Deutsche Bahn

Die Deutsche Bahn AG (Deutsche Bahn Holding; kurz DB AG oder nur DB) ist die Nachfolgerin der beiden bis 31. Dezember 1993 existierenden Eisenbahnen des Bundes, der Deutschen Bundesbahn der BRD und der Deutschen Reichsbahn der DDR. Waren diese rechtlich als Sondervermögen des Bundes organisiert, so besteht die weiterhin hundertprozentig bundeseigene Deutsche Bahn AG in einer privaten Rechtsform weiter.
Die Deutsche Bahn AG ist die größte deutsche Dachgesellschaft von Eisenbahninfrastruktur- und Eisenbahnverkehrsunternehmen sowie mehr oder weniger eisenbahnaffinen Dienstleistungsgesellschaften. Das Kürzel „DB“ der Deutschen Bundesbahn wurde übernommen, jedoch in seiner grafischen Umsetzung als Logo, dem so genannten „Keks“, modernisiert. Sitz der Holding der Deutschen Bahn AG war zunächst Frankfurt am Main, seit 1996 jedoch der "Bahntower" in Berlin. Da 2010 der Mietvertrag abläuft, ist bislang ein Umzug in den Berliner Hauptbahnhof vorgesehen. Ende 2005 wurde auch ein Umzug nach Hamburg in Erwägung gezogen, da im Gegenzug ein Einstieg in die Städtischen Unternehmen "Hochbahn" und "Hafen-Logistik" möglich gewesen wäre, jedoch entschied sich die BAhn Anfang 2006 nach Gesprächen mit der Bundesregierung, in Berlin zu bleiben.
Kennzahlen
Die Deutsche Bahn beschäftigt 212.324 Mitarbeiter, darunter ca. 59.000 ihr mit der Bahnreform zugewiesene oder beurlaubte Beamte. Der Konzernumsatz 2004 beträgt 22,125 Mrd. €. (Alle Daten November 2004; Umsatz projiziert.)
Das unternehmenseigene Schienennetz misst rund 36.000 km und umfasst damit praktisch das gesamte Vollbahnnetz Deutschlands. Es gibt 5665 Bahnhöfe und Zugangsstellen. Täglich finden etwa 37.000 Zugfahrten statt, was jährlich fast einer Milliarde Zugkilometern entspricht. Der Löwenanteil der Züge wird dabei von den ca. 30 konzerneigenen Eisenbahnunternehmen gefahren. Das DB-Netz gilt nach dem Schweizer SBB-Netz als das zweitdichteste und am zweithöchsten belastete Eisenbahnnetz der Welt.
Im Personenverkehr wurden 1,681 Mrd. Reisende befördert. Bei einer Beförderungsleistung von 69,534 Mrd. Personenkilometern ergibt das eine durchschnittliche Reiseweite von etwa 41 km. Im Güterverkehr wurden 282,3 Mio. Tonnen Güter bei einer Transportleistung von 79,684 Mrd. Tonnenkilometern transportiert (durchschnittliche Transportweite ca. 282 km).
Privatisierung
Seit der Deregulierung im Jahre 1994 hat die DB nicht mehr das Monopol für den Schienenverkehr. Andere der etwas mehr als 300 Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) sind z. B. private Bahngesellschaften für den Regionalverkehr und private Güterverkehrsbetreiber.
Es ist geplant, dass die DB AG zur Kapitalbeschaffung an die Börse geht und somit die Anteile an der Gesellschaft ganz oder teilweise in die Hände von Privatpersonen gelangen. Umstritten ist, ob das Schienennetz ebenfalls privatisiert werden soll, da man der Ansicht ist, dass das Schienennetz zur Infrastruktur gehört. Mit einer Privatisierung ginge womöglich ein Teil des Netzes verloren, wenn der Betrieb von Bahnverbindungen auf diesen Strecken sich nicht mehr rentiert. Zahlreiche Kritiker haben sich in der Initiative "Bürgerbahn statt Börsenbahn" zusammengefunden.
Die aus dem Status der Bundesbahn und Reichsbahn hervorgegangenen beamtenrechtlichen Verpflichtungen (Besoldung, Pensionen, Krankheitsversorgung) und Organisationen (Sozialwerke, medizinischer Dienst) sowie einige andere Sachen durch das frühere Bundeseigentum sind an das Bundeseisenbahnvermögen übergegangen. Die aufsichtsbehördlichen Aufgaben hat das Eisenbahnbundesamt übernommen; die Regulierungsfunktionen für den liberalisierten Eisenbahnmarkt wurden zunächst ebenfalls beim EBA neu angesiedelt, gehen zur Zeit aber an die Bundesnetzagentur über.
Unternehmensbereiche
Die DB ist in verschiedene voneinander unabhängige Unternehmen („operative Unternehmensbereiche“) für folgende Bereiche aufgegliedert:
- Mobility Personenverkehr (DB Regio, DB Fernverkehr (früher DB Reise&Touristik), DB Autozug, DB Stadtverkehr und Autokraft)
- Networks Infrastruktur und Dienstleistungen (DB Netz, DB Services, DB Telematik, DB Systems, DB Energie, DB Fuhrpark, DB ProjektBau, DB Station&Service)
- Logistics Transport und Logistik (Stinnes AG, mit den Tochterunternehmen Schenker und Railion, früher DB Cargo)
Die kleineren Beteiligungen des DB-Konzerns sind weitgefächert und unübersichtlich. Durch die laufenden Umstrukturierungen ist es schwierig, eine vollständige Liste aller DB-Töchter aktuell zu halten.

Preissystem
Ende 2002 führte die Bahn AG ein neues Preissystem ein, das ihr negative Schlagzeilen und sinkende Fahrgastzahlen einbrachte. Hauptkritikpunkt war die für einen günstigen Fahrpreis erforderliche Vorausbuchung, wie sie aber bei Fluggesellschaften gang und gäbe ist. Diese senkte die Flexibilität in der Auswahl von Reisestrecken und -zeiten; die Preise sanken nicht genug, um diesen Nachteil in der Kundenwahrnehmung auszugleichen. Im Sommer 2003 besserte die Bahn nach massiven Protesten und sinkenden Marktanteilen Teile ihres Tarifsystems nach und führte unter anderem die alte BahnCard unter dem Namen BahnCard 50 wieder ein. Daneben wurde das Vorausbuchungsverfahren vereinfacht, das nach wie vor auch ohne BahnCard 50 Ermäßigungen von bis zu 50 % des regulären Fahrpreises ermöglicht.
Um die Auslastung im Fernverkehr nachhaltig zu verbessern, hat die DB begonnen, in schneller Folge unterschiedliche Sonderaktionen (dauerhaft: "Surf&Rail", "Surf&Rail International"; saisonal: "Sommer-Spezial", "Herbst-Spezial" etc.) aufzulegen, wobei es sich nahezu ausschließlich um kontingentierte, zuggebundene Fahrscheine zu Sonderfestpreisen handelt. Ausnahmen bilden z.B. das "Deutschland-Ticket", eine Art befristete Neuauflage einer Kurzzeit-Netzkarte, oder das "Lidl-Ticket", das über den Discounter Lidl vertrieben wurde. Die Aktionspreise der DB werden von Kritikern heftig bekämpft, da sie ihrer Meinung nach die verbreitete Wahrnehmung der Normalpreise als überteuert verstärken und nicht der nachhaltigen Gewinnung von Neukunden dienen. Umsatz und Verkehrsleistung des DB-Fernverkehrs haben sich jedoch seit Forcierung der Aktionsangebote deutlich gesteigert.
Vorstandsmitglieder
Bisherige Vorstandschefs:
- Heinz Dürr, 1994 bis 1997, danach Vorsitzender im Bahn-Aufsichtsrat.
- Johannes Ludewig, 9. Juli 1997 - 30. September 1999
Vorstandsmitglieder sind derzeit (03/2005):
- Hartmut Mehdorn (Vorsitzender seit 16. Dezember 1999)
- Diethelm Sack (Finanzen & Controlling)
- Dr. Norbert Bensel (Transport & Logistik)
- Margret Suckale (Personal / Arbeitsdirektor)
- Klaus Daubertshäuser (Marketing; ab 1. Januar 2006 Dr. Otto Wiesheu)
- Dr. Karl-Friedrich Rausch (Personenverkehr)
- Roland Heinisch (Systemverbund Bahn)
- Stefan Garber (Infrastruktur & Dienstleistungen)
Vorsitzender des Aufsichtsrates ist Dr. Werner Müller.
Kleine Chronik
- 17. Dezember 1993 - Der Bundesrat billigt nach dem Bundestag die Bahnreform.
- 1. Januar 1996 - Der Schienen-Nahverkehr wird regionalisiert. Die Länder kaufen Verkehrsleistungen bei der Bahn.
- 1996 - Umzug der Zentrale von Frankfurt am Main in den Bahntower in Berlin
- 1. Juni 1999 - Unter dem Dach einer Holdinggesellschaft entstehen separate Aktiengesellschaften für Personenverkehr, Fracht, Netz und Bahnhöfe.
- 14. Dezember 2002 - Im Fernverkehr wird das "Frühbucher"-Rabattsystem eingeführt. Es bleibt von Anfang an unter den Bahnkunden umstritten.
- 1. August 2003 - Nach massiven Beschwerden wird das komplizierte System vereinfacht und die alte Bahncard mit 50 Prozent Rabattvorteil erlebt ihre Wiedereinführung.
- 14. Januar 2004 - Beim Festakt zum zehnjährigen Bestehen der Deutschen Bahn AG plädiert Bundeskanzler Gerhard Schröder für eine Privatisierung über die Börse, falls es die Bahn schaffe, 2004 eine "schwarze Null" im Ergebnis zu erwirtschaften.
- 22. September 2004 - Der für das Jahr 2006 angedachte Börsengang wird bis auf weiteres verschoben.
- November 2005 - Der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg bietet der DB Beteiligungen an der Hamburger Hochbahn und der Hamburger Hafen und Logistik AG im Gegenzug gegen einen Umzug der Zentrale nach Hamburg an. Dies wird im Dezember 2005 vom Bund als Alleineigentümer der DB aus standortpolitischen Gründen abgelehnt.
Siehe auch
- Preissystem der Deutschen Bahn AG
- Eisenbahn
- Liste deutscher Eisenbahngesellschaften
- Liste europäischer Eisenbahngesellschaften
- Liste der Lokomotiv- und Triebwagenbaureihen der Deutschen Bahn AG
Weblinks
- Fahrkartenautomaten der Bahn finden
- bahn.de - Reiseportal der DB
- DB.de - Offizielle Website