Bahnhof Berlin Westhafen
Der Bahnhof Westhafen ist ein S- und U-Bahnhof im Berliner Ortsteil Moabit im Bezirk Mitte. Im bahnamtlichen Betriebsstellenverzeichnis wird der S-Bahnhof unter BWF geführt, der U-Bahnhof trägt bei der BVG das Kürzel WF.
S-Bahnhof
Der zunächst als Putlitzstraße bezeichnete Bahnhof an der Berliner Ringbahn wurde 1897/98 an der gleichnamigen Straße unweit des Berliner Westhafens eröffnet. Er diente als Ersatz für den 1872 eröffneten Bahnhof Moabit und lag etwas versetzt zu diesem. Er wurde mit zwei Bahnsteigen ausgestattet, einem für die Ringbahnzüge sowie einen für die Vorortzüge der Hamburger und Lehrter Bahn. Zudem erhielt die Station ein zeitgenössisches Empfangsgebäude aus rotem Klinker. Die erste elektrische S-Bahn hielt hier am 1. Februar 1929.
Nachdem die Nationalsozialisten die Regierungsgeschäfte in Deutschland übernahmen, ließ die Deutsche Reichsbahn in den späten Dreißiger Jahren zuäsätzlich zu den beiden Bahnsteigen der Eisenbahn ein weiteren errichten, der zum Abtransport von Menschen, vorrangig Juden, in die Vernichtungslager diente. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Empfangsgebäude beschädigt, jedoch vorerst stehengelassen. Nach dem Krieg wurde hier ein Mahnmal für die Züge in die Vernichtungslager errichtet. 1952 folgte die Schließung und der sich 1961 anschließende Abriss des Vorortbahnsteiges; der Lehrter Bahnhof als Endpunkt der Strecke wurde ebenfalls geschlossen. Die Vorortzüge, die bisher aus Spandau West hier hielten, fuhren künftig, seit 1951 elektrisch, den Ringbahnsteig an. Auch nach dem Mauerbau am 13. August 1961 änderte sich außer den jeweiligen Endbahnhöfen der S-Bahnzüge nichts an der Situation.
1966 musste das alte Empfangsgebäude abgerissen werden, die Kriegsschäden wurden bis dato nur notdürftig ausgebessert. An seiner Stelle entstand ein schlichter Neubau. Dieses musste bereits 1976 wieder weichen, diesmal war der Neubau der Putlitzbrücke, jene Brücke, an der der Bahnhof liegt, ausschlaggebend dafür. Die Arbeiten wurden 1979 abgeschlossen, der Bahnsteig war fortan über je eine Treppe pro Straßenseite zu erreichen. Gleichzeitig wurde auch ein Übergang zum 1961 eröffneten U-Bahnhof Putlitzstraße eingerichtet, zu dieser Zeit ein Kuriosum, da BVG und Reichbahn quasi die ärgsten Gegner waren.
Das vorzeitige Aus kam mit dem Reichsbahnerstreik von 1980. Der Bahnhof hätte nach der Übernahme durch die BVG 1984 eigentlich schnell wiedereröffnet werden sollen, der marode Zustand ganzer Strecken sowie die politischen Ereignisse um 1989/90 verhinderten jedoch eine schnelle Wiederinbetriebnahme. Diese konnte erst am 19. Dezember 1999 erfolgen. Beim Neubau wurde der Zugang zur U-Bahn wieder hergestellt, gleichzeitig wurde eine Ausfädelung der S-Bahn zum Tiergartentunnel vorbereitet.
U-Bahnhof

Der U-Bahnhof der Linie G, der heutigen U9, wurde am 28. August 1961, wenige Wochen nach dem Mauerbau eröffnet, ebenfalls unter dem Namen Putlitzstraße. Der Architekt Bruno Grimmek übernahm die Gestaltung des 110 Meter langen Bahnsteiges. Zunächst war der Bahnhof ähnlich wie andere Berliner U-Bahnhöfe dieser Zeit, so angelegt worden, dass keine Umsteigemöglichkeit zur Berliner S-Bahn bestand. Vielmehr sollte der Boykott des anderen Verkehrsmittels noch verstärkt werden. 1975 wurde jedoch im Zuge des Umbaus des S-Bahnhofs ein Übergang hergestellt, der jedoch 1980 aufgrund des stillgelegten S-Bahnringes bereits wieder geschlossen wurde.
1992 erfolgt die Umbenennung des U-Bahnhofs in Westhafen, der S-Bahnhof sollte bei seiner Wiedereröffnung ebenfalls diesen Namen erhalten. Im Jahr 2000 wurde der Bahnhof nach Plänen von Françoise Schein und Barbara Reiter komplett umgestaltet, die Wandfliesen schmücken im Bahnsteigbereich nun die Menschenrechte. Damit reiht sich die Station Westhafen mit ähnlichen U-Bahnhöfen in Paris, Brüssel, Stockholm und Lissabon ein. Im Eingangsbereich befinden sich Zitate von Heinrich Heine in deutscher und französischer Sprache. Seit dem Umbau sind außerdem Aufzüge vorhanden.