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Mohammed

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Datei:Muhammad at Kaba.jpg
Mohammed vor der Kaaba (türkische Buchmalerei, 16. Jahrhundert). Das Gesicht des Propheten wird nicht dargestellt.

Mohammed, (arabisch محمد, mit vollem Namen Muhammad ibn Abd Allah ibn Abd al-Muttalib ibn Haschim ibn Abd Manaf al-Qurayschi) geb. gegen 571 in Mekka, gest. 632 in Medina. Er ist der Stifter der islamischen Religion und wird von den Muslimen als das „Siegel der Propheten angesehen, denn er steht am Ende einer Reihe von vorausgegangenen Propheten - daher die Bezeichnung: "Siegel" (arabisch خاتم الأنبياء).

Muslime setzen und sprechen hinter den Namen Mohammeds die Eulogie „Gott segne ihn und schenke ihm Heil!“ (siehe Islamische Eulogien).

Leben

Es gibt so gut wie keine unabhängigen zeitgenössischen Quellen zu Mohammeds Leben und Wirken; auch der Koran wurde erst etwa zwanzig Jahre nach seinem Tod schriftlich fixiert, gilt aber als authentisch. Aus Historikersicht ist zu bedenken, dass fast alles, was über das Leben des Propheten berichtet wird, aus parteiischen Quellen stammt, die ihn entweder als Verkünder einer göttlichen Wahrheit preisen oder als „Verführer“ ablehnen. Die folgende Darstellung folgt im wesentlichen der islamischen Tradition.

Kindheit

Mohammed wurde in der arabischen Stadt Mekka als verarmtes Familienmitglied der Haschemiten aus dem bedeutenden vorherrschenden Stamm der Quraisch (Quraysh) im sogenannten Jahr des Elefanten nach dem Tod seines Vaters Abdullah geboren. Viele Muslime feiern Mohammeds Geburtstag - nach dem islamischen Mondkalender - am 12. Rabi' al-Awwal. In westlichen Quellen findet man häufig das Datum 20. April 571. Tatsache bleibt jedoch, daß die genauen Geburts- und Todesdaten unbekannt sind. Im Alter von sechs Jahren verlor Mohammed seine Mutter Amina. Anschließend lebte er bei seinem Großvater Abd al-Muttalib, nach dessen Tod kam er unter den Schutz seines Onkels Abu Talib (jüngerer Bruder seines Vaters) und seiner Cousins (u. a. Ali bin Abu Talib --> später Kalif). In jungen Jahren arbeitete Mohammed als Schafhirte, später nahm er an zwei Reisen der Handelskarawanen in den Norden (Syrien) teil. Auf einer Handelsreise in den Norden soll er - gemäß einer Prophetenlegende in seiner Biographie aus dem frühen 8.Jahrhundert - dem Mönch Bahira begegnet sein, der das Siegel des Prophetentums zwischen Mohammeds Schultern gesehen haben will und die Zeichen in ihm sah, die angeblich auch Juden und Christen in ihren Schriften hatten.

Mannesalter

Gegen 595 bot ihm seine damalige Arbeitgeberin, die 15 Jahre ältere zweifache Kaufmannswitwe Chadidscha bint Chuwailid (555(?)-619) aus dem angesehenen quraischitischen Geschlecht 'Abd al-'Uzza, die Heirat an. Mit ihrer Hilfe erlangte Mohammed seine finanzielle Unabhängigkeit und soziale Sicherheit, eine Wende in seinem Leben. Sie war die erste Person, die an Muhammads Botschaft geglaubt hat; die islamische Geschichtsschreibung betrachtet sie daher als die erste Muslimin in Mekka. Aus ihrer Ehe ging u. a. seine Tochter hervor, die als einziges seiner Kinder selbst Nachkommen hatte. Von ihr stammen alle Nachfahren Muhammads ab. Chadidscha, Ali ibn Abi Talib und Abu Bakr, der erste Kalif nach Mohammeds Tod, waren gemäß islamischer Tradition die ersten Muslime.

Die mekkanische Periode der Prophetie

Die wichtigsten Quellen über Muhammeds Wirken als Prophet sind - neben dem Koran - der Hadith, der über Taten und Aussagen des Propheten berichtet, ferner die Berichte der islamischen Historiker in der Prophetenbiographie und in den Nachrichtensammlungen über die Feldzüge (maghazi) während der Prophetie. Gegen 610 ist ihm der Erzengel Gabriel (arabisch Dschibril) erschienen, der ihm befahl: „Lies im Namen deines Herrn, der erschaffen hat, den Menschen aus einem Embryo (Blutklumpen)! Lies...!“ (Anfang der Sure 96). Muhammad erwiderte: „Ich kann nicht lesen“. Diese und andere Koranverse in den Suren 93 und 74 stellen die Anfänge der Offenbarungen und somit den Anfang von Muhammads Prophetie dar. Muhammad war um jene Zeit 40 Jahre alt.

Anfangs, bis etwa 614, haben die einflussreichen Vertreter der Quraisch keine Einwände gegen Mohammeds Lehren gehabt, die er sowohl öffentlich als auch insgeheim (sirran) verbreitete. Erst als er den Götzenkult und den Polytheismus der Vorfahren angriff, bildete sich eine starke Opposition gegen Mohammed und seine Anhänger. Dies äußerte sich in einer Reihe von gewalttätigen Übergriffen auf die ersten Muslime in Mekka, wie auch auf die Person Muhammads selbst. Im späteren Verlauf der Ereignisse versuchten die Mekkaner den Muslimen durch einen Handelsboykott die Existenzgrundlage zu entziehen. Somit waren die öffentlichen Auftritte Mohammeds in Mekka beendet: er erhielt - nach den arabischen Stammesgesetzen - im Haus des Arqam ibn Abi 'l-Arqam in Mekka Schutz (um 614) und befahl einem Teil seiner Anhänger, nach Abessinien, damals Handelsplatz der Mekkaner, auszuwandern (um 615). Die Historiographie klassifiziert die ersten Muslime der mekkanischen Periode nach diesen Ereignissen: Muslime, die sich vor Mohammeds Einzug in das Haus von Arqam bekehrten, Muslime, die während Mohammeds Aufenthalt in jenem Haus den Islam annahmen und die "Auswanderer" nach Abessinien.

Die Zeit zwischen 616-622 in Mekka ist historisch nur in ihren Konturen rekonstruierbar, denn die überwiegend widersprüchlichen Berichte der ältesten Historiographen nur teilweise mit der angenommenen Chronologie der mekkanischen Offenbarungen in der Koranexegese (tafsir) in Einklang zu bringen sind.Der Inhalt der mekkanischen Suren lässt darauf schließen, daß Mohammed sich zunächst als "Warner" (nadhir - arab. نذير ) seines Volkes verstand, vieles am religiösen status quo in Mekka duldete und einfache, für alle nachvollziehbare religiöse Pflichten einzuführen versuchte:

"Mir wird nur eingegeben, daß ich (lediglich) ein deutlicher Warner sei" (Sure 38, Vers 70).
"Selig sind die Gläubigen, die in ihrem Gebet demütig sind, dem Gerede kein Gehör schenken, die Almosensteuer entrichten und sich des Geschlechtsverkehrs enthalten, außer gegenüber ihren Gattinnen..." (Sure 23, Vers 1-6).

Sein offenes Auftreten gegen den Götzenkult in Mekka trotz Anerkennung des höchsten Heiligtums auf der Arabischen Halbinsel - al-Kaaba - , seine gescheiterte Annäherung an die Bewohner der Stadt Ta'if, die Unterdrückung seiner Anhänger in Mekka, nicht zuletzt aber der Tod seines Beschützers Abu Talib und seiner Frau Chadidscha (gegen 619) waren die Gründe für die Aufnahme von Kontakten mit den Bewohnern von Yathrib als Vorbereitungsphase der Hidschra. Einflussreiche Bürger von Yathrib, das später al-Madina (eig. madinat an-nabiy = die Stadt des Propheten) heißen sollte, haben Mohammed und seinen Anhängern nach den damals geltenden Stammesgesetzen Schutz und Sicherheit in Yathrib zugesagt und zwischen 621-622 vertraglich festgelegt. Schon in der Retrospektive wird die Auswanderung nach Yathrib in einigen medinensischen Koranversen geschildert:

"Wenn ihr ihm (dem Propheten) keinen Beistand leistet, Gott hat ihm schon (früher) Beistand geleistet, als die Ungläubigen ihn zu zweit (aus Mekka) vertrieben, als die beiden in der Höhle waren und als er (der Prophet) zu seinem Gefährten sagte: 'sei nicht traurig, denn Gott ist mit uns' " (Sure 9, Vers 40).

Dies ist eine klare Anspielung auf die Hidschra Mohammeds mit seinem Gefährten Abu Bakr; Einzelheiten darüber liefert später die Prophetenbiographie. Mohammeds Botschaft in Mekka scheiterte nicht nur an der Übermacht der Polytheisten, sondern auch am Verlust einer ausbaufähigen sozialen Basis in einflussreichen Kreisen der Stadt. Seine Ankunft in Quba', in der Nähe von Yathrib, wird - rückwirkend - auf den 12 Rabi' I. des ersten muslimischen Mondjahres, auf den 24. September 622 datiert.

Die Eingebungen, die Mohammed wahrnahm, waren oft mit körperlichen Beschwerden verbunden. Frösteln und Schaudern sind überliefert. Daher ließ er sich gewöhnlich einen Schleier oder einen Mantel reichen (Koran, Suren 73f). Die Menschen hörten ihn - so in einigen Berichten der Prophetenbiographie und der Hadith-Literatur - dann stöhnen, röcheln, aber auch schreien. Danach war er schweißgebadet und litt an Kopfschmerzen. Manchmal sah er auch Engel in Menschengestalt. Die Umsetzung des Gehörten in logische Sätze kostete ihm dann viel Mühe. Der Koran empfiehlt darum dem Propheten, nicht ungeduldig zu werden und „nicht die Zunge zu rühren, um die Artikulation zu beschleunigen“ (Koran, Sure 75,16). Denn er hatte Angst davor - wie darüber die Hadith-Literatur mehrfach berichtet -, den Anfang der Offenbarung zu vergessen, bevor diese zu Ende ging.

Die medinensische Periode der Prophetie

Yathrib, nach dem arabischen Sprachgebrauch nunmehr al-Madina, hatte zum Zeitpunkt der Hidschra andere Gesellschaftsstrukturen als Mekka. Die Bevölkerung setzte sich aus rivalisierenden Stämmen und Unterstämmen der Aus und Chasradsch zusammen. Ebenso gab es mehrere jüdische Sippen, unter ihnen waren die Banu n-Nadir, Banu Quraiza und Qaynuqa' die einflussreichsten. Ferner hatte die Stadt auch Bewohner, die schon vor der Hidschra Muslime geworden waren. Die medinensischen Anhänger nannte man die "Helfer" / "Unterstützer" (al-Ansar). Hinzu kamen die mekkanischen Anhänger Mohammeds, die "Auswanderer" (Muhadschirun). Weitere jüdische Siedlungen gab es nördlich von Medina bei Khaibar.

Schon aus eigenem Interesse war es Mohammeds Aufgabe, alle Stämme und Unterstämme der Aus und Chasradsch, ferner die Juden und die Auswanderer aus Mekka in einer einzigen Gemeinschaft (Umma) zusammenfassen. Hierfür diente der sog. "Vertrag von Medina", der im Wortlaut in der Prophetenbiographie des Ibn Ishaq erhalten ist und dessen Authentizität von der Islamwissenschaft - trotz Datierungsproblemen - nicht angezweifelt wird. Nicht nur allen namentlich angeführten Vertretern von Islam und Judentum stehen die gleichen Rechte und Pflichten zu, sondern auch die Religionen werden anerkannt; die Juden bilden eine Umma mit den Gläubigen (d.h. den Muslimen): „Die Juden haben ihre Religion (din) und die Muslime ihre Religion“. Die Ansar und Muhadschirun genießen untereinander Gleichstellung. Mohammed definiert in diesem Vertrag auch seine Position deutlich: er ist „der Gesandte Gottes“ und „der Prophet“, nennt sich aber auch mit seinem Namen einfach „Mohammed“, der bei Streitigkeiten zu Rat gezogen wird. Hier zeichnen sich die theokratischen Züge der medinensischen Umma ab. Die erwähnten Stämme und Sippen gewähren untereinander Schutz; die Täler um Yathrib sind für alle Vertragspartner heiliges Gebiet. Ausdrücklich ausgeschlossen sind aus dem Vertrag die Polytheisten (al-muschrikun).

Eine konsequente Abgrenzung von den „Schriftbesitzern“ (ahl al-kitâb) ist ursprünglich nicht die Absicht Mohammeds gewesen; denn die im oben erwähnten „Vertrag von Medina“ artikulierte Anerkennung der Religion des Anderen begegnet uns schon in der in Mekka offenbarten Sure 109 ("Die Ungläubigen):

Ihr Ungläubigen! Ich verehre nicht, was ihr verehrt (....) ihr habt eure Religion, und ich die meine.

Historisch betrachtet waren die Adressaten in jener Zeit der Prophetie die Polytheisten von Mekka, die Götzendiener, gegen die Mohammed schon in Mekka ins Feld zog. In Medina änderte sich die Situation - zunächst - schlagartig. Mohammed war bestrebt, einiges aus dem Ritual der Juden zu sanktionieren genauso, wie er es verstanden hat, vorislamische Riten in die Wallfahrtszeremonien zu integrieren; in Sure 2, Vers 158 heißt es:

as-Safa und al-Marwa gehören zu den Kultsymbolen Gottes...es ist für ihn (den Pilger) keine Sünde, bei ihnen den Umgang zu machen.

An dieser Stelle tut sich die Koranexegese (tafsir) etwas schwer, denn an den genannten Orten standen in der vorislamischen Zeit zwei Götzen: Isaf und Na'ila, um die man den Umgang (tawaf) zu machen pflegte.

In Medina kam das Fasten am 'Aschurafest der Juden, nach dem islamischen Kalender am 10. Muharram, hinzu; an diesem Tag fastete man, nach dem jüdischen Brauch, von Sonnenuntergang bis zum nächsten Sonnenuntergang und nicht, wie im Ramadan, nur den Tag über. Ob die Verlegung der Gebetsrichtung (qibla) nach Jerusalem auf jüdisches Vorbild zurückgeht, ist indes fraglich, denn auch die Christen der Ostkirche beteten in diese Richtung.

Militärische Aktivitäten (ghazawât) Mohammeds und seiner Anhänger

Die Verbreitung der neuen Religion wurde entscheidend durch die Schwäche der beiden spätantiken Großmächte Ostrom und Persien begünstigt, die in den Jahrhunderten zuvor die Araber politisch und militärisch kontrolliert hatten, nun aber durch jahrzehntelange Kriege gegeneinander abgelenkt und angreifbar waren und die Ereignisse in Arabien erst bemerkten, als es für sie bereits zu spät war.

Die historischen Ereignisse, die politischen Aktivitäten der zunächst kleinen medinensischen Gemeinschaft der Muslime finden im Koran meist in Form von Anspielungen ihre Bestätigung. Es sind dies die Feldzüge des Propheten gegen die Mekkaner, wie die Schlacht bei Badr im Jahre 624; dazu heißt es inhaltsreich im Koran, Sure 3, 123:

Gott hat euch doch in Badr zu Sieg verholfen, während ihr ein bescheidener, unscheinbarer Haufe waret...

Über die gegen die Mekkaner verlorene Schlacht bei Uhud im Jahre 625 sind lange moralisch belehrende Verse offenbart worden; in Sure 3, 172 heißt es u. a.:

Denen, die, nachdem sie die Schlappe erlitten hatten, auf Gott und den Gesandten hörten, steht – soweit sie rechtschaffen und gottesfürchtig waren – gewaltiger Lohn (im Jenseits) zu...

Im Jahre 6 nach der Auswanderung nach Medina kam es zu den ersten Kontakten Mohammeds mit Vertretern der Quraisch aus Mekka; im März 628 trat der Prophet mit seinen Anhängern die Reise nach Mekka an, um dort die kleine Pilgerfahrt ('umra) zu vollziehen, woran ihn aber die Mekkaner zu hindern wußten und einen bedeutsamen Vertrag mit ihm in der Nähe der Grenzen des heiligen Bezirkes von Mekka, bei al-Hudaibiya, aushandelten. Der Vertrag enthielt fünf wesentliche Punkte: a) Waffenstillstand für zehn, nach anderen Berichten für zwei Jahre; b) Sicherheit für die Muslime, die in der Zukunft die Pilgerfahrt vollziehen wollen oder sich auf den Handelswegen in den Süden befinden; c) Sicherheitsgarantie Mohammeds für die Quraisch auf ihren Handelswegen in den Norden; d) Auslieferung derjenigen Muslime an die Mekkaner, die ohne Erlaubnis ihrer Schutzpatrone nach Medina fliehen sollten; e) Verzicht auf die kleine Pilgerfahrt im Jahr des Vertragsabschlusses, mit Garantie der Pilgerfahrt im darauf folgenden Jahr.

Durch diesen Vertrag haben die Quraisch von Mekka Mohammed als vollwertigen Verhandlungspartner, allerdings nicht als Propheten anerkannt. Die überlieferte Urkunde trägt den Namen Muhammed b. 'Abdallah und enthält keine islamischen Formeln. Allerdings sorgte die Bereitschaft Mohammeds, alle muslimischen Flüchtlinge nach Medina an die Mekkaner auszuliefern, für Unruhen. Der Rückzug Mohammeds und sein Verzicht, die 'Umra zu vollziehen, war ein weiterer Grund für Unzufriedenheit in den Reihen seiner Anhänger. Die gesamte Sure 48 behandelt diese historischen Ereignisse; hier spricht die Offenbarung von einem klaren Sieg (fath) der Muslime, der nicht nur als Mohammeds diplomatischer Erfolg bei al-Hudaibiya verstanden wird, sondern auch Hinweise auf die darauf folgende Eroberung der Oase von Khaibar, auf die Vertreibung der jüdischen Banu al-Nadir (Mai-Juni 628) und auf die Verteilung der Beute unter den seit al-Hudaibiya unzufriedenen Muslimen enthält. Am Ende dieser Sure wird Mohammeds Position klarer als je zuvor formuliert:

Mohammed ist der Gesandte Gottes. Und diejenigen, die mit ihm sind, sind den Ungläubigen gegenüber heftig, unter sich aber mitfühlend... (Sure 48, Vers 29).

Die Grundlagen für die Eroberung Mekkas zwei Jahre später sind bereits bei al-Hudaibiya gelegt worden. Den wohlhabenden Juden von Khaibar und ihren arabischen Verbündeten hat Mohammed zwar erlaubt, die von den Muslimen in Besitz genommene Oase weiterhin zu kultivieren, jedoch ist ihnen auferlegt worden, die Hälfte der Ernte den rund 1.600 Muslimen, die an der Expedition beteilgt waren, abzugeben. Mohammeds Anteil war 1/5 der Gesamtbeute. Da die von Mohammed vorgeschriebenen Auflagen, die der politischen und wirtschaftlichen Entmachtung der jüdischen Gruppen in und um Khaibar gleichkam, nicht erfüllt worden sind, kam es zu ihrer endgültigen Vertreibung aus der Region. Die Vertreibung aller Juden aus dem Hidschas (Higaz) war dann eine der zentralen Aufgaben des zweiten Kalifen Umar.

Nach der Eroberung von Khaibar (Mai 628) trat Mohammed mit seinen nunmehr 2.000 Anhängern im März 629 seine Reise nach Mekka an, um dort - wie im Vertrag von al-Hudaibiya festgeschrieben - die kleine Pilgerfahrt ('umra) durchzuführen. Die Mekkaner haben sich aus der Stadt für drei Tage zurüchgezogen, um eventuelle Zwischenfälle am Heiligtum zu vermeiden. Nachdem einige Mitglieder einflußreicher Großfamilien den Islam angenommen haben, unter ihnen zwei militärische Talente wie Khalid b. al-Walid und 'Amr b. al-'As,die sich in den Eroberungszügen nach Mohammeds Tod einen Namen gemacht haben,war die endgültige Einnahme Mekkas nur eine Frage der Zeit. Im Januar 630 brach die gut durchorganisierte muslimische Armee in Richtung Mekka auf. Mohammed garantierte jedem, der in die Kämpfe nicht eingreift, allgemeine Amnestie. Somit ist Mekka fast ohne Blutvergießen durch die Muslime eingenommen worden; 28 Mekkaner fielen in den Kämpfen, die anderen flüchteten. Mohammed blieb zwei bis drei Wochen in Mekka, reinigte das Heiligtum (Kaaba), ließ alle Götzen sowohl aus dem Heiligtum als auch aus den Privathäusern entfernen und vernichten. In der Umgebung der Stadt hat er die Heiligtümer der Götzen al-Manât und al-'Uzza zerstören lassen und forderte die Beduinenstämme auf, dem Islam beizutreten.

Die stärksten Stämme um Mekka und al-Ta'if - Thaqif bzw. Hawâzin - sind gegen Ende Januar 630 entmachtet worden. Letztere sind bei al-Hunain auf dem Weg nach al-Ta'if nur mit größter Mühe der muslimischen Truppen besiegt worden, worüber selbst der Koran Auskunft gibt. In Sure 9, Vers 25-26 heißt es:

Gott hat euch (doch) an vielen Orten zum Sieg verholfen, (so) auch am Tag von Hunain, (damals) als eure (große) Menge euch gefiel (und euch selbstsicher machte). Sie half euch aber nichts, und euch wurde angst und bange. Hierauf kehrtet ihr den Rücken (um zu fliehen). Dann sandte Gott seine Sakina auf seinen Gesandten und auf die Gläubigen herab, und er sandte (zu eurer Unterstützung) Truppen, die ihr nicht sahet (vom Himmel) herab und bestrafte die Ungläubigen. Das ist der Lohn derer, die ungläubig sind.

Die Zerstörung der Hauptgöttin al-Lât in Ta'if übernahm ein früher Feind des Propheten: Abu Sufyân, der im Vorfeld der Eroberung Mekkas mit anderen Sippen- und Stammesführern den Islam annahm.

Auf die militärischen Siege im Süden folgte eine weniger erfolgreiche Expedition in den Norden, bis an Südgrenze des Byzantinischen Reiches, nach Tabuk, die als fehlgeschlagener Beutezug unentschieden endete. Sie hat in den oft zitierten Versen der Sure 9 (al-tauba) als Kriegserklärung an die nichtmuslimische Außenwelt ihren Niederschlag gefunden:

Kämpft gegen diejenigen, die nicht an Gott und den jüngsten Tag glauben und nicht verbieten, was Gott und sein Gesandter verboten haben, und nicht der wahren Religion angehören – von denen, die die Schrift erhalten haben – kämpft gegen sie bis sie kleinlaut aus der Hand Tribut entrichten! (Sure 9, 29 mit anschließender Polemik gegen die Juden und Christen).

Das Auftreten Mohammeds im Norden hatte zur Folge,daß einige Gemeinden, christliche und jüdische, sich ihm unterwarfen: der christliche Fürst Yuhannâ in Aila, die Bewohner in Adhruh und die Juden der Hafenstadt Makna.

Die Schaffung der islamischen Umma

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Darstellung der Himmelfahrt Mohammeds in einer persischen Miniatur von Sultan Muhammad (um 1540; Britisches Museum, London)

Die Nachfolge Mohammeds

Nach seinem Tod wurde Abu Bakr als erster Kalif von den Muslimen gewählt, deren Reich durch militärische Eroberungen zu diesem Zeitpunkt große Teile der arabischen Halbinsel umfasst.

Siehe auch: Geschichte des Islam

Mohammeds Familie

Nach dem Koran wurde es Mohammed ausdrücklich erlaubt, mehr als die sonst im Islam maximal gestatteten vier Ehen einzugehen. In Sure 33,50 steht: „Prophet! Wir haben dir zur Ehe erlaubt all deine Gattinnen, denen du ihre Morgengabe gegeben hast; was du (Anm.: an Sklavinnen) besitzt, (ein Besitz, der) dir von Gott zugewiesen worden ist; die Töchter deines Onkels und deiner Tanten väterlicherseits und deines Onkels und deiner Tanten mütterlicherseits, die mit dir ausgewandert sind; (weiter) eine gläubige Frau, wenn sie sich dem Propheten schenkt und er sie heiraten will. Das gilt in Sonderheit für dich im Gegensatz zu den (anderen) Gläubigen. Wir wissen wohl, was wir ihnen hinsichtlich ihrer Gattinnen und ihres Besitzes (an Sklavinnen) zur Pflicht gemacht haben."

Einige Frauen heiratete Mohammed als Witwen, um deren "Versorgung sicherzustellen"; andere Heiraten dienten der Festigung politischer Bindungen und der Verbreitung des Islams. Er hatte mindestens zwölf Frauen (siehe Bint El Shatee). Als Prophet durfte er alle Frauen haben, die er sich wünschte, alle Frauen, die er im Krieg erbeutete und alle Frauen, die sich ihm hingaben. Den Überlieferungen nach waren Aischa und an zweiter Stelle Zainab seine Lieblingsfrauen. Aischa war sieben Jahre alt, als sie mit Mohammed verlobt, und neun Jahre alt, als sie mit ihm verheiratet wurde. Die Heirat mit Aischa und mit der bereits verheirateten Zainab fallen aus dem Rahmen der üblichen Ehen Mohammeds. Die Frauen Mohammeds werden von der Mehrheit der Muslime - mit Ausnahme der christlichen Sklavin Maria Mariam - die „Mütter der Gläubigen“ genannt.

Siehe auch: Familie Mohammeds

Mohammed und die Schriftbesitzer

Anfangs stand Mohammed sowohl den Juden als auch den Christen wohlwollend gegenüber und erwartete, dass sie sich ihm anschließen würden. Viele Koranverse bestätigen dagegen, dass die "Schriftbesitzer" (ahl al-kitâb) die Botschaft des arabischen Propheten ablehnten. Diese Koranverse, die man "Provokationsverse ("âyât at-tahaddî") nennt, enthalten sowohl die Einwände der Gegner als auch Mohammeds Antworten. Der entscheidende Vorwurf des Propheten war, Juden und Christen hätten ihre Schriften gefälscht, ihre Inhalte abgeändert; somit sei er, Mohammed, der Verkünder der einzig wahren monotheistischen Religion Abrahams. Die Schriftbesitzer, die Gottes Schrift verfälscht haben sollen, wurden und werden mit aller Härte wie Polytheisten geächtet und behandelt.

Nach seinem Selbstverständnis war Mohammed nicht der Prophet einer neuen Religion, sondern der Reformator des abrahamschen Monotheismus:

Und sie (d. h. die Schriftbesitzer) sagen: 'Ihr müsst Juden oder Christen sein, dann seid ihr rechtgeleitet' . Sag: Nein! (es gibt nur) die Religion Abrahams, eines Hanifen - er war kein Heide. (Sure 2, Vers 135).
Abraham war weder Jude noch Christ. Er war ein Gott ergebener Hanif, und kein Heide. (Sure 3, Vers 67).

Die arabische Ausdrucksweise "musliman hanifan" (arab.مسلما حنيفا ) des letztgenannten Verses wird übersetzt mit "Er war Muslim und Hanif" (d. h. ein reiner Muslim). Dies besagt, Abraham sei der erste Muslim gewesen. (Selbst die Ka'ba im Zentrum des mekkanischen Heiligtums geht nach Mohammeds Lehre auf Ibrahim / Abraham und dessen Sohn Isma'il zurück, nur sei sie durch die Polytheisten und Götzendienern schon früh - in einer historisch nicht belegbaren Epoche - entweiht worden.) Mohammed sah seine Aufgabe gerade darin, den alten, ursprünglichen und reinen Zustand des Monotheismus nach Abraham wieder herzustellen.

Mohammeds Darstellung in christlichen Chroniken der Frühzeit

Die wohl älteste Quelle, in der Muhammed genannt wird, geht auf die syrische Chronik von Thomas dem Presbyter, der gegen 640 geschrieben hat, zurück:

am 4. Februar 634 am frühen Morgen fand ein Kampf zwischen den Byzantinern und den Arabern Mohammeds statt.

Diese Stelle, wie auch andere, wird in der Forschung dahingehend interpretiert, daß Mohammed bereits kurz nach seinem Tode, aber wohl auch schon zu seinen Lebzeiten, als militärischer Führer dargestellt wurde. In der Geschichte von Armenien eines Anonymus, die man allgemein einem Bischof von Sebeos zuschreibt, wird die Lehre Mohammeds im Zusammenhang mit dem Sieg des Umayyaden-Kalifen Mu'awiya im ersten Bürgerkrieg (656 - 661) wie folgt beschrieben:

Ihr seid die Söhne Abrahams und Gott will durch euch sein Versprechen, das er Abraham und seiner Nachwelt gegeben hatte, verwirklichen. Liebe den Gott Abrahams, gehe hinaus und nimm das Land in Besitz, das Gott deinem Vater Abraham gegeben hatte, denn niemand wird imstande sein, dir im Kampf zu widerstehen, denn Gott ist mit dir.

In der Chronica minora III., im Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium, wird der arabische Prophet ebenfalls als militärischer Führer verstanden:

im Jahre 940 des Alexander (d. i. 628 - 629) betraten Heraclius und die Byzantiner Konstantinopel. Muhammed und die Araber brachen vom Süden auf und betraten das Land und unterwarfen es.

Auch hier kommt es klar zum Ausdruck, daß Mohammed diese Eroberungszüge veranlasst und zum Teil selbst geführt hatte. Daß Mohammed sich als Erneuerer des abrahamschen Monotheismus verstand, bestätigen auch die frühesten christlichen Chroniken aus der Mitte des 7. Jahrhunderts. Sie führen im einzelnen auch aus, daß es Mohammed war, der die Araber vom Götzenkult zum Monotheismus führte und den Arabern neue Gesetze gab. Johannes bar Penkaye, ein Mönch in Nordmesopotamien, der nach eigener Auskunft im 67. Jahr der Herrschaft der Araber (d. i. 686 - 687) schrieb, berichtet:

Sie (die Araber) halten an der Tradition Mohammeds so stark fest, daß sie jeden, der seine (Mohammeds) Gesetze missachtet, mit dem Tode bestrafen.

In der Chronik von Zuqnin, im Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium, heißt es zu Beginn der Darstellung des Islam:

Da er (Mohammed) ihnen (den Arabern) den einzigen Gott beschrieb und sie (die Araber) unter seiner Führung die Byzantiner besiegten und da er ihnen Gesetze gemäß ihren Wünschen gab, nennen sie ihn "Prophet" (nbîyâ) und "Gesandter" (rasùlâ) Gottes.

Literatur

  • Hartmut Bobzin: Mohammed. 2. Auflage. Beck, München 2002, ISBN 3-406-44744-9
  • Michael A. Cook: Muhammad. Neuauflage. Oxford University Press, Oxford 1996, ISBN 0-192-87605-8 (auf Englisch)
  • Ali Dashti: 23 Jahre. Die Karriere des Propheten Mohammed. 2.Auflage. Alibri, Aschaffenburg 2003, ISBN 3-932710-80-0
  • Muhammad Ibn Ishaq: Das Leben des Propheten - As-Sira An-Nabawiya. Spohr, Kandern im Schwarzwald 1999, ISBN 3-927606-22-7
  • A. Guillaume (Übers.): The Life of Muhammad. A translation of Ibn Ishaq's Sirat Rasul Allah. Oxford University Press.1955.
  • F.M.Donner: Muhammad's Political Consolidation in Arabia up to the Conquest of Mecca. In: The Muslim World 69 (1979) 229-247.
  • Günter Kettermann: Atlas zur Geschichte des Islam. Primus-Verlag, Darmstadt 2001, ISBN 3-89678-194-4
  • Martin Lings: Muhammad. Sein Leben nach den frühesten Quellen. Spohr, Kandern im Schwarzwald 2000, ISBN 3-927606-24-3
  • Harald Motzki (Hrsg.): The Biography of Muhammad. The issue of the Sources.. Brill. Leiden 2000. ISBN 90-04-11513-7
  • Uri Rubin (ed.): The Life of Muhammad. The Formation of the Classical Islamic World. Volume 4. Ashgate Variorum. ISBN 0-86078-703-6
  • Uri Rubin: The Life of Muhammad and the Qur'ân: The case of Muhammad's Hijra. In: Jerusalem Studies in Arabic and Islam. Bd. 28 (2003). S.40-64.
  • Miklos Muranyi:Die Auslieferungsklausel des Vertrages von al-Hudaibiya und ihre Folgen. In: Arabica 23 (1976), 275-295.
  • Arent Jan Wensinck:Muhammad and the Jews of Medina. Berlin 1982. ISBN 3-9800467-4-5
  • Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium. Paris 1903-
  • Hazrat M. B. Ahmad: Das Leben des Heiligen Propheten Mohammad. Verlag der Islam, 1994, ISBN 3-921458-92-7 (eine Biographie Mohammeds aus der Sicht der Ahmadiya-Sekte.)

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