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Josef Mengele

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Dr. phil. Dr. med. Josef Mengele (* 16. März 1911 in Günzburg, † 7. Februar 1979 in Bertioga, Brasilien) erlangte als Arzt im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz zweifelhafte Berühmtheit.

Als zweiter Sohn einer wohlhabenden bayerischen Industriellenfamilie studierte er Anthropologie, Paläontologie und Medizin mit Schwerpunkt Genetik in Frankfurt und München. 1935 promovierte er mit dem Thema Rassenmorphologische Untersuchung des vorderen Unterkieferabschnitts bei vier rassischen Gruppen; sein Doktorvater war der Anthropologe Theodor Mollison.

Seit 1931 Mitglied des Stahlhelm, trat Mengele 1934 der SA bei und 1937 der NSDAP. 1938 wurde er schließlich Mitglied der SS, 1940 der Waffen-SS.

Da Mengele kampfunfähig war, wurde er 1943 Arzt im Konzentrationslager Auschwitz. Ab 1943 experimentierte er vor allem mit Zwillingen, Säuglingen und Zwergwüchsigen in Auschwitz I, wo auch der Gynäkologe Prof. Dr. Carl Clauberg menschenverachtende Sterilisationsexperimente an weiblichen Lagerinsassen durchführte, mit dem Ziel, eine einfache Injektionsmethode zur Sterilisation für die slawischen Völker zu entwickeln.

Überlebende Zwillinge sowie Patienten im Lagerhospital, die nicht schnell genug gesund wurden, wurden mit Hilfe einer Phenolinjektion ermordet. Nach vorsichtigen Schätzungen hat Mengele unmittelbar den Tod von etwa 300.000 Menschen verschuldet, darunter etwa 2000 im Rahmen seiner Zwillingsexperimente. Als Selektionsarzt ist er mitverantwortlich für den Tod von 2 Millionen Menschen.

Zehn Tage vor Ankunft der sowjetischen Soldaten floh er aus Auschwitz und nahm seine Forschungsunterlagen mit. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges blieb Mengele zunächst in Deutschland. Bei einer Verhaftung durch die Amerikaner bleibt er unerkannt und kann entkommen. Trotz einer Verurteilung zum Tode in Abwesenheit vor dem Nürnberger Kriegsverbrecherttribunal 1946/47 wurde nicht nach ihm gefahndet. 1948-1949 wohnte und arbeitete Mengele völlig unbehelligt in Günzburg. Erst dann setzte er sich als Kriegsverbrecher nach Lateinamerika ab, zunächst nach Buenos Aires in Argentinien. Seine gefälschten Ausreisepapiere hatte er mit Hilfe des Roten Kreuzes beschafft. Später ging er nach Brasilien, wo er in Bertigoa vermutlich am 7. Februar 1979 bei einem Badeunfall verstarb. Er wurde unter dem Namen "Wolfgang Gerhard" begraben.

1982 wurde ein Kopfgeld von 10 Millionen DM auf ihn ausgesetzt; außerdem suchte der israelische Geheimdienst Mossad nach ihm. Dieser fand sein Grab im Frühjahr 1985.

Literatur

  • Keller, Sven: Günzburg und der Fall Josef Mengele. Die Heimatstadt und die Jagd nach dem NS-Verbrecher, München (Oldenbourg-Verlag) 2003, ISBN 3486645870
  • Völklein, Ulrich: Josef Mengele - Der Arzt von Auschwitz. Göttingen 1999, ISBN 3882436859