Explantation (Zahnimplantat)
Unter Explantation (lat. ex „heraus“, plantare „pflanzen“) eines Zahnimplantats versteht man die Entfernung eines Implantats aus dem Kieferknochen.

Indikation

Die Überlebensrate von Zahnimplantaten liegt seit Einführung der Titanimplantate sehr hoch bei 96,8 %.[1] Diese Implantate osseointegrieren und gehen damit eine ankylotische Verbindung mit dem umgebenden Kieferknochen ein. In seltenen Fällen ist jedoch die Entfernung eines Implantats, beispielsweise bei einer fortgeschrittenen Periimplantitis, angezeigt. Wenn dabei der Knochenabbau nur partiell erfolgt ist, muss der noch osseointegrierte Teil gelöst werden. Eine Explantation muss in manchen Sonderfällen vorgenommen werden, beispielsweise bei einer Irritation eines Nerven (insbesondere des Nervus mandibularis), bei einer Neuralgie, bei einer Sinusitis maxillaris, bei Implantatfrakturen oder bei einem falsch platzierten Implantat. Implantate werden auch temporär eingesetzt, beispielsweise zur Fixation einer kieferorthopädischen Apparatur zur Zahnregulierung oder als Hilfsimplantat zur temporären Zahnersatzversorgung. Hierfür stehen verschieden Verfahren zur Verfügung.
Verfahren
Die Entfernung eines Implantats erfolgt in der Regel unter Lokalanästhesie. Mittels eines kleinen gingivalen Schnitts erzeugt man den Zugang zum Explantationsgebiet.
Extraktion
Ein bereits gelockertes Implantat lässt sich, beispielsweise mittels einer Knochenzange nach Luer oder einer Frontzahn- bzw. Prämolarenzange leicht fassen und durch Herausdrehen entfernen. Handelt es sich um kein osseointegriertes Titanimplantat (beispielsweise ein früher verwendetes Stahlimplantat), ist dieses meist durch Bindegewebe umgeben und dadurch leichter zu entfernen.
Herausdrehen
Bei nur mehr rudimentärem Halt eines zweiteiligen Implantats im Kieferknochen kann versucht werden, mit einem kleinen Drehmomentschlüssel, das in das Implantat eingesetzt wird, das Implantat mit einer Kraft von etwa 500 Ncm herauszudrehen.
Ausfräsen

Ein osseointegriertes, ankylotisch eingeheiltes Implantat kann durch Umfräsung des Implantats mit einer Lindemannfräse freigelegt werden. Nachteilig ist die Gefährdung benachbarter Strukturen und dem großen, verfahrenbedingten periimplantären Knochenverlust, was nachteilig für eine spätere Neuversorgung ist. Dieser kann einen Knochendefekt verursachen, der etwa doppelt so groß ist, wie der Implantatdurchmesser. Verwendung findet auch eine grazile Langschaftfräse.
Trepanfräse

Eine Trepanfräse ist ein zylindrischer, innen hohler Bohrer, der an der Stirnseite geschärfte Zacken aufweist. Die Trepanfräse ist an den Durchmesser des Implantats angepasst. Die Fräse bohrt damit gewissermaßen um das Implantat herum und wird wie ein Rohr am Implantat entlang in die Tiefe geführt. Hierfür muss zuvor die Suprakonstruktion (beispielsweise eine Zahnkrone) entfernt werden, um den Trepanbohrer, der nur geringfügig größer ist, als das Implantat, ansetzen zu können. Vorteil dieses Bohrverfahrens ist ein weit geringerer Knochenverlust, als er durch das Ausfräsen mittels einer Lindemannfräse entstehen würde. Trepanbohrer gibt es in individuellen Weiten, je nach Implantatdurchmesser. Durch ein Verhaken der Trepanfräse kann es zum Schlagen des Winkelstückkopfes, bis hin zum Lagerbruch kommen.
Piezochirurgische Explantation
Bei der piezo-chirurgische Explantation wird der Knochen ähnlich wie bei einer Zahnsteinentfernung durch Schwingungen bearbeitet und dadurch abgetragen. Diese Technik wurde von Tomaso Vercellotti entwickelt. Dabei wird bei guter Kühlung mit sterilem Wasser zuerst die Spitze des Piezogeräts in Schwingung versetzt, die mit leichtem Druck Stück für Stück tiefer bis zum Apex des Implantats hinabgleiten kann. [2]
Entfernung mittels Laser
Die lasergestützte Explantation eines gescheiterten Zahnimplantats mittels Erbium-YAG Laser ist eine minimal invasive Technik als Alternative zu herkömmlichen mechanischen Explantationstechniken. [3]
Folgetherapie
Nach der Explantation kann je nach Ausmaß des Knochendefektes entweder sofort erneut ein Implantat mit etwas größerem Durchmesser gesetzt werden oder es ist zunächst ein Knochenaufbau durchzuführen, um nach der Regeneration des Knochens erneut ein Implantat zu setzen.
Quellen
C. Blum, Implantatentfernung: Suche nach der schonendsten Methode ZWP, 15. April 2013
W. Bückling, Die schonende Explantation, ZM, Heft 22 (2012)
Einzelnachweise
- ↑ R. E. Jung, B. E. Pjetursson u. a.: A systematic review of the 5-year survival and complication rates of implant-supported single crowns. In: Clinical oral implants research. Band 19, Nummer 2, Februar 2008, S. 119–130, ISSN 0905-7161. doi:10.1111/j.1600-0501.2007.01453.x. PMID 18067597. (Review).
- ↑ T. Vercellotti, Piezochirurgie in der Zahnmedizin: Klinische Vorteile in der Zahnheilkunde Quintessenz Verlag, (15. Juli 2011) ISBN 3-86867-042-4
- ↑ L. P. Smith, T. Rose: Laser explantation of a failing endosseous dental implant. In: Australian dental journal. Band 55, Nummer 2, Juni 2010, S. 219–222, ISSN 1834-7819. doi:10.1111/j.1834-7819.2010.01225.x. PMID 20604768