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Ramon Llull

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Ramon Llull
Ramon Llull

Ramon Llull latinisiert auch Raimundus Lullus, auch Raymond Lully, Ramón Lull (* um 1232 in Palma de Mallorca - † 29. Juni 1315 in Nordafrika) war ein bedeutender christlicher Mystiker, Theologe, Philosoph, Mathematiker und Begründer der katalanischsprachigen Literatur.

Leben

Ramon Llull war der sohn eines katalanischen Ritters, der an der Befreiung der Balearen von den Sarazenen unter Jakob dem Eroberer gekämpft hatte. So wuchs er bei Hofe auf und wurde früh zum Erzieher der Prinzen ernannt. Er führte ein höfisches weltliches Leben und widmete sich der Dichtkunst als Troubadour. 1257 heiratete er seine Frau Blanca. Aus der Ehe entstanden zwei Kinder. 1263 veranlasste eine Vision, in der er den gekreuzigten Christus neben sich sah, Llull zu einer radikalen Änderung seines Lebens. Er unternahm Pilger- und Bildungsreisen, auch in die arabische Welt, und bildete sich weiter, lernte Arabisch und stellte seine Dichtkunst in den Dienst des Glaubens. Llull wurde bald ein berühmter Gelehrter und Vertrauter des von ihm erzogenen Jakob II., er unterrichtete an der Pariser Sorbonne und nahm am Konzil von Vienne teil. Dort setzte er sich für die Einrichtung von Lehrstühlen für Hebräisch, Arabisch und Chaldäisch an den Universitäten Paris, Oxford, Bologna und Salamanca ein, was ihn zu einem Begründer der westeuropäischen Orientalistik machte. 1314 begab er sich im Auftrag Jakobs II. auf eine Reise nach Tunis. Auf dieser Reise wurde er 1315 von einer aufgebrachten Menge in Bougier (Algerien) gesteinigt und starb auf der Schiffreise nach Mallorca. Die katholische Kirche wertet dies als Märtyrertod: Papst Pius IX. sprach Ramon Llull selig.

Werke

Ramon Llull schrieb weit über 265 Werke in lateinischer, arabischer und altkatalanischer Sprache.

  • Libre de contemplació en Déu
  • Llibre d'amic e amat" (Das Buch vom Freunde und vom Geliebten) - Vieles in diesem Werk rührt heute homoerotisch an, gleichwohl ist der "Liebhaber" der gläubige Christ, der Mystiker, der "Geliebte" jedoch Jesus Christus. Dieses Werk Llulls ist stark vom islamischen Sufismus beeinflusst.

Zitat

Der Freund sehnte sich nach Einsamkeit.
Um allein zu sein, suchte er die Gesellschaft
seines Geliebten. Mit ihm ist er allein
inmitten der Leute.

Das Buch vom Freunde und vom Geliebten, Abschnitt 46

Literatur

  • Ramon Llull: Das Buch vom Freunde und vom Geliebten, übersetzt und herausgegeben von Erika Lorenz, Freiburg (Herder) 1992