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Alan Greenspan

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Alan Greenspan, 27. September 2002

Alan Greenspan (* 6. März 1926 in New York) ist US-amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler und seit 1987 Vorsitzender der US-Notenbank "Fed" (Federal Reserve Board).

Ausbildung und Privatleben

Der musisch talentierte Greenspan wollte zunächst Musiker werden. In seiner Geburtsstadt New York-Bronx besuchte der Sohn eines Börsenmaklers, der auch Kantor an einer Synagoge war, die berühmte Musikhochschule Juillard. Seine Instrumente waren das Saxophon und die Klarinette, mit der er seinem Vorbild Benny Goodman nachstrebte.

Doch mit 22 Jahren entschloss sich Greenspan zu Studien der Ökonomie, die er 1950 an der New York University mit dem Master-Grad abschloss und 1977 mit dem Dr. phil. summa cum laude an der Columbia University.

Der langjährige Junggeselle heiratete mit 71 Jahren Andrea Mitchell, die damals White House-Korrespondentin des Fernsehsenders NBC war. Als Twen wurde eine erste "voreilige" Ehe nach 12 Monaten geschieden.

Doktor Greenspans finanzpolitische Laufbahn begann 1953 mit der Beratungsfirma "Townsend-Greenspan & Co". 1967 unterstützte er Richard Nixons im Wahlkampf, der ihn 1974 als Präsident zum Chef des Council of Economic Advisers berief.

Vorsitzender der "Fed"

Seit dem 11. August 1987 ist er Vorsitzender des United States Federal Reserve Board; seine Berufung an die Spitze der US-Notenbank erfolgte auf Wunsch des republikanischen Präsidenten Ronald Reagan. "AG" erreichte bemerkenswert schnell internationales Ansehen und überzeugte 1991 auch Reagan-Nachfolger George Bush sen. - insbesondere weil er den Börsenkrach 1987 erfolgreich bewältigt hatte.

Entgegen dem Wunsch von Bush sen., der damals auf eine nachhaltige Senkung der Zinsen drängte und eine mögliche höhere Inflation in Kauf nahm, blieb Greenspan bei seinem strikt anti-inflatorischen Kurs. Daher hielt man ihn mitverantwortlich für die Mitte 1990 in Amerika einsetzende "milde" Rezession, die damals durch den 1. Golfkrieg zusätzlich angeheizt wurde. Dass Bush dennoch an Greenspan festhielt, zeigt seine Hochachtung vor AGs fachlichem Ansehen.

Greenspan arbeitete bisher unter vier US-Präsidenten, wobei er auch vom demokratischen Präsident Bill Clinton geschätzt wurde und mit diesem ab 1993 gut kooperierte, obwohl schwere Diskrepanzen in der Geldpolitik vorausgesagt worden waren.

Auf Initiative Greenspans (und der EZB) intervenierten die Notenbanken der USA, Japan und Kanadas in der Anfangszeit des Euro. Insbesondere durch die Stützungskäufe vom 22. September 2000 erholte sich der Euro-Wechselkurs, der unter 0,85 US-$ gesunken war, rasch bis auf 90 US-Cent. Greenspan wusste, dass der Markt nach Alternativen zum US-Dollar suchte, und sagte voraus, dass die Parität 2002 erreicht werden würde - was auch eintrat. Später wurde die neue europäische Währung für stabiler als der Dollar erachtet und durchbrach mehrfach die Marke von 1.35, ohne aber den Dollar als Leitwährung zu entthronen.

Im Jahr 2001 war in den USA ein Verfahren gegen Greenspan wegen des Verdachts der Goldpreis-Manipulation anhängig, das aber für den Banker ohne Konsequenzen verlief.
Greenspans immerhin fünfte Amtszeit währte vom 20. Juni 2000 bis zum 20. Juni 2004. Dann konnte Bush ihn noch zu einer Verlängerung bewegen, die nun Anfang 2006 ausläuft. Bis zur Nominierung von Ben Bernanke hieß es, die Suche nach dem besten Nachfolger würde schwierig sein - denn Alan is unique!

Ansichten über den "Fed"-Chef

Greenspan wird mit 31. Januar 2006 als Präsident der Notenbank in den Ruhestand treten. Für seine Nachfolge wurde am 24. Oktober 2005 Ben Bernanke nominiert. Aus diesem Anlass wurden in der Finanzwelt zahlreiche Interpretationen zur "Legende" Greenspan zu vernehmen; unter anderem berichtete Global iNet News/BERLINKONTOR:

"Alan GREENSPAN (79), der mächtigste Notenbanker der Welt, scheidet nach 18 Jahren aus dem Amt. Wenn dieser legendäre Chef der US Federal Reserve Bank vor die Mikrophone trat, hielten nicht nur Banker, Wirtschaftsbosse, Devisenhändler, Aktionäre und Kleinanleger den Atem an, sondern auch die Staatenlenker der Welt. Jedes Mal, wenn dieser "Mogul der internationalen Finanzwelt" sich öffentlich äußerte, erzitterte die monitäre Erdbeben-Nadel auf der Richterskala der globalisierten Finanzwelt."

Die richtungsweisenden Analysen und Maßnahmen, die Greenspan - wie es heißt - oft während der Entspannung in der Badewanne konzipierte, faszinierten und beeinflussten nicht nur die US-amerikanische Wirtschaft nachhaltig, sondern die Finanzsysteme weltwelt. Greenspan, den der ehemalige Vorsitzende des Bankenauschuses im US-Kongreß Phil Gramm den "größten Notenbanker aller Zeiten" nannte, agierte in der Tat wie ein Regisseur aller Spekulationen und Wechselkurse."

Wegen seiner Politik niedriger Zinssätze wurde Greenspan auch "Zins-Eliminator" genannt. So schreibt Berlinkontor: "Greenspann folgte stets nur seinen eigenen Eingebungen und Überzeugungen - und dominierte nicht selten selbst die Politik im Weißen Haus, im US-Kongreß und an den internationalen Finanzmärkten."

Vielfach wurde Greenspan als "heimlicher" mächtigster Mann der Welt angesehen, da oftmals bereits seine (bewusst vage gehaltenen) Andeutungen die Börsen in Bewegung versetzen. So lautete ein über ihn kolportierter Kalauer: "Sollten Ihnen meine Aussagen zu klar gewesen sein, dann müssen Sie mich missverstanden haben". Ein anderer Ausspruch über ihn belegt seine Bedeutung für Fed und Börsenmärkte: "Wenn Greenspan erkältet ist, kann es die Kurse ins Schleudern bringen."

Literatur