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Rorschachtest

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Der Rorschachtest (vulgo Tintenkleckstest eigentlich: Rorschach-Formdeuteversuch) ist ein psychologisches Testverfahren, für das Hermann Rorschach eine eigene Persönlichkeitstheorie entwickelte und das mit den Annahmen der Freud'schen Schule später verbunden wurde. Er gehört nicht zu den so genannten projektiven Tests sondern ist ein Formdeuteverfahren und wird von Psychologen angewendet, um die gesamte Persönlichkeit des Probanden zu erfassen.

Geschichte

Der Rorschachtest wurde 1923 vom Schweizer Psychiater Hermann Rorschach herausgegeben, nachdem zuvor schon etliche andere Versuche aus Faltbildern Schlüsse auf die Persönlichkeit zu ziehen, gescheitert waren. Rorschach kam nach Entwicklung seines Formdeuteverfahrens in Kontakt mit der der Psychoanalyse Sigmund Freuds, die die Rolle des Unbewussten (oft fälschlich als "Unterbewusstes" bezeichnet) erforscht. In den 1930er und 1940er Jahren fand der Test in Europa und in den Vereinigte Staaten weite Verbreitung. Von den 1970er Jahren an hat John E. Exner das Verfahren, von dem es v. a. in den USA mehrerer große "Schulen" gab, zu vereinheitlichen (CS - "Comprehensive System"). In Europa gilt das Standardwerk von Ewald Bohm als Referenz.

Methodik

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Kontur einer Rorschach-Tafel.

Der Test besteht aus 10 Tafeln mit speziell aufbereiteten Mustern - Tintenklecksen -, es gibt weltweit fast ein Dutzend Parallelserien, die meisten nicht im Handel erhältlich. Psychologen legen Wert darauf, dass diese nicht in der Öffentlichkeit gezeigt werden, um durch diese Vorwegnahme die Ergebnisse zu beeinflussen durch die zahlreichen, meist Falsch-Informationen, die etwa im Internet oder in "Testknackerbüchern" kursieren. Sie werden in einer bestimmten Reihenfolge gezeigt und die Testperson wird gefragt, was sie hier sehen. Dabei weisen sie darauf hin, dass es keine "richtigen" oder "falschen" Antworten gebe. Danach stellt der Untersucher Fragen zu den Antworten. Während die Testperson die Tafeln betrachtet, notiert der Psychologe die Äußerungen, die Handhabung der Karte sowie die Reaktionszeiten.

Auswertung

Die Methode der Auswertung ist genau festgelegt.

Die Auswertung bezieht sich auf drei Hauptaspekte:

  • die Lokalisierung, also welche Teile der Tafeln die Person deutet,
  • die Inhalte, also was auf den Tafeln wahrgenommen wird, sowie
  • die Determinanten, auf welche Aspekte (beispielsweise Bewegung, Schattierung, Form oder Farbe) der Tafel sich die Antwort bezieht , sowie zahlreiche weitere Kriterien, die nur durch jahrelanges Studium und jahrzehntelange Praxis erarbeitet werden können.

Kontroverse

Der Rorschach-Test ist aus verschiedenen Gründen umstritten. Die Interpretation ist - nach Meinung der Kritiker - sehr subjektiv und kann im besten Fall Hinweise auf Aspekte der Persönlichkeit geben. Anwender behaupten, die Auswertung durch Fachleute sei sicher und zuverlässig. Der Rorschach könne viele Bereiche der Persönlichkeit darstellen, die andere psychologische Tests nicht erfassen könnten. Er sei weitgehend fälschungssicher, was von Gegnern bestritten wird.

Verbreitung

Der Rorschachtest gilt als einer der bekanntesten und verbreitetsten psychologischen Tests, und er taucht immer wieder in Filmen auf. Er wird fast immer falsch dargestellt, da das Studium des Verfahrens sehr aufwändig ist. So etwa umfasst die Minimallektüre zur Grundausbildung die 4 Bände von John E. Exner mit je mehr als 600 Seiten, auf englisch.

Anwender warnen vor der verbreiteten Ansicht, dass man mit der "Deutung" einer einzigen Antwort schon eine ganze komplexe Persönlichkeit oder schwere Krankheit erfassen könne. Wenn nicht ein wörtliches Protokoll aller 10 Tafeln mit Nachbefragung und Reaktionszeiten vorliege, kann niemand irgendetwas sagen.

Die Antworten werden nach ihrer Position in der Abfolge, vor allem nach Wahrnehmungs-, aber auch inhaltlichen Kriterien sowie zahlreichen weiteren meist formalen Regeln interpretiert.