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Isonzoschlachten

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Unter den Isonzoschlachten versteht man 12 blutige Auseinandersetzungen zwischen 1915 und 1917 an der Südostfront des Ersten Weltkriegs zwischen Italien und Österreich. Benannt wurden sie nach dem Isonzotal, um das sich die Fronten zogen. Das Gebiet liegt großteils im heutigen Slowenien.

Vorgeschichte

Italien war vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges im sogenannten Dreibund mit Österreich-Ungarn und Deutschland verbündet. Trotzem weigerte sich Italien, auf der Seite der Mittelmächte in den Krieg einzutreten. Als Grund führte Italien an, dass der Dreibund als Defensivpakt konstruiert sei. D.h. es bestehe nur eine Bündnispflicht, wenn einer der Bündnispartner angegriffen würde, laut italienischer Ansicht hätten jedoch Deutschland und Österreich den Krieg begonnen und somit bestehe keine Bündnispflicht.

Der eigentliche Grund war, dass die Entente von Beginn an Italien Versprechungen machte. In Friaul und Südtirol, sowie im Trentino und in Triest lebten unterschiedlich starke italienische Minderheiten und die Entente tat sich natürlich leicht, diese österreichischen Gebiete Italien im Falle eines Kriegseintrittes auf ihrer Seite zu versprechen. Österreich wies zwar darauf hin, dass mehr Italiener als Minderheit in Frankreich und in der Schweiz lebten, fand damit aber kein Gehör. Ein weiterer Grund dafür war wohl auch, dass Italien Österreich als den vermeintlich schwächeren Gegner betrachtete. So gab es Pläne im italienischen Generalstab binnen 4 Wochen bis nach Wien vorzurücken. Auch die italienische Wirtschaft hatte kein Interesse daran, an der Seite der Mittelmächte zu kämpfen. Die italienische Wirtschaft war sehr abhängig von Rohstoffimporten auf dem Seeweg, diese wären im Falle eines Krieges gegen die Entente einer Blockade zum Opfer gefallen.

Die italienische Bevölkerung war allerdings keineswegs von einem Krieg begeistert und musste erst mittels Propaganda dazu gebracht werden. Hier tat sich vor allem der italienische Dichter Gabriele d'Annunzio hervor, der es geschickt verstand, die Stimmung gegen Österreich aufzuwiegeln. Auch General Luigi Cadorna verstand es mit optimistischen Versprechungen und Prognosen, das italienische Parlament auf seine Seite zu ziehen.

Am 23. Mai 1915 überfiel Italien trotz des Bündnisses schließlich Österreich-Ungarn und trat auf Seiten der Entente in den Ersten Weltkrieg ein. Italien verfügte bei Kriegsbeginn über ein Heer von 900.000 Mann, das sich in 4 Armeen sowie die Karnische Gruppe gliederte. Oberbefehlshaber war General Luigi Cadorna. Der festgelegte Operationsplan sah vor, mit der 2. und 3. Armee über den Fluss Isonzo in Richtung Ljubljana vorzustoßen, um ein strategisches Zusammenwirken mit dem russischen und serbischen Heer zu ermöglichen. Die Karnische Gruppe sollte Richtung Villach in Kärnten vorstoßen, die 4. Armee Toblach angreifen. Die gegen Südtirol eingesetzte 1. Armee sollte sich defensiv verhalten. Bereits in den ersten Wochen zeigte sich, dass die geplanten Operationen völlig unrealistisch waren.

General Cadorna war zwar ein gewandter Redner, sein militärisches Geschick stand jedoch in keiner Relation dazu. Die österreichische Grenze war zwar in Erwartung eines italienischen Kriegseintrittes gut befestigt worden, war allerdings nur mit schwachen Landsturm-einheiten besetzt. Für manche Frontabschnitte waren zu Beginn überhaupt keine österreichischen Truppen verfügbar. Hier marschierten Freiwillige nachts von Gipfel zu Gipfel und täuschten durch viele Fackeln ein größeres Aufgebot an Truppen vor. General Cadorna war ein Mann, der jedes Risiko scheute und so zögerte er auch nach Kriegseintritt mit einer raschen Offensive. Die Österreicher brachten ihrerseits schließlich in Eilmärschen Verstärkung von der serbischen und russischen Front an die italienische Grenze und schafften es so, bereits nach 2 Wochen eine geschlossene Verteidigung zu organisieren. Das gebirgige Gelände tat ein Übriges, um einen schnellen Vormarsch der Italiener zu bremsen, und begünstigte die Verteidiger zusätzlich.

Der Kriegsschauplatz

Die Front befand sich zum größten Teil in gebirgigem Gelände und stellte somit besondere Anforderungen an die Kriegsführung. So musste buchstäblich jede Wasserflasche und jedes Stück Feuerholz von Maultieren in die Stellungen transportiert werden. Da ab dem Winter 1916/17 die Pferde und Maultiere auf Grund von Futtermangel kaum noch leistungsfähig waren, wurden diese mehr und mehr durch elektrisch betriebene Seilbahnen bzw. Zugverbindungen ersetzt.

Die kürzeste Verbindungen nach Kärnten bzw. ins nördliche Slowenien wurden außerdem durch noch in der napoleonischen Zeit errichtete Forts (z.B. Fort Herrmann oder Herrmannswerk) versperrt. Der österreichisch-ungarischen Armeeführung war jedoch bewusst, dass diese Sperranlagen einem Beschuss mit modernen Artilleriegeschützen nicht standhalten würden. Die Geschütze und Besatzung dieser Forts war deshalb noch vor Kriegsausbruch, bis auf eine minimale Restmannschaft, die eine Vollbesetzung vortäuschte, abgezogen worden. Die italienischen Truppen wurden vor diesen Forts gestoppt und die italienische Artillerie kämpfte in tagelangem Beschuss die Forts nieder (wobei diese stark zerstört wurden), was der österreichischen Armee die Zeit, die sie zum Aufbau ihrer Verteidigungslinien benötigte, verschaffte.

Am Isonzo und in Richtung Triest war das Gelände eher hügelig und karstig und somit offen für Großangriffe. Demzufolge konzentrierten sich die italienischen Angriffe immer wieder in diesem Abschnitt. Vor allem die einzigen zwei österreichischen Brückenköpfe westlich des Isonzo (bei Tolmein und bei Görz) wurden immer wieder angegriffen. Hier zeigte sich jedoch das mangelnde militärische Geschick Cadornas.

General Cadorna ließ seine Truppen zu Beginn wie aus dem Lehrbuch angreifen. So griffen seine Soldaten dicht gedrängt und gestaffelt an, was alle anderen kriegsführenden Länder wegen der außerordentlich hohen Verluste (Maschinengewehr) bereits abgeschafft hatten. Die österreichischen Verteidiger mähten so in den Anfangstagen ganze italienische Kompanien nieder (bis zu 90 % Verluste!). Außerdem war Cadorna zu zögerlich und verschenkte so des öfteren bereits erkämpfte Anfangserfolge. Die Österreicher ihrerseits hatten mit Generaloberst Svetozar Boroevic von Bojna einen ihrer fähigsten Kommandanten an die italienische Front entsandt. Vor allem die defensive Kampfweise war eine Spezialität General Boroevics und so schaffte er es immer wieder trotz deutlicher Unterlegenheit (bis zu dreifache italienische Übermacht), einen italienischen Durchbruch zu verhindern. Sein Geschick trug ihm auch bald den Beinamen "der Löwe vom Isonzo" ein und am 1. Februar 1918 wurde er dafür von Kaiser Karl I. zum Feldmarschall befördert.

Beide Seiten hatten mit dem Problem der Desertion zu kämpfen. In der k.u.k. Armee waren davon hauptsächlich italienische und tschechische Einheiten betroffen. Durch den Ausbruch des Nationalismus waren sie anfällig für die feindliche Propaganda, die ihnen eigene Nationalstaaten verprach. Die schlechte Versorgungslage (Kleidung, Ernährung, Waffen) der k.u.k.-Einheiten tat ein Übriges, um die Moral zu senken. Bei den italienischen Einheiten war oft der noch heute existierende Unterschied zwischen den Nord und Süditalienern Grund für das Überlaufen zum Feind. So betrachteten Süditaliener den Krieg häufig, als einen Krieg "Roms und des Nordens" und hatten keine Lust, darin zu sterben.

Die Schlachten

Erste Isonzoschlacht, 23. Juni - 7. Juli 1915

Am 23. Juni 1915 eröffnen die Italiener die erste Schlacht am Isonzo (slow. Soća) durch heftiges 7tägiges Trommelfeuer der dort massierten Geschütze. Infolge der mangelnden Erfahrung der italienischen Artillerie wurden jedoch kaum größeren Schäden angerichtet.

Truppenstärke: Italien: 252 Bataillone und 111 Schwadronen, sowie 700 Geschütze. Österreich-Ungarn: 84 Bataillone, 13 Schwadronen und 354 Geschütze. Das entspricht einem Kräfteverhältnis von 3:1.

Die italienische 3. Armee sollte zwischen Monfalcone und Sagrado zum Hochplateau von Doberdo durchbrechen, während die 2.Armee zwischen dem Monte Sabotino und Podgora vorstieß. Ihr Ziel war die Eroberung des Brückenkopfes bei Görz (ital. Gorizia, slow. Gorica), die Überquerung des Isonzos, Eroberung der Berge Kuk und Priznica (Kote 383), sowie einen Angriff auf den Brückenkopf bei Tolmein (ital. Tolmino). Trotz der dreifachen Überlegenheit konnte die italienische Armee keines ihrer Ziele erreichen. Lediglich bei Sagrado schaffte sie es überhaupt an den Rand des Hochplateaus von Doberdo.

Verluste: Italien: 15.000 Mann (davon 2000 Tote),Österreich-Ungarn: ca. 10.000 Mann.

Zweite Isonzoschlacht, 17. Juli - 10. August 1915

Truppenstärke: Italien: 260 Bataillone und 840 Geschütze (gesamt wurden während der Offensive 290.000 italienische Soldaten eingesetzt), Österreich-Ungarn: 105 Bataillon und 420 Geschütze, plus 25 zusätzliche Bataillone bis zum Ende der Schlacht. Die Offensive begann wiederum mit einem, diesmal allerdings nur 2tägigen Trommelfeuer. Die italienische 3.Armee sollte in Richtung Monte San Michele durchbrechen, während die 2.Armee wieder die Brückenköpfe bei Görz und Tolmein erobern sollte. Der italienischen Armee gelang es lediglich am Hochplateau von Doberdo einen 4km langen und 500-100m breiten Streifen zu erobern. Auch bei Podgora und am Berg Krn schafften sie lediglich die Eroberung einer Kote (Nr.2163).

Verluste: Italien: 42.000-50.000 Mann (je nach Angabe), Österreich-Ungarn: 46.000 Mann.

Dritte Isonzoschlacht, 18. Oktober - 4. November 1915

Truppenstärke: Italien: 338 Bataillone und 130 Schwadronen, sowie 1372 Geschütze. Österreich-Ungarn: 137 Bataillone und 634 Geschütze, davon ca. 40 schwere, plus 47 Bataillone zusätzlich bis zum Ende der Schlacht. Der dritte Großangriff der Italiener erfolgte zwischen Krn und dem Meer. Die Ziele waren die selben wie in der 2.Isonzoschlacht. Der Durchbruch Richtung Monte San Michele scheiterte erneut, unterhalb des Hochplateaus von Doberdo konnten sie lediglich einige Schützengräben erobern. Die gleichzeitig gegen Flitsch (ital. Plezzo) und Tolmein, sowie den Brückenkopf von Görz geführten Angriffe brachen ebenfalls unter schweren Verlusten zusammen.

Verluste: Italien: 68.000 Mann (davon ca. 11.000 Tote), Österreich-Ungarn: 42.000 Mann (davon ca. 9000 Tote).

Vierte Isonzoschlacht, 10. November - 14. Dezember 1915

Auch "Schlacht für das Parlament" genannt. Der italienische Oberbefehlshaber General Luigi Cadorna wollte noch unbedingt vor Beginn der Parlamentssaison einen Erfolg erzwingen, denn die bisherigen Misserfolge und Verluste drohten, Italien in eine innenpolitische Krise zu stürzen.

Truppenstärke: Italien: 370 Bataillone und 1374 Geschütze, Österreich-Ungarn: 155 Bataillone und 626 Geschütze. In einem gewaltigen Ansturm versuchten die Italiener erneut das Doberdo-Plateau, sowie Görz zu erobern. Görz wurde dabei durch italienisches Geschützfeuer fast völlig zerstört. Auch diese Offensive brachte nicht den erhofften Erfolg, da alle italienischen Angriffe abgewehrt wurden. Als der Winter einbrach, stellte General Cadorna die Angriffe ein.

Verluste: Italien: 50.000 Mann (davon 7500 Tote), Österreich-Ungarn: 30.000 Mann (davon 4000 Tote).

Fünfte Isonzoschlacht, 11. März - 16. März 1916

Eine der kürzesten Isonzoschlachten, die überhaupt nur auf Verlangen der Entente durchgeführt wurde. Frankreich und Großbritannien wollten so eine Entlastung ihrer Soldaten in der Schlacht um Verdun erreichen. General Cadorna überließ in dieser Schlacht das Vorgehen völlig den Befehlshabern der italienischen 2. und 3. Armee.

Truppenstärke: Italien: 286 Bataillone und 1360 Geschütze, plus 90 Bataillone Reserve, Österreich-Ungarn: 100 Bataillone und 470 Geschütze, plus 30 Bataillone in Reserve (Käfteverhältnis erneut 3:1). Ziel war erneut die Eroberung des Hochplateaus von Doberdo, sowie der Stadt Görz. Die Offensive wurde ohne Geländegewinn für die Italiener abgebrochen.

Verluste: durch die Kürze der Schlacht, sowie das eher halbherzige Vorgehen Italiens eher klein, beide Seiten: ca. 2000 Mann.

Sechste Isonzoschlacht, 4. August - 15. August 1916

Truppenstärken: Italien: 270 Bataillone, 48 Schwadronen und 1700 Geschütze, Österreich-Ungarn: 105 Bataillone und 584 Geschütze. Dies war wohl die erfolgreichste Schlacht für die Italiener. Die Offensive war gut geplant und wurde auch gut ausgeführt, allerdings wurden Boroevic zuvor der Großteil seiner Elite-Einheiten entzogen und an die russische Front geschickt. Der italienische Angriff begann bei Monfalcone und wurde dann weiter nach Norden verlagert. Schon nach 2 Tagen durchbrachen die Italiener die österreichischen Verteidigungslinien bei Podgora und dem Monte Sabotino. Ihnen gelang die Eroberung des Monte San Michele, des Hochplateaus von Doberdo, sowie der Stadt Görz. Gesamt eroberten die Italiener ein Gebiet von ca. 20km Länge und 5km Tiefe. Der österreichische Oberbefehlshaber Boroević, schaffte es jedoch, die 5. k.u.k. Armee geordnet auf die zweite Verteidigungslinie zurückzuziehen. Hier versäumten es die Italiener, sofort energisch nachzusetzen und den endgültigen Durchbruch zu erzwingen. Die 5. Armee konnte sich ungestört neu eingraben und brachte so die italienische Offensive schließlich zum Stillstand. Die neue Frontlinie verlief an der Linie: Salcano - San Marko (Kote 227) - Fluss Vrtojbica - Nova Vas - Debeli vrh (Kote 144) - Duino.

Verluste: Italien: 50.000 Mann oder mehr (je nach Angabe), Österreich-Ungarn: 40.000 Mann.

Siebente Isonzoschlacht, 14. September - 18. September 1916

Truppenstärke: Italien: 240 Bataillone und 1150 Geschütze, Österreich-Ungarn: 150 Bataillone und 770 Geschütze. Der italienische Angriff erfolgte im Karst, zwischen der Adria und Görz. Die italienische 3. Armee sollte über die Anhöhe Fajti hrib (Kote 432) in Richtung Trstelj durchbrechen und Triest angreifen. Den Italienern gelang lediglich die Eroberung einiger Schützengräben, sowie eines Schlosses bei Merna.

Verluste: Italien: 17.000 Mann, Österreich-Ungarn: 15.000 Mann.

Achte Isonzoschlacht, 9. Oktober - 12. Oktober 1916

Truppenstärke: Italien: 220 Bataillone, 24 Schwadronen und 1200 Geschütze, Österreich-Ungarn: 100 Bataillone und 450 Geschütze. Die achte Isonzoschlacht war eine Fortsetzung der siebenten. Das Angriffsziel (Triest) war dasselbe. Zusätzlich wurde ein Ablenkungsangriff zwischen der Wippach und St.Peter bei Görz unternommen. Die Italiener schafften es östlich von Görz einige Schützengräben zu erobern, sowie einen minimalen Geländegewinn bei Hudi log und Kostajnevica zu erzielen.

Verluste: Italien: 20.000 - 25.000 Mann (je nach Angabe), Österreich-Ungarn: etwas weniger.

Neunte Isonzoschlacht, 31. Oktober - 4. November 1916

Truppenstärke: Italien: 225 Bataillone und 1400 Geschütze, Österreich-Ungarn: 150 Bataillone und 800 Geschütze. Ziel der italienischen Angriffe war erneut der Durchbruch Richtung Triest, wobei sie im Raum Görz Ablenkungsangriffe durchführten. Nach einem Artilleriebeschuss von 5 Tagen ging die italienische Armee zum Angriff über. Diesmal versuchte man mit enormer Truppenkonzentration (8 Divisionen auf nur 8,5 km Frontbreite), den Durchbruch zu erzwingen. Den Italienern gelang der Durchbruch beim Berg Volkovnjak (Kote 284) und die vorübergehende Eroberung der Anhöhe Fajti hrib, sowie der Vorstoß bis Kostanjevica und die Einkesselung des Dorfes Hudi log. Boroević' Armee stand kurz vor dem Zusammenbruch, doch wieder setzte die italienische Armee nicht energisch genug nach und zögerte nach den bereits errungenen Erfolgen zu lange. So konnte Boroević die 5. k.u.k. Armee sammeln, das Dorf Hudi log befreien und die Italiener wieder über die Anhöhe Fajti hrib zurückschlagen. Die Frontlinie nach dieser Schlacht verlief von Fajti hrib über Kostanjevica und Korita bis zum Fluss Timava.

Verluste: Italien: ca. 37.000 Mann (wobei die Angaben stark schwanken), Österreich-Ungarn: etwas weniger.

Zehnte Isonzoschlacht, 12. Mai - 5. Juni 1917

Truppenstärke: Italien: 430 Bataillone und 3800 Geschütze, Österreich-Ungarn: 210 Bataillone und 1400 Geschütze. Ziel der italienischen Offensive war der Durchbruch nach Triest. Nach einem 2 1/2 tägigen Trommelfeuer auf dem ganzen Frontabschnitt von Tolmein bis zur Adria und einem Ablenkungsangriff bei Görz, erfolgte der Hauptangriff südlich von Görz. Den Italienern gelang vorübergehend die Eroberung des Dorfes Jamiano, sie wurden jedoch nach einem österreichischen Gegenangriff von der Höhe Hermada herab, wieder zurückgeworfen. Zwischen dem Monte Santo und Zagora, nördlich von Görz, gelang ihnen der Übergang über den Isonzo, die Bildung eines Brückenkopfes und auch dessen Verteidigung.

Verluste: Italien: 160.000 - 200.000 Mann (je nach Angabe, davon ca. 36.000 Tote), Österreich-Ungarn: 77.000 - 125.000 Mann (je nach Angabe). Die italienische Armee konnte 23.000 österreichische Soldaten gefangen nehmen, die österreichische Armee machte 27.000 italienische Gefangene, was die schwache Kampfmoral zu diesem Zeitpunkt verdeutlicht.

Elfte Isonzoschlacht, 17. August - 12. September 1917

Truppenstärke: Italien: 600 Bataillone und 5200 Geschütze, Österreich-Ungarn: 250 Bataillone und 2200 Geschütze. Trotz der zu diesem Zeitpunkt, durch die Niederlage Rumäniens und dem faktischen Ausscheiden Russlands, für die Entente ungünstigen Lage, konnte Italien dennoch die bisher größte Streitmacht aufstellen. Ziel dieser Offensive war die österreichischen Nachschubverbindungen zu durchschneiden und Triest zu erobern. Die italienische Armee konnte zwar Erfolge verbuchen, scheiterte jedoch an den gesteckten Zielen, wie schon in den Schlachten zuvor. Die italienische 2. Armee schaffte es an mehreren Stellen den Isonzo zu überqueren und das Hochplateau Bainsizza zu erobern, während die Angriffe der italienischen 3. Armee auf die Anhöhe Hermada trotz Geländegewinns scheiterten. Wieder setzten die italienischen Truppen nicht konsequent nach, so dass der österreichische Oberbefehlshaber Boroević seine Truppen in der zweiten Verteidigungslinie sammeln und eingraben lassen konnte. Die neue Frontlinie verlief im Gebiet der italienischen 2. Armee nach der Schlacht auf der Linie: Monte Santo (Kote 682) - Vodice (Kote 652) - Kobilek (Kote 627) - Jelenik (Kote 788) - Levpa. Und im Abschnitt der 3. italienischen Armee auf der Linie: Log - Hoje - Zagorje - San Gabriele.

Verluste: Italien: ca. 170.000 Mann (die Angaben schwanken stark, davon ca. 40.000 Tote), Österreich-Ungarn: 100.000 Mann (die Angaben schwanken ebenfalls stark, davon ca. 10.000 Tote). Zusätzlich wurden beide Armeen durch grassierende Krankheiten (Ruhr, Typhus) geschwächt, so dass auf beiden Seiten bis zu 500.000 Mann durch Krankheit ausfielen. Diese Ausfälle sind jedoch nicht in den Verlustzahlen enthalten.

Zwölfte Isonzoschlacht, 24. Oktober - 27. Oktober 1917

Karte der US-Bundesregierung

In der zwölften Isonzoschlacht (auch Schlacht von Karfreit, italienisch Battaglia di Caporetto) drehten sich die bisherigen Verhältnisse um. Diesmal führten die Mittelmächte eine Offensive aus und Italien war der Verteidiger. Zu diesem Zweck hatte das verbündete Deutschland die 14. Armee unter dem Kommando von Otto von Below an den Isonzo geschickt (darunter befand sich auch der später bekanntgewordene Erwin Rommel, der im Rang eines Leutnants einige erfolgreiche Angriffe während der Offensive ausführte. So wurde ihm für die Erstürmung des Matajur und für die Gefangennahme italienischer Truppen (ca. 10.000 Mann), der höchste deutsche Orden Pour le Merite verliehen). Mitentscheidend für den Erfolg dieser Offensive war der umfangreiche Gaseinsatz. Durch den Giftgasbeschuß (v.a. Phosgen) wurde die italienische Verteidigung im Raum Flitsch und Tolmein ausgeschalten und eine Lücke für die Angreifer geöffnet. Aufgrund der Truppenstärke allein wäre ein Erfolg nicht garantiert gewesen, denn die italienische Armee war zahlenmäßig immer noch überlegen - trotz der deutschen Verstärkungen.

Truppenstärke: Italien: insgesamt 600 Bataillone bzw. 49 Divisionen, sowie 3790 Geschütze und 2400 Minenwerfer, Österreich-Ungarn und Deutschland: 470 Bataillone bzw. 34 Divisionen, sowie 3600 Geschütze und 900 Minenwerfer. Im Abschnitt zwischen dem Rombon und Log auf dem Hochplateau Bainsizza, wo die Offensive stattfand, standen 400 italienische Bataillone, zusammen mit 1500 Geschützen und 1200 Minenwerfern, 180 Bataillonen, 1850 Geschützen und 300 Minenwerfern der Mittelmächte gegenüber.

24. Oktober Ein 4-stündiger Artilleriebeschuss von 2:00 - 6:00 Uhr bildete den Auftakt. Kurz vor 06:00 Uhr erfolgte der Gasangriff mit Phosgen, worauf die Infanterie angriff. Eigentlich widersprach ein Vorstoß in einen Talkessel - während die umliegenden Berghänge noch vom Feind besetzt waren - jeglicher bisherigen Erfahrung; die Mittelmächte waren allerdings auch von der Wetterlage begünstigt. Am 24. Oktober hingen die Wolken über dem Tal so tief, dass die italienischen Einheiten auf den Berghängen keine Sicht ins Tal hatten. Auch die ersten Meldungen ans italienische Hauptquartier in Udine waren noch recht optimistisch und sprachen lediglich von unwirksamen Artilleriefeuer.

Kurz darauf hatten die Truppen der Mittelmächte bereits das Tal erobert, ohne auf nennenswerten Widerstand zu stoßen. Die italienischen Verteidiger waren entweder durch das Gas getötet worden oder geflohen. Eilig kappten die Angreifer die Kommunikationsverbindungen und stürzten damit die italienische Führung, die über den erfolgreichen Durchbruch immer noch im Unklaren war, vollends ins Chaos. Die Mittelmächte schafften es bereits am ersten Tag der Schlacht, auf 30 km Breite 4-9 km tief vorzustoßen und alle drei italienischen Verteidigungslinien zu durchbrechen.

25. Oktober Die Mittelmächte eroberten oder zerstörten alle italienischen Verteidigungslinien zwischen Kambresko und dem Rombon, mit Ausnahme des Monte Matajur. Am Abend erreichten sie die Linie Prestreljenek - Kanin - Skutnik - Uccea - Stol - Monte Mia - Prapotnizza - Globoćak - Kambresko - Ronzina - Kanalski vrh - Bate und damit auch die österreichisch-italienische Staatsgrenze im oberen Isonzotal, was das erste operative Ziel dieser Offensive gewesen war. Nun erging auch an die k.u.k. Armee im Südabschnitt (unter dem Kommando von Boroević) der Angriffsbefehl.

26. Oktober Die Mittelmächte stießen an diesem Tag bereits in die Ebene von Friaul vor. Am Abend erreichten die deutschen und k.u.k. Truppen die Linie Prevala - Rombon - Kanin - Stolvizza - Nizki vrh - Passo di Tanamea - Monte Maggiore - Monte Cavallo - Platischi, Prosenico, Robedisce - Clenia - San Leonardo - San Giovanni - Zapotok. Auch Cividale konnte eingenommen werden.

27. Oktober Am letzten Tag der Schlacht brach die italienische 2. Armee komplett zusammen. Die Mittelmächte konnten ungehindert Udine einnehmen. Dort hatte sich das Hauptquartier der italienischen Armee befunden; Cadorna und seine Stabsoffiziere waren erst ein paar Stunden zuvor Hals über Kopf geflohen. An die italienische 3. Armee erging der Rückzugsbefehl, da sie sonst Gefahr lief, eingekesselt zu werden. Dadurch konnten jetzt auch die k.u.k. Verbände im Süden ungehindert vorrücken und nahmen Görz ein, ohne auf Widerstand zu stoßen.

Folgende Tage In den darauffolgenden Tagen spielte sich die wohl größte Niederlage in der Geschichte des italienischen Heeres ab. Nicht einmal die Hoffnung, eine neue Front am Tagliamento aufbauen zu können, erfüllten sich, da österreichische Pioniereinheiten rasch einen Übergang bauten. Erst am Piave gelang es den Italienern, den Vormarsch der Mittelmächte abzubremsen.

Die Truppen der schlecht versorgten Mittelmächte konnten gut gefüllte Depots der Italiener erbeuten. Insgesamt gingen 300.000 italienische Soldaten in die Gefangenschaft und 3000 Geschütze wurden zusammen mit Unmengen an Verpflegung, Munition und Ausrüstung erbeutet. Es wurden auch italienische Kriegsgefangene zum Abtransport der erbeuteten Lebensmittel eingesetzt. Die italienischen Soldaten waren kriegsmüde, viele von ihnen ergaben sich unter dem Ruf "Eviva Germania". So warfen 400.000 italienische Soldaten einfach ihre Waffen weg und desertierten ins Landesinnere, weitere 300.000 wurden gefangen genommen. Vor der Offensive hatte die italienische Armee 1,3 Millionen Mann unter Waffen, nach der Schlacht verfügte sie gerade noch über 500.000 einsatzbereite Soldaten. Dass die kopflose Flucht der italienischen Armee mehr auf Panik als auf eine reelle Bedrohung zurückzuführen war, veranschaulicht auch die im Verhältnis zur Größe der Offensive relativ geringe Zahl der Toten. So gab es auf italienischer Seite 10.000 Tote, während bei den Mittelmächten ca. 1000 Tote zu beklagen waren. In den folgenden Wochen gelang es Österreich-Ungarn, bis zur Piave vorzustoßen. Zur Unterstützung der Italiener wurden mehrere britische und französische Divisionen nach Italien verlegt. Das italienische Heer konnte durch diese Hilfestellung reorganisiert und ein Ausscheiden Italiens aus dem Krieg verhindert werden.

Allgemeines

Alle Schlachten am Isonzo unterschieden sich kaum. Tagelange Artillerievorbereitung auf engstem Raum, Angriffe der Infanterie, teilweise erbitterte Kämpfe bis auf Nahkampfentfernung, Gegenangriffe. Größere Geländegewinne gelangen keiner Seite. Auch im Hochgebirge wurde der Kampf trotz des ungeeigneten Geländes nicht minder heftig ausgetragen. So kam es mehrfach vor, dass Pioniereinheiten Stollen unter einen Gipfel gruben, der von feindlichen Soldaten besetzt war. Diese wurden mit Sprengstoff gefüllt und der ganze Berggipfel mitsamt der feindlichen Besatzung gesprengt. Die Natur tat ein übriges. Im Kriegswinter 1916/17 starben mehr Soldaten durch Lawinen als durch feindlichen Beschuss. Allerdings halfen beide Seiten nach, indem sie gezielt Lawinen über den feindlichen Stellungen (durch Artilleriebeschuss) auslösten.

Noch heute kann man den Wahnsinn dieses Kriegsschauplatzes nachempfinden. So sind zahlreiche von den Soldaten in den Fels gesprengte Kavernen, Bunker und Versorgungsschächte erhalten geblieben. Einige der damaligen Verteidigungsanlagen wurden als Anschauungsobjekte restauriert, so sind vor allem die Anlagen am kleinen Pal und am Cellon sehenswert. Am Cellon konnte auch der österreichische Nachschubsweg von den Italienern eingesehen und mit Artillerie angegriffen werden, deshalb bauten hier österreischische Pioniereinheiten einen fast senkrecht emporsteigenden und mit Holztreppen versehenen Nachschubschacht im Berg, den sogenannten "Cellonstollen". Manche heutigen Klettersteige, Wanderwege oder Straßen wurden damals während der Kriegszeit u.a. auch von russischen Kriegsgefangenen erbaut. Im karstigen Kampfgebiet gibt es Stellen, wo man auch heute noch Knochen, verrostete Gürtelschnallen, Bajonette, Stacheldraht u.ä. finden kann. Unter anderem ist auch der Berg Krn heute um ein paar Meter niedriger als noch vor dem ersten Weltkrieg, da ihm durch die Artillerie- und Pionierattacken schlicht der Gipfel weggeschossen und gesprengt wurde.

Die Grausamkeit der Kampfhandlungen veranschaulichen auch die "Spitznamen" die unter den damaligen Soldaten verwendet wurden. So wurden einige Gebiete von österreichisch-ungarischen Soldaten "Todeskuppe" oder "Todesberg" genannt. Während bei den Italienern z.B. der Monte Santo "Santo Maledetto" (verdammter Heiliger) genannt wurde, oder Lieder gesungen wurden mit Texten wie "O Monte Nero...Verräter meiner Jugend".

Allein in den ersten vier Isonzoschlachten des Jahres 1915 verloren die Italiener etwa 175.000 Mann. Die österreichischen Verluste betrugen rund 123.000 Soldaten. Bis 1917 sollten insgesamt 12 dieser Materialschlachten stattfinden. In der 12. und letzten Schlacht am Isonzo gelang der vom deutschen Alpenkorps unterstützten Armee der k.u.k.-Monarchie der Durchbruch. Aber an der Hochwasser führenden Piave fraß sich die Offensive dann doch fest. Die italienische Armee konnte sich gerade noch stabilisieren; dazu trug auch die langsam anlaufende Unterstützung durch England, Frankreich und die USA bei. Kriegsentscheidend für Italien waren die Isonzoschlachten nicht. Als entscheidender italienischer Sieg gilt vielmehr die Schlacht von Vittorio Veneto. Diese Schlacht sowie das Fronterlebnis und die riesigen Verluste nährten in der Nachkriegszeit den italienischen Mythos vom "Verlorenen Sieg"; denn dem Königreich Italien wurden in den Pariser Vorortverträgen nach dem Ersten Weltkrieg eben nicht alle erhofften Gebiete (in Dalmatien) zugesprochen. Ein Umstand, der dem Sieg des Faschismus und der Machtübernahme durch Benito Mussolini mit den Weg bereitete.

Literatur

  • Miro Simcic "Die Schlachten am Isonzo (888 Tage Krieg im Karst in Fotos, Karten und Berichten)" Leopold Stocker Verlag
  • Vasja Klavora "Blaukreuz, Die Isonzofront Flitsch/Bovec 1915 - 1918" Hermagoras Verlag
  • Ingomar Pust "Die steinerne Front, Auf den Spuren des Gebirgskrieges in den Julischen Alpen - vom Isonzo zur Piave" Leopold Stocker Verlag

Siehe auch