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Bayerisches Viertel

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Das Bayerische Viertel gehört zu Berlin-Schöneberg. Es liegt rund um den Bayerischen Platz zwischen Regensburger und Badensche Straße in fast unmittelbarer Nähe zum Stadtzentrum West mit Tauentzien und Kurfürstendamm.

Die Berlinische Bodengesellschaft entwickelte unter ihrem Mitbegründer Salomon Haberland um 1900 das Bayerische Viertel gezielt für ein großbürgerliches Publikum. Finanzstarke Bevölkerungsschichten sollten gewonnen werden, um mehr Steuereinnahmen zu erzielen. Das Konzept Haberlands ging auf.

Vornehme Fassaden, riesige Wohnungen mit Salons, reizvolle Platzanlagen und eine bezirkseigene U-Bahnlinie zeichneten den Reichtum des Viertels aus, in dem sich schnell Ärzte, Rechtsanwälte, Beamte in höheren Positionen und viele prominente Künstler und Intellektuelle der Zwanzigerjahre nieder ließen. Dazu zählten unter anderem Albert Einstein und Erwin Piscator. Die Architetktur der Häuser war im Stil der Gebäude bayerischer Kleinstädte gehalten und führte zur Bezeichnung Bayerisches Viertel oder früher auch Klein-Nürnberg.

Im Volksmund auch Jüdische Schweiz genannt, führten vorwiegend jüdische Bürger ein komfortables und ruhiges Leben im Bayerischen Viertel, das durch das Nazi-Regime brutal beendet wurde. Die Deportationen nach der Wannsee-Konferenz 1942 entvölkerten den Stadtteil, von ca. 16.000 Juden des Viertels wurden 6.000 deportiert, der Rest emigrierte zum größten Teil bzw. war bereits emigriert.

In Gedenken an die sogennante Jüdische Schweiz findet man heute 80 Gedenktafeln und mehrere Hinweistafeln mit Orientierungsplänen, die an Lampenmasten als flächendeckendes Denkmal unter dem Titelziel Orte des Erinnerns im Bayrischen Viertel – Ausgrenzung und Entrechtung, Vertreibung, Deportation und Ermordung von Berliner Juden in den Jahren 1933 bis 1945 im gesamten Bayerischen Viertel verteilt sind. Die Tafeln zeigen auf der einen Seite Bilder, Symbole oder Piktogramme und auf der jeweils anderen Seite Auszüge aus den entsprechenden Gesetzes- und Verordnungstexten der Nationalsozialisten, die die Entwicklung zu Deportation und Vernichtung plakativ darstellen und dem Vergessen entgegenwirken.

Bomben und Feuerstürme des Krieges hinterließen riesige Lücken in den Straßen und zerstörten das Stadtbild zu 60 %. Seit 1955 wurden die Lücken, teils mit schmucklosen Neubauten, geschlossen. Zu Beginn des dritten Jahrtausends waren die verbliebenen großbürgerlichen Häuser zum großen Teil saniert und die renovierten Fassaden erstrahlten in altem Glanz. Das Viertel zählte mit überdurschnittlichen Mieten nach wie vor zu einem der ruhigsten und behaglichsten der Berliner Innenstadt.