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Dalai Lama

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Datei:Tenzin Gyatzo foto 2.jpg
Tenzin Gyatso, 14. Dalai Lama

Der Dalai Lama (aus dem Mongolischen: Ozean des Wissens; tibetisch: Gyalpo Rinpoche) gilt als höchste weltliche und bedeutende religiöse Autorität des buddhistischen Tibet. Er ist Linienhalter der Gelug-Schule, einer der vier Hauptschulen des tibetischen Buddhismus (Vajrayana). Der gegenwärtige XIV. Dalai Lama ist der Mönch Tenzin Gyatso (* 6. Juli 1935 in Taktser, Tibet), der mit seinem Geburtsnamen Lhamo Dhondrub heißt. Sein vollständiger Mönchs-Name lautet: "Jetsun Jamphel Ngawang Lobsang Yeshe Tenzin Gyatso" - "Heiliger Herr, gütiger Herr, mitfühlender Verteidiger des Glaubens, Ozean der Weisheit". Die formal korrekte Anrede ist "Seine Heiligkeit".

Stellung des Dalai Lama

Allgemein

Dalai Lamas gelten im tibetischen Buddhismus als Bodhisattvas, also Wesen, die sich aus Mitgefühl entschlossen haben, durch Reinkarnation wieder in das Leben oder »in die normale Existenz« einzutreten, um anderen Wesen zu dienen, obwohl sie als Erleuchtete Wesen (Buddhanatur) den Kreislauf der Wiedergeburt hätten verlassen können. Die Dalai Lamas gelten als Ausstrahlung Avalokiteshvaras (tib. Chen rezig), dem Bodhisattva des Mitgefühls.

Der Dalai Lama ist gemäß der Tradition in Tibet ein Tulku, also ein Wesen, welches sich bewusst wiedergebären lässt. Angenommen wird, dass der vorherige, verstorbene Lama eine Wiedergeburt (meist) als Mensch annimmt und diese Person dann aufgefunden werden kann. Oft geschieht dies durch eine hochrangige bzw. von der Ordensführung autorisierte Findungskomission. Die Auffindung im Falle des vierzehnten Dalai Lamas geschah beispielsweise durch mehrere Mönche, die sich auf den Weg machten und Neugeborene im Land aufsuchten. Sie stellten den Kleinkindern mehrere Aufgaben, um herauszufinden, ob und welches Kind der wiedergeborene Dalai Lama sei. Bei den Aufgaben geht es zum Beispiel um die Wiedererkennung von persönlichen Ritualgegenständen des Verstorbenen. Nachdem die Entscheidung für einen der Kandidaten gefallen war, erhielt der nun offiziell zur Reinkarnation erklärte Junge einen neuen Namen, musste eine seinem Status angemessene, strenge klösterliche Ausbildung aufnehmen, und wurde schließlich in einer öffentlichen Zeremonie als Dalai Lama inthronisiert.
Der Titel wurde erstmals 1578 vom mongolischen Fürsten Altan Kahn dem 3. Dalai Lama (Sonam Gyatso) verliehen.

Als höchste Autorität hat der Dalai Lama bei vielen Tibetern einen buddhagleichen Status. Der aktuelle Dalai Lama bezeichnet sich selbst aber als »einfachen Mönch« und tritt auf diese Weise allen Versuchen entgegen, seinen Status zu mystifizieren.

Kalachakra Mantra

Zeitgenössisch

Politisch ist der jetzige Dalai Lama Teil der tibetischen Exilregierung, die von der Volksrepublik China jedoch nicht anerkannt wird.

Demgegenüber hat die Person des vierzehnten Dalai Lamas im Westen neben seiner moralischen Autorität auch den Status eines Friedensbotschafters, was aus seinen Bemühungen herrührt, mit allen (friedlichen) Mitteln auf die Lage in seinem Heimatland Tibet aufmerksam zu machen und seine Politik der Gewaltlosigkeit zu propagieren. Seine Bemühungen um Frieden und Gewaltverzicht wurden mit der Verleihung des Friedensnobelpreises im Jahr 1989 gewürdigt.

Der gegenwärtige Dalai Lama gibt als Gelug-Linienhalter auch im Westen in regelmäßigen Abständen Einweihungen in das buddhistische Kalachakra-Tantra. Kalachakra ist, neben den Praktiken auf Yamataka und Guhyasamaja, eine der Hauptübertragungen der Gelug-Linie. Die mit dieser Einweihung verbundene Praxis wird auch als »Kalachakra für den Weltfrieden« bezeichnet.

Inkarnationen des Dalai Lama

  1. Gendun Drub (1391 – 1475)
  2. Gendun Gyatso (1475 – 1542)
  3. Sonam Gyatso (1543 – 1588)
  4. Yonten Gyatso (1589 – 1617)
  5. Ngawang Lobsang Gyatso (1617 – 1682)
  6. Tsangyang Gyatso (1683 – 1706)
  7. Kelsang Gyatso (1708 – 1757)
  8. Jamphel Gyatso (1758 – 1804)
  9. Lungtog Gyatso (1806 – 1815)
  10. Tsultrim Gyatso (1816 – 1837)
  11. Khedrup Gyatso (1838 – 1856)
  12. Trinle Gyatso (1856 – 1875)
  13. Thubten Gyatso (1876 – 1933)
  14. Tenzin Gyatso (seit 1935)

Verwandte Themen

  • Eng befreundet mit dem Dalai Lama war der österreichische Bergsteiger Heinrich Harrer.
  • Der Panchen Lama steht zum Dalai Lama in einem Lehrer-Schüler-Verhältnis der Gelug-Schule.

Werke (Auswahl)

  • Dalai Lama: Das Buch der Menschlichkeit (2002), auch als Hörbuch erhältlich
  • Dalai Lama: Die Lehren des tibetischen Buddhismus. Goldmann 1998, ISBN 3-442-21539-0
  • Dalai Lama: Dzogchen – Die Herzessenz der großen Vollkommenheit. Theseus, Berlin 2001, ISBN 3-89620-171
  • Dalai Lama: Einführung in den Buddhismus – Die Harvard-Vorlesungen. Herder 2000, ISBN 3-451-04946-5

Literatur

  • Günther Schulemann: Die Geschichte der Dalai Lamas. Leipzig 1958, ISBN B0000BNKWH
  • Andreas Gruschke: Diederichs kompakt - Dalai Lama. Kreuzlingen - München 2003, ISBN 3720524612
  • Martin Brauen (Hrsg.): Die Dalai Lamas. Völkerkundemuseum der Universität Zürich 2005, ISBN 3897902192
  • Karl-Heinz Golzio und Pietro Bandini: Die vierzehn Wiedergeburten des Dalai Lama. O.W.Barth Verlag, Bern-München-Wien 1997, ISBN 3-502-61002-9
  • Michael von Brück: Religion und Politik im tibetischen Buddhismus (1999)
  • Gilles van Grasdorff: "Der Dalai Lama - Die Biographie" . S.Fischer Verlag GmbH 2004, ISBN 3-502-61133-5.

Filme

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