (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte 29,1. Teil 1 (A–L)). Schott, Mainz 1988, ISBN 3-7957-1330-7, S. 28.
Koordinaten: 50° 33′ 15,7″ N, 8° 47′ 40,5″ O