Diskussion:Helmut Calgéer
# Sinfonieorchester? 3 Blasorchester? 80% der Schueler spielen Musik?
Aus eigener Erinnerung als Schueler am Kepler Gymnasium und als Mitglied im Sinfonie- und Blasorchester dort: 1) Ich kann nicht bestaetigen dass 80% der Schueler ein oder mehrere Instrumente spielten - Quelle? Vielleicht die Musikschule mal fragen? 2) Auch das es gleich mehrere Sinfonoe-Orchester am Kepi gab - sicher? Ich kenne - und war in einem. 3) Es gab nach meiner Erinnerung 2 Blasorchester ("Das" Blasorchester und das Jugend-Blasorchester). Wobei das Jugendblasorchester - als ich da mitgespielt habe - weder von Herrn Calgeer geleitet wurde noch von ihm organisiert wurde (nicht signierter Beitrag von 85.181.68.67 (Diskussion) 07:56, 29. Okt. 2013 (CET))
Helmut Calgéer in Horb am Neckar
Helmut Calgéer kam zu einem mir nicht mehr genau erinnerlichen Zeitpunkt nach Anfang 1952 als Studienassessor ans Gymnasium in Horb am Neckar. Ich, damals um die 13/14 Jahre alt, kann mich noch genau erinnern, welch frischer Wind mit ihm an die Schule kam. Ich habe nie wieder einen Menschen persönlich erlebt, der so für die Musik "brannte" (im Nachhinein erinnert er mich mit seiner nervösen Leidenschaftlichkeit an Leonard Bernstein) und der mit einem derartigen Organisationstalent aufwarten konnte. Er gründete bzw. veranlasste die Gründung einer städtischen Jugendmusikschule, an der ich Violine lernte. Eines Morgens kamen wir in den Musikunterricht am Gymnasium und fanden den gesamten Raum zwischen Wandtafel und ersten Schulbänken voll gepflastert mit goldschimmernden Blasinstrumenten vor. Ich bekam von Herrn Calgéer eine Posaune in die Hand gedrückt, die ich erlernen sollte. Mein Einwand, ich lernte doch bereits Violine, fand keine Berücksichtigung: Die Posaune sei doch die ideale Ergänzung dazu. Bald hatten wir an unserer Schule ein recht qualitätvolles Blasorchester (auch ein Streichorchester). Beim Rosenmontagsumzug wurden wir, da wir noch nicht marschieren konnten, auf ein Fuhrwerk verfrachtet und bliesen von dort herunter unter der Leitung von Herrn Calgéer unentwegt den Mainzer Narhalla-Marsch, den wir damals als einzigen konnten. Später holten wir bei einem Musikfest in Schramberg mit einem schwierigen Konzertstück einen Preis. - Im Sportunterricht fanden wir eines Tages auf dem Neckar veritable Ruderboote vor, was damals ein echter Luxus war; niemand wusste (und ich weiß es bis heute nicht), auf welche Weise Herr Calgéer diese Boote besorgt hatte. - Im Rahmen des städtischen Musikvereins gründete Herr Calgéer ein Streichorchester, d.h. ein Salonorchester mit Streichern, Bläsern und Klavier. Auch dort spielte ich die Posaune. Das Solo in "Wenn der weiße Flieder wieder blüht" hatte ich gemeinsam mit einem Freund auswendig und stehend zu exekutieren.
Herr Calgéer war auch in anderer Weise ein couragierter Mann. Wir Schüler veranstalteten eine Demonstration für den Neubau eines Gymnasiums. Die Ausübung des Demonstationsrechts war in den frühen Fünfzigern noch ganz und gar ungewöhnlich und wurde von der Allgemeinheit eher als unangebrachte Störung von Ruhe und Ordnung betrachtet. Wenn ich mich recht erinnere, war Herr Calgéer der einzige Lehrer, der an der Demo teilnahm, und er war dabei auch organisatorisch tätig.
Als Herr Calgéer die Schule verließ, um nach Tübingen zu gehen, brach vieles von dem zusammen, was er aufgebaut hatte. Die Jugendmusikschule stagnierte (auch wenn es sie wohl heute noch gibt), die Schulorchester gingen ein, ebenso das städtische Streichorchester. Das Engagement, mit dem Herr Calgéer sich für die Musik einsetzte, war eben unwiederholbar.
Als Tübinger Student habe ich Herrn Calgéer dann noch oft - immer in Eile - durch das Universitätsgebäude laufen sehen. Er war damals Kulturreferent des AStA. Zuletzt sah ich ihn, als er ca. 1964 mit seinem Kammerorchester Tübinger Studenten auf dem Bahnhof in Tübingen auf einen Zug wartete. Die Gruppe war - typisch für Calgéer - im Aufbruch zu einer Konzertreise nach Ostasien.
Ich verdanke Herrn Calgéer den zündenden Funken für eine lebenslange Liebe zur Musik. In diesem Sinne mag dieser Artikel auch als ehrendes Gedenken aufgefasst werden.
Hagen Körber, Horber Abiturjahrgang 1959, Oberstaatsanwalt a.D., Köln am Rhein