Zum Inhalt springen

Klaus Schlesinger

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 9. Mai 2004 um 22:59 Uhr durch Martin Sell (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Klaus Schlesinger (* 9. Januar 1937 und † 11. Mai 2001 in Berlin) war ein deutscher Schriftsteller und Journalist.

Schlesinger wuchs in Berlin, Prenzlauer Berg auf. Sein Vater, Expeditionsgehilfe beim Ullstein Verlag, galt seit dem Kriegsende als verschollen und wurde später für tot erklärt. Schlesinger absolvierte 1951 bis 1957 eine Ausbildung als Chemielaborant und begann daneben 1956-57 ein Studium als Chemieingenieur in Westberlin, das er abbrechen musste. Danach arbeitete er als Lebensmittelchemiker und 1958-64 als Chemielaborant am Institut für Virologie der Berliner Charité.

1964-65 nahm er an einem Kurs zur literarischen Reportage bei der Zeitschrift Neue Berliner Illustrierte (NBI) unter Leitung des in der DDR lebenden Schweizer Journalisten und Schriftstellers Jean Villain teil. (weitere Teilnehmer u.a. Landolf Scherzer, Axel Kaspar, Anne Dessau, Gert Prokop). 1965 wurde er bei der NBI entlassen. Nach einem Verfahren wegen Urheberrechtsverletzung wurden seine journalistischen Arbeiten bis 1968 nicht mehr veröffentlicht.

1968-71 hatte Schlesinger einen Fördervertrag beim Hinstorf Verlag Rostock für die Fertigstellung seines Romans "Michael". 1972 absolvierte Schlesinger einen Fernkurs am Literaturinstitut "Johannes R. Becher" in Leipzig und wurde 1973 Mitglied des DDR-Schriftstellerverbandes.

Ein Projekt, eine Anthologie junger DDR-Autoren unter dem Arbeitstitel "Berliner Geschichten" im Selbstverlag zu veröffentlichen, geplant gemeinsam mit Ulrich Plenzdorf und Martin Stade, wurde von der Staatssicherheit durch gezielte "operative Maßnahmen" zerschlagen. Schlesinger wurde seit dieser Zeit von der Staatssicherheit observiert.

1974/75 organisierte Schlesinger mit Bettina Wegner, mit der er 1970 bis 1982 verheiratet war, zunächst die Veranstaltungsreihe "Eintopp" mit Literatur, Musik und Gesprächen bis zu ihrem Verbot und danach die Reihe "Kramladen", die "aus technischen Gründen" von staatlicher Seite geschlossen wurde.

Nach Beteiligung an mehreren Protestschreiben (gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns 1976, für die im Zusammenhang der Biermann-Proteste Verhafteten 1977 und gegen die Anwendung des Devisengesetzes gegen Robert Havemann, Wolfgang Hilbig und Stefan Heym) wurde er am 7. Juni 1979 - gemeinsam mit Kurt Bartsch, Adolf Endler, Stefan Heym, Karl-Heinz Jakobs, Klaus Poche, Rolf Schneider, Dieter Schubert und Joachim Seyppel - aus dem DDR-Schriftstellerverband ausgeschlossen.

Daraufhin übersiedelte er 1980 mit einen dreijährigen Reisevisum nach Westberlin. Dort war er 1982 bis 1992 aktiv in der Hausbesetzer-Szene (Potsdamer Straße).

2000 wurde Schlesinger Mitglied der Akademie der Künste und erhielt den Erich-Fried-Preis (Laudator: György Dalos). Am 11. Mai 2001 starb er in Berlin an Leukämie.

Werke

Bücher

  • "David", Erzählung, NDL 1960
  • "Michael", Roman, Rostock 1971 (1972 unter dem Titel "Capellos Trommel" im Benziger Verlag, Zürich)
  • "Hotel oder Hospital", Reportage, Rostock 1973
  • "Alte Filme", Erzählungen, Rostock und Frankfurt/M., 1975
  • "Berliner Traum", Erzählungen, 1977
  • "Leben im Winter", Erzählung, Frankfurt/M., 1980
  • "Matulla und Busch", Kurzroman, Frankfurt/M., 1984
  • "Fliegender Wechsel. Eine persönliche Chronik", Frankfurt/M. und Rostock, 1990
  • "Berliner Geschichten. "Operativer Schwerpunkt 'Selbstverlag'". Eine Autoren-Anthologie", Herausgegeben von Klaus Schlesinger, Ulrich Plenzdorf und Martin Stade. Frankfurt/M., 1995
  • "Die Sache mit Randow", Roman, Berlin, 1996
  • "Von der Schwierigkeit, Westler zu werden", Publizistik. Prosa. Berlin, 1998
  • "Trug" Roman, Berlin, 2000
  • "Die Seele der Männer", Erzählungen, Berlin 2003

Filme

  • "Ikarus" Spielfilm 1975 (DEFA), Regie: Heiner Carow
  • "Kotte" Fernsehfilm 1979 (ZDF), Regie: Horst Flick
  • "Leben im Winter" Fernsehfilm 1982 (ZDF), Regie: Hartmut Griesmayr
  • "Die Frosch-Intrige" Fernsehfilm 1987 (ZDF), Regie: Hartmut Griesmayr
  • "Matulla und Busch" Fernsehfilm 1995 (ORB, SFB, MDR), Regie Matti Geschonneck

Hörspiele

  • "Es fing so einfach an", Erstsendung: Radio DDR II, 28.9.1965
  • "Niedergang des Kleinhandels", Erstsendung: SFB, 1.12.1979
  • "Leben im Winter" Erstsendung: SDR, 26.1.1986
  • "Felgentreu" Erstsendung: SFB, 22.11.1986
  • "987 Marco mit c. Wie Marco Polo" Erstsendung: SDR, 24.5.1987
  • "2001 Trug" Erstsendung: DeutschlandRadio, 14.10.2000

Auszeichnungen

  • 1965 Preis des Staatlichen Rundfunkkomitees (Jugendhörspiel "Es fing alles so einfach an")
  • 1972 Preis "Der erste Roman" von der Neuen literarischen Gesellschaft Hamburg
  • 1986 Ernst-Reuter-Preis für die Fernsehverfilmung von "Leben im Winter"
  • 1996 Stipendium im Schloß Wiepersdorf (Hörfunkbearbeitung der Tagebücher Victor Klemperers)
  • 2000 Erich-Fried-Preis