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Ahlbeck (Heringsdorf)

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Wappen von Ahlbeck (bis zur Eingemeindung nach Heringsdorf 2004)
Strand und Promenade von Ahlbeck

Das Seeheilbad Ahlbeck ist als Ortsteil der Gemeinde Ostseebad Heringsdorf das östlichste der drei sogenannten Kaiserbäder auf der Insel Usedom im Landkreis Vorpommern-Greifswald, Mecklenburg-Vorpommern. Ahlbeck liegt direkt an der Grenze zu Świnoujście (Swinemünde) in Polen.

Am 1. Januar 2005 wurden die drei Ostseebadeorte Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin, die zuvor selbständige Gemeinden waren, zur Gemeinde Dreikaiserbäder zusammengeschlossen.[1] Seit dem 1. Januar 2006 heißt die Gemeinde Heringsdorf.

Mit diesen Badeorten und mit dem heute polnischen Seebad Swinemünde ist Ahlbeck über die längste Strandpromenade Europas verbunden, welche sich auf einer Länge von über 12 km über die vier Seebäder erstreckt.[2]

Der feine Sandstrand von Swinemünde über Ahlbeck und Heringsdorf nach Bansin zieht sich, durchschnittlich 40 m breit, mit insgesamt 42 km Länge im weiteren Verlauf bis nach Peenemünde.

Heute ist der Ort geprägt durch sehenswerte Ensembles der Bäderarchitektur, die oftmals Hotels und Ferienwohnungen beherbergen.

Als vormals eigenständige Gemeinde hatte Ahlbeck 3.395 Einwohner (31. Dezember 2003).

Geschichte

Boote am „Herrenbad“ in Ahlbeck, Ansichtskarte von Römmler & Jonas, um 1900

Ahlbeck leitet seinen Namen von der Aal-Beeke (Aalbach, heute Beek) ab, die den Gothensee und das Thurbruch durch den später verlandeten Parchensee mit der Ostsee verband. Nahe der Mündung befand sich eine Aalkiste, die mit dem Bach in der Lubinschen Karte von 1612 enthalten ist.[3] Um 1700 ließ der Besitzer der Güter Mellenthin und Gothen, Carl Leonhard Müller von der Lühne, an der Aal-Beeke eine Wassermühle errichten, die als Getreide- und Schneidemühle diente. Er verpachtete sie an Michael Agner,[4] einen Müller aus der Stargarder Heide. Zur gleichen Zeit ließen sich ein Fischer und ein Teerbrenner nieder. Der Mühlenstau führte zu einem ständigen hohen Wasserstand im Thurbruch, was sich ungünstig auf die Weiden der anliegenden Dörfer wie Korswandt auswirkte, da die Wiesen häufig überschwemmt wurden. Der vom preußischen König Friedrich II. mit der Melioration des Thurbruchs beauftragte Franz Balthasar Schönberg von Brenkenhoff kaufte daher 1772 die Mühle auf und ließ sie abtragen. Der damalige Besitzer, Kriegsrat Peter Ernst von Meyenn, erhielt dafür 3700 Taler.[3]

Brenckenhoff ließ bald darauf zwölf Kolonisten ansiedeln. Von diesen waren vier Fischer, die Strandfischerei betrieben und den Wasserlauf der Beek freizuhalten hatten. Zusammen mit den anderen acht Büdnerstellen bildeten sie das Dorf Ahlbeck königlichen Anteils. Auf der zu Gothen gehörenden Seite nördlich der Beek befand sich Ahlbeck adligen Anteils, das 1733 aus vier und 1779 aus fünf Fischerhäusern bestand.[5]

Die Gemeinde wuchs; Mitte des 19. Jahrhunderts kam als Lehrer und Kantor Johann Koch nach Ahlbeck. 1852 nahm er in seinem Haus die ersten zahlenden Urlauber auf. Er gründete einen Gesangsverein sowie das „Komitee zur Erbauung eines evangelischen Gotteshauses“, das Sammlungen für den Bau einer eigenen Kirche organisierte. Die Grundsteinlegung der Ahlbecker Kirche im Juli 1894 erlebte er nicht mehr; Koch war wenige Wochen zuvor gestorben. 1908 erhielt die inzwischen gewachsene Gemeinde die Bezeichnung Seebad Ahlbeck.

Nach der politischen Wende wurde ab 1991 der Ortskern im Rahmen der Städtebauförderung gründlich saniert.

Politik

Wappen

Das Wappen wurde am 9. November 1929 durch das Preußische Staatsministerium genehmigt.

Blasonierung: „Schräg geteilt; oben in Silber ein golden bewehrter roter Greif, dessen linker Fang und rechte Pranke durch das untere Feld verdeckt werden; unten in Blau ein sich aufwärts schlängelnder, linksgewendeter silberner Aal.“[6]

Das Wappen vereinigt das Wappentier der preußischen Provinz Pommern, den roten Greif, mit einem Tiermotiv, dem Aal. Letzterer stellt den bildlichen Bezug zum Ortsnamen her. Zugleich soll mit dem Aal die Fischerei als eine traditionelle Erwerbsquelle der Einwohner symbolisiert werden. Die Tingierung weist auf die Zugehörigkeit der einstigen Gemeinde zur ehemaligen Provinz Pommern hin.

Flagge

Die Flagge wurde am 22. Dezember 1997 genehmigt.

„Die Flagge besteht aus weißem Tuch. Es ist im ersten Fünftel unterhalb der Oberkante und im ersten Fünftel oberhalb der Unterkante mit je einer durchgehenden blauen Zwillingswellenleiste sowie in der Mitte mit dem Wappen der ehemaligen Gemeinde Ostseeheilbad Ahlbeck belegt. Jede der vier Wellenleisten nimmt ein Dreißigstel, das Wappen die Hälfte der Höhe des Flaggentuchs ein. Die Höhe des Flaggentuchs verhält sich zur Länge wie (3:5).“[6]

Die Flagge wurde von der Ahlbeckerin Sigrid Ulbrich gestaltet.

Sehenswürdigkeiten

Strand und Promenade

Der Strand von Ahlbeck, dahinter die Promenade mit Bädervillen

Seebrücke

Seebrücke bzw. Pier mit dem historischen Restaurant Seebrücke Ahlbeck

Die historische Seebrücke Ahlbeck wurde 1899 mit einem 280 m ins Meer reichenden Seesteg in gründerzeitlicher Architektur errichtet und 1993 erneuert. Als einzige unter den zahlreichen Seebrücken an der Ostseeküste konnte Ahlbecks Seebrücke ihre historische Bausubstanz erhalten, auch wenn 1971-1972 eine Erneuerung der Holzpfahlgründung durch eine Stahlpfahlgründung notwendig geworden war.

Auf dem Platz vor der Seebrücke steht eine Jugendstiluhr mit verspielter Girlanden-Ornamentik, die ein Kurgast 1911 der Gemeinde stiftete.

Der Strand von Ahlbeck wird nicht nur zur Badesaison frequentiert. Eisbaden hat seit 1995 im Bereich der Seebrücke Tradition. Am Valentinstag wird es Jahr für Jahr zu einem Event mit über 200 aktiven Schwimmern und über 1000 Zuschauern.

Seebad Ahlbeck. Hotel Ahlbecker Hof.
Kirche von Ahlbeck

Bäderarchitektur

Ahlbeck besitzt insbesondere entlang der parallel zur Strandpromenade verlaufenden Dünenstraße sehenswerte Bauten im Stil der klassizistischen „Bäderarchitektur“: Als Grundfarbe dominiert in dieser Straße Weiß (Beispiel: Nr. 47), aufgelockert indes durch farbenprächtige Kompositionen in Beige, Bordeauxrot, und Blau (Beispiel: Nr. 39), vielfach typisch mit großen Rechteckfenstern, vorspringenden Mittelrisaliten, Dreiecks- oder Segmentgiebeln, Türmchen. Seit 1991 wurde der Ortskern und seine Bäderarchitektur mit Hilfe der Städtebauförderung umfassend saniert.

Das Hotel Ahlbecker Hof hat im eine Reihe prominenter Gäste. Zu ihnen zählten 1905 der österreichische Kaiser Franz Joseph I., 1925 Louise Ebert und der frühere Reichskanzler Gustav Bauer, 1939 Theo Lingen, 2006 Schwedens Königin Silvia, sowie 2008 Bundespräsident Horst Köhler und Königin Margrethe II. von Dänemark .

Öffentliche Uhr

Aus dem Jahr 1911 stammt die öffentliche Standuhr, die im Jugendstil errichtet wurde. Sie befindet sich auf der Strandpromenade gegenüber der Seebrücke.

Ostseetherme

Ein beliebtes Ziel für Touristen ist das Schwimmbad „Ostseetherme“. Neben der Ostseetherme steht seit 1996 ein Aussichtsturm mit drei Plattformen in Stahlbauweise, die wahlweise entweder über eine Treppe oder über einen Aufzug erreicht werden können. Dieser Turm trägt auf einer vierten kleinen Plattform zwischen der obersten Plattform und der Turmspitze auch einige Antennen für Mobilfunk.

Geschichtsdenkmal

Sowjetischer Soldatenfriedhof am Bahnhof

In einem Park an der Lindenstraße erinnert seit 1954 ein Ehrenmal an die Opfer des Faschismus, zu denen 15 Bürger Ahlbecks gehörten. Ebenfalls an der Lindenstraße am Bahnhof befindet sich ein Sowjetischer Ehrenfriedhof mit Ehrenmal für 85 auf Usedom gefallene Soldaten und Offiziere.

Grenzmarkt

Zwei Kilometer östlich von Ahlbeck verläuft seit 1945 die Staatsgrenze zu Polen. Vor 1990 noch durch einen dreifachen Zaun mit Wachtturm hermetisch abgeriegelt, führte nach der Wende bis zum 20. Dezember 2007, dem Tag, als auch Polen dem Schengener Abkommen beitrat, ein Fußgängern vorbehaltener Grenzübergang vom meist überfüllten PKW-Parkplatz durch den sich ca. einen halben Kilometer hinter der Grenze erstreckenden „Basar“, nach Swinemünde (Świnoujście), dem ältesten Seebad der Insel. Heute ist der Grenzübertritt an jeder Stelle und mit dem Pkw (bis zu 3,5 t) über den Grenzübergang am östlichen Ende der ehemaligen Bundesstraße 111 möglich. Die 2011 eröffnete, zwölf Kilometer lange, durchgängige Strandpromenade verbindet die Kaiserbäder Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck und die polnische Hafenstadt Świnoujście (Swinemünde).

Kaiser-Wilhelm-Kinderheim

Pavillon des ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Kinderheims

Am östlichen Ortsrand kurz vor der Grenze nach Polen liegt das frühere Kaiser-Wilhelm-Kinderheim, das jetzt als „Jugendferienpark Ahlbeck“ der Sportjugend Berlin dient. Aus der Gründungszeit ist neben anderen Gebäuden ein Pavillon erhalten. Der Komplex wurde 1912 und 1913 erbaut. Das Kinderheim war eine Stiftung von Kaiser Wilhelm II. Schüler und Kinder- und Jugendgruppen kamen hier unter. Später war es eine Erholungsstätte für Kinder, deren Eltern in Berliner Großbetrieben beschäftigt waren. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis 1949 befand sich im ehemaligen Kinderheim ein Stabsquartier der Sowjetischen Streitkräfte. Anschließend war es bis 1989 ein zentrales DDR-Pionierlager. Seit 1993 gehört es der Sportjugend Berlin, die der Deutschen Sportjugend angehört.

Sportvereine

Der in Seebad Ahlbeck beheimatete HSV Insel Usedom ist ein Handballverein, der im April 2006 nach der Insolvenz des HSV Blau Weiß Insel Usedom entstand. Die Erste Mannschaft des Vereins spielt in der Regionalliga. 2004 bis 2006 spielte das Team in der zweiten Bundesliga.

Der SV Eintracht Ahlbeck 48 ist ein Sportverein mit den Sparten Fußball, Volleyball, Kegeln und Damengymnastik.

Der TC Blau Weiss Ahlbeck ist der Tennisverein des Ortes. Der im Jahr 1949 unter dem Namen BSG Aufbau Ahlbeck gegründete Verein brachte einige DDR-Meister hervor. Heute spielen sechs Mannschaften in verschiedenen Spielklassen, davon die 1. Herren in der Regionalliga Nord-Ost.

Bilder

Siehe auch

Touristische Informationsseiten

Einzelnachweise

  1. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2005
  2. Usedoms Europapromenade: Insel eröffnet grenzüberschreitende, klimaneutrale längste Strandpromenade Europas
  3. a b Benno von Knobelsdorff-Brenkenhoff: Die „Aal-Beek-Kolonisten“ und das Thurbruch auf der Insel Usedom in Vorpommern. J. G. Herder-Bibliothek Siegerland, Siegen 1992, S. 15–19.
  4. Wilhelm H. Pantenius, Claus Schönert: Zwischen Haff und Heringsdorf. Das Thurbruch auf Usedom. Neuendorf Verlag, Neubrandenburg 1999, ISBN 3-931897-11-7, S. 28–29.
  5. Benno von Knobelsdorff-Brenkenhoff: Die „Aal-Beek-Kolonisten“ und das Thurbruch auf der Insel Usedom in Vorpommern. J. G. Herder-Bibliothek Siegerland, Siegen 1992, S. 45–56.
  6. a b Hans-Heinz Schütt: Auf Schild und Flagge produktionsbüro TINUS, Schwerin 2011, ISBN 978-3-9814380-0-0, S. 428

Koordinaten: 53° 56′ N, 14° 11′ O