Schloss Gaibach
Das Gräflich Schönborn'sche Schloss Gaibach ist ein ehemaliger Adelssitz im Volkacher Ortsteil Gaibach in Unterfranken. Die erhaltenen Gebäude des Schlosses reihen sich heute an der Schweinfurter Straße auf, die ein Teil der Staatstraße 2271 ist. Ehemals Residenz der Grafen von Schönborn wird das Schloss heute als Internat des Franken-Landschulheims Schloss Gaibach genutzt.
Geschichte
Wechselnde Herrschaften prägten die Anfangszeit des Gaibacher Schlosses. Die vielen Dorfherren des Mittelalters bauten nach und nach eine Burg inmitten des Dorfes auf. In der frühen Neuzeit übernahmen die Echter von Mespelbrunn die Geschicke des Dorfs. Die Burg wurde zu einem Schloss umgewandelt. Unter den Grafen von Schönborn baute man das Schloss im Stile des Barock um. Heute wird es als Teil des Gaibacher Schulgeländes genutzt.
Die Gaibacher Burg
Die Geschichte des Gaibacher Schlosses ist eng mit der Ortsgeschichte verbunden, da es immer der Mittelpunkt des Dorfes war. Im Jahr 1299 ist in den Quellen erstmals von einem Gaibacher Rittergeschlecht die Rede. „Conradus de Guebach“ hatte Besitzungen im Ort, wahrscheinlich befand sich sein Herrenhof auf dem Gebiet des heutigen Schlosses. Die Dorfherrschaft selbst hatten dagegen die Grafen von Castell und die Würzburger Fürstbischöfe inne. Sie wurden im 13. und 14. Jahrhundert von verschiedenen Ministerialen vertreten, von denen einige den Herrenhof nach und nach befestigten.
In der Mitte des 15. Jahrhunderts wurden die kleinen, wenig begüterten Herrschaften von den Zöllnern von der Hallburg abgelöst. Zuvor, im Jahr 1412, hatten die Volkacher Rücker die Herrschaft über den Gaibacher „Burgstall“ inne. 1453 erhielt Balthasar Fere vom Berg die Burg. Im gleichen Jahr kaufte Endres Zollner von der Hallburg die Gebäude. Sein Urahn Hans Zollner machte die Burg 1492 sogar zum Stammsitz der Gaibacher Linie, weswegen er sich auch „Zollner von Gaibach“ nannte.
Der Erhebung zur Stammburg ging ein Ausbau der Burggebäude voraus. Sie wurden weiter befestigt und mit Zwinger, Mauern und Graben umgeben. Dennoch wurde die Gaibacher Burg im Deutschen Bauernkrieg, im Jahr 1525, von plündernden Bauernhaufen niedergebrannt und musste in den Jahren darauf fast vollständig wiederaufgebaut werden. Mit dem Jahren 1579/80 endete die Herrschaft der Zollner über Gaibach. Aufgrund von Schulden wurde die Burg verkauft.
Valentin Echters Wasserschloss
Käufer war der Bruder des Würzburger Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn, Valentin. Insgesamt 21.816 Gulden wurden für die Burg und die Wirtschaftsgebäude gezahlt. Der neue Besitzer ließ die Burg in den Jahren 1590-1608 im Stile der Renaissance umbauen. Unter der Bauleitung des Volkacher Meisters Jobst Pfaff entstand so ein befestigtes Wasserschloss, das in einem Kupferstich von Nicolaus Person von 1697 festgehalten ist. Fortan wurde es „Castrum Geibach“ genannt.
Entstanden war eine vierflügelige Anlage mit einem quadratischen Innenhof. Die Anlage war symmetrisch angelegt und mit vier Bastionen und zwei Kanonentürmen ausgestattet. Die Ostseite besaß eine Zugbrücke, über die man den Wassergraben überwinden konnte. Vor allem als Repräsentationsbau errichtet, konnte das Schloss bereits kurz nach seiner Errichtung die Wehrfunktion nicht mehr erfüllen und war den Wirren des Dreißigjährigen Krieges schutzlos ausgeliefert.
Im Jahr 1624, noch während des Großen Krieges, starb Valentin Echter, ohne einen Nachfolger zu hinterlassen. Wieder kam das Schloss in die Hände von wechselnden Herren, bis im Jahr 1648 der Generalfeldmarschall Jost Max von Bronckhorst-Gronsfeld die Gebäude erwarb. Nach seiner Entlassung aus Bayerischen Diensten nutzten die Grafen von Schönborn die Gunst der Stunde und kauften das Gaibacher Schloss für nur 10.000 Gulden. Fortan war Gaibach und das Schloss Teil des weitverzweigten Besitz der Grafen.
Gräflich Schönborn'sches Schloss

In den Jahren 1693-1710 wurde das Schloss wiederum umgebaut. Zunächst erweiterte man die Gartenseite, bevor 1705 mit dem Bau der dreiläufigen Hauptstiege begonnen werden konnte, die die erste ihrer Art in Franken war. Nach und nach wurden so alle Gebäudeteile im Stile des Barock erneuert. Ausführender Baumeister war der Bamberger Leonhard Dientzenhofer. Ebenso beteiligten sich Lukas Hildebrandt, Jakob Sommer, Domenico Martinelli und Maximilian von Welsch an den Umbauten. Als Stukkateur konnte Johann Caspar Vogel gewonnen werden.
Gleichzeitig wurden auch die Ländereien um das Schloss neu angelegt. Auf Betreiben des Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn entstand ein barocker Lustgarten nach französischem Vorbild, der in ganz Europa bekannt war. Der Park wurde mit einem Porzellanhaus und einer Orangerie ausgestattet, in die im Winter die Zitrusbäume der Grafen gebracht wurden. In den Stichen von Salomon Kleiner aus den Jahren 1727/28 erkennt man das hufeisenförmige Barockschloss und den umliegenden Garten.
Das Innere des Schlosses war den Sammlungen des Grafen gewidmet. Eine reich ausgestattete Bibliothek, eine Gemälde- und Handschriftensammlung, sowie eine Auswahl an Blauporzellan schmückten die Räume. Dennoch wurde am Schloss in den nachfolgenden Generationen weiter gearbeitet, obwohl die Grafen von Schönborn sich mehr und mehr in ihr anderes Schloss in Wiesentheid zurückzogen.
Konstitutionssäule und Landschulheim
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die meisten Bastionen abgebrochen, ebenso vereinfachte man die Gartenfassade. In den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts ebnete man den Wassergraben ein und nahm weitere bauliche Veränderungen vor. Die Innenräume wurden nun klassizistisch ausgestaltet und der Barockgarten in einen englischen Landschaftspark umgewandelt. Mit der Mediatisierung und dem Anschluss an Bayern im Jahr 1806 verloren die Grafen jegliche politische Macht.
In den Mittelpunkt rückte das Gaibacher Schloss erst wieder im Jahr 1828, als man im Park die Konstitutionssäule einweihte, die die Verfassung Bayerns von 1818 ehrte. Zuvor, im Jahr 1820 hatte Leo von Klenze, der Erbauer der Säule, einen Raum des Schlosses der Konstitution gewidmet und prachtvoll ausgestattet. Das Gaibacher Fest des Jahres 1832 feierte die demokratische Verfassung erneut, bevor Schloss, Park und Säule für lange Jahre zum Ausflugsziel herabgestuft wurden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das leerstehende Schloss als Notunterkunft für die vielen Flüchtlinge. Die reiche Ausstattung hatte man ins Schloss nach Pommersfelden bringen lassen. Im Jahr 1949 wurde das Schloss einer neuen Funktion übergeben. Bis heute dient es dem Franken-Landschulheim als Internat. Des Weitern werden Vorträge und Versammlungen in seinem Inneren abgehalten. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege ordnet das Schloss als Baudenkmal unter der Nummer D-6-75-174-255 ein.[1]
Beschreibung
Literatur
- Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Bayern I: Franken. München und Berlin 1999.
- Gerhard Egert: Gaibach- Ein Abriss seiner Ortsgeschichte bis 1806. In: Ute Feuerbach (Hrsg.): Unsere Mainschleife. 1978-1992. Volkach 2008.
- Victor Metzner: Kurzer Abriss der Geschichte des Franken-Landschulheims Schloss Gaibach. In: Ute Feuerbach (Hrsg.): Volkach 906-2006. Volkach 2006.
- Walter Schilling: Die Burgen, Schlösser und Herrensitze Unterfrankens. Würzburg 2012.
- Karl Treutwein: Von Abtswind bis Zeilitzheim. Geschichtliches, Sehenswertes, Überlieferungen. Volkach 1987.
- Georg Wehner: Barockgärten in unserer Heimat: Gaibach, Werneck, Wiesentheid, Volkach und Fahr. In: Ute Feuerbach (Hrsg.): Unsere Mainschleife. 1993-2007. Volkach 2008.
Einzelnachweise
- ↑ Geodaten: Denkmalnummer D-6-75-174-255, abgerufen am 14. Januar 2014.
Weblinks
Koordinaten: 49° 53′ 28,2″ N, 10° 13′ 36,5″ O