Römischer Ritus
Als Römischer Ritus wird die seit der Antike in Rom gefeierte Heilige Messe, die gemäß den liturgischen Büchern (Rituale) gefeierten Sakramente und Sakramentalien, sowie die Feier der Stundenliturgie der Römisch-Katholischen Kirche bezeichnet. Ebenfalls als Römisch wird das zur Messfeier gehörige Messbuch (Missale Romanum) bzw. die Ritusbücher (Rituale Romanum) und das Stundenbuch (Breviarium Romanum, siehe Brevier (Liturgie)) bezeichnet. Nachführende Ausführungen beziehen sich hauptsächlich auf die Feier der heiligen Messe im römischen Ritus.
Geschichte
Der römische Ritus wurde anfangs nur in Rom gefeiert. Papst Gregor der Große hat erstmals die Form verbindlich festgelegt. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich der RR auch in den Ländern ausgebreitet, die sich auf den Papst als Oberhaupt der Kirche bezogen. Daneben bestanden aber auch lokale Traditionen (z.B. in Frankreich: Gallikanischer Ritus).
Liturgiereform in Folge des Konzils von Trient
In Folge des Konzils von Trient wurde unter Papst Pius V. 1570 das Missale Romanum veröffentlicht. Hierzu sollten, so die Bulle Quo Primum die ältesten damals verfügbaren Handschriften und Messbücher herangezogen werden, um Verfälschungen weitgehend auszuschließen und um eine möglichst originalgetreue Fassung aus der Zeit der ersten Jahrhunderte zu gewinnen. Tatsächlich handelt es sich hierbei lediglich um eine leicht korrigierte Neufassung des Missale curiale von 1472. Dieses Messbuch, das nur insofern als Missale Pius` V. bezeichnet werden kann, als er es veröffentlichte, existierte damit bereits mindestens ein Jahrhundert zuvor. Es wurde in der ganzen Kirche für verbindlich erklärt, lediglich Diözsen und Orden, die seit wenigstens zwei Jahrhunderten eine eigene Liturgie hatten, durften diese weiter verwenden. Es handelt sich daher nicht im eigentlichen Sinne um eine Liturgiereform. Die Liturgie wurde von den nachfolgenden Päpsten an die Erfordernisse der jeweiligen Zeit angepasst, allerdings nur minimal. Die einzige gravierendere Änderung des Missale Romanum vor dem 2. Vatikanischen Konzil war die unter Papst Pius XII. durchgeführte Neuordnung der Liturgie der Osternacht und der Karwoche. (siehe auch: Tridentinische Messe)
Liturgiereform in Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils
Am 04. Dezember 1963 verkündet das Zweite Vatikanische Konzil in seiner Konstitution über die heilige Liturgie (Sacrosanctum Concilium):
- Der Meß-Ordo soll so überarbeitet werden, dass der eigentliche Sinn der einzelnen Teile und ihr wechselseitiger Zusammenhang deutlicher hervortreten und die fromme und tätige Teilnahme der Gläubigen erleichtert werde. Deshalb sollen die Riten unter treulicher Wahrung ihrer Substanz einfacher werden. Was im Lauf der Zeit verdoppelt oder weniger glücklich eingefügt wurde, soll wegfallen. Einiges dagegen, was durch die Ungunst der Zeit verlorengegangen ist, soll, soweit es angebracht oder nötig erscheint, nach der altehrwürdigen Norm der Väter wiederhergestellt werden. Auf dass den Gläubigen der Tisch des Gotteswortes reicher bereitet werde, soll die Schatzkammer der Bibel weiter aufgetan werden, so dass innerhalb einer bestimmten Anzahl von Jahren die wichtigsten Teile der Heiligen Schrift dem Volk vorgetragen werden.
Die wohl augenscheinlichste Änderung dieser Liturgiereform war die Möglichkeit, die Messe in der Volkssprache zu feiern und die Änderung der Zelebrationsrichtung des Priesters zum Volk.
Papst Paul VI. führte die Vorgaben des Konzils aus und ordnete am Gründonnerstag, dem 3. April 1969 die Veröffentlichung einer neuen Ausgabe des Römischen Messbuchs an, welche 1970 erschien. Neben der Feier der Eucharistie wurden auch die anderen Sakramente erneuert.
Römischer Ritus heute
Die Ausgabe des Römischen Messbuchs von 1970 wurde von Papst Johannes Paul II. als dritte Auflage geringfügig geändert und 2003 in lateinischer Fassung (Missale Romanum) veröffentlicht. Die Übersetzung dieser neuen Ausgabe in die verschiedenen Muttersprachen, insbesondere ins Deutsche, steht noch aus.
Einige Priester und Priestervereinigungen dürfen unter bestimmten Bedingungen Indultmessen gemäß dem Römischen Messbuch von 1962 feiern (mehr dazu in Tridentinische Messe).
Aufbau (Die Feier der Gemeindemesse im heutigen Römischen Ritus)
Eröffnungsteil:
- Lied (Introitus)
- Eröffnung (mit Kreuzzeichen und dem alten christlichen Gruß des Priesters: "Der Herr (Bischof: Der Friede) sei mit euch." Alle: "Und mit deinem Geiste." Eine kurze Einführung in die Feier kann folgen.
- Allgemeines Schuldbekenntnis. Möglich sind drei Formen: a) "Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen ...", b) "Erbarme dich, Herr, unser Gott..." oder c) in Form der Kyrie-Litanei.
- Falls Form c) nicht genommen wurde, folgt in allen Messen das Kyrie: "Herr, erbarme dich (unser)." "Christus, erbarme dich (unser)." "Herr, erbarme dich (unser)."
- An Sonn- und Festtagen (außer Advent und Fastenzeit) wird das Gloria gesungen: "Ehre sei Gott in der Höhe..."
- Nach der Gebetseinladung "Lasset uns beten" und einer kurzen Stille folgt das Tagesgebet
Wortgottesdienst:
- Erste Lesung (Bibel-Text aus dem Alten Testament, der Apostelgeschichte oder der Offenbarung; "Lesung aus ..." [...] Eventuell mit Schlußakklamation: "Wort des lebendigen Gottes." "Dank sei Gott.")
- Antwortpsalm
- Zweite Lesung (Bibel-Text aus den Apostelbriefen; an gewöhnlichen Wochentagen ist nur eine Lesung vorgesehen; die deutsche Ausgabe des Messbuches gestattet auch am Sonntag "aus pastoralen Gründen" nur eine Lesung)
- Hallelujaruf mit -vers bzw. Ruf vor dem Evangelium
- Evangelium (Ein Abschnitt aus der Lebensgeschichte Jesu; "Aus dem heiligen Evangelium nach ..." [...] "Evangelium unseres Herrn Jesus Christus." "Lob sei dir Christus.")
- Predigt ("Homilie": Auslegung der Bibeltexte)
- Credo (Glaubensbekenntnis; "Ich glaube an Gott ..."; es gibt zwei mögliche Formen, entweder das große, nizäno-konstantinopolitanische Credo oder das Apostolische Glaubensbekenntnis)
- Fürbitten bzw. Allgemeines Gebet der Gläubigen
Eucharistiefeier:
- Gabenbereitung:
- Gabenprozession (meist nur symbolisch von Ministranten, die Brot und Wein zum Altar bringen). In der Gemeinde wird zeitgleich eine Kollekte durchgeführt. Die Gabenprozession wird durch einen Gesang der Gemeinde (Offertorium) begleitet.
- Symbolische Händewaschung des Priesters ("Lavabo")
- Gabengebet ("Betet, Brüder und Schwestern, daß mein und eurer Opfer ...")
- Eucharistisches Hochgebet (Großes Dankgebet bzw. Kanon)
- Präfation (lat. Vorrede, Einleitung; "Der Herr sei mit Euch." "Und mit deinem Geiste." " Erhebet die Herzen ..." [...] "In Wahrheit ist es würdig und recht ...")
- Sanctus (Lied: "Heilig, heilig, heilig, Gott, Herr aller Mächte und Gewalten...")
- Epiklese (Herabrufung des Heiligen Geistes auf die Gaben von Brot und Wein; "Sende deinen Geist auf diese Gaben, damit sie uns werden Leib und Blut deines geliebten Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus ...") Mit der Epiklese beginnt bereits die Wandlung der Gaben von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi.
- Konsekration und Anamnese ("Einsetzungsworte" als Nachvollzug des letzten Abendmahls, der Höhepunkt der Wandlung; "Nehmet und esset alle davon: Das ist mein Leib ..." "Nehmet und trinket alle daraus: Das ist mein Blut ...")
- Akklamation der Gemeinde: "Geheimnis des Glaubens": "Deinen Tod o Herr, verkünden wir ..."
- Interzessionen (Gebet für die Einheit der Kirche, ihre Verantwortlichen und alle Gläubigen, Gebet für die Verstorbenen, Bitte um Aufnahme in die Ewigkeit, wenn man selbst einmal sterben wird)
- Schlussdoxologie: "Durch ihn und mit ihm und in ihm ist dir, Gott, allmächtiger Vater, in der Einheit des heiligen Geistes alle Herrlichkeit und Ehre jetzt und in Ewigkeit." Die Gemeinde bekräftigt das ganze Hochgebet mit ihrem "Amen".
- Kommunion
- Vater unser
- Gebet um den Frieden und Friedensgruß: "Der Friede des Herrn sei allezeit mit euch." "Und mit deinem Geiste."; nach dem liturgischen Friedensgruß lädt der Priester meist die Gemeinde zum persönlichen Friedensgruß ein: "Gebt einander ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung."
- Brotbrechung und Agnus Dei: "Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt, erbarme dich unser (2x) / gib uns deinen Frieden.")
- Kommuniongang (wird eingeleitet mit "Seht das Lamm Gottes...", "Herr ich bin nicht würdig, daß du eingehst ...", daran schließt sich die Kommunion des Priesters in beiderlei Gestalten (Leib und Blut Christi) und die der Gemeinde an (meist nur - aus praktischen Gründen - die konsekrierte Hostie, der Leib Christi). Der Kommuniongang wird durch einen Gesang der Gemeinde begleitet (Communio).
- Im Anschluss oder nach der Messfeier findet die Purifikation (Reinigung von Kelch- und Hostienschale) statt.)
- Danksagung: Stille oder Lied.
- Gebet nach der Kommunion (Schlussgebet)
Abschluss:
- Verlautbarungen: Kurze Hinweise auf aktuelle Ereignisse in der Gemeinde
- Segen und Entlassung: "Es segne euch der allmächtige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist." Kreuzzeichen "Amen." "Gehet hin in Frieden." "Dank sei Gott dem Herrn."
- Auszug
Weblinks
- Allgemeine Einführung in das Römische Messbuch
- Schott-Messbuch - Originaltexte der authentischen deutschen Ausgabe des Messbuches und des Messlektionars
- CATHOLIC ENCYCLOPEDIA: The Roman Rite
- romanrite.com - englischsprachige Website zum Thema Römischer Ritus
- WikkiMissa Verzeichnis der tridentinischen Messen.