Wikipedia:Meinungsbilder/Generisches Maskulinum und Gendering in der WP
(noch in Arbeit, geduldet euch)
Ausgehend von der kontroversen Diskussion über die Verwendung der Begriffe "Studenten" vs. "Studierende" beim Artikel Universität Hamburg soll in diesem Meinungsbild (MB) geklärt werden, ob die grammatische Form des Generischen Maskulinums (Studenten, Ärzte, Patienten) die in Wikipedia (WP) verbindliche sein soll, wenn es gilt, Personen oder Gruppen von Personen zu beschreiben, deren Geschlecht entweder nicht relevant oder nicht bekannt ist. Das Generische Maskulinum wird mit Hinweis auf Geschlechtergerechte Sprache insbesondere seitens des Feminismus stark kritisiert, weshalb die Debatten über die Verwendung dieser grammatischen Form nicht selten in Edit-Wars münden. Siehe auch: Hauptzweck des MB.
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- --peter schmelzle · disk · art · pics · lit · @ 01:14, 13. Jan. 2014 (CET)
- --Tommes ✉ 06:13, 13. Jan. 2014 (CET)
- --Benutzer:Dr. Brahmavihara 06:30, 13. Jan. 2014 (CET)
- --Axl0506 (Diskussion) 09:37, 13. Jan. 2014 (CET)
- --Rxdl Disk 13:25, 13. Jan. 2014 (CET)
- --Alupus (Diskussion) 07:45, 16. Jan. 2014 (CET)
- --Freud DISK Konservativ 08:12, 16. Jan. 2014 (CET)
- --Krokofant (Diskussion) 13:44, 16. Jan. 2014 (CET)
- (--Hermine Tuzzi (Diskussion) 18:28, 16. Jan. 2014 (CET)) Setze meine Unterstützung vorläufig aus, bis sich beide Seiten über das Meinungsbild einig sind; so, wie es jetzt ist, gibt es offenbar keinen Konsens und kann das MB folglich noch nicht starten. Da ich keinen Urlaub habe, vermag ich der Diskussion nicht angemessen zu folgen und noch viel weniger auf Diskussionsbeiträge, wo und wann es gut wäre, zu reagieren. Wenn ich bemerke, daß eine Einigung erfolgt ist, trage ich mich wieder ein. --Hermine Tuzzi (Diskussion) 13:23, 17. Jan. 2014 (CET)
Hintergrund
Ziel dieses Meinungsbildes ist es, eine Art Präzedenzfall zu schaffen, um das schwierige Thema "Generisches Maskulinum oder Kombination verschiedener Personenreferenten" – das großes Potenzial für Edit-Wars birgt – verbindlich aus der Welt zu schaffen. Argumente pro und contra generisches Maskulinum oder Kombination wurden hierzu bereits an verschiedenen Stellen, so z.B. in der Diskussion:Universität Hamburg oder Wikipedia Diskussion:Sperrprüfung/Archiv/2013#Sprachhoheit zusammengetragen. In den Diskussionen ging es um die beiden Pluralformen "Studenten" und "Studierende" und die Frage, welcher Begriff verwendet werden solle. In diesem Meinungsbild soll diese Diskussion ausgedehnt und allgemein die Frage nach Angemessenheit und Verbindlichkeit des sog. Generischen Maskulinums in der WP gestellt werden. Der Anschaulichkeit halber werden wir die beiden Begriffe "Studenten/Studierende" in den Mittelpunkt der Betrachtung stellen.
Will man im Deutschen eine gemischtgeschlechtliche Gruppe von Menschen bezeichnen, die ein Studium absolviert, so können die Begriffe "Studenten" oder "Studierende" verwendet werden. Beide Wörter bezeichnen sowohl weibliche als auch männliche Personen. Formal liegt bei "Studenten" ein generisches Maskulinum vor, also eine Wortform mit maskulinem "Genus" (grammatisches Geschlecht) und unbestimmtem biologischen Geschlecht ("Sexus"). Die von einem Partizip abgeleitete Form "Studierende" ist vor einigen Jahren "als geschlechtsneutrale Bezeichnung oder als Ausweichform für die Doppelnennung Studentinnen und Studenten"[1] aufgetreten und mittlerweile – vor allem an Hochschulen – im Sprachgebrauch etabliert. Die Beidnennung „Studentinnen und Studenten“ ist eine Möglichkeit, beide Geschlechter explizit zu nennen ohne das Wort „Studierende“ bemühen zu müssen.
Zum Zusammenhang zwischen grammatischem Geschlecht (Genus) und biologischem Geschlecht (Sexus) sind die Grammatiker unterschiedlicher Meinung: Frühe Grammatiker vertraten solche Genustheorien, die einen Zusammenhang zwischen grammatischem und natürlichem Geschlecht sahen. Auch der Grammatik-Duden von 1966 beschreibt noch ähnliche Ansichten. Neuere Ansätze sehen eine losere Beziehung der beiden Kategorien oder gehen von einer formalen, nicht sexusbestimmten Genuskategorie aus. Über den Zusammenhang von Sexus und Genus wird weiterhin diskutiert.[2]
Argumente der Befürworter der Kombination verschiedener Personenbezeichnungsformen
Die Befürworter der Kombination der verschiedener Personenreferenzen sind der Auffassung, dass es in Wikipedia erlaubt sein sollte, neben dem generischen Maskulinum „Studenten“ auch die Ausdrücke „Studierende“ und „Studentinnen und Studenten“ (bzw. „Studenten und Studentinnen“) im Fließtext von Artikeln zu verwenden. Als Argumente werden genannt:
- Das Argument der Initiatoren des Meinungsbildes, für den "Erhalt von Sprachvielfalt" einzutreten, wird durch eine Sprachzensur ad absurdum geführt.
- Der Plural „Studenten“ sei mehrdeutig, weil damit sowohl eine Gruppe von ausschließlich Männern (spezifisches Maskulinum) als auch eine Gruppe von Männern und Frauen (generisches Maskulinum) beschrieben werde. Beispielsweise lasse der Satz „Während 50% der Studenten Jeans tragen, sind es bei den Studentinnen nur 45%“ völlig offen, ob „Studenten“ hier die Menge aller Studierenden oder nur die männlichen meint. Auch in Texten zur Geschichte von Universitäten (als Frauen noch nicht zum Studium oder nur zu bestimmten Fakultäten zugelassen waren) ist häufig unklar, ob mit „Studenten“ das spezifische oder das generische Maskulinum gemeint sei. Dagegen sei bei Verwendung dreier Pluralbegriffe – „Studenten“, „Studentinnen und Studenten“ und „Studierende“ – die Eindeutigkeit stets gegeben.
- Wikipedia solle die Sprache abbilden und nicht versuchen, Einfluss auf sie zu nehmen. Es sei eine Tatsache, dass neben „Studenten“ auch andere Ausdrücke wie „Studierende“, „Studenten und Studentinnen“ oder „Studentinnen und Studenten“ verwendet würden, und zwar nicht nur an Universitäten und im Wissenschaftsbetrieb, sondern auch in der Alltagssprache. Zum Beispiel sei das Wort „Studierende“ mindestens 400 Jahre alt, siehe Johann Cambilhon (1610)[3]. Es solle deshalb möglich sein, das generische Maskulinum mit den Formulierungen „Studierende“ und „Studentinnen und Studenten“ im Fließtext zu kombinieren.
- Ob man Menschen die Möglichkeit geben sollte, zwischen mehreren Alternativen zu wählen - darüber können Philosophen nachdenken. Aber man stelle sich den Diskussionsbedarf einiger User vor, die keine Lust haben, sich Wörter verbieten und sich sprachlich erziehen zu lassen, insbesondere wenn die Wörter überall sonst im deutschen Sprachraum akzeptiert und geläufig sind. Der Diskussionsbedarf solcher Menschen (und der Lachbedarf der Medien: Schlagzeile „Wikipedias Liste der verbotenen Wörter“) wäre wahrlich groß.
- Deutsche Universitäten nutzen eine Kombination der Ausdrücke „Studierende“, „Studentinnen und Studenen“ und „Studenten“, wobei sie überwiegend die neutralisierte Personenbezeichnung „Studierende“ verwendeten. Wikipedia solle eine ähnliche Koexistenz von Personenreferenzen im Fließtext erlauben (und nicht wie von den Befürwortern des generischen Maskulinum behauptet verbindlich machen).
- Neutrale Formulierungen (Studierende) und Beidnennungen (z. B. Studentinnen und Studenten) seien gesellschaftlich akzeptiert. Zum Beispiel habe eine Meinungsumfrage der Gesellschaft für deutsche Sprache aus dem Jahr 1997 ergeben, dass 42 % der über 700 Befragten neutrale Formulierungen (Studierenden), 37 % die Beidnennung (Studenten und Studentinnen) und 19 % das generische Maskulinum (Studenten) in Gesetzestexten bevorzugten.[4] Eine empirische Untersuchungen aus dem Jahr 2007 habe ergeben, dass neutrale Bezeichnungen auch in juristischen Texten positiv aufgenommen und als verständlicher und geschlechtergerechter empfunden würden als generische Maskulina (vgl. doi:10.1026/0033-3042.58.3.190). Es sei nicht im Interesse von Wikipedia, akzeptierte Alternativen zum generischen Maskulinum verbieten zu lassen.
- Personenbezeichnungen im generischen Maskulinum würden nicht geschlechtsneutral oder „generisch“ verstanden. Das zeigten empirische Studien, welche die Verarbeitung von Personenreferenzen im Deutschen untersuchten, z. B. doi:10.1080/01690960701702035 und doi:10.1016/j.langsci.2011.10.001 oder genauer in Generisches Maskulinum#Geringerer gedanklicher Einbezug von Frauen. Erwachsene stellten sich bei Personenreferenzen im generischen Maskulinum (die Studenten) im Vergleich zu Beidnennungen (Studentinnen und Studenten) oder neutralisierten Formen (Studierende) tendenziell eher Männer vor. „Studenten“ könne geschlechtsneutral gemeint sein, aber es werde nicht geschlechtsneutral verstanden. Es sei deshalb nicht sinnvoll, eine Formulierung (Studenten) vorzuschreiben und alle anderen Formulierungen zu verbieten oder nur in unter unrealistische Bedingungen stehenden Ausnahmefällen zu erlauben.
- In den Medien und in der Wissenschaft werde seit mehreren Jahren der niedrige Frauenanteil in Wikipedia und die daraus resultierenden Folgen für die Artikelinhalte thematisiert (vgl. Wikipedia:Wikiprojekt Frauen/Frauen in der Wikipedia und Gender Gap). Die Festlegung des generischen Maskulinums als einzige Möglichkeit könne die Kritik an Wikipedia weiter verstärken und dem Ansehen weiter schaden.
- Befürworter des generischen Maskulinums argumentierten häufig, dass es als „abgesichert“ gelte, „dass eine Form wie «Studierende» die Frauen nicht «sichtbarer» macht als die Form «Studenten»“. Dies widerspreche jedoch den empirischen Ergebnissen zum Thema (vgl. Generisches_Maskulinum#Geringerer_gedanklicher_Einbezug_von_Frauen). Auch das Argument der Befürworter des generischen Maskulinums, dass auch Männer in der Pluralform „Studenten“ nur mitgemeint seien, sei so nicht haltbar, da „Studenten“ sowohl das spezifische Maskulinum (nur Männer) als auch das generische Maskulinum (Männer und Frauen) bedeuten könne und weil im zweiten Fall Männer mental überrepräsentiert seien.
- Befürworter des generischen Maskulinums argumentierten, dass es keinen „wissenschaftlich haltbaren Beweis“ dafür gebe, dass Menschen beim generischen Maskulinum verstärkt an Männer dächten. Beweise in Form peer-reviewter Studien und systematischer Übersichtsarbeiten gebe es viele, vgl. Generisches Maskulinum#Geringerer gedanklicher Einbezug von Frauen. Eine empirische Untersuchung, die den bisherigen Ergebnissen widerspreche oder sie nicht stütze, hätten die Befürworter des generischen Maskulinums bisher nicht zitieren können. Die Untersuchungen verwendeten vielfältige psychologische Maße (z. B. Häufigkeit geschlechtsbezogener Satzergänzungen, Genauigkeit und Schnelligkeit geschlechtsbezogener Erinnerungen, Häufigkeit und Geschwindigkeit von Zuordnungen von Personen zu Geschlechtskategorien) und verschiedene Stichproben von Erwachsenen, wobei sowohl das Alter als auch der Bildungshintergrund stark variiere (z. B. Studierende und Menschen mit außeruniversitärem Hintergrund) (ein systematischer Literaturüberblick über die vorhandenen Untersuchungen findet sich hier: doi:10.1515/zfgl.33.2-3.212).[5]
- Zum Argument „Artikel durchkämmen und umschreiben“ (auch „people on missions“): Der Auslöser der Diskussionen Wikipedia_Diskussion:Sperrprüfung/Archiv/2013#Sprachhoheit war genau ein solches Durchkämmen und Umschreiben, allerdings nicht das Umschreiben von „Studenten“, sondern das Umschreiben von „Studierende“. Das Problem ist also nicht, dass jemand systematisch „Studenten“ in „Studierende“ oder „Studenten und Studentinnen“ ändert, sondern dass jemand systematisch alternative Personenbezeichnungen löscht und nur das generische Maskulinum anerkennt.
- Das Argument, dass es auch generische Feminina und generische Neutra gebe, läuft ins Leere. Schließlich gibt es kein Meinungsbild und keine Regel, die „die Person“ als verbindlich vorschreibt und alternative Formulierungen verbietet. Demgegenüber soll dieses Meinungsbild das generische Maskulinum vorschreiben und sämtliche alternative Formulierungen verbieten.
Argumente der Befürworter des generischen Maskulinums
Das generische Maskulinum Studenten wird von Befürwortern der Variante Studierende als ‚diskriminierend und sexistisch‘ angesehen. Die Bezeichnung Studierende sei geschlechtsneutral, während beim generischen Maskulinum Studenten die Frauen lediglich ‚mitgemeint‘ und damit unter eine männliche Form subsumiert würden. Der Ausdruck Studenten sei, wenn er sich auf eine Gruppe von Studentinnen und Studenten beziehe, daher diskriminierend, so wie das generische Maskulinum generell Frauen diskriminiere, da es sie ‚unsichtbar‘ mache.
Darauf entgegnen die Befürworter des generischen Maskulinums, also der Variante Studenten:
- Das generische Maskulinum sei nicht diskriminierend, es sei geschlechtsneutral. Es verwende lediglich ein maskulines Genus – sei jedoch in Bezug auf den Sexus (biologisches Geschlecht) indifferent. Eine Diskriminierung liege nicht vor, da eine Gleichsetzung von Genus und Sexus aus sprachtheoretischer Sicht nicht zulässig sei.[6]
- Der gedankliche Einschluss von Frauen erfolge beim generischen Maskulinum so selbstverständlich und automatisch, dass von einer durch Sprache generierten oder gar perpetuierten Diskriminierung oder Nachordnung von Frauen nicht die Rede sein könne.
- Wer lediglich behaupte, er werde diskriminiert, müsse nicht zwangsläufig auch faktisch diskriminiert sein. Das generische Maskulinum Studenten sorge bei einigen lediglich für ‚gefühlte Diskriminierung‘, sei aber kein Ausdruck ‚faktischer Diskriminierung‘. Eine faktische Diskriminierung wäre es, wenn Frauen an Unis weniger Rechte und Entfaltungsmöglichkeiten zugestanden würden oder wenn man ihnen gar den Zugang zu einem Studium gänzlich verwehrte, wie dies früher der Fall war. Das sei aber heute nicht mehr so.
- Es werde bemängelt, mit der Form Studenten seien Frauen lediglich ‚mitgemeint‘ – sie seien daher gleichsam ‚unsichtbar‘. Hier sei einerseits einzuwenden, dass auch Männer in der Pluralform Studenten lediglich mitgemeint sind. Außerdem könne als gesichert gelten, dass eine Form wie Studierende die Frauen nicht ‚sichtbarer‘ mache als die Form Studenten.
- Im Rahmen der Forschungen der feministischen Linguistik und der Psycholinguistik wurden Studien durchgeführt mit dem Ziel, die geringere ‚mentale Repräsentanz‘ von Frauen in Texten mit Generischem Maskulinum nachzuweisen. Ein wissenschaftlich haltbarer Nachweis der These von der ‚Unsichtbarkeit der Frau‘ bzw. der sprachlich erzeugten Überrepräsentanz des Mannes sei bis heute nicht erfolgt, die vorliegenden Studien entsprächen nicht wissenschaftlichen Standards (insbesondere: Mangel einer ausreichenden Anzahl von Befragten und deren Repräsentativität).[7]
- Ob ein generisches oder spezifisches Maskulinum vorliege, sei stets leicht dem Textzusammenhang zu entnehmen; Sätze, die belegen sollen, dass die Geschlechterzuordnung bei dieser Variante uneindeutig ist, seien konstruierte Beispiele: einerseits stünden Sätze in Enzyklopädieartikeln nicht für sich, sondern stets in einen Kontext eingebettet, anderseits zeige ein uneindeutiger Satz zwar einen Mangel in der Formulierung auf, der jedoch nicht per se auf das generische Maskulinum zurückzuführen sei: so kann man etwa den Satz: 1918 wurden 3000 Studenten zum Studium an der Yale University zugelassen dort, wo es auf das Geschlecht der Studenten ankommt, auch unter Verwendung des generischen Maskulinums leicht eindeutig formulieren, etwa: 1918 wurden an der Yale University 3000 Männer zum Studium zugelassen. Oder auch: 1918 wurden an der Yale University 3000 Studenten immatrikuliert, darunter erstmals auch 61 Frauen.
- Es gebe auch ‚generische Feminina‘ und ‚generische Neutra‘, die nicht diskutiert würden. Niemand bekämpfe Ausdrücke wie die Person, die Führungskraft oder das Mitglied.
- Die Zulassung mehrerer Varianten führe ohne Not zu fortwährendem Diskussionsbedarf und möglicherweise vielen Edit-Wars, die die Zeit und Nerven der Autoren beanspruchen und auf Kosten der Artikelarbeit gingen; es könne geschehen, dass auch der Bestand der schon bestehenden Artikel von people on missions durchkämmt und umgeschrieben würde, was weiteres Konfliktpotential in sich berge.
Vorschlag
In WP ist das Generische Maskulinum bei Annahme des Vorschlags die einzige akzeptable grammatische Form, wenn es darum geht, geschlechtsneutral zu formulieren, also Personen oder Gruppen von Personen in einem Kontext zu bezeichnen, in dem das Geschlecht nicht relevant oder nicht bekannt ist (die Studenten, die Ärzte, die Kollegen, die Lehrer, die Autofahrer, die Kunden etc.). Dem Generischen Maskulinum ist gegenüber Partizipialformen (Dozierende, Lernende, Lehrende, Zu Fuß Gehende) in Zukunft grundsätzlich der Vorzug zu geben, auch wenn in Ausnahmefällen aus Gründen stilistischer Varianz in einem Text die Formen abwechseln können. Solche Ausnahmen liegen dann vor, wenn Ersatzformen (wie Studierende) in Relation zum Ausgangswort eine relevante Häufigkeitsklasse aufweisen, somit also im allgemeinen Wortschatz als etabliert gelten können. Für den konkreten Fall "Studierende/Studenten" würde dies bedeuten, dass beide Wörter verwendet werden könnten. (Siehe auch: Hauptzweck des MB.)
Pro
- Der Begriff "Studenten" ist nicht diskrimierend, er entspricht allgemeinen Sprachgepflogenheiten und sollte daher vorrangig Verwendung finden (siehe #Generisches Maskulinum und Diskriminierung).
- Für die Verwendung des Generischen Maskulinums spricht auch die Häufigkeitsklasse von Formulierungen dieser Art im Vergleich zu den Häufigkeitsklassen alternativer Sprachvorschläge. Kurz: Das Generische Maskulinum ist im allgemeinen Wortschatz weiter verbreitet als die sogenannten „geschlechtergerechten” Varianten.
- Die Bevorzugung des Wortes "Studierende" entspringt einem ideologisch motivierten Kampf gegen das generische Maskulinum. Diese sprachliche Ausdrucksform ist ein über Jahrhunderte gewachsener Bestandteil des Deutschen mit vielen, sprachökonomischen, sprachlogischen und stilistischen Vorteilen. Mit dem Verzicht auf eine ausschließliche Verwendung des generischen Maskulinums in der Wikipedia würde die deutsche Sprache an Ausdrucksvielfalt verlieren. Insofern ist die Verwendung des Wortes "Studenten" in der WP in diesem Falle auch ein Eintreten für den Erhalt von Sprachvielfalt.
- In den WP-Richlinien für Korrektoren heißt es: Stilistische Änderungen sollten aus der Beschäftigung mit dem jeweiligen Artikel resultieren und zu einer eindeutigen sprachlichen Verbesserung führen. Nicht erwünscht ist insbesondere das massenhafte Ersetzen zulässiger Wendungen durch eigene Präferenzen quer über den Artikelbestand. Das generische Maskulinum ist eine solche "zulässige Wendung".
- Universitätssprache ist nicht mit Enzyklopädiesprache gleichzusetzen und die Sprachregelung einer Universität nicht verbindlich für WP.
- Das politische Programm der Etablierung einer "geschlechtergerechten Sprache" (Gendering) beschränkt sich nicht bloß auf die Bekämpfung des Generischen Maskulinums. Es ist wesentlich umfassender. Wer den Begriff "Studierende" als verbindlich etabliert, öffnet Tür und Tor für eine Vielfalt weiterer Sprachmodifikationen (Einführung des Binnen-I, "Splitting"). Diese Sprachmodifikationen wurden und werden in antidemokratischen Prozessen – im sog. "Top-Down"-Verfahren – eingeführt. Es ist undemokratisch, wenn eine ideologisch ausgerichtete und spracherzieherisch ambitionierte Minorität die alleinige Deutungshoheit über Sprache und ihre Bedeutung für sich reklamiert. Sprache ist das gemeinsame Gut einer Sprachgemeinschaft und sollte nicht der Verfügungsgewalt von partikularen Interessengruppen unterworfen werden.
Kontra
Zur Regel: Verbot von Alternativen zum generischen Maskulinum
- Der Vorschlag zensiert die freie Verwendung der deutschen Sprache in der Wikipedia. Will man im Deutschen etwa eine gemischtgeschlechtliche Gruppe von Menschen bezeichnen, die ein Studium absolviert, so können die Begriffe "Studenten" oder "Studierende" verwendet werden. Dies muss auch in der Wikipedia weiterhin möglich sein.
- Der Vorschlag kommt einem Verbot von Ersatzformen wie „Studierende“ und „Studentinnen und Studenten“ gleich. Ersatzformen sind laut Vorschlag nur in Ausnahmefällen zulässig, wenn die Ersatzformen eine „vergleichbare“ bzw. „relevante“ Häufigkeitsklasse haben. Gemäß automatischen Wortschatzanalysen, die von Befürwortern des generischen Maskulinums herangezogen werden, hat das Wort „Studierende“ aber keine vergleichbare oder relevante Häufigkeitsklasse und solle deshalb auch nicht verwendet werden. Das Argument „Häufigkeitsklasse“ wurde in allen bisherigen Diskussionen als ein Argument für das Wort „Studenten“ und gegen das Wort „Studierende“ verwendet. Vgl. Diskussion:Universität_Hamburg#Ja.2C_wie_nun.3F oder beispielhaft diesen, diesen oder diesen Kommentar.
- Es war bisher keine Regel nötig, nach der das generische Maskulinum gegenüber sprachlich möglichen Alternativen bevorzugt wird. Die Einführung einer solchen Regel verhindert in vielen Fällen zeitgemäße, eindeutige und sprachlich etablierte Bezeichnungen für gemischtgeschlechtliche Gruppen. Die zwanghafte Vermeidung von Substantiven in Partizipform ist in manchen Fällen missverständlich (Q: „Wie sind denn eure neuen Lehrlinge so?“ - A: „Also einer trägt an heißen Tagen gern Röcke, die anderen beiden sind Hosenträger.“ - Q: Also Azubine? Und zwei Hosentragende??). Außerdem wird die Flexibilität des Sprachgebrauchs insgesamt eingeschränkt, da Partizipialformen oder andere geschlechtsneutrale Bezeichnungen (z.B. „Mitglieder“ oder „Angehörige“) aus unterschiedlichsten Gründen schon vor der Debatte über geschlechtergerechte Sprache verwendet wurden.
- Den Gegnern dieses Meinungsbildes geht es ihrerseits nicht um ein Verbot des generischen Maskulinums (z.B. „Studenten“). Ausdrücke wie „Studenten“ sollen nicht pauschal mit "Studenten und Studentinnen" oder "Studierende" ersetzt werden.
Zur Ausnahme: Erlaubnis der Partizipialform als Alternative
- Allgemein wird als Ausnahme zur exklusiven Verwendung des generischen Maskulinums in dem Vorschlag immerhin der Versuch unternommen, eine Regel festzulegen, die in weiteren Streitfällen Klarheit schaffen soll. Unter bestimmten Bedingungen soll eine Ausnahme möglich sein: „Solche Ausnahmen liegen nur dann vor, wenn Ersatzformen (wie Studierende) eine vergleichbare Häufigkeitsklasse aufweisen“. Diese Regel ist jedoch aus folgenden Gründen nicht sinnvoll:
- Häufigkeiten sind als Bedingung nicht sinnvoll, da Wörter in unterschiedlichen Kontexten oder schlicht zur stilistischen Abwechslung oft alternativ verwendet werden, selbst wenn es sich um einen – linguistisch gesehen seltenen – Fall strikter Synonyme handelt. Das Wort „auch“ wird laut Ngrams viel häufiger verwendet als „ebenfalls“. Es würde doch aber niemand auf die Idee kommen, ein Meinungsbild aufzusetzen, welches die Verwendung des Wörtchens „ebenfalls“ verbietet, weil „auch“ in einer höheren Häufigkeitsklasse liegt als „ebenfalls“. Nur wenn Vereinheitlichung einen Wert an sich darstellt, beispielsweise bei orthografischen Schreibweisen, kann eine Orientierung an Häufigkeiten sinnvoll sein.
- Die „Häufigkeitsklasse“ lässt sich im Übrigen nicht durch automatische Auswertung des Wortschatzlexikons oder Ngrams (wie es die Befürworter des generischen Maskulinums machen) bestimmen. Bei automatischen Auswertungen der Häufigkeit des Wortes „Studenten“ zählt das Programm nämlich sowohl das spezifische Maskulinum „Studenten“ als auch das generische Maskulinum „Studenten“. Man erhält also eine Schätzung der Häufigkeit des spezifischen und generischen Maskulinums „Studenten“ und nicht nur die des generischen Maskulinums.
- Befürworter des generischen Maskulinums argumentieren, dass die Verwendung von Partizipialformen in einem schleichenden Prozess zu einer immer weiter gehenden Generisierung führen wird. Das ist ein Dammbruch-Argument. Heute „Studenten und Studentinnen“, morgen „Studierende“, übermorgen „Student_en_innen“ und überübermorgen dann etwas noch Schlimmeres. „Wer sich gegen Gender-Deutsch ausspricht, engagiert sich also für Demokratie.“ Zunächst einmal ist jemand, der „Studierende“ sagt, nicht automatisch ein Feind der Demokratie. Menschen, die „ebenfalls“ anstelle von „auch“ sagen, sind auch keine Feinde der Demokratie. Außerdem ist „Studierende“ genusunmarkiert und damit gerade nicht „gegendert“. "Sprache ist das gemeinsame Gut einer Sprachgemeinschaft und kann nicht der Verfügungsgewalt von partikularen Interessengruppen unterworfen werden." Deshalb ist es auch eine schlechte Idee, die geläufigen Personenreferenzen „Studierende“ und „Studentinnen und Studenten“ verbieten zu lassen und nur eine Bezeichnung („Studenten“) zum Non plus ultra zu erklären.
- Auch bisher darf der Begriff "Studenten" schon genauso verwendet werden wie die Alternativformen "Studierende" und "Studentinnen und Studenten", die ebenfalls dem allgemeinen Sprachgebrauch entsprechen und neben den generischen Maskulinum verwendet werden dürfen. Hier ändert das Meinungsbild nichts am status quo und wäre insofern unnötig.
Auswertung
Die Abstimmung über das Meinungsbild gliedert sich in zwei Abstimmungen. Stimmberechtigt sind nur allgemein stimmberechtigte Benutzer.
- Formale Gültigkeit
- Hier wird über die Zulässigkeit, die formale Korrektheit des Verfahrens und die inhaltliche Korrektheit des Antragstextes entschieden. Jeder allgemein stimmberechtigte Benutzer hat in dieser Teilabstimmung eine Stimme. Entfallen auf die Annahme des Meinungsbildes mehr Stimmen als auf die Ablehnung, so ist dieses Meinungsbild formal angenommen (einfache Mehrheit). Wird diese Mehrheit verfehlt, so hat die unter Inhaltliche Abstimmung getroffene Entscheidung keine Gültigkeit. Enthaltungen werden nicht berücksichtigt. Selbstverständlich können auch diejenigen, die bei der Abstimmung über die formale Gültigkeit mit Nein abstimmen, an der inhaltlichen Abstimmung teilnehmen.
- Inhaltliche Abstimmung
- Zur Abstimmung stehen xx Vorschläge zur Änderung … Für alle Vorschläge kann jeweils mit „Pro“ oder „Kontra“ abgestimmt werden …
Abstimmung
Formale Gültigkeit
Ich nehme das Meinungsbild an
- …
Ich lehne das Meinungsbild ab
- …
Enthaltung bezüglich der Annahme
- …
Inhaltliche Abstimmung
Ich bin für die Umsetzung des Vorschlags
- …
Ich bin gegen die Umsetzung des Vorschlags
- …
Enthaltung bezüglich des Vorschlags
- …
Ergebnis
Diskussion
zur Diskussionsseite
Einzelnachweise
- ↑ duden
- ↑ „Die beiden gegensätzlichen Positionen der Genus-Sexus-Debatte – formales vs. sexusbezogenes Genus – sind auch im 20. Jahrhundert Gegenstand kontroverser Diskussionen (Bußmann, 1995; Sieburg, 1997). Stereotypische Vorstellungen über die Geschlechtsrollen, wie sie sich besonders in den grammatischen Genustheorien des vorigen Jahrhunderts manifestiert haben, existieren weiterhin (Forer, 1986). Während beispielsweise Lohmann (1932) davon ausgeht, dass seit Beginn der schriftlichen Überlieferung in den indogermanischen Sprachen keine Identität zwischen Genus und Sexus besteht…, sieht Wienold (1976) den Ursprung des Genussystems als semantisch motiviert an, d. h. in Zusammenhang mit dem Sexus stehend.“ In: Lisa Irmen und Vera Steiger: Zur Geschichte des Generischen Maskulinums: Sprachwissenschaftliche, sprachphilosophische und psychologische Aspekte im historischen Diskurs. In: Zeitschrift für Germanistische Linguistik. 33, Nr. 2–3, 2006, S. 212–235. doi:10.1515/zfgl.33.2-3.212.
- ↑ Johann Cambilhon: Von den Jesuiten geheimbsten Sachen kurtze Relation. Ingolstadt 1610, S. 99.
- ↑ Karin M. Eichhoff-Cyrus (zu dem Zeitpunkt als Frank-Cyrus) und Margot Dietrich: Sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern in Gesetzestexten. Eine Meinungsumfrage der Gesellschaft für deutsche Sprache. In: Der Sprachdienst. 41, Nr. 2, 1997, S. 55–68.
- ↑ Als Antwort auf die Notiz der Befürworter des generischen Maskulinums, in der Gisela Klann-Delius und angeblich Josef Klein zitiert werden.
Aus der zitierten Seite des Buches von Klann-Delius wurde der folgende Satz ausgelassen: "Insgesamt deuten die Studien zum generischen Maskulinum in ihren Ergebnissen daraufhin, dass das generische Maskulinum als männlich gedeutet wird, vermutlich weil dies in vielen Kontexten der wahrscheinlichere Fall ist. Ob dies ein Effekt der Sprache, der lebensweltlichen Erfahrung und Gegebenheiten oder ein Effekt eines generellen Stereotyps ist, kann derzeit nicht klar entschieden werden."
Bei dem Zitat von Josef Klein wurde keine Seitenangabe angegeben. Das Zitat und die Kommentierung durch die Initiatoren ist fragwürdig. Dass Josef Klein 1988 eine Studie durchgeführt hat und sich 2004 darauf bezieht, dürfte wohl kaum überraschen. - ↑ „Es ist offensichtlich: Wir haben es bei den Genera des Nomens und beim natürlichen Geschlecht mit unterschiedlichen Systemen in unterschiedlichen ontologischen Sphären, der symbolischen der Sprache und der natürlichen der Biologie, zu tun.“ Josef Klein: Der Mann als Prototyp des Menschen. In: Karin M. Eichhoff-Cyrus (Hg.): Adam, Eva und die Sprache. Beiträge zur Geschlechterforschung. Dudenverlag. Mannheim [u.a.] 2004.
„Genus und semantisches Geschlecht haben ursprünglich wohl nichts miteinander zu tun. (…) Die Vielschichtigkeit des Verhältnisses von Genus und Sexus macht das Anliegen einer sprachlichen Gleichstellung von Männern und Frauen zu einer sehr komplexen Angelegenheit.“ Jochen A. Bär: Genus und Sexus – Beobachtungen zur sprachlichen Kategorie Geschlecht. In: Karin M. Eichhoff-Cyrus (Hg.): Adam, Eva und die Sprache. Beiträge zur Geschlechterforschung. Dudenverlag. Mannheim [u. a.] 2004. S. 171–172.
„Genus ist ein sprachliches Faktum, eine grammatische Eigenschaft von Substantiven, und zwar gleichgültig, ob sie Lebewesen oder Unbelebtes bezeichnen. Sexus ist eine biologische Eigenschaft von bestimmten Lebewesen“. Miorita Ulrich: 'Neutrale Männer' – 'markierte Frauen'. Feminismus und Sprachwissenschaft. In: Sprache – Genus/Sexus. Frankfurt am Main 1997. S. 310. - ↑ Ein Manko vieler Studien ist die geringe Zahl der Probanden, so dass die statistische Relevanz fraglich ist. ‚Da die Studien zum generischen Maskulinum fast ausschließlich mit studentischen Probanden durchgeführt wurden, kann nicht sicher behauptet werden, dass sie auf andere Gruppen generalisierbar sind.‘ lautet ein weiterer Einwand. Quelle: Gisela Klann Delius: Sprache und Geschlecht. Stuttgart, Weimar 2005. S. 55.
In seinem Aufsatz Der Mann als Prototyp des Menschen aus dem Jahr 2004 räumt Josef Klein ein, dass es nur „wenige jüngere Untersuchungen“ zum Thema gäbe. Er selbst stützt sich in diesem Aufsatz auf eine Studie aus den 1980er Jahren, die mit lediglich 290 Probanden durchgeführt wurde und daher als nicht aussagekräftig gelten kann. In: Karin M. Eichhoff-Cyrus (Hg.): Adam, Eva und die Sprache. Beiträge zur Geschlechterforschung. Dudenverlag. Mannheim [u.a.] 2004.