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Passerelle de Saint-Antoine

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Skizze von Charles Stewart Drewry in A Memoir of Suspension Bridges 1832

Die Passerelle de Saint-Antoine in Genf war die erste, dauerhafte Drahtseil-Hängebrücke der Welt.[1] Die Fussgängerbrücke wurde durch Guillaume-Henri Dufour erbaut und am 1. August 1823 nach fünfmonatiger Bauzeit eröffnet. Dufours Brücke und seine Schrift fanden internationale Beachtung.[2]

Geschichte

Dufour hatte den Reisebericht von Marc-Auguste Pictet, dem Herausgeber der Bibliothèque universelle, über einen Versuchs-Drahtseilsteg der Brüder Seguin in Annonay gelesen und begann selber Drahtseil-Experimente zu machen.[3] Pictet erkannte, dass Drahtseilbrücken ein Problem der Stadt Genf, die Anbindung der wachsenden Vororte an das Stadtzentrum, lösen könnten. Der Erbauer des ersten 18 Meter langen Versuchsstegs Marc Seguin wurde nach Genf eingeladen, um das Projekt mit Dufour zu besprechen.[4][5]

Dufour entwickelte das Design aufgrund von Skizzen Seguins Ende 1822 weiter und schlug eine Hängebrücke mit Drahtseilen mit einem Mittelturm und zwei Spannweiten vor. Die Brücke wurde 1823 in fünf Monaten erbaut.

Dank dem Erfolg des Pont Saint Antoine konnte Dufour 1825 in Genf den Pont des Pâquis und 1834 den Pont des Bergues neu als Hängebrücke bauen.[6]

Nach Ablauf des Nutzungsvertrages zwischen der Stadt Genf und den privaten Besitzern ging die Brücke 1843 in den Besitz der Stadt Genf über. Aus diesem Anlass musste Dufour als Kantonsingenieur die Stabilität seiner Brücke nochmals überprüfen. Die zahlreichen Tests zeigten, dass die zwanzigjährige Benutzung nur geringfügige Spuren hinterlassen hatte.

Wenige Jahre später, als die Festungsanlagen und die vor ihnen liegenden Stadtviertel im 19. Jahrhundert restlos beseitigt und überbaut wurden, musste auch die Brücke entfernt werden, deren genaue Lage heute nicht mehr erkennbar ist.

Brücke

Die Passerelle verband das Viertel St. Antoine über einen Graben der noch existierenden Stadtbefestigung hinweg mit dem Viertel Tranchées[7] und war insgesamt 82 m lang und 2 m breit.

Sie hatte einen grossen Mittelturm, über den die sechs Tragseile liefen, die an den beiden Enden der Brücke in zwei weiteren Türmen verankert waren.[8] Die Tragseile bestanden aus je 90 parallel gelegten und fest umwickelten Eisendrähten mit einem Durchmesser von 1,3 mm.[9][10] Die Brücke wog 8'000 kg, konnte aber 160 Personen mit dem damals angenommenen Standardgewicht von 65 kg, also 10'400 kg tragen. Sie kostete die vergleichsweise bescheidene Summe von 16'350 Schweizer Franken, wobei die Kosten nur um 196 Franken überschritten wurden.

Einzelnachweise

  1. Die etwas älteren Hängebrücken in Grossbritannien waren Kettenbrücken, wie z.B. die Union Bridge oder Thomas Telfords Menai-Brücke
  2. G.-H. Dufour: Description du pont suspendu en fil de fer, construit à Genève. J.J. Paschoud, Genf und Paris 1824. Digitalisat auf Google Books
  3. Expériences sur la force des fils de fer. Mémoire de la société de physique det d'histoire naturelle de Genève 1823
  4. Marc Seguin, Des ponts en fil de fer, 2. Aufl., Paris, 1826, S. 40
  5. Genève, les premières photographies. L'Hebdo, 15. März 2012, abgerufen am 13. Januar 2014.
  6. Structurae: Pont des Bergues
  7. Stadtplan von Genf mit der Lage der Festungsmauern: Das Viertel Tranchées lag zwischen dem heutigen Bd. Helvétique und dem Bd. des Tranchées im Südosten der von der Promenade de St. Antoine begrenzten Altstadt. Im 19. Jahrhundert verschwanden die Festungsmauern und das Viertel vollständig unter der späteren Bebauung, die jedoch noch den alten Namen trägt.
  8. Passerelle St-Antoine à Genève - 1823 auf art-et-histoire
  9. Pflichtangabe Typ und/oder ID fehlt, siehe Doku
  10. Gedrehte bzw. geschlagene Drahtseile wurden erst 1834 von Oberbergrat Julius Albert erfunden.

Koordinaten: 46° 11′ 53″ N, 6° 9′ 8″ O; CH1903: 500701 / 117104