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Nachhaltigkeit

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Das Prinzip "Nachhaltigkeit" stammt aus der Forstwirtschaft, erstmals formuliert durch den Berghauptmann Hans Carl v. Carlowitz (1645-1714) im Werk "Sylvicultura Oeconomica, oder hausswirthliche Anweisung zur wilden Baum-Zucht".

Einen Wald (hinsichtlich der Holznutzung) nachhaltig zu bewirtschaften bedeutet, in einem Zeitraum (üblicherweise einer Dekade) nicht mehr Holz einzuschlagen, als im gleichen Zeitraum nachwächst.

Nachhaltigkeit war ursprünglich ein rein ökonomisches Prinzip zur dauerhaften Sicherung kontinuierlicher Holzlieferungen an die damals darauf angewiesenen Montanbetriebe (v. Carlowitz erkannte aber bereits auch die ethischen und ästhetischen Werte des Waldes).

Zu einer über die Forstwirtschaft hinausgehenden Verbreitung des Nachhaltigkeitsbegriff kam es seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts, ausgehend von der Diskussion um Umwelt- und Entwicklungspolitik. Breite Beachtung fand die Diskussion um Nachhaltigkeit ausgehend von einer gemeinsam durch Misereor und Greenpeace herausgegebenen Studie. In der Folge wurde die wissenschaftliche Diskussion vor allem im Rahmen zweier Enquete-Kommissionen des Deutschen Bundestages geführt.


Auf die Umweltpolitik übertragen, bedeutet das Nachhaltigkeitprinzip, dass die Entnahme von Rohstoffen aus der Natur und die Einbringung von Schadstoffen in die Natur nur in dem Umfang erfolgt (erfolgen darf), in dem die Natur bzw. das entsprechende Ökosystem diese Änderungen auffangen kann. Das Prinzip wird aus der Verpflichtung hergeleitet, die natürlichen Lebensgrundlagen für die kommenden Generationen zu erhalten. Der Begriff Nachhaltigkeit steht also in engem Zusammenhang mit Fragen der Generationengerechtigkeit.

Eine nachhaltige Reduzierung von Treibhausgasen kümmert sich also nicht nur um die Beseitigung aktueller Umweltverschmutzung, sondern versucht auch, eine Perspektive auf Jahrzehnte in die Zukunft zu entwickeln. Nachhaltige Methoden bedeuten auch, dass Konzepte in die Wirklichkeit so eingebettet werden, dass sie nicht auf Dauer scheitern, weil sie nicht mehr umgesetzt oder nicht genutzt werden. So hat sich z.B. herausgestellt, dass die Lieferung von Nahrungsmitteln in ärmere Länder, aber auch die Installation von Wasserpumpen keine Garantie für eine zukünftig gute Versorgung der Bevölkerung darstellen. Nachhaltige Konzepte tragen sich z.B. selbst, oder ihre Wirkung (z.B. durch radikale Gesetzesänderungen) ist so stark, dass eine langfristige, dauerhafte Umkehr einer bisherigen Fehlentwicklung vollzogen wird.

In Deutschland stehen sich im wesentlichen zwei Grundauffassungen von Nachhaltigkeit gegenüber: das "Drei-Säulen-Modell", das etwa von Wirtschaftsverbänden wie dem BDI getragen wird, und das "Leitplankenmodell" des Umweltbundesamtes.

  • Das "Drei-Säulen-Modell" geht von der Vorstellung aus, das Nachhaltigkeit durch das gleichzeitige und gleichberechtigte Umsetzen von umweltbezogenen, sozialen und wirtschaftlichen Zielen, die den o.g. Nachhaltigkeitsprinzipien etsprechen, erreicht werden könne.
  • Das "Leitplankenmodell" bestreitet die Gleichrangigkeit der drei Säulen. Ihm zufolge bilden die ökologischen Parameter, die langfristig stabile Lebensbedingungen auf der Welt sichern, einen Entwicklungskorridor, der unbedingt zu beachten sei. Nur innerhalb dieses Korridors bestehe ein Spielraum zur Umsetzung wirtschaftlicher und sozialer Ziele.

Bedingt durch seine Popularität hat die Aussagekraft des Begriffes in den letzten Jahren allerdings abgenommen. Der Begriff wird inflationär benutzt, häufig ohne ein tatsächliches Verständnis seiner Hintergründe ("Nachhaltigkeit der Kursentwicklung [von Aktien]").

Ein Beispiel für ein nachhaltiges Konzept ist die Permakultur.

Auch die Forstwirtschaft ist angesichts von Umfang und Zustand der Wälder in der Zeit um das Jahr 1800 ein erfolgreiches Beispiel.

Andauernde Folgen der Mißachtung des Prinzips zeigen sich im Mittelmeerraum, auf den ehemals waldreichen britischen Inseln und - als frühes Beispiel - im an die Libanonzeder gebundenen Aufstieg und Fall des Phönizischen Reichs.

Siehe auch : Subsistenz, Synergien, Kybernetik, Resilienz, Haltbarkeit, Stabilität, Verschleiß, Abnutzung, Zerstörung, Besiedelungsstrategien, nachhaltige Entwicklung

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