Mehmed VI.

Mehmed VI. Vahideddin (محمد وحید الدین / Meḥemmed Vaḥīd ed-Dīn; * 14. Januar 1861 im Dolmabahçe-Palast, Istanbul; † 16. Mai 1926 in San Remo) entstammte der Dynastie des Hauses Osman und war von 1918 bis 1922 letzter Sultan des Osmanischen Reiches.
Frühe Jahre
Mehmed Vahideddin wurde am 14. Januar 1861 im Dolmabahçe-Palast in Istanbul geboren. Er war der jüngste Sohn von Sultan Abdülmecid I. und dessen Gemahlin, der tscherkessischen Prinzessin Gülüstü Kadın Efendi. Nach dem frühen Tod beider Eltern wenige Monate nach der Geburt, erfuhr er Förderung durch seinen älteren Halbbruder, den seit 1876 regierenden Sultan Abdülhamid II. Prinz Mehmed, dem kaum Chancen eingeräumt wurden einmal den Thron zu erben, galt als intelligent, elegant und politisch interessiert. Intensiv widmete sich der Prinz dem Studium islamischer Literatur.
Nach dem Selbstmord des Kronprinzen Yusuf Izzettin Efendi am 1. Februar 1916 wurde Mehmed neuer Thronfolger (Veliaht) seines älteren Halbbruders Sultan Mehmed V. In dieser Eigenschaft besuchte er während des Ersten Weltkriegs die verbündeten Mächte Österreich-Ungarn und das Deutsche Reich, politischen Einfluss indes gewann er nicht.
Als Sultan (1918 bis 1922)

Am 3. Juli 1918 verstarb Sultan Mehmed V. und als ältestes männliches Mitglied der Osmanen-Dynastie folgte ihm Prinz Mehmed automatisch auf den Thron. Mehmed VI. wurde am folgenden Tag in der Eyüp-Sultan-Moschee als 36. Sultan (Padischah) und 100. Kalif des Osmanischen Reiches feierlich mit dem Schwert des Staatsgründers Osman I. umgürtet. Von Beginn seiner Herrschaft an war Mehmed bestrebt, die unter seinem schwachen Vorgänger verloren gegangene Autorität des Monarchen zu stärken und griff daher aktiver in die Politik ein. Allerdings war die militärische Lage des Osmanischen Reiches im Sommer 1918 desolat: Britische Truppen hatten die Fronten in Mesopotamien und Palästina überrannt und wichtige Städte wie Bagdad, Jerusalem und Damaskus erobert. Der Sultan sah sich daher gezwungen den Bestimmungen des Waffenstillstands von Moudros (30. Oktober 1918) zuzustimmen und die Kampfhandlungen mit der Entente zu beenden. Darin verpflichtete sich das Osmanische Reich sämtliche Gebiete außerhalb Anatoliens zu räumen und der Entente die Einrichtung einer Militärverwaltung zur Kontrolle Istanbuls und der Meerengen einzugestehen.
In den folgenden Monaten hoffte Mehmed durch enge Zusammenarbeit mit der Entente günstige Bedingungen für einen Friedensschluss zu erlangen und seiner Dynastie die Herrschaft zu erhalten. Die Regierung des Sultans ging auf sämtliche Forderungen der Siegermächte ein und wurde praktisch zu deren Ausführungsorgan. Auf der Konferenz von San Remo im April 1920 akzeptierten seine Unterhändler die territoriale Neuordnung des Nahen Ostens, die das Osmanische Reich auf Anatolien reduzierte. Großbritannien erhielt die Mandatsverwaltung über Mesopotamien und Palästina, Frankreich über den Libanon und Syrien. Die Arabische Halbinsel (Hedschas) wurde unabhängig und Griechenland wurden Gebiete an der Westküste Anatoliens zugesprochen. Die Bestimmungen setzten den Sultan innenpolitisch enorm unter Druck. Die Nationalisten forderten den Erhalt der territorialen Integrität und der nationalen Souveränität, lehnten die Beschlüsse ab und beschuldigten den Sultan des Landesverrats. Dieser sah sich daher gezwungen das Parlament am 11. April 1920 aufzulösen, weshalb die Nationalisten in Ankara eine revolutionäre Gegenregierung um den populären Offizier Mustafa Kemal bildeten und sich militärisch gegen die Ententemächte auflehnten (Griechisch-Türkischer Krieg 1919-1923, Türkischer Befreiungskrieg 1919-1923). Der am 10. August 1920 abgeschlossene Vertrag von Sèvres bestätigte die Bestimmungen aus San Remo.
Die Streitkräfte der nationalen Regierung konnten sich militärisch behaupten und schlossen im Oktober 1922 Waffenstillstand mit der Entente. Die Mehrheit der Großen Nationalversammlung der Türkei forderte nun das Ende der Monarchie und am 1. November 1922 beschloss sie die Trennung von Kalifat und Sultantat, das gleichzeitig aufgehoben wurde. Nach 622 Jahren endete damit die Herrschaft des Hauses Osman. Gemäß den Vereinbarung mit Großbritannien wurde Mehmed des Landes verwiesen und verließ am 17. November an Bord des britischen Kriegsschiffs HMS Malaya Istanbul. Nachfolger als Kalif wurde sein Cousin Abdülmecid II.
Exil und Tod
Im Exil lebte der entthronte Sultan zunächst auf Malta, später stellte ihm der italienische König Viktor Emanuel III. eine Villa in San Remo an der italienischen Riviera zur Verfügung. Die Ausrufung der Republik Türkei am 29. Oktober 1923 beendete jegliche Hoffnungen auf die Restauration der Monarchie.
Mehmed VI. starb am 16. Mai 1926 in San Remo und wurde als einziger Sultan nicht in Istanbul beigesetzt sondern fand seine letzte Ruhestätte in der Tekkiye-Süleymans Moschee in Damaskus.
Ehe und Nachkommen
Am 8. Juni 1885 heiratete Mehmed Prinzessin Emine Nazikeda Kadın Efendi (1866–1941), in der Folge seine Hauptfrau. Aus der Ehe gingen drei Nachkommen hervor:
- Prinzessin Münire (1888)
- Prinzessin Fatma Ulviye (1892-1967)
- Prinzessin Rukiye Sabiha (1894-1971)
Weiterhin ehelichte er noch vier weitere Nebenfrauen:
2.) Seniye Inshira (1887-1930) am 8. Juli 1905 im, die kinderlose Ehe wurde geschieden.
3.) Sadiye Mevedett (1893-1951) am 25. Apri 1911. Aus dieser Ehe gin ein Sohn hervor:
- Prinz Şehzade Ertuğrul (1912-1944)
4.) Nevare (1901-?) am 20. Juni 1918, die kinderlose Ehe wurde 1924 geschieden.
5.) Nimit Nevzad (1902-1985?) am 1. September 1921.
Weblinks
Einzelnachweise
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Mehmed V. | Sultan des Osmanischen Reichs 1918–1922 | — |
Mehmed V. | Kalif 1918–1922 | Abdülmecit II. |
Personendaten | |
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NAME | Mehmed VI. |
ALTERNATIVNAMEN | Mehmed Vahideddin; Mehmed Vahdeddin |
KURZBESCHREIBUNG | Sultan des Osmanischen Reiches (1918–1922) |
GEBURTSDATUM | 4. Januar 1861 |
GEBURTSORT | Istanbul, Osmanisches Reich |
STERBEDATUM | 16. Mai 1926 |
STERBEORT | San Remo, Italien |