Judas Iskariot
Judas Ischariot gilt als einer der zwölf Jünger Jesu. Der Name Judas ist die griechische Form von Juda, damals ein häufiger Name, den auch noch ein anderer Jünger Jesu (Judas Thaddäus) trug. Der Beiname (nicht Nachname) Ischariot könnte als "Isch Kariot", Mann aus Kariot, zu deuten sein. Kariot war ein Dorf in Judäa, Judas wäre dann der vermutlich einzige Judäer unter den Zwölf gewesen, die anderen waren vermutlich Galiläer.
Er hatte laut Johannes 12, 4-6 innerhalb der Gruppe die Aufgabe, die Geldmittel zu verwalten, unterschlug jedoch ein Teil des Geldes. Er fasste schliesslich den Entschluss, Jesus für 30 Denare ("Silberlinge"), was etwa einem Monatslohn eines Handwerkers enspricht, an die Hohepriester zu verraten. Nachdem er während des letzten Abendmahls von Jesus als Verräter konfrontiert worden war, entfernte er sich von der Gruppe und kehrte zusammen mit den Verfolgern Jesu in den Garten Gethsemane zurück, um Jesus dort mittels eines Kusses zu identifzieren und zu verraten.
Judas bereute seine Tat, nachdem Jesus verurteilt worden war und erhängte sich daraufhin laut Mt 27,3. Die Apostelgeschichte (Apg 1, 19) teilt ihm sogar noch ein grausigeres Ende zu - demnach "barst er mitten entzwei und alle seine Eingeweide traten heraus".
Motive
Das Motiv des Judas, seinen Meister zu verraten, ist vordergründig mit Habgier zu erklären, darauf weist ja schon Joh 12, 4-6 hin. Die tieferliegende Motivation könnte jedoch durch Enttäuschung zu erklären sein - Judas hat in Jesus den erhofften Befreier und Kämpfer gesehen, der die Römer vertreiben sollte. Jesus aber verkündete ein nicht-weltliches Gottesreich (Joh 18,36), das nichts mit weltlicher Herrschaft gemein hatte.
Judas ist als zweifelsohne wichtige, wenn auch negative Person der Evangelien immer wieder Gegenstand theologischer Betrachtungen geworden. Judas wirft die Frage nach der Vorherbestimmung (Prädestination) und Freiheit des Menschen auf (siehe auch: Freier Wille). Es bleibt die Frage offen, ob sich Judas hätte anders entscheiden können oder ob er sich so hat entscheiden müssen. Die Kirchenväter tendierten eindeutig zu ersterem.