Arbeiteruhr

Roskopfuhren, so nach ihrem Erfinder Georges Roskopf benannt, waren kostengünstige, für jedermann erschwingliche mechanische Uhren. Sie hatten ihre Blütezeit ab 1860 bis zur Quarzuhrenkrise Mitte der 1970er Jahre.
Geschichte
Roskopfuhren (Stiftankerhemmung) waren gegenüber der sogenannten „Ankeruhr“ (Ankerhemmung) vereinfachte industrielle Uhrenwerke verminderter Qualität, aber dafür erschwinglich für die breite Bevölkerung. Das war auch die Absicht des Erfinders, er benannte sein ab 1867 erscheinendes Model „La Prolétaire“ (Arbeiter, Proletarier). Bisher wurden Uhren in Manufakturen und nicht industriell produziert. An der Pariser Weltausstellung von 1867 gewann G. Roskopf eine Bronzemedaille. Louis Breguet würdigte dabei die Bedeutung dieser Erfindung und wies auf die Vorteile der industriellen Produktion hin. Diese neue Entwicklung war nötig, weil Billiguhren aus den USA der traditionellen Schweizer Uhrenfertigung zusetzten.
Jahrzehnte lang wurden kostengünstige Uhren „System Roskopf“ von der Schweizer und ausländischen Uhrenindustrie (zum Teil mit Schweizer Maschinenpark und Know-how aufgebaute Kapazitäten) in grossen Mengen produziert und auch weiter entwickelt. Daneben gab es weiterhin die höherpreisigen, qualitativen Ankeruhren (hat nichts mit der Wiener Spieluhr zu tun!) aus den klassischen Uhrenmanufakturen. Der vermehrte Trend zur Zweituhr oder modischen Uhr gab dem Konzept des günstigen Uhrwerkes Mitte des 20. Jahrhunderts zusätzlichen Auftrieb, neben den Billig- oder Volumenmärkten in Fernost und USA. Mitte der 1970er Jahre exportierte die Schweiz 99 % der Roskopfuhrenproduktion, 41 Mio. Uhren oder -werke mit einem Wert von 534 Mio CHF. [1]
Der für den Export hohe Schweizer Franken und die Entwicklung der kostengünstigen, trendigen elektronischen Uhr (zuerst der Stimmgabelwerke und dann der Quarzuhren) setzte der günstigen mechanischen Uhr rasch ein Ende. Es begann die sogenannte Quarzuhrenkrise. Die Produktion der Roskopfuhren verschwand fast beinahe und damit auch der dazugehörige Verband schweizerischer Roskopfuhrenindustrieller. Nur noch in einzelnen Entwicklungsländern konnte sich das Konzept Roskopf etwas länger halten. Es gab gegen Ende der Roskopfuhren Blütezeit auch höherwertige Uhrwerke mit sogar einigen Lagersteinen (Rubinen), für das mittlere Preissegment von Oris und wenigen anderen Uhrenhersteller.
Weblinks
- {{{Autor}}}: Georges-Fréderic Roskopf. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- {{{Autor}}}: Uhrenindustrie. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Einzelnachweise
- ↑ Neue Zürcher Zeitung. 30. Mai 1975, S. 19