Bedingung (Philosophie)
Eine Bedingung (latein: conditio, englisch: condition) ist die mit wenn oder weil verbundene Teilaussage eines Satzes, die eine Art von Folgerung hervorruft.
Das deutsche Wort Bedingung gibt es nachweislich spätestens seit Luther und es suggeriert fälschlich den abhängigen Zusammenhang mit Dingen.
hinreichende und notwendige Bedingung
Die (hinreichende) Bedingung ist der Vordersatz einer Subjunktion oder einer Implikation. Es wird unterschieden zwischen
- notwendiger und
- hinreichender Bedingung:
Ist ein Sachverhalt A Voraussetzung (notwendige Bedingung) dafür, dass ein anderer Sachverhalt B eintreten kann, so folgt daraus noch nicht, dass B auch wirklich eintritt. Bei einer hinreichenden Bedingung ist B sicher wahr.
Die notwendige Bedingung A für eine Folge B heißt auch Replikation. Es gilt: wenn B dann A.
Beispiel aus der Differentialrechnung bei der Bewertung der ersten Ableitung: Ist die erste Ableitung einer Funktion Null (f'(a) = 0), so ist dies eine notwendige Bedingung für einen lokalen Extremwert. Erst bei Untersuchung der zweiten Ableitung weiß man, ob es dort wirklich einen lokalen Extremwert gibt, ob also die hinreichende Bedingung wahr ist.
Siehe auch: Artikel notwendige und hinreichende Bedingung
Bedingte Wahrscheinlichkeit
Die so genannte bedingte Wahrscheinlichkeit ist die Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines Ereignisses A unter der Bedingung, dass ein Ereignis B bereits vorher eingetreten ist.
Kausale Bedingung
In bestimmten Zusammenhängen (fachsprachlich meist in den Naturwissenschaften) wird die Bedingung auch kausal (als Grund meist vor dem Wort weil) verwendet.
Die Bedingung ist dann die sprachliche Formulierung der Ursache (causa) einer Wirkung.
- In den biologischen und medizinischen Wissenschaften sind frühere Entwicklungsstadien die Bedingung für spätere: Das Wachsen des Embryos ist Bedingung für die Geburt eines Menschen.
- In der Physik und anderen Naturwissenschaften ist eine Ausgangssituation und die Geltung von Naturgesetzen die Bedingung für die Entstehung von Folgesituationen.
Juristische Bedingung
Auch das menschliche Handlungsvermögen (fachsprachlich meist in den Geisteswissenschaften) ist von Bedingungen abhängig.
Wird Arbeit (zum Beispiel in einem Arbeitsvertrag) von einer Geldzahlung abhängig gemacht, so ist sie die Bedingung für diese Zahlung.
Im Strafrecht wird ein Täter für eine Tat verantwortlich gemacht, wenn sie die (hinreichende) Bedingung (conditio sine qua non) für den Straftatbestand war.
Bedingung in der Philosophiegeschichte
In der Scholastik beschrieb man den hinreichenden Zusammenhang einer Bedingung so:
- Steht eine Bedingung fest, so stimmt auch das Bedingte, und ist die Bedingung aufgehoben, so enthebt sich auch das Bedingte.
- (Posita conditione ponitur conditionatum, et sublata conditione tollitur conditionatum.)
Der Philosoph Immanuel Kant fragt in seiner Transzendentalphilosophie nach der Bedingung der Möglichkeit von Erfahrung. Dieser Sprachgebrauch ist auch für andere Zusammenhänge inzwischen in die Umgangssprache aufgenommen worden.
Siehe auch
Weblinks
- Necessary and Sufficient Conditions. Eintrag in Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy.