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Liste von Hungersnöten

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Die Liste historischer Hungersnöte beschreibt Hungersnöte in der Geschichte.

Hungersnöte nach Region

Altertum

Antike

  • 354: Antiochia, Hungersnot endet in Revolten, bei denen der Gouverneur gelyncht wurde
  • 362–363: Hungersnot in Antiochia
  • 384–385: Antiochia
  • 500–501: Edessa

Europa

Westeuropa

In Westeuropa waren Hungersnöte bis ins 20. Jahrhundert verbreitet.

  • Hungersnot in Dänemark in der Regierungszeit von Olaf Hunger (1086-1095)
  • 1315–1317 Hungersnot in weiten Teilen Europas
  • 1437-1439/40 Hungersnot in weiten Teilen Europas; ausgelöst durch überregionale Missernten infolge strenger Winter und später Frosteinbrüche (Maifrost)
  • 1618–1648 Hungersnöte als Folge des Dreißigjährigen Krieges
  • 1693–1694 Große Hungersnot in Frankreich in Folge eines extrem strengen Winters, verschärft durch eine Typhusepedemie sterben 1–2 Millionen Menschen
  • 1709 Große Hungersnot in Frankreich, ausgelöst durch einen sehr strengen Winter
  • 1771–1772 Hungersnot in Sachsen und der Lausitz, ausgelöst durch Überschwemmungen und nasskalte Witterung
  • 1816–1817 Hungersnot in weiten Teilen Europas, ausgelöst durch den Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien
  • 1844–1849 Ausfall der Kartoffelernte durch Kartoffelfäule, Lebensmittelknappheit; sehr kalte Sommer und Winter; Hungerepedemien; Große Hungersnot in Irland mit etwa 1.500.000 Toten und einer Auswanderungswelle nach Nordamerika; Kartoffelrevolution in Berlin, April 1847.
  • 1866–1868 Hungersnot in Finnland
  • 1916-1917 sog. Rüben- und Hungerwinter im Deutschen Reich
  • 1941–1944 Große Hungersnot in Griechenland
  • 1944/45 Hungerwinter in den Niederlanden in den letzten Kriegsmonaten durch Zusammenbruch des Verteilungssystems mit Lebensmittelmarken. Etwa 200.000 litten an Mangelerscheinungen und schätzungsweise 22.000 Menschen starben an den Folgen des Hungers. Da viele Geburtsakten erhalten sind, gibt es einige Untersuchungen über die Auswirkungen der Hungersnot auf die Schwangerschaft und den weiteren Lebenslauf.
  • 1946-1947 Hungerwinter in Deutschland

Russland und UdSSR

Asien

China

  • 1333–1337 große Hungersnot mit 4.000.000 Toten.
  • 1876–1879 große Hungersnot in Nordchina mit 11.000.000 Toten.
  • 1892–1894 große Hungersnot mit 1.000.000 Toten.
  • 1896–1897 große Hungersnot mit 5.000.000 Toten.
  • 1920–1921 Hungersnot in Nordchina mit 500.000 Toten.
  • 1928–1929 große Hungersnot mit 10.000.000 Toten.
  • Die größte Hungersnot in China, und vielleicht der ganzen Weltgeschichte, wurde von 1959–1961 durch den Großen Sprung nach vorn ausgelöst, dem 15–43 Mio. Menschen zum Opfer fielen.

Indien

  • 1630–1631 gab es eine große Hungersnot in Indien. Aufzeichnungen zeigen, dass Kannibalismus so verbreitet war, dass menschliches Fleisch auf dem freien Markt verkauft wurde.
  • 1770 erste bengalische Hungersnot mit 6.500.000 Toten.
  • 1866 Hungersnot in Bengalen und Orissa mit 1.500.000 Toten.
  • 1876–1878 große Hungersnot; Schätzungen variieren zwischen 5,5 und 29 Millionen Toten.
  • 1896–1897 und 1899–1902 große Hungersnot; 100 Mio. Betroffene; Schätzungen über Tote variieren stark, bis zu 11 Mio.
  • 1943–1944 große Hungersnot in Bengalen – verstärkt durch britisch-indische Kriegsanstrengungen in der Region.
  • 1966 drohende Hungersnot in Bihar. Die USA teilten 900.000 Tonnen Korn zu, um den Hunger zu bekämpfen.

Nahost

  • 362–3 In Syrien, wird in diversen antiken Quellen erwähnt.
  • 1916–1918 Hungersnot im türkisch-deutsch besetzten Libanon während des Ersten Weltkriegs infolge einer alliierten Seeblockade sowie Requirierungen durch die schlecht versorgten Truppen; außerdem infolge des hohen Spezialisierungsgrades der libanesischen Landwirtschaft, wo Grundnahrungsmittel importiert und stattdessen z. B. Weinbau und Seidenraupenzucht betrieben wurden (ca. 100.000 Tote, in einem damals von 450.000 Menschen bewohnten Gebiet)

Andere asiatische Länder

Afrika

Hunger ist auch im Afrika der modernen Zeit weit verbreitet. Klimaschwankungen, Dürren, Bodenunfruchtbarkeit, Erosion und Heuschreckenschwärme können zu Ernteausfällen führen. Weitere nachteilige Faktoren sind politische Instabilität, bewaffnete Konflikte, Bürgerkriege, Korruption, Misswirtschaft, Bevölkerungswachstum und eine internationale Handelspolitik, die die Vermarktung afrikanischer Landwirtschaftserzeugnisse behindert. Schließlich hat AIDS langfristige ökonomische Effekte auf die Landwirtschaft (vor allem im südlichen Afrika), indem es die in der Landwirtschaft tätige Bevölkerung dezimiert.

Große Hungersnöte

Ausgewählte nicht von Menschen erzeugte Hungersnöte

(Schätzungen nach Encyclopedia Britannica 1992)

Fall Zeitraum Opfer
London 1235 20.000
Europa 1315–17 5.000.000
China 1333–37 4.000.000
Russland 1600 500.000
Indien 1769–70 6.500.000
Osteuropa 1770 190.000
Nordwestindien 1837–38 800.000
Irland 1845–49 1.000.000
Bengalen und Orissa (Indien) 1866 1.500.000
Kleinasien 1874–75 150.000
Indien 1876–78 5.000.000
Nordchina 1876–79 11.000.000
China 1892–94 1.000.000
China 1896–97 5.000.000
Indien 1899–1900 1.250.000
Nordchina 1920–21 500.000
China 1928–29 10.000.000
Ruanda-Urundi 1943 45.000
Bengalen (Indien) 1943–44 500.000
Sahelzone/Afrika 1968–74 500.000

Künstliche, durch Menschen erzeugte Hungersnöte

(Schätzungen nach Lexikon der Völkermorde 1998)

Fall Zeitraum Opfer
Südrussland 1921–22 5.000.000
Ukraine 1932–33 6–7.000.000
China 1959–61 30–43.000.000
Äthiopien 1982–85 2–3.000.000
Nordkorea 1994–97 500.000–2.000.000
Simbabwe 2000–05 ???

Siehe auch

Einzelnachweise