Darfur
Darfur ist eine Region im Westen des Sudan. Es besteht aus den sudanesischen Bundesstaaten Nord-Darfur (Hauptstadt Al-Faschir) und Süd-Darfur (Hauptstadt Niyala). Sie grenzt an die Zentralafrikanische Republik und den Tschad. Darfur hat ein Fläche von 509.075 km² mit einer geschätzten Bevölkerung von 3,09 Millionen Menschen. Es ist weitgehend eine aride Hochebene mit dem Marrah Gebirge (Djebel Marra) im Zentrum, einer Bergkette vulkanischen Ursprungs mit Bergen bis 3088 m Höhe. Der Norden ist eine Trockensavanne, der Süden während der Regenzeit weitgehend überschwemmt. Norden und Süden sind kaum besiedelt, der Nordosten ist fast menschenleer.
Wirtschaft
Darfurs Wirtschaft basiert in erster Linie auf Subsistenz-Landwirtschaft (Regenfeldbau) mit Getreide, Obst und Tabakanbau und Viehwirtschaft im trockeneren Norden. Außerdem Sammelwirtschaft (Akaziengummi). Früher war es ein Zentrum des Sklavenhandels, indem es eine Route darstellte, über die afrikanische Sklaven in die Arabische Welt verschleppt wurden. Die größten ethnischen Gruppen sind die stark arabisierten Fur (nach denen die Region benannt ist) und im Süden Sudannegerstämme, beide ethnisch afrikanische Völker. Die wichtigsten Städte sind El-Fascher und Geneina.
Geschichte
Geschichte
Die Ureinwohner von Darfur, die Dadscho, wurden durch den Stamm der For später zurückgedrängt.
Um 900 bis 1200 entstanden christliche Königkreiche in der Region, diese wurden aber im 13. Jahrhundert durch muslimische Invasoren zerstört, was zu einer Islamisierung der Einwohner von Darfur führte. Für mehrere Hundert Jahre wurde das Land durch das Reich von Kanem regiert, bis es die Herschaft schließlich im 17. Jh. abschüttelte. Die Macht ging auf ein lokales Herrscherhaus, das Keira Geschlecht, über, welches Darfur als unabhängiges Sultanat von 1640 ab regierte. Der Islam wurde erst unter Soliman Solon (1596-1637) hier eingeführt.
Unter dem Vorwand, daß entflohene Mamelucken in Kordofan Zuflucht gefunden, sandte Mehemed Ali, Pascha von Agypten, 1821 seinen Schwiegersohn Mohammed Bei El Defterdar gegen D., das sich ihm nach einer mörderischen Schlacht unterwarf. Ein Versuch jenes, den Abu Madian, einen jüngern Bruder des Sultans Mohammed Fahdel, der von diesem in einer Art Gefangenschaft gehalten worden war, mit Waffengewalt auf den Thron von D. zu setzen (1833), scheiterte durch eine Meuterei der rumelischen Hilfstruppen, und D. ward aufs strengste gegen Ägypten abgesperrt. Mit Ägypten blieb D. fortwährend auf gespanntem Fuß, und die immer mehr zunehmende Macht dieses Landes, seine Ausdehnung nach Süden hin ward von den Sultanen mit Eifersucht überwacht.
Schon seit Jahren war das Verhältnis zwischen den Nachbarn ein feindseliges, das in offene Feindschaft überging, als Ägypten unter dem Einfluß der europäischen Mächte die Einfuhr der Sklaven aus D. verbot und damit diesem Land eine seiner reichsten Einnahmequellen verstopfte. Nachdem Sultan Brahim 1873 mit dem im Süden von D. stationierten ägyptischen Bei Siber in offenen Kampf geraten war, rückte von Kordofan aus ein ägyptisches Korps unter Ismail Pascha in D. ein, schlug Sultan Brahim, der im Kampfe fiel (Oktober 1874), und das Sultanan wurde durch ihn 1874 für Ägypten erobert und 1883 von der Armee des Sudanesen Muhammed Ahmad.
Später unterwarf sich der Mahdi das Land, nachdem der Österreicher Slatin, Gouverneur von Dara, zur Kapitulation gezwungen worden war.
Das Sultanat wurde 1889 halbautonom unter Anglo-Ägyptischer Herrschaft. In jener Zeit wurde die Einwohnerzahl auf höchstens 1 1/2 Mill. geschätzt, davon die Hälfte die damals vorherrschenden For, 500.000 Arabern, im übrigen aus Tukruri und Fulbe.
1916 führte der letzte Sultan einen Aufstand gegen das Britische Reich an. Dieser wurde niedergeschlagen, der Sultan getötet und Darfur in den britisch-beherrschte Sudan eingegliedert. 1994 wurde Darfur in drei sudanesische Bundesstaaten geteilt: Nord-, Süd- und Westdarfour.
Aktueller Konflikt
Darfur wurde 2003 der Schauplatz einer blutigen Rebellion gegen die arabisch-dominierte Sudanesische Regierung mit zwei Rebellengruppen - der Sudanesischen Befreiungsarmee (Sudan Liberation Army - SLA) und der Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit (Justice and Equality Movement (Jem)), die die Regierung beschuldigen Afrikaner zugunsten der Araber zu unterdrücken. Im Gegenzug begann die Regierung einen Feldzug mit Luftbombardements und Bodenangriffen, durchgeführt von einer arabischen Miliz, den Janjawid. Sie wurden beschuldigt schwere Menschenrechtsverletzungen begangen zu haben, darunter Massenmord, Plünderung und Vergewaltigungen der nichtarabischen Bevölkerung von Darfur. Im Frühjahr 2004 wurden mehrere tausend Menschen getötet und Hunderttausende wurden aus ihrer Heimat vertrieben, was zu einer großen humanitären Krise in der Region führte.
Kriegsverbrechen und systematische "Ethnische Säuberung" - durch Völkermord und Vertreibung ins Nachbarland Tschad - sind laut Medienberichten inzwischen an der Tagesordnung.
Indirekte Friedensgepräche haben im Nachbarland Tschad begonnen, sind aber nicht recht in Gang gekommen. Die Regierungsdelegation wohnte der Eröffnungszeremonie nicht bei.
Reaktionen des Auslands
Auf ihrer jährlichen Tagung in Genf hat die UN-Menschenrechtskommission am 23. April 2004 entgegen eines Antrages der USA den Sudan nicht für die Menschenrechtsverletzungen in Darfur verurteilt. [1] Allerdings teilt sie die Befürchtungen von UN-Generalsekretär Kofi Annan, dass die Menschenrechtsverstöße ein besorgliches Ausmaß angenommen hätten. Die Menschrechtskommission verlangt von der Regierung in Khartum Zugang nach Darfur, um humanitäre Hilfe leisten zu können.
Während internationale Medien langsam mit einer Berichterstattung über die Region begannen, hielt sich die Politik erstaunlich bedeckt, ebenso die Vereinten Nationen. Auf einer Tagung der EU-Außenminister im April sprachen die Delegierten nur außerhalb der Tagesordnung über die politische Lage im Westsudan.
Die Flüchtlingsorganisation der Vereinten Nationen (UNHCR) hat angefangen Notfallhilfe ins östliche Tschad zu fliegen. Die Organisation versucht auch die Flüchtlinge im Tschad zur Sicherheit in Lager weiter im Landesinneren zu bringen.
Innerhalb des Sudans hat das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) begonnen, Nothilfe nach Norddarfur zu fliegen.
Entwicklungshelfer wollen Versorgung über die Straßen über humanitäre Korridore bringen, welche die Regierung als sicher bezeichnet. Es bleiben aber Ängste, die Straßen könnten Ziele von Angriffen sein.
Externe Verweise
- Report of OHCHR mission to Chad (5-15 April 2004) (PDF, 5,6 MB)
- http://www.aerzte-ohne-grenzen.de/Laender/Aktuelle-Berichte/Sudan.php Ärzte ohne Grenzen Länderbericht Sudan