Wartburg (Automarke)



Der PKW des Typs Wartburg (benannt nach der Burg Wartburg) wurde von den Automobilwerken Eisenach in Thüringen von 1956 (Typ 311) bis 1991 (Typ 1.3) gefertigt. Von 1956 bis 1988 wurde der Wartburg von einem 3-Zylinder Zweitaktmotor angetrieben, ab 1988 von einem von VW entwickelten 4-Zylinder Viertakt-Reihenmotor.
Entwicklungsgeschichte des Wartburg 311
2. Januar 1956 ab FgstNr. 0009/6:
Der Wartburg 311 wurde aus dem IFA F9 weiterentwickelt. Dieser geht auf das 1940 entwickelte Modell DKW F9 der Auto Union zurück. Zunächst hatte er einen Hubraum von 900 cm³ und eine Leistung von 28 kW (38 PS). Weitere Verbesserungen gegenüber dem IFA F9 waren eine verstärkte Hinterachse, eine neuentwickelte Karosserie mit großem Kofferraum und Teleskop-Stoßdämpfer.
6. Juni 1957 ab FgstNr. 6430/7:
Die bisherige 130 W Lichtmaschine wird durch eine 160-W-Version mit passendem Regler ersetzt. Außerdem befindet sich der Regler nicht mehr auf der Lichtmaschine, sondern der Schwingungsfreiheit wegen, auf dem linken Motorseitenschutz.
31. Januar 1958 ab FgstNr. 8501/8:
Das Synchrongetriebe mit synchronisiertem 2.,3., und 4. Gang wird eingeführt. Ältere Getriebe können nachgerüstet werden.
15. Oktober 1958 ab FgstNr. 1175/9:
Verbesserung der Bremsanlage. Anstatt der bis dahin verwendeten Bremsbacken mit 38mm Breite kommen nun solche mit 50 mm Breite zum Einsatz, was die Gesamtbremsfläche auf 920 cm² erhöht. An der Vorderachse kommen Duplexbremsen, an der Hinterachse Simplexblemsen zum Einsatz.
1. Dezember 1958 ab FgstNr. 4557/9:
Erstes Facelift: Vom Wartburg Sport wird der Kühlergrill übernommen.
31. Juli 1959 ab FgstNr. 21301/9:
Die Bodenpartie im Heck wird überarbeitet, gleichzeitig wird ein neuer Kraftstofftank eingeführt, der in einem Ausschnitt den Hinterachstunnels eingeschraubt wird.
7. September 1959 ab FgstNr. 25501/9:
Die Scheibenwischeranlage wurde komplett überarbeitet: Stärkerer Wischermotor, neues/verbessertes Übertragungsgestänge.
23. September 1959 ab FgstNr. 27501/9:
In der Kupplung wird wegen besserer Haltbarkeit statt des bisher verwendeten Graphit-Rings im Ausrücklager ein Kugellager-Ring verwendet.
12. November 1959 ab FgstNr. 603104:
Einführung von weicheren Blattfedern.
9. Dezember 1959 ab FgstNr. 605100:
Die Scheinwerferanlage wurde überarbeitet: Erstmals kommt asymmetrisches Abblendlicht zum Einsatz (Streuscheiben, Reflektoren überarbeitet).
5. April 1960 ab FgstNr. 6013356:
Die Seilzug-Fernbetätigung der Kofferraumverriegelung entfällt; stattdessen kommt ein Kofferraumschloss zum Einsatz. Außerdem wurden die Haubenscharniere verstärkt.
7. April 1960 ab FgstNr. 6013556:
Neuer Luftfilter mit abnehmbarer Filterkappe und Schnorchel, im Vergaser (Typ H 362-18) kommt eine neue Hauptdüse 120 statt bisher 115 zum Einsatz.
8. April 1960 ab FgstNr. 6013671:
Die Zentralschmierung entfällt, neue Zahnstangenlenkung mit höherer Übersetzung, gummigelagerte Spurstangenköpfe. Es wird das Tankdeckelschloss eingeführt, die Entriegelungsmöglichkeit vom Kofferraum aus entfällt.
Modellpalette Wartburg 311
- Limousine 4-türig
- Coupe 2-türig
- Sport 2-türig
- Kabriolett 2-türig
- Kombi 3-türig
- Camping 5-türig
- Pritschenwagen 2-türig
- Kübelwagen 2-türig
- Prototypen
- Bellevue
Geschichte des Wartburg 353 (1965-1988)
1. September 1965 ab FgstNr. 65.533: schrittweise Einführung des Modells 353 mit dem Übergangsmodell 312 (Rahmen des 353 mit Karosserie 311)
1. Juni 1966 ab FgstNr. 01.30 001: neue Karosserie, entworfen von dem bekannten Formgestalter Clauss Dietel
1. Juli 1966 ab FgstNr. 02.14 001: neues Getriebe (Typ 353)
6. Mai 1969 ab FgstNr. 04.10 474: Einführung des neuen Motors Typ 353-1 mit 36,8(!)kW
3. März 1975 ab FgstNr. 10.06.948: Einführung des Wartburg 353W mit Scheibenbremsen vorne und vielen Detailänderungen. Die Karosserie bleibt unverändert.
14. Juni 1982 ab FgstNr. 17.20 932: Einführung des Registervergasers Jikov 32 SEDR mit Ansauggemischvorwärmung (Von der Umrüstung älterer Modelle wird abgeraten). Neue Bremstrommeln hinten und H4-Scheinwerfer.
2. Januar 1984 ab FgstNr. 19.00 401: Einführung der Ausführung "S" statt der bisherigen Ausführung "de luxe". Kennzeichen der "Sonder"ausführung: - mattschwarze PVC-Türfensterrahmen - Armaturenverkleidung mit Kunstleder in Holzmaserung - Kofferraumauskleidung - Nebelanlage (-scheinwerfer und -schlußlicht) - Zweiklangfanfare - Knüppelschaltung - heizbare Heckscheibe - Malimo-Kord-Bezugsstoff Zudem werden bei allen Modellen die bis dahin verchromten Karosserieteile schwarz plastpulverbeschichtet. (Ein Zeichen der Rohstoffknappheit der DDR-Wirtschaft, und ein Versuch, mit dem Zeitgeschmack Schritt zu halten)
30. Juni 1984 ab FgstNr. 20.24 100: Neues Frontmittelteil mit rechteckigen Scheinwerfern in Verbindung mit vorneliegendem Kühler. Damit wird sich erstmals vom hintenliegenden Kühler des DKW verabschiedet, der bei diesem durch die Thermosyphonkühlung notwendig war.
Modellpalette Wartburg 353
- Limousine 4-türig
- Kombi 5-türig ("Tourist")
- Pickup 2-türig ("Trans")
- Prototypen
- Wartburg 355
- Wartburg mit Turbinenantrieb (siehe Links)
Geschichte des Wartburg 1.3 (1988-1991)
12. Oktober 1988 Serienanlauf des Modells Wartburg 1.3 mit VW-Lizenzmotor. Starke, teils designmäßig wenig gelungene Retuschen am Fahrzeugäußeren, neuer 58 PS-Motor mit neuem 4-Gang-Getriebe, leicht retuschierter Innenraum, aber trotzdem Beibehalteung des Karosseriegrundkörpers und des Fahrzeugkonzeptes mit separatem Rohrrahmen mit aufgesetzter Ponton-Karosserie. Auch dieses Modell trägt, wenn auch leicht retuschiert die Handschrift von Clauss Dietel, der dies Fahrzeug vor 25 Jahren entwarf. Alle Weiterentwicklungsmaßnahmen in diesen 25 Jahren waren gezeichnet von dem ständigen Mangel der DDR und der Kurzsichtigkeit der DDR-Partei- und Staatsführung. So konnte der Wartburg 353, welcher in den Anfangsjahren sogar bis Holland und Großbritannien exportiert wurde, zum Schluß nur noch deshalb verkauft werden, weil es keine Alternativen gab. Beim Besuch diverser Museen (AWE-Museum Eisenach, sächs. Fahrzeugmuseum Klaffenbach) kann man dann feststellen, daß es anders hätte sein können (zahllose Prototypen), aber "von oben" teils aus ideologischen Gründen (Günter Mittag soll gesagt haben: "Für unsere Arbeiter reicht der Trabant!"), teils aus materiellen Gründen (die Investitionen für eine komplette Fertigungsumstellung waren für die DDR-Wirtschaft nicht zu verkraften) abgewürgt wurde. Nicht zuletzt kostete wohl die geplante, aber nie realisierte Entwicklung eines RGW-Autos (u.a. zusammen mit Skoda) wichtige Entwicklungsjahre. Inwieweit der Wartburg 1.3 als neues Modell gemeint war, welches durch die Zwänge der Zeit so war, wie es war, oder nur als Übergangslösung zu einem neuen (nie gebauten) Modell zu sehen ist, wird wohl nicht mehr genau zu klären sein.
Mit dem Modellsprung war ein horrender Preissprung verbunden. Von ca. 20.000-22.000 Mark für den Wartburg 353 (Grundpreis) erhöhte sich der Grundpreis auf über 30.000 Mark für den Wartburg 1.3. Für viele DDR-Bürger, die jahrelang auf einen neuen Wartburg gespart hatten und den Preis als - wie in der DDR bei Konsumgütern allgemein üblich - wenistens einigermaßen verlässliche Größe einkalkuliert hatten (Preissteigerungen erfolgten eher schleichend), ergab sich plötzlich ein unvorhergesehenes Finanzierungsproblem. Ratenkauf oder Kreditaufnahme waren beim Neuwagenkauf nicht vorgesehen (obwohl sonst durchaus üblich), Leasing oder sonstige in der Marktwirtschaft übliche Finanzierungsmöglichkeiten waren in der DDR unbekannt; das Fahrzeug war zum Zeitpunkt der Abholung (immer?) bar, auf jeden Fall sofort zu bezahlen. Ein Aufschub des PKW-Kaufes war, wenn überhaupt möglich, so doch problematisch; wahrscheinlicher ist jedoch, daß bei Nichtkauf des Fahrzeuges die Berechtigung verfiel. Dieser Preissprung beim langersehnten 4-Takt-Wartburg sorgte bei der Bevölkerung für eine Desillusionierung über die künftig real käuflichen Produkte des DDR-Automobilbaus, deren Preisregion jetzt in etwa den Import-Westwagen Peugeot und Citröen bei deutlich schlechterem Design und Ausstattungsumfang gleichgestellt war. Die neue Preispolitik und das sichere Gefühl, auch künftig mit unzulänglichen Lösungen abgespeist zu werden, waren auch maßgebliche Gründe für die 1988 und 1989 sich rapide verschlechternde Stimmung der DDR-Bevölkerung.
10. April 1991 Einstellung der Produktion. Der letzte Wartburg lief an diesem Tag nach über 90 Jahren AWE vom Band.
Modellpalette Wartburg 1.3
- Limousine 4-türig
- Kombi 5-türig ("Tourist")
- Pickup 2-türig ("Trans")
- Prototypen:
- Irmscher Wartburg (1990) (Stückzahl: 4)
- Ihling Pickup (länger als "Trans") (Stückzahl: 6)
- Trailer ( Wartburg Rally Team)
Technische Daten:
Technische Daten: Wartburg 311/312
- Wartburg 311
- L/B/H: 4300/1520/1450 mm (Limosine Kabrio); 4210/1570/1450 mm (Coupé Camping); 4280/1570/1475 mm (Kombi); 4360/1810/1350 (Sport)
- Motor: Dreikanal-Zweitakt-Vergaser-Motor mit Umkehrspühlung
- Bodenfreiheit (Beladen): 190 mm
- Hubraum: 900 ccm
- Leistung: 38 PS (Standard); 36,8 kW / 50 PS (Sport)
- Kraftstoff: 2-Takt-Gemisch 1:33,3 (Standard) 1:25 (Sport)
- Vergaser: VEB Berliner Vergaserfabrik, Berlin O 112 H362-6 (Standard) 2x H362-1 (Sport)
- Getriebe: Blockgetriebe 4 Gang Zahnradgetriebe / 1 Gang rückwärts, sperrsynchronisiert
- Freilauf in allen Gängen, manuell sperrbar
- Kupplung: Einscheiben-Trockenkupplung mit 6 Druckfedern, vollständig gekapselt
- Fahrwerk: Blattfedern (vorn/hinten) quer, hinten Starrachse mit hochliegender Blattfeder, vorn getrieben, Felgen 15"
- Bremsen: Hydraulische Innenbackenbremse; vorn Duplex-, hinten Simplex-Gleitbackenbremsen
- Akkumulator: 6V
- Zündanlage: Unterbrecher, je Zylinder 1 Zündspule
- Elektroanlage: Gleichstromlichtmaschine 6 V 180 W ab 2200 U/min
- Hauptbeleuchtung: Fernlicht 45 Watt, Abblendlicht 40 Watt, Schlusslicht 5 Watt, Bremslicht 5 Watt, Rückfahrschwinerfer 15 Watt, Fahrtrichtungsblinker 15 watt
- Gesamtmasse Leer/Nutzmasse/Gesamtlast : Limosine: 920 kg/380 kg/1300 kg; Kabriolet/Coupé: 985 kg/340 kg/1325 kg; Camping: 1020 kg/380 kg/1400 kg; Kombi: 1050 kg/400 kg/1450 kg; Sport: 930 kg/340 kg/1270 kg
- Höchstgeschwindigkeit: Standard: 115 km/h; Kombi: 100 km/h; Sport: 140 km/h
Technische Daten: Wartburg 353W
- Wartburg 353W
- L/B/H: Limosine: 4220/1640/1495 mm; Tourist: 4380/1640/1495
- Motor: 3-Zylinder-2-Takt-Ottomotor, flüssigkeitsgekühlt
- Hubraum: 992 ccm
- Leistung: 36,8 kW / 50 PS
- Drehmoment: 10 kpm bei 3000 u/min
- Kraftstoff: 2-Takt-Gemisch 1:50, Mindest-Oktanzahl: 88
- Vergaser: Fallstromvergaser BVF-40, ab 1982 Registervergaser Jikov 32 SEDR
- Getriebe: 4 Gang Zahnradgetriebe / 1 Gang rückwärts, vollsynchronisiert
- Freilauf in allen Gängen, manuell sperrbar
- Kupplung: Einscheiben-Trockenkupplung mit Tellerfeder, Typ: T 10-12K
- Fahrwerk: Einzelradaufhängung, vorn getrieben, Felgen 13", Reifen 165-SR 13, 170/70 R13 oder 185-SR 13
- Wendekreis: 10,2 m
- Bremsen: Trommelbremsen, feststellbar hinten, Scheibenbremsen vorn
- Akkumulator: 12V/38Ah (ab 1981)
- Zündanlage: Unterbrecher, je Zylinder 1 Zündspule
- Elektroanlage: Gleichstromlichtmaschine 12 V 350 W / ab 1975 Drehstromlichtmaschine 12 V/ 588 W
- Hauptbeleuchtung: ab 1978 H4 Halogenscheinwerfer 65/55Watt
- Kofferraum: 525 l(Limosine); L/B/H 1940/1300/860mm (Tourist)
- Gesamtmasse Leer/Nutzmasse/Gesamtlast : Limosine: 920 kg/400 kg/1320 kg; Tourist: 970 kg/440kg/1410 kg
Technische Daten: Wartburg 1.3
- Wartburg 1.3
- L/B/H: 4220/1645/1495 mm (Limosine); 4280/1645/1520 mm (Tourist); 4224/1644/1695 mm (Trans)
- Bodenfreiheit (Beladen): 122 mm
- Motor: 4-Zylinder-4-Takt-Ottomotor, flüssigkeitsgekühlt, identisch zur VW EA 111 Baureihe (Polo, z.T. Golf Motor Kennungen: N; NZ) "Alpha Deal" mitte der 1970ér Jahre
- Motormasse: 107,5 kg
- Hubraum: 1272 ccm
- Leistung: 43 kW / 58 PS
- Drehmoment: 9,6 kpm bei 3300 u/min
- Kraftstoff: Benzin Mindest-Oktanzahl: 91
- Vergaser: Einfallstromvergaser 34 TLA
- Getriebe: synchronisiertes Viergang-Wechselgetriebe mit Fernschaltung (Masse mit Öl ca 29kg)
- Kupplung: Einscheiben-Trockenkupplung TF 180-120 (TF 180 DE2R)
- Fahrwerk: Einzelradaufhängung, vorn getrieben, asymmetrische Humpfelgen 4 1/2Jx13H 1-B-J 45-1 (13"), Reifen 165/80 R 13 82 S sl, 175/70 R 13 80 S
- Wendekreis: 10,8 m
- Bremsen: Trommelbremsen, feststellbar hinten, Scheibenbremsen vorn
- Akkumulator: 12V/44Ah
- Zündanlage: Transistorzündung mit Geberprinzip, Hall-Effekt
- Elektroanlage: Drehstromlichtmaschine 14 V/ 57 A
- Hauptbeleuchtung: H4 Halogenscheinwerfer 60/55 Watt
- Kofferraum: 525 l (Limosine); Ladefläche L/B: 1940 mm / 1300 mm (Tourist); 1700 mm / 1400 mm (Trans)
- Gesamtmasse: Limosine Leer: 900kg / Maximale Gesamtlast: 1320 kg; Tourist Leer: 960kg / Maximale Gesamtlast: 1410 kg; Trans Leer: 840 kg + 75kg Fahrer / Maximale Gesamtlast: 1390 kg
- Verbrauch auf 100km (Werksangabe): 6,4 L (bei konstant 90 km/h)
- Höchstgeschwindigkeit: 138-145 km/h (lt. Fahrzeugscheinen)