Lydischer Modus

Die Modi |
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Siehe auch |
Kirchentonart Modale Tonleitern |
Lydischer Modus, kurz Lydisch bezeichnet ursprünglich eine Oktavgattung des altgriechischen Systema Téleion, später im mittelalterlichen System der Kirchentöne den fünften Ton oder tritus authenticus[1][2] (gekennzeichnet durch den Ambitus e-e1, die Repercussa c1 und die Finalis e).
Heute wird (etwa im modalen Jazz) darunter oft nur noch eine modale Tonleiter mit der gleichen Intervallstruktur verstanden.
Da die dritte Stufe der dorischen Tonleiter eine kleine Terz zum Grundton bildet, hat sie einen mollähnlichen Charakter. Zwischen der vierten und fünften sowie der siebenten und achten Stufe liegt ein Halbtonschritt, die anderen Intervalle sind Ganztonschritte.
Die Tonart F-Lydisch enthält die Stammtöne der westlichen Musik, denen auf Tasteninstrumenten die weißen Tasten entsprechen.
Herkunft
Die lydische Tonleiter entstand im antiken Griechenland, hieß dort jedoch zunächst hypolydisch oder auch hypermixolydisch, während als lydisch der spätere ionische Modus bezeichnet wurde. Erst im frühen Mittelalter kam es durch ein Missverständnis zur Verwechslung der Modi. Das Lydische wurde später in der christlichen Kirchenmusik des Mittelalters verwendet (z. B. in Marienliedern). Man trifft es heute noch gelegentlich im Jazz, aber auch z. B. bei Metallica. David Gilmour, Gitarrist von Pink Floyd, verwendet lydische Skalen in dem Instrumentalstück „Mihalis“ (vom Album „Gilmour“) sowie in der Einleitung zu „Cluster One“ vom Album „The Division Bell“. Im Bereich des Jazz gibt es viele Musiker, die Lydisch als Klangfarbe in ihren Kompositionen einsetzen, beispielsweise Chick Corea,Steve Vai, Pat Metheny oder Tom Harrell.
Der lydische Modus entspricht dem indischen Raga Kalyana.
Die Tonart F-Lydisch enthält die Stammtöne der westlichen Musik, denen auf Tasteninstrumenten die weißen Tasten entsprechen.
Bedeutung heute
Wie alle andern Modi des ionischen Systems (und auch alle anderen Skalen), kann Lydisch auch als Tonika verwendet werden. Es bildet dann das tonale Zentrum einer Komposition und die darauf aufbauenden Stufen sind die gleichen wie bei Ionisch, nur um eine Quarte verschoben. Dies ist ein konsequentes Weiterführen der Idee Miles Davis, der Kompositionen in Dorisch und Phrygisch schrieb („So What“), bei diesen kam noch der Aspekt hinzu, Modi einfach zu verschieben („Konstante Strukturen“), welches auch mit Phrygisch interessante Klangmuster ergibt. Ein Beispiel hierfür ist die Komposition „The Real Guitarist“. Im Bereich der harmonischen Erweiterung, die bei fortgeschrittenen Jazzmusikern spontan beim Spielen z.B. eines Standards vorgenommen wird, kann Lydisch als Ersatz für Ionisch dienen, um Abwechslung und Spannung zu erzeugen. So hat Lydisch als „Klangfarbe“ gleichberechtigt mit allen anderen Skalen z.B. als Dur-Ersatz Einzug in die moderne Musik gefunden.

Hörbeispiel und bildliche Darstellung
Siehe auch
- Verwendungsbeispiele
- zur sog. „lydischen Notierung“ vgl. Dorische Notierung
Weblinks
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Siehe Luigi Agustoni/Johannes Berchmans Göschl: Einführung in die Interpretation des Gregorianischen Chorals, Band 1: Grundlagen, Kapitel 1.3.2: Die acht Modi des Oktoechos, Gustav Bosse Verlag, Kassel (1995)
- ↑ Neben der korrekten Schreibweise authenticus findet sich in der Literatur auch recht häufig die Falschschreibung authentus.