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Lubin (Insel Wolin)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Lubin
Wappen von ????
Lubin (Polen)
Lubin (Polen)
Lubin
Basisdaten
Staat: Polen Polen

Woiwodschaft: Westpommern
Powiat: Kamień Pomorski
Gmina: Międzyzdroje
Geographische Lage: 53° 52′ N, 14° 26′ OKoordinaten: 53° 52′ 6″ N, 14° 25′ 53″ O
Einwohner: 340
Postleitzahl: 72-500
Telefonvorwahl: (+48) 91
Kfz-Kennzeichen: ZKA
Wirtschaft und Verkehr
Nächster int. Flughafen: Stettin-Goleniów

Lubin (deutsch Lebbin) ist ein Dorf auf der Insel Wolin (Wollin); es gehört zur Gmina Międzyzdroje (Misdroy) im Powiat Kamieński der polnischen Woiwodschaft Westpommern.

Geographische Lage

Lubin und die Lubin-Wapnica Hügel (Blick von Westen)
Lubin, der Großer Vietziger See und das Swinedelta (Ansicht von Osten)
Lebbin am Nordufer des Großen Haffs und am Südrand der Insel Wollin auf einer Landkarte von 1905

Das Dorf liegt auf der Insel Wolin am südwestlichen Ende der Misdroy-Lebbiner Endmoräne, die bis 90 m hoch ist und stellenweise steil nach Westen zum Wicko Wielkie (deutsch: Großer Vietziger See), einer Bucht des Stettiner Haffs, abfällt. Es liegt unmittelbar an dem Ausgang der Alten Swine aus dem Stettiner Haff. Westlich des Dorfes liegt im Haff die Insel Wielki Krzek (Große Kricks).

Geschichte

Ein bronzezeitlicher Burgwall ist ein Merkmal für eine frühzeitige Besiedlung der Gegend. Auf diesem älteren Burgwall wurde eine slawische Burg errichtet, die 1173 von den Dänen zerstört wurde. Der slawenzeitliche Burgwall war Teil einer größeren Siedlung, die neben Wollin (Jumne-Vineta) sehr bedeutsam war und das nördliche Haff beherrschte.[1]

Es wird vermutet, dass der Bischof Otto von Bamberg während seiner ersten Missionsreise nach Pommern im Jahre 1124 den Ort besuchte, der bereits zu dieser Zeit wegen seiner günstigen Lage von besonderer Bedeutung war. Ausgrabungen von 2009 legten hier auf dem Burgwall die Fundamentreste der 1124 von Bischof Otto von Bamberg geweihten Kirche frei.[2]

Herzog Bogislaw I. von Pommern schenkte Lebbin zusammen mit einem großen Teil der Insel Wollin dem Bistum Cammin, das hier eine Vogtei einrichtete. Der Vogt erhob von den die Swine passierenden Schiffen Zoll für die Durchfahrt.

Bei dem Dorf Lebbin, auf dem Wolliner Werder, lag früher das Schloss Lubin oder Lubbin. Das Schloss mit seinen Gütern, das damals zur Dompropstei gehörte, wurde im Jahr 1578 gegen einen Teil des Dorfes Kucklow eingetauscht, und Lebbin wurde dem Amt Wollin zugeordnet.[3]

Seit etwa 1600 wurden die in der Gegend zu Tage tretenden Oberturoner Kreideschollen genutzt. Der Stettiner Unternehmer Johannes Quistorp ließ die Kreidevorkommen für seine 1855 gegründete Portlandzementfabrik abbauen, die die zweite in Deutschland und zeitweise die größte Europas war. Um 1890 hatte sie etwa 600 Beschäftigte. Quistorp ließ in Lebbin etwa 150 Werkswohnungen und weitere soziale Einrichtung für seine Angestellten bauen. Die Kreidegruben lagen im Nachbarort Kalkofen (am 1. April 1937 nach Lebbin eingemeindet). Als der örtliche Kreideabbau für die Zementproduktion nicht mehr ausreichte, ließ sein Sohn und Erbe Martin Quistorp Kreide von der Insel Rügen mit eigenen Schiffen wie der Lebbin II über den Lebbiner Fabrikhafen anliefern. Bis fast zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurden noch Reste aus den Kreidegruben geborgen. Dann wurden sie der Natur überlassen und liefen voll Wasser. Der etwa 400 x 250 m große Kreidebruch von Kalkofen ist heute als „Türkissee“ (Jezioro Turkusowe) ein beliebtes Ausflugsziel im Nationalpark Wolin (Woliński Park Narodowy).[4] Im See spiegelt bricht sich das Licht auf eigentümliche Weise, was ihm einen türkisfarbenen Schimmer verleiht.[5]

Bis 1945 gehörte Lebbin zum Landkreis Usedom-Wollin im Regierungsbezirk Stettin der Provinz Pommern.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Lebbin Anfang Mai 1945 von der Roten Armee besetzt und anschließend, mit ganz Hinterpommern, unter polnische Verwaltung gestellt. Die Fabrikanlagen wurden 1945 abgebaut und als Reparationsleistung in die Sowjetunion transportiert.[6] Es begann die Zuwanderung polnischer Zivilisten, die in dem Dorf angesiedelt wurden.

Sehenswürdigkeiten

Kirche des Ortes
  • Kirche von 1861, mit neugotischem Turm und Staffelgiebeln
  • Gedächtnisfriedhof mit Gedenkstein, „Zum Gedenken der ehemaligen Bewohner“ in deutscher und polnischer Sprache und mit einem Lapidarium deutscher Grabsteine, im Jahre 2007 angelegt[7]
  • Aussichtspunkt „Zielonka“ von den Lebbiner Bergen auf das Rückstromdelta der Swine, Blick auf die 44 Inseln des Deltas[8]
  • Jezioro Turkusowe („Türkissee“) in Kalkofen, ca. 400 x 250 m großer ehemaliger Kreidebruch

Verweise

Literatur

  • Johannes Hinz: Pommern-Wegweiser durch ein unvergessenes Land. Adam Kraft Verlag, Würzburg 1991, ISBN 3-8083-1195-9, S. 212.
  • Gustav Malzahn: Das schöne Lebbin. In: Pommersches Heimatbuch 2008. Pommersche Landsmannschaft, Lübeck 2008, S. 115–122 (Erinnerungen an Besuche in Lebbin in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg).
  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen. Teil II, Band 1, Anklam 1865, S. 641–647 (Online).
Commons: Lubin (powiat kamieński) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Touristenkarte - Insel Wollin und Umgebung, Warschau 2012
  2. Touristenkarte - Insel Wollin und Umgebung, Warschau 2012
  3. Christian Friedrich Wutstrack: Kurze historisch-geographisch-statistische Beschreibung des könglich-preußischen Herzogthums Vor- und Hinterpommern. Johann Samuel Leich, Stettin 1793, S. 428.
  4. Touristenkarte - Insel Wollin und Umgebung, Warschau 2012
  5. http://www.insel-usedom.net/kalkofen.htm
  6. Johannes Quistorp (99. Q.) 1822–1899 (PDF; 227 KB) In: Beiträge zur Genealogie und Geschichte der Familie Quistorp, 2006, Der Stettiner Zweig.
  7. Die Pommersche Zeitung. Nr. 46/2008, S. 5.
  8. Touristenkarte - Insel Wollin und Umgebung, Warschau 2012