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Holzbalkendecke

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bemalte Holzbalkendecke in einem der Wohnräume von Schloss Rochlitz

Eine Holzbalkendecke ist in der Bautechnik eine Geschossdecke (oder auch Flachdachdecke) mit tragenden Elemente aus Holz in Form von gesägten oder behauenen (Decken-)Balken, die Balkenlage. Die Balken liegen auf den Außenwänden und den tragenden Innenwänden, ggf. auch auf speziellen Kragsteinen, die aus der Wand innen hervorragen. Holzbalkendecken waren bis etwa 1940 bei Mehrfamilienhäusern üblich, bei Einfamilienhäusern bis etwa 1960. Danach baute man Decken in Häusern in Massivbauweise meistens aus Stahlbeton.

Aufbau und Funktion

Ansicht einer alten Holzbalkendecke
Schnitt durch eine einfache Holzbalkendecke
Holzbalkendecke mit Einschubbrettern und Lehmfüllung im Umgebinde von 1587
Füllungsdecke ca. 1650 mit beidseitigen Hohlkehlen und eingeschobenen Brettern
Holzbalkendecke mit Einschubbrettern im Umgebinde von 1587

Der Abstand der Balken ist sehr unterschiedlich und hängt ab von der zu erwartenden Last, der Dimensionierung der Balken und den konstruktiven Erfordernissen, wie beispielsweise notwendige Durchlässe für Schornsteine und Treppen. In Wohngebäuden reichen sie typischerweise von 1,2 m bis 50 cm, in jüngeren Gebäuden haben sie meist geringere Abstände.

Den oberen Abschluss (also die begehbare Fläche der Holzdecke) bildet in der Regel der Dielenboden; das sind quer zu den Balken befestigte Bretter.

Als Nachteil der Holzbalkendecken wird ihre geringe Schalldämmung, ein relativ hoher Arbeitsaufwand bei der Herstellung und deren Brennbarkeit gesehen. Probleme können auch bei Befall durch Pilze (Hausschwamm) und Insekten (Hausbock) auftreten, die allerdings dem Werkstoff Holz an sich zu Eigen sind.

Da die Konstruktion sehr stark zu Schwingungen neigt, auch nur bedingt Wärme und Schall dämmt, ist für Wohngebäude ein aufwendigerer Aufbau notwendig: Zur Dämmung und Dämpfung der Schwingungen muss die Decke beschwert werden, was üblicherweise durch Befüllung zwischen den Balken erreicht wird. Das Füllmaterial („Schüttung“) besteht beispielsweise aus Hochofenschlacke oder Sand, der auf einem so genannten „Blindboden“ aus Holzbrettern liegt. Dieser Aufbau wird auch als Fehlboden bezeichnet. Man verwendet Lehm, Brennsand, der erhitzt und damit praktisch keimfrei ist und andere örtlich vorkommende Schüttgüter; andere Arten der Befüllung sind Formelemente aus Gips oder gebranntem Ton. Moderne oder modernisierte Decken haben zusätzlich eine Dämmung aus Mineralwolle oder Ähnliches.

Der untere Abschluss kann in Form einer Füllungsdecke bzw. als geschlossene Decke erfolgen:

Füllungsdecke

Den Zwischenraum zwischen den Balken bezeichnet man als Füllung. Bei der Füllungsdecke bleiben die Balken selbst sichtbar, und sind mit Vorliebe mit Profilen wie z. B. Hohlkehlen oder Schnitzwerk verziert.

  • Vor der Industrialisierung bestand die Füllung meist aus Lehmwickeln (Wellerhölzer), das sind mit Strohlehm umwickelte Holzstöcke (Staken), die zwischen den Deckenbalken fest aneinandergedrückt werden. Dann wurde die Lehmschicht geglättet und getüncht. Diese Konstruktion nennt man Windelboden. Üblich war diese Methode besonders bei Fachwerkhäusern.
  • Vorwiegend im Alpenraum und auch in Süddeutschland wurden zwischen die Balken gehobelte Bretter eingelassen, die des Öfteren auch farblich gefasst oder geschnitzt waren. Eine aufwändigere Anwendung dieser Technik ist die Kassettendecke.

Geschlossene Decke

  • An der Unterseite der Balken wird eine Holzverkleidung (Holztäfelung) befestigt.
  • Verputzte Decke:
    • an die Unterseite der Balken werden grob behauene Latten mit möglichst rauer Oberfläche genagelt, die als Putzträger fungieren (ältere Ausführung).
    • auf die Latten (Spalierlatten) werden Matten aus Schilfrohr genagelt, die als Putzträger dienen (modernere Ausführung).
  • Schwingend abgehängte Unterdecke: über federnd befestigte Halter wird eine zusätzliche Unterkonstruktion aus Metallprofilen oder Kanthölzern hergestellt, die wiederum eine Verkleidung aus Holz oder Gipskarton-Platten trägt (nachträgliche akustische Verbesserung der Decke).

Trambalkendecke (Düppeldecke)

1. Tramdecke, am Unterzug gestückelt (Viollet-le-Duc, Dictionnaire 1854–68)

Eine massivere Bauweise der Holzbalkendecke ist die Decke aus massiven Bäumen (Tram, Balken) gelegt, und untereinander verdübelt (etwa in 1–2 Meter Abstand), daher auch Dübelbaumdecke oder oberdeutsch Düppeltramdecke . Die Tramen sind im Allgemeinen um ½–1 Spanne (10–20 cm) stark, und so breit als der Stamm es erlaubt, oft zwecks Materialersparnis abholzig wechselseitig verlegt, und bis in den Waldsaum ausgenutzt. Diese Konstruktion ist wesentlich belastbarer, und hat auch bezüglich Wärmeisolierung exzellente Werte.

Der Oberbau erfolgt etwa mit Polsterhölzern und Dielen, dazwischen ist oft eine schwere Schüttung zwecks Trittschalldämmung. Auch Estrichkonstruktionen sind schon möglich, aber für das Holz riskant, weil es zu stockender Feuchte kommen kann. Heute sind auch schwimmende Böden in der Renovierung üblich. Die Unterverkleidung ist ebenfalls mit Holztäfelung, oder verputzt möglich, direkt an die Balkenlage appliziert. Bei ausgezeichnetem Holz (und gleichstarken Bäumen) fand sich in bäuerlichem Umfeld auch Materialsichtigkeit, die Fugen beispielsweise gelattelt (Zierleisten gesetzt) – diese Methode ist aber durch die verschärften Brandschutzbestimmungen des 19. Jahrhunderts im Europa abgekommen.

Literatur

  • Bund Deutscher Zimmermeister (Hg.): Die Holzbalkendecke. Karlsruhe 1957.
Commons: Holzbalkendecken – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien